ÖÖsterreichischesterreichische PPostost AAGG gift IInfo.Mailnfo.Mail EEntgeltntgelt bbezahltezahlt zeitschrift für freies theater Thema: Tanz und Performance Darf der Tanz in Österreich noch wachsen? Andrea Amort juli/august/september 07 gift – juli/august/september 07 Inhalt editorial 38 Aus der Gegenwart kann man sich nicht da- vonstehlen aktuell 43 Wertzuschreibungsprozesse im Kontext 4 EON is alive 46 1 – 2 – 3 Generationen 52 Wahl der Delegierten zum TQW-Kuratorium politik 8 Umstrittene Kuratoriumsentscheidungen debatte 11 Entscheidungen im Sommerloch? 54 Nicht nachgedacht oder gar nicht erst gedacht?! 12 Gegenwartssplitter internationaler Kulturpolitik 55 „Entweder oder“ statt „Weniger ist mehr“ 15 Europäisch kooperieren und produzieren 57 Tod den Kuratoren! Oder: Wie schieße ich mir 15 Freies Theater in Deutschland selbst ins Knie 20 Aktuelle Fördertendenzen in der Schweiz 59 Fragen über Fragen zur sogenannten Theaterre- form diskurs 25 Gastlichkeit und Zeit in Performanz und Theorie service 28 VADA – Theaterconzeption für das 3. Jahrtausend 60 Intern 61 News thema 62 Aus der Szene 30 Tanz und Performance 63 Ausschreibungen 31 stück für stück: Begegnungen in Wellenbewe- 66 Festivals gungen 68 Premieren 36 Tanz die Transparenz editorial Liebe LeserInnen, Aus der Sorge, die Sommer-gift könnte in diesem Jahr eher grammatischen Titel Tanz die Transparenz über den Tanz- und ‚dünn’ ausfallen, ist mit insgesamt 68 Seiten unerwartet die Performance-Diskurs der KünstlerInnenplattform und der IG, bislang längste Nummer geworden – wir hoffen, Inhalt und auf dem Andrea Amort einen wunderbar weitsichtigen histo- Qualität überzeugen … rischen Aufriss der Geschichte des österreichischen (freien) Meinem Bericht über das European Off Network Mee- Tanzes vortrug und Tasos Zembylas ein grundlegendes Input ting in Brescia folgt in der Sparte Politik ein kleiner Parforce- über Wertzuschreibungsprozesse im kulturpolitischen Kontext Ritt vom Regionalen bis zum Internationalen: Barbara Stüwe- gab. Ihren Beiträgen folgt ein Gespräch mit Bert Gstettner, Eßl analysiert die letzten Kuratoriumsentscheidungen der Philipp Gehmacher und Claud Wagner zu Produktionsformen, Stadt Wien, gefolgt von einer aktuellen Zusammenfassung der Generationsfragen und Labels sowie ein Bericht zur Wahl derzeit bundespolitisch relevanten Problemlagen sowie einem der Delegierten ins TQW Kuratorium – wir gratulieren Marty Seitenblick auf internationale Themen – auch die Europäische Huber und Silvia Both. Union hat endlich erkannt, dass darstellende KünstlerInnen In der Debatte dokumentiert Victoria Moritz die Abset- derzeit zu den prekärsten Berufsgruppen gehören. Als Plädo- zung der Produktion Fast Food von Anna Hauer am Tag der yer für eine grenzüberschreitende Aufwertung des freien The- Premiere durch den Intendanten des Grazer Theaters Next aters schließen sich zwei sehr kompakte Beiträge von Günter Liberty. KosmosTheater-Intendantin Barbara Klein bezieht Jeschonnek, Geschäftsführer des Fonds für darstellende Kunst, kritisch Stellung zu meinem Strukturartikel in der letzten gift aus der frisch erschienenen Tagungsdokumentation Freies – (du hast vollkommen recht, Barbara!). Anschließend folgt Theater in Deutschland sowie ein Forschungsbericht von eine aktuelle Debatte: die KünstlerInnen-Plattform ZORN- Philippe Bischof zur Schweizer Situation an, die die gegen- Umleitung stellt ihr Manifest gegen die Wiener Theaterre- wärtigen Förderstrukturen, Probleme und Perspektiven un- form vor, auf das Nicole Delle Karth mit einer Entgegnung serer deutschsprachigen Nachbarländer dokumentieren. reagiert. Im Diskurs präsentiert Angela Heide das Projekt Philo- Im Serviceteil schließen sich der Bericht über ein Bun- sophy on Stage von Arno Böhler und Susanna Ganzer. Felix deslandtreffen in Kärnten und ein Blick von Mira Luna auf Strasser stellt das vom russischen Futurismus inspirierte Kon- die Podiumsdiskussion Autoren im Jugendtheater sowie zept VADA (Verein zur Anregung des dramatischen Appetits) Hinweise auf Ausschreibungen und prominente Festivals im vor, mit dem er und Boris Randzio versuchen, eine grenzü- Juli, August und September an. berschreitende Zitatnost-Achse Klagenfurt/Berlin/Moskau Die nächste gift erscheint aufgrund einer redaktionellen zu ermöglichen. Umstellung erst Anfang Oktober. Bis dahin wünschen wir Den Schwerpunkt dieser gift zum Thema Tanz und Per- allen einen produktiven, sonnigen, erholsamen Sommer und formance eröffnen Daniel Aschwanden und Paul Wenninger viel Spaß bei der Lektüre! in der Reihe stück für stück mit einem Gespräch über ihre letzten Produktionen. Marty Huber berichtet unter dem pro- Sabine Kock 3 gift – juli/august/september 07 aktuell EON is alive European Off Network Meeting in Brescia (Italien), Mai 2007 Ein Bericht von Sabine Kock Kurz vor Weihnachten 