Ober- Und Unter-Döbling

Ober- Und Unter-Döbling

Ober- und Unter-Döbling Ober- und Unter-Döbling, die heute ein zusammenhängendes Stadtgebiet bilden, waren früher zwei selbständige, voneinander verschiedene und getrennte Dorfgemeinden. Das höher gelegene Ober- oder, wie oft genannt, Alt-Döbling war die ältere Ansiedlung, die sich auch verhältnismäßig rascher und ansehnlicher entwickelte als das benachbarte, tiefer gelegene Unter-Döbling, und gab übrigens dem gesamten Vorort und später dem ganzen 19. Bezirk den Namen: Döbling. Seine hohe, freie Lage erschien bereits den Römern als strategisch wertvoll und geeignet, um von hier den Donaustrom und die Ebene zu überschauen. So erhob sich an der gegen den Strom abfallenden Steilterrasse, wo heute der Garten des Hauses Döblinger Hauptstraße Nr. 26 (alt 90) bis zur Heiligenstädter Straße hinabreicht, der schon erwähnte römische Wachtturm (vgl. Allg. Gesch., S. 35). Dieser, specula praesidum genannt, glich in seiner viereckigen prismatischen Form allen derartigen Befestigungen und diente auch zum Schutz des Verkehrs, der sich auf der Heeresstraße ziemlich rege gestaltete, wie auch des Grenzwalles (limes), der sich hier, von Liechtental längs des Steilrandes der Donau (heute Heiligenstädterstraße) bis zum heutigen Nußdorf hinzog und gleich der Straße von da bis Astura (Asturis, heute Klosterneuburg) weiterführte. Die Errichtung des Turmes fällt in die Zeit Kaiser Valentinianus (364 - 375 n. Chr.). Noch 1872 fanden sich an der Stelle, wo einst der Turm gestanden, Mauerreste vor, große Leistenziegel (des Daches), ein Hohl- und drei Bauziegel, letztere mit der Prägung TEMP(ORE) UR(SICINI)1). Die Mauern wiesen eine Dicke von 1,26 Meter auf und waren noch so fest, dass sie, um weggeräumt zu werden, gesprengt werden mussten. In demselben Garten fand sich auch eine alte römische Straßensäule, deren Echtheit wohl angezweifelt worden ist 2), und römische Münzen und Ziegelreste 3). Auch nahm man an, dass sowohl der Turm der alten Pfarrkirche (vor dem Neubau im Jahre 1829) als auch der Name „Hohe Warte“ auf römischen Ursprung zurückzuführen sind. Ein Ziegel der XIV. Legion und ein Bronzesesterz des Kaisers Antonius Pius (138 - 161 n. Chr.) wurden ebenfalls hier gefunden. Wirkliche Kunde von Döblings Bestand geben uns eigentlich erst geschichtliche Quellen aus der Zeit der Babenberger. Schon unter Leopold dem Heiligen (1095 - 1136) lässt sich der Ort nachweisen (über die erste Ansiedlung vgl. Allg. Gesch., S. 37). Die fränkische Ansiedlung (vgl. S. 41) zog sich zuerst längs der heutigen Hofzeile, rechts vom Bach, dahin und sah auf die etwas später entstandene kleinere Niederlassung jenseits des Baches, aus der dann Unter-Döbling 4) hervorging, von der Höhe herab. Zwischen beiden Orten befand sich die auch heute noch wahrnehmbare Talsenke. Damit steht auch der Ursprung des Namens Döbling in Zusammenhang, wie sich an der Hand der Familiengeschichte der Herren von Topolic, der ersten Grundherren dieses Gebietes, unzweideutig nachweisen lässt. (Näheres siehe unter „Namenerklärungen“.) Den Kern der Ansiedlung diesseits des Baches bildete die heutige Hofzeile, den der jenseits des Baches die Straßenzüge der heutigen Nußwald- und Rudolfinergasse. Als die