Naturschutz Und Rechtsradikalismus -Bfn Skripten 394

Naturschutz Und Rechtsradikalismus -Bfn Skripten 394

Naturschutz und Rechtsradikalismus BfN-Skripten 394 2015 Naturschutz und Rechtsradikalismus Gegenwärtige Entwicklungen, Probleme, Abgrenzungen und Steuerungsmöglichkeiten Heinrich, Gudrun Kaiser, Klaus-Dieter Wiersbinski, Norbert Titelbild: Kastanienblatt mit Krankheitssymptomen (Foto: Nordreisender/fotolia.com) Adressen der Herausgeber: Klaus-Dieter Kaiser Evangelische Akademie der Nordkirche Am Ziegenmarkt 4 18055 Rostock [email protected] Dr. Gudrun Heinrich Universität Rostock Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften Arbeitsstelle Politische Bildung/Didaktik Ulmenstraße 69 18057 Rostock [email protected] Fachbetreuer im BfN: Dr. Norbert Wiersbinski Fachgebiet II 5.3 „Internationale Naturschutzakademie Insel Vilm“ [email protected] Diese Veröffentlichung wird aufgenommen in die Literaturdatenbank „DNL-online“ (www.dnl-online.de). BfN-Skripten sind nicht im Buchhandel erhältlich. Eine pdf-Version dieser Ausgabe kann unter http://www.bfn.de heruntergeladen werden. Institutioneller Herausgeber: Bundesamt für Naturschutz Konstantinstr. 110 53179 Bonn URL: www.bfn.de Der institutionelle Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und Vollstän- digkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in den Beiträgen geäußerten An- sichten und Meinungen müssen nicht mit denen des institutionellen Herausgebers übereinstimmen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des institutionellen Herausgebers unzu- lässig und strafbar. Nachdruck, auch in Auszügen, nur mit Genehmigung des BfN. Druck: BMU-Druckerei Gedruckt auf 100% Altpapier ISBN 978-3-89624-129-0 Bonn – Bad Godesberg 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ..................................................................................................................... 6 NORBERT WIERSBINSKI, KLAUS-DIETER KAISER, GUDRUN HEINRICH 2 Naturschutz und Rechtsextremismus – ein multiperspektivischer Blick .............. 14 2.1 Politische Steuerung und ihre Legitimation: Wie demokratisch ist Naturschutz? ......................................................................... 14 SAMUEL SALZBORN 2.2 Naturschutz und rechtsextreme Ideologien. Abgrenzungen im Hinblick auf das Ideal landschaftlicher Eigenart ...................... 22 THOMAS KIRCHHOFF 2.3 Fremdenfeindlichkeit im Naturschutz? Zur Problematik heimischer und fremder Arten...................................................... 38 REINHARD PIECHOCKI 2.4 Argumentationsmuster von RechtsextremistInnen im Bereich Natur- und Umweltschutz ......................................................................................... 54 NILS FRANKE 2.5 Völkische Erweckung – Die Natur- und Tierliebe von Paul Förster ....................... 62 ANDREAS SPEIT 3 Naturschutz und Rechtsextremismus – der Blick in die Geschichte .................... 73 3.1 Naturschutz und Demokratie. Vom Hang zu‚ starken Männern‘ und lange Zeit bewusst verschwiegenen demokratischen Traditionen 1880 bis 1970 ............................................................. 73 HANS-WERNER FROHN 3.2 Über Kontinuitäten im Naturschutz aus der Zeit des Nationalsozialismus in die DDR bis heute ................................................................................................. 86 HERMANN BEHRENS 3.3 Personelle und institutionelle Kontinuitäten im Naturschutz aus der Zeit des Nationalsozialismus in die frühe Bundesrepublik .................... 100 NILS FRANKE 3 4 Projekte, Aktionen und Argumente rechtsextremer Akteure im Naturschutz ..... 108 4.1 Völkische Netzwerke: Rechtsextreme ‚Nebelstrukturen‘ jenseits von Parteien und Vereinen ............... 108 ELISABETH SIEBERT 4.2 Grüne Braune – Seit sieben Jahren erscheint "Umwelt & Aktiv". Das Ökomagazin der extremen Rechten ............................................................... 118 ANDREAS SPEIT 4.3 Ökologie und Naturschutz in der NPD ................................................................... 123 JOHANNES MELCHERT 4.4 Extrem rechte Parteien im Klimawandel: Ein (kurzer) Blick auf die Schweiz, Österreich und Deutschland ........................ 128 BERNHARD FORCHTNER 5 Handlungsperspektiven .......................................................................................... 136 5.1 „Das, was wir machen können, ist informieren und unsere Satzung ändern.“ – Gespräch mit Dr. Helmut Röscheisen .................................................................... 136 GUDRUN HEINRICH 5.2 Das Verhältnis von Bildung für nachhaltige Entwicklung, Partizipation und demokratischer Kultur ..................................................................................... 