2005 erreichte mich ein mail aus Ita- dei, wo Michele Losi ein Festival ausrichtet. Dort brüteten lien – Davide Antonio und Antonella Cirigliano hatten unsere wir drei Tage über mögliche Themen und Formate, über die Präsentation des EON-Netzwerks auf dem IETM-Treffen in bestmögliche Koppelung von Meeting und Festival, haben Utrecht gehört und waren begeistert: „We plan to build up a sinniert, Räume angeschaut, Konzeptionen diskutiert … new festival in our region and we want to network internati- onal. We think, we can organize a meeting like St. Pölten”. Am Ende waren drei Themen klar: Ich hab dieses mail zunächst gar nicht ernst genommen • theater in/and war, und geantwortet, so ein Treffen würde ca. 100.000 bis 150.000 • women in/and theater und Euro kosten mit Raummieten, ReferentInnen, künstlerischem • performing arts and media – mit der Hintergrundfrage, Programm, Unterkunft und Verpfl egung der Teilnehmenden, inwieweit gegenläufi g zur Tendenz des Verschwindens der anteiligen Reisekosten, Werbung, Koordinationskosten und Körper von der Bühne gegenwärtig eine Art re-embodyment, ein paar Shuttlebussen. Prompt kam retour: ja das könnten also Performance mit starker Körperpräsenz sich etablieren sie sich vorstellen! würde. Zwei Monate später reisten Davide und Antonella an. Hinzukommen sollte die soziale Frage des multiprofessi- Die Situation in Italien – damals noch unter der Berlusco- onal artist sowie ein Raum, um eine nachhaltige Entwicklung ni-Regierung – war alles andere als rosig. Durch die Presse des EON-Netzwerks gemeinsam weiter zu besprechen. ging die drohende Schließung der Mailänder Scala aufgrund Bei den Festivalplanungen haben sich unsere Partner auf fehlender Budgets und im Bereich der Freien gab es fast kein harte Bedingungen eingelassen: Ein Akrobatik- und Zirkusfe- öffentliches Geld mehr. Teilweise hatten sich Gemeinden und stival in Brescia bringt jährlich zwischen 10.000 und 15.000 Regionen entgegen der Berlusconipolitik zu regionalen Netz- Zuschauer in ein zentrales Zelt – so sollte das neue Festival werken zusammengeschlossen, doch unsere neuen Partner auch verpfl ichtet werden, mindestens 10.000 Zuschauer anzu- hofften zu der Zeit auf eine weitgehende Finanzierung durch locken. Als Schnittstelle von Festival und Treffen wurde eine private Sponsoren: Der Reifenhersteller Pirelli und eine Bank „Infi nity Box“ vereinbart – eine offene Bühne, auf der Mit- waren im Gespräch, zudem ein starker Partner aus der Region, glieder des EON-Netzwerks auftreten können sollten. (Das der ein gerade auf privater Basis entstehendes Kulturareal in Format wurde am Ende zu lowcost Bedingungen realisiert, Brescia als möglichen Ort für das Treffen kostenlos einbrin- was in der Planung durchaus problematisch zu bewerten ist. gen wollte. Als einzige EON Partnerin zeigte darin Semolina Tosic aus Im Juli 2006 sind wir zu dritt zu einem Planungstreffen Barcelona eine installative Kurzversion ihrer aktuellen Per- nach Brescia gereist bzw. mitten ins Hinterland der Lombar- formance Lenin is mine.) 4 aktuell I have not been happy like this the last three years and I don´t want to be forced to go back into my reality of Gaza Strip Rajad Abusierrieh Am Rande des IETM-Meetings in Helsinki im Spätherbst Kommunikation im offenen Zelt bzw. im Freien abspielen 2006 wurde in einer größeren Gruppe fundiert weiter geplant konnte. Bestes Zeichen dafür, dass hier Vernetzung wirklich – Gunnar Gunnsteinson und Aino Freyja Järvalä von der islän- stattfand: schon morgens in den Shuttlebussen herrschte dischen IG (ja die gibt’s!) brachten sich mit unverbrauchtem – nach sehr kurzen Nächten – reges Stimmengwirr und nicht Elan und kritischer Verve ein und im Februar 2007 konnten müdes Schweigen ... Doch zum Programm: wir die Struktur des Treffens und das Programm auf einem Michele eröffnete das Meeting philosophisch mit Walter Pre-Meeting mit etwa 15 Personen in Brescia fi nalisieren Benjamins Engel der Geschichte, der über uns wachen sollte. – grandios moderiert von Richard Sobey aus England! Mimma Gallina und ich umrissen den Horizont des Treffens Dazwischen lagen grundlegende Veränderungen der in einem Dialog über „Big questions“ der freien Theaterar- Rahmenbedingungen und diverse Turbulenzen: Durch die beit – von Produktionsformen auf der Grundlage der allseits Wahl Romano Prodis und die politischen Veränderungen in prekären Arbeitsbedingungen, der Innovationskraft und Re- Italien wurde es für unsere Partner möglich, sowohl das Fe- levanz bis hin zu Visaproblemen, die eine Freizügigkeit und stival als auch das EON-Meeting weitgehend aus öffentlichen Mobilität für viele KünstlerInnen unmöglich machen. Mitteln zu bestreiten (die politischen Hintergründe sind dabei jedoch nicht einfach, sondern sehr komplex).
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