ältesten Grundbesitzer von Döbling werden schon im 12. Jahrhundert Angehörige eines im Ort ansässigen adeligen Geschlechtes, das auch fortan bis ins 14. Jahrhundert fortlebte, urkundlich erwähnt 5): Die Herren von Topolic. Sie besaßen sowohl in Döbling selbst als auch in dem benachbarten Sievering und anderwärts Gründe und Weingärten. Ihr Hof stand auf der Höhe über dem „Chrottenbach“, also auf dem höchsten Punkte, der später der Tullnerberg genannt wurde und heute die Villa Wertheimstein trägt. Diese Tatsache lässt mit umso größerer Sicherheit annehmen, dass dieses Geschlecht österreichischer Dienstmannen bayrischer Herkunft war und sich nach dem „Tobel“ nannte und auch der Ort danach seinen Namen Topelich (später Döbling) erhielt. Wie rein deutsch das Geschlecht war, beweisen allein schon die in seinen Ahnenreihen immer wiederkehrenden urdeutschen Vornamen, wie: Dietrich (Theoderich), Wolfgang, Hermann, Ludwig, Wernher, Gebhard; Agnes, Geiser oder Geisel (Gisel), Richarda u.a. Von diesem Geschlecht sind urkundlich folgende Glieder bekannt: Im 12. Jahrhundert: Dietrich (Theodoricus) de Teopolic (wohl richtiger Topolic); er erscheint im Jahre 1130 als Zeuge einer Schenkung des Castellans Otto von Medelich (Mödling), in welcher dieser sein Gut (mit einem Weingarten) zu Missow (Meißau) an Klosterneuburg gibt. In derselben Urkunde (F. 2, IV, 27) findet sich vor Dietrich noch ein Pilgrim von Topolic; Pilgrimus de Teopolic um 1130 bis 1140; daneben finden sich auch andere Schreibformen wie: P. de Topilicha, P. de Tobiliche, Piligrimus de topilicha; Pilgrim von Topilic (Teopolic) als Bergmeister im Salbuch von Klosterneuburg; 1131 als Zeuge einer Schenkung Rapolos an Klosterneuburg; Wolfgerus (Wolfgang) de Tobilike um 1155. Im 13. Jahrhundert: Prunricus (Brunrich) de Tobelich (1233 bis vor 1286): im Jahre 1248 wird er „dominus“, 1275 mit seinem Sohn Arnoldus (als Zeuge) Preunricus, Prunrich de Toblico, auch Prunricus de Toblich genannt; er hatte einen Hof in Döbling, zu dem auch Obst- und Weingärten gehörten; als sein Hof 1286 an die Tullner Nonnen überging, war er schon tot. Sein Sohn Arnolt de Tobelic (Toblich, Töblich) lebte ungefähr von 1250 bis 1276. In einem Verzeichnis des Besitzes des Pfarrers von Heiligenstadt vom Jahre 1256 begegnen wir auch seinem Namen. Seine Ehefrau hieß Agnes. Es selbst besaß einen Weinzehent zu „Döblinch“6), den er 1276 (13. Mai) im Einvernehmen mit seiner Frau dem „ehrbaren Manne“ Wolfker von Vischamunde verkauft. Jenzo de Dobling tritt 1252 in einer Urkunde Herzog Ottokars für das Stift St. Pölten als Zeuge auf. Hermann von Dobling erscheint 1268 als Bergmeister in Döbling. Im 14. Jahrhundert wird in verschiedenen Kauf- und Schenkungsurkunden am öftesten Ludwig von Toeblich (1301 bis vor 1361) genannt. Er besaß u. a. einen Weingarten „auf der hohenwart“, den er an Gottschalks von Ibs Witwe verkaufte. Er und seine Gattin Geisel (Gisela) erscheinen als Lehensbesitzer; er selbst nennt sich „amman (Amtmann) von Toblich“ und „ze den ziten meiner prawen diener ze Tuln“. Ihre Tochter war nämlich in dieses Kloster eingetreten und so gaben sie den Tullner Nonnen („zu unseren chint“) jährlich zwei Hühner und ein halbes Fuder Wein Bergrecht zu dienen, das zu Toblich auf einem Weingarten, einem Obstgarten und einem Hof lag. Zwei Lehen hatten Ludwig v. Toblich und seine Frau in Döbling von Leopold von Sachsengang inne7). 