Geschichte Des Deutschen Ordens

Geschichte Des Deutschen Ordens

© Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at Urkundliche Beiträge zur Geschichte des deutschen Ordens in TIROL. Von P. Justinian Ladurner. Innsbruck, Druck der Wagnerischen Buchdruckerei. 1861. © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at — 3 — „Wen über ein Land auch nur das Geringste interessirt, dem ist schwer, etwas zu schreiben, was ihm uninteressant wäre.". ..Aber' nur Facta, böse, wenn keine guten, kleine, wenn keine grossen; die Urtheile machen wir uns lieber selbst" Johann v. Müllers Briefe an seinen Bruder, 13. März 1802. Deseelt von dem Wunsche, dass Jeder, welcher auf irgend eine Weise sich im Stande fühlt, zur Aufhellung der Geschichte seines Vaterlandes beizutragen, dieses auch bethätigen möge, insbesondere, wenn es irgend eine Parlhie derselben betrifft, welche bisher noch gar nicht oder nur wenig behandelt worden und dennoch für selbe einiges Interesse bietet, hat der Samm- ler vorliegender Beiträge zur Geschichte des deutschen Ordens in Tirol es gewagt, selbe dem Wunsche gemäss hieniit der Oeffentlichkeit zu übergeben. Unsere Chronisten und Geschichtschreiber wussten bisher über das Entstehen der deutschen Ordensbailei an der Etsch und im Gebirge sowie der einzelnen Comenden derselben und deren Schicksale nur sehr \Yeniges, und selbst diess Wenige theils nur fragmentarisch, theils nicht selten irrig zu berichten; worüber man sich aber nicht zu sehr verwundern darf, wenn man bedenkt, dass der deutsche Orden seit Jahrhunderten seine Archive und Urkunden mit Argus-Augen bewachte. — Erst in neuester Zeit hat Herr Mathias Koch in dem ersten Hefte des Jahrgangs 1849 des von der kaiserl. Akademie der Wissen- de © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at _ 4 — Schäften herausgegebenen Archivs für Kunde der östr. Geschichts- Quellen „Beiträge zur Geschichte des deutschen Ordens in Tirol, geschöpft aus Urkunden des Archivs der Deutschordens-Ballei zu Bozen" veröffentlicht; ich glaube jedoch, dass dadurch meine Arbeit nicht überflüssig gemacht worden; denn bei aller Ach- tung für Anderer Leistungen, besonders wenn selbe eine noch gar nicht oder nur wenig bearbeitete Parthie unserer vater- ländischen Geschichte betreffen, kann ich nicht umhin zu bemer- ken, dass diese Mittheilungen ziemlich lückenhaft sind und ohnehin nur bis zum Jahre 1486 gehen und zudem noch die Urkunden ganz flüchtig und ungenau benützt wurden. Oder was soll man sich denken, wenn man den Ausdruck: unam petiam terrae casalivae, d. h. ein Grundstück, worauf ein Bauernhaus steht, von Hrn. Koch S. 15 in einen Fels (Petra) eines casalinischen Landgutes umgewandelt Iiesst ? — oder wenn Hr. Koch S. 22 die Urkunde, wodurch Bertold, der Patriarch von Aquileja, den Augustinern zu Maria Coronata: „collationes vobis factas a venerabilibus Fratribus episcopo tridentino de monasterio sanctorum Marii et Marthae, et ab episcopo fellrensi de monaslerio sanctorum Petri et Bartholomei" bestätiget, folgender Weise anführt: „1245. Verona. Bertold von Aquileja bestätigt dem Augustiuer-KIoster Maria Krönung in Trient die Spenden von heiligen Schriften, welche demselben von dem Kloster der heiligen Marias und Martha, und vorn Bischöfe von Feltre aus dem Kloster der heiligen Petrus und Bartholomäus zugeflossen sind." — Seite 15 lässt Hr. Koch den Grafen Johann von Tirol (ersten Gemahl der Gräfin Mar- garetha Maultasch) das von Jacob dem Trautson den Brüdern zu Sterzing geschenkte lehenbare Gut zu Peweren im Jahre 1319 vom Lehensverbande lösen; — während doch dieser Graf Johann erst im Jahre 1322 geboren wurde; in der Urkunde © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at 5 steht gut leserlich: Heinrich, Graf von Görz und Tirol. — Derlei Unrichtigkeiten finden sich in seinem Aufsatze noch mehrere; jedoch werde ich mich weder hier noch in den vor-1 liegenden Beiträgen weiter mit Anführung und Widerlegung der- selben befassen, da der geneigte Leser durch Vergleichung meiner genau nach dem Inhalte der Urkunden gelieferten Aus- züge mit den Beiträgen des Hrn. Koch selbe leicht selbst erkennen kann. Da mir durch die zuvorkommende Güte des ehemaligen Verwalters der Land-Comende Weggenstein zu Bozen, des Hrn. Ernst, sowie auch des jetzigen, Hrn. Mair, (denen ich hiemit zugleich meinen innigen Dank dafür erstatte) die Be- nützung des Ordens-Archivs daselbst gestattet wurde, sowie auch anderwärts in andern Archiven bezügliche Urkunden mir in die Hände kamen, so wollte ich hiemit den Versuch wagen, nicht so sehr eine vollständige Geschichte des deutschen Ordens in Tirol, als vielmehr nur erweitertere Beiträge zu derselben, — in so weit vorliegende Urkunden oder anderweitige verläss- liche Aktenstücke