140 MARCO RIECKMANN 5.3 Der Beratungsansatz der Evangelischen Akademie der Nordkirche in der Rechtsextremismusprävention .............................................................................. 149 HARTMUT GUTSCHE/ELISABETH SIEBERT 5.4 Wenn der völkische Nebel sich lichtet – Erfahrungen aus der Beratung für eine demokratische Kultur. Interview mit Hartmut Gutsche ........................................ 157 TATIANA VOLKMANN 5.5 Welche Beratung brauchen wir? Erfahrungen aus der Arbeit im Naturschutz .......................................................... 166 HILDEGARD EISSING 5.6 Möglichkeiten und Grenzen juristischer Auseinandersetzungen im Themenfeld ......................................................................................................... 171 VERINA SPECKIN 4 5.7 Erfahrungen in der Bildungsarbeit zur Sensibilisierung gegenüber rechtsextremen Tendenzen im Naturschutz .......................................................... 176 JANNIS GRABER 5.8 Veränderung durch Vernetzung und Engagement: Die Arbeit der Aktion Zivilcourage e.V. im ländlichen Raum Sachsens .............. 182 KIRSTEN HEINIG 6 Anhang ..................................................................................................................... 187 6.1 Beratungs- und Informationsmöglichkeiten zu Demokratiestärkung, Ökologie, Natur- und Umweltschutz .................................. 187 6.2 Die Autorinnen und Autoren................................................................................... 193 5 1 Einleitung Die Frage nach den Bezügen von Naturschutz und Rechtsradikalismus bzw. Rechtsextre- mismus zu stellen, wirkt zunächst ungewöhnlich. Der Antrieb, sich mit dieser Frage zu be- schäftigen, speist sich zum einen aus der Praxis der Beratungsarbeit im Bereich des Rechtsextremismus. Zum anderen wies auch eine inhaltliche Beschäftigung mit ideologi- schen Versatzstücken und Kampagnen des Rechtsextremismus auf dieses Themenfeld. Auslöser für das dem Band zugrunde liegende Projekt war die Erkenntnis, dass dieses The- ma zunehmend an Aktualität und Brisanz gewinnt. Im Landtag von Mecklenburg- Vorpommern forderte z.B. die rechtsextremistische NPD „ein klares Bekenntnis zu unserer gentechnikfreien Heimat“. Es gibt Bio-Bauernhöfe, die zugleich völkische Ideologien vertre- ten und zunehmend werden diese in der Öffentlichkeit auch als solche wahrgenommen. Umwelt- und Naturschutzverbände fragen deshalb verstärkt danach, wie sie durch Sat- zungsänderungen rechtsextremistische Mitglieder ausschließen können. Die Begriffe „Hei- mat“ oder „Fremde Arten“, die für die wissenschaftliche Reflexion und Praxis im Naturschutz notwendig sind, werden von rechtsradikalen Akteuren für ihre Zwecke, dem Propagieren einer Ungleichwertigkeit der Menschen, genutzt. Zugleich hatte die demokratische Öffentlichkeit lange Zeit klare Bilder und feste Orte im Be- wusstsein davon, was Rechtsextremismus bedeutet: Rechtsextremisten, das waren über- wiegend gewaltbereite junge Männer (und zunehmend auch Frauen) in einschlägiger Klei- dung. Es waren Mitglieder militanter Gruppen, die aus ihrer Überzeugung keinen Hehl mach- ten, sich in Cliquen, Gruppen und Parteien trafen und Aufmärsche, Parteitage und gemein- same Feiern organisierten. Rechtsextremismus wurde deshalb als vermeintlich eindeutig erkennbar erlebt und ereignete sich, zumindest scheinbar, in genau abgrenzbaren Sphären der Gesellschaft. Die praktischen Erfahrungen der Beratungstätigkeit der Evangelischen Akademie der Nordkirche und anderer Akteure und die wissenschaftliche Analyse zeigen aber, dass diese Sicht zu einfach war und ist. Klare Abgrenzung ist ebenso notwendig wie eine präzise Analyse der komplexen Situation. Die Wurzeln des Naturschutzes reichen weit in die Zeit der deutschen Romantik zurück, da- bei sind sowohl demokratische als auch autoritär-völkische Traditionslinien im Naturschutz angelegt. Eine der ersten umfassenden Untersuchungen über die Verbindungslinien und Anfälligkeit des Umwelt- und Naturschutzes gegenüber völkischen bzw. rechtsextremen Ideen legte Oliver Geden 1996 vor (GEDEN 1996). Der Naturschutz ist als Politikfeld von einer starken Unterstützung durch ein breites Feld zi- vilgesellschaftlicher Akteure geprägt. Er ist in seiner zivilgesellschaftlichen wie staatlich insti- tutionalisierten Struktur fest in der demokratischen Kultur verankert. Naturschutz als Hand- lungsfeld an sich ist weder links noch rechts. Die Vereine und Verbände sind sowohl nach ihrem Selbstverständnis Teil der offenen pluralistischen Gesellschaft als auch in ihrem Agie- ren eingebunden in demokratische Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse. Staatliche Akteure wie das Bundesamt für Naturschutz sind Anwalt und Steuerungsinstanz staatlicher

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