1309 wird Ludwig von Toblich „zu den zeiten forstmaister in Österreiche“ genannt und verkauft im Einverständnis mit seiner Frau Gülten, d. h. Schuldigkeiten, auf seinem Hof zu Toeblich an das Tullner Frauenkloster8). 1310 aber erwerben sie käuflich von „hern Ortolffen von Atzzenprocke 9) 24 Pfennig Geltes . ., die gelegen sint ze Toeblich avf vier hovesteten um 3 Pfg., welche sie gegen 42 Pfg., die die Prediger Nonnen zu Tulln in Grinzing besitzen, eintauschten“ und 1311 kauft „der ersame mann Ludweig von Toblich der Forstmeister“ einen „Hof, des fonf lehen sint gelegen auf des gotshauses aigen von Newnbruch (Klosterneuburg) ze Chrotendorf“ 10). Im selben Jahre verkaufen sie einen Weingarten im Chäswazzersgraben (Kaasgraben); 1315, da sich des Stiftes Klosterneuburg Holden 11) Jagdfrevel zu Otakeringe zu schulden kommen ließen, lässt sich Ludwig durch die Bitten des Propstes zu einem Vergleich bewegen. 1316 verbürgt er sich gegen die Klosterfrauen zu Tulln, 1322 aber wird er schon „der alte forstmaister“ genannt. Ludwig von Toblich scheint zweimal verehelicht gewesen zu sein und hatte drei Söhne, von denen der eine wohl aus erster Ehe stammte: Seyfreit, Ludwig und Andre. Zur selben Zeit wie Ludwig von Toeblich lebten: Chadolt (Hartold, Hadolf?) von Toeblich und Ulrich, sein Bruder; 1311 wird er des „Roten gesweye (Schwager) genannt. Wernher und Rudolf von Toeblich „in der newen strazze“ (1311), ferner Ernst von Toblich (1312), Bergmeister (vgl. S. 65) des Tullner Nonnenklosters. Reichwein 12) von Toebelich (1315 urkundlich genannt). Engelprecht von Toblich ist 1329 „zen den zeiten phleger und perchmaister (Bergherr) der geistlich vrowen von Tuln in dem chloster.“ Gebhard von Döbeling 13) und seine Frau Khatrey (Katharina) um das Jahr 1357; mit ihm wird auch sein Bruder Rueger (Rüdeger) genannt. Jacob von Töbling und dessen Hausfrau Gertraud dürften die letzten Träger des Namens gewesen sein. Schon 1357 war die Gefahr des Aussterbens für das Geschlecht sehr nahe gekommen, denn Gebhard von Döbelinch und seine Hausfrau Kathrey und Rueger, sein Bruder, „verschaffen“ (d. h. vermachen) im genannten Jahre (am St. Valentintage) für den Fall, dass sie ohne Kinder abgingen, all ihr Gut zu Döebelikh und ihren Hof und Weingärten zu Siveringen“ Jörigen (Georg), dem jüngeren Enkel, „so ihrer der Fraun Kathrey Schwester Kind ist und nächster Blutsfreund“ 14). Das Wappen der Herren von Topolic (Döbling) war, wie auch ihren Sigillen (Siegeln) zu entnehmen ist, „ein schwarz-weiß geschachteter Querbalken in einem dem Anschein nach gelben Schilde, der ein förmliches Dreieck bildete. Engelprecht von Toblichs (s. d.) Siegel zeigt einen dreieckigen, waagrecht geteilten Schild mit zwei mit dem Rücken gegeneinander gekehrten Löwen im oberen Feld und der Umschrift: „S. ENGELBERTI. D. PRUNN.“ Am Ende des 14. Jahrhunderts wird kein Spross dieses Geschlechts mehr urkundlich erwähnt. Aus den bereits angeführten Kauf-, Tausch- und Verkaufsurkunden geht hervor, dass es sich hierbei vornehmlich

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