und Aufzeichnungen Stoff dazu gewährten, zu liefern. — Diese Beiträge machen keineswegs auf Vollstän- digkeit Anspruch und dürften wohl für immer etwas lückenhaft bleiben, da sowohl der Brand der Comende in Sterzingen gegen Ende des 15. Jahrhunderts sowie die Plünderung der Comen- den zu Bozen und Lengmoos im Jahre 1525 durch die rebelli- schen Bauern sehr viele interessante Urkunden vernichteten, während andererseits die unverzeihliche Vernachlässigung der Urkunden und Schriften der Comende Schlanders seit ihrer Aufhebung durch die baierische Regierung, und nicht minder Fahrlässigkeit am Ende des vergangenen und im Anfange dieses Jahrhunderts gegen das Ordens-Archiv zu Bozen manche schätz- bare Nachricht über den Orden in Tirol zu Grunde gehen Hessen. © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at — 6 — Wer nur einen blühenden Styl oder angenehme Unter- haltung sucht, lege diese Schrift alsogleich bei Seite; für ihn ist sie nicht zusammengetragen; denn ich wollte hier bloss trockene Auszüge aus Urkunden in chronologischer Ordnung — nur lose verbunden als Materiale für einen künftigen Ge- schichtschreiber liefern. Der Sammler ist sich hiebei nur ,zu sehr bewusst, dass diese Arbeit einer geübtem Hand bedurft hätte. — Möge man daher dieselbe als das betrachten, was sie ist, — als kleinen malerielen Beitrag zur Geschichte des deutschen Ordens in Tirol und somit zur vaterländischen Ge- schichte selbst, — und möge man derselben eine nachsichtige ßeurtheilung schenken! Schliesslich bemerke ich nur noch, dass, weil gewohnt immer bei allen historischen Angaben auch deren Quelle zu bezeichnen, um allzugehäufte Citationen zu vermeiden, dort, wo keine Quelle besonders angezeigt ist, sondern 0. A. d. h. Ordens-Archiv steht, stets das Archiv des deutschen Ordens zu Bozen oder auch von dem seligen Pfarrer Parschalk zu Lengmoos gesammelte Urkunden, welche nun mit dem Archive der Land-Comende zu Bozen vereinigt sind, darunter zu ver- stehen seien. © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at Bei dem im 12. Jahrhunderte neu erwachten Eifer ins hl. Land zu ziehen, weil viele Pilger arm waren und nur mit Hilfe wohlthätiger Leute auf dem weiten Wege sich durch- bringen konnten, errichtete die christliche Charitas an den Strassen bei beschwerlichen Uebergängen in unsern Gebirgen, oder auch an besuchteren Orten Herbergen für diese Pilger oder auch andere Wanderer zur Unterkunft und Pflege, und nannte dieselben Hospitäler (Häuser der Gastfreundschaft), wozu vorzüglich die Bischöfe von Trient und Brixen, sowie manche Edle des Landes Vieles beitrugen. Unterdessen war, — nachdem schon 1118 mit Bewilligung des Patriarchen zu Jerusalem ein Hospital „das deutsche Haus" genannt, worin mehrere deutsche Männer die Werke christlicher Liebe, die Beherbergung und Pflege der Erkrankten und Ver- wundeten übten, entstanden, — bei der Belagerung von Acre im Jahre 1190 theils zur Verteidigung des hl. Landes, theils zum Schütze und zur Pflege kranker oder verwundeter Kreuz- fahrer und Pilger, wie etwas früher der Templer- und Johan- niter-Orden, von mehreren adeligen deutschen Männern aus Lübeck und Bremen ein neuer religiöser Bund errichtet und schon im Jahre 1191 vom Papst Cölestin III. unter dein Na- men „der Orden des deutschen Hauses zur hl. Maria zu Jeru- salem" bestättiget worden. Die Brüder dieses Ordens trugen ein schwarzes Kreuz auf vveissem Mantel, beinahe die nämliche Verfassung befolgend wie der etwas früher errichtete Johanniter- Orden, aus dem sie eigentlich hervorgegangen. — Ohne mich in die weitläufigere Auseinandersetzung seiner Verfassung ein- zulassen, bemerke ich nur, dass an der Spitze des Ordens der © Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck download unter www.biologiezentrum.at — 8 — „Meister", später „Hochmeister" stand „und die einzelnen Mit- glieder des Ordens Brüder hiessen. Nebst den Ritter-Brüdern wurden schon in den ersten Zeiten des Ordens zur Besorgung des Gottesdienstes und Ausspendung der hl. Sacramente auch Priester-Brüder aufgenommen, und endlich hatte ähnlich dem dritten Orden des hl. Franciscus und des hl. Dominicus auch der deutsche Orden seine dienenden Brüder, welche auch verehlicht sein konnten. — Den einzelnen Theilen des Ordens- gebietes, welche Balleien hiessen, standen Landcomtnre vor; ihnen unterstanden die Comture als Obere der einzelnen Haus- Convente. — Zu bemerken ist noch, dass im 13. und 14. Jahr- hunderte es in der alten Ordensverfassung war, dass die Land- Comture wie die Landmeister ihr Amt nicht lebenslänglich bekleideten; 2 oder 3 Jahre war die gesetzliche Zeitbestim- mung ; nach Verlauf derselben, wenn keine weitere Bestätigung erfolgte, dankten

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