DE ANNE FRANK in Frankfurt am Main © Anne Frank Fonds © Anne Frank Aus dem Tagebuch Inhalt „Du weißt längst, dass es mein liebster Wunsch ist, einmal Journalistin 4 Grußwort und später eine berühmte Schrift- stellerin zu werden. Themen habe ich 6 Anne Franks Leben bis jetzt genug. Nach dem Krieg will ich auf jeden Fall ein Buch mit dem Titel ‚Das Hinterhaus‘ herausgeben. 10 Rundgang 1: Dornbusch Ob mir das gelingt, ist auch die Frage, Wo lebte die Familie Frank? aber mein Tagebuch wird mir als Grundlage dienen.“ Eine traditionsreiche Frankfurter Familie Jüdisches Leben in Frankfurt Anne Frank, 11.5.1944 zur Zeit Anne Franks Legende 24 Rundgang 2: Innenstadt Gedenkstätte und Museen Wichtige historische Information Von Frankfurt nach Amsterdam Haus, das in Zusammenhang mit der Familie Frank steht Verfolgt, untergetaucht, ermordet: Die Familie Frank in den Niederlanden Geburt und erste Jahre von Margot & Anne in Frankfurt 36 Erinnern & Engagieren Hochzeit Die Bildungsstätte Anne Frank Sehenswürdigkeit Das Familie-Frank- Zentrum Museum Wer in Frankfurt alles den Namen Anne Frank trägt öffentliche Einrichtung Synagoge Impressum 2 3 „Bis zu meinem vierten Lebensjahr wohnte ich in Frankfurt …“ Viele Jahre hatten sich engagierte Frankfurter*innen Anne Frank, Tagebuch, 20.6.1942 immer wieder dafür eingesetzt – und doch hat es sehr lange gedauert, bis die Bürger*innen der Stadt be- gannen, eine ihrer bekanntesten Autorinnen angemes- sen zu würdigen. Auch heute verweisen nur einfache Hinweistafeln auf die Häuser, in denen die Familie Frank gelebt und Anne Frank die ersten Lebensjahre verbracht hat. Die Gründung der Bildungsstätte Anne Frank durch Frankfurter Bürger*innen war dem Wunsch geschuldet, dem sparsameren Gedenken im öffentlichen Raum eine lebendige Erinnerungskultur zur Seite zu stellen. Annes Vater Otto hatte sich bereits in den fünfziger Jahren dafür eingesetzt, dass in der Geburtsstadt sei- ner Tochter ein Ort geschaffen wird, der an Anne Frank erinnert und die Botschaft ihres Tagebuchs lebendig hält. 1997 wurde die Bildungsstätte Anne Frank (damals noch „Jugendbegegnungsstätte“) dann wenige hundert Meter von Annes Elternhaus im Stadtteil Dornbusch ein- gerichtet. Natürlich, Anne Frank hat nicht lange hier gelebt – die Franks mussten auswandern. Und doch ist die Geschichte der Familie, die seit vielen Generationen in Frankfurt lebte, in vielfacher Hinsicht kennzeichnend für die Stadt: Frankfurt hatte damals eine der größten jüdischen Ge- meinden in Deutschland, mit einer aufstrebenden Mittel- schicht, die vom Antisemitismus, der sich auch in diesem liberalen, urbanen Milieu verbreiten konnte, überrascht wurde. Wir haben in diesem Büchlein vieles zusammengetra- gen, was man über Anne Frank und ihre Geburtsstadt wissen muss, und verstehen es als einen Einstieg zu ei- ner näheren Beschäftigung mit dieser ganz besonderen Dr. Meron Mendel, Direktor Verbindung und den Spuren von Anne Frank in Frankfurt der Bildungsstätte Anne Frank am Main. 4 5 Anne und ihre Familie stammen aus Frank- Anne Franks furt am Main, einer Stadt, in der ihre Vor- fahren schon seit rund 400 Jahren bezeugt Leben sind. Hier wird Anne am 12. Juni 1929 geboren. Ihre Schwester Margot ist drei Jahre und vier 12.6.1929 Monate älter als sie. Die Familie lebt und Geburt von Durch ihr Tagebuch wurde Anne Frank Anne Frank wohnt im Stadtteil Dornbusch nördlich der weltberühmt. Sie schildert darin das Innenstadt. An den beiden Häusern, in denen schwierige Leben in dem Amsterdamer sie lebten, sind heute Gedenktafeln ange- Hinterhaus, in welchem sie sich vor der bracht. Im Stadtteil Dornbusch befindet sich auch die Bildungsstätte Anne Frank. lebensbedrohlichen Verfolgung durch die Nazis verstecken musste, gemeinsam Vier Jahre ist Anne alt, als sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester über Aachen, den Ge- mit ihren Eltern, ihrer Schwester, Auguste burtsort ihrer Mutter, nach Amsterdam um- und Hermann van Pels mit deren Sohn zieht. Aufgrund der wirtschaftlichen und Peter und Fritz Pfeffer. Über zwei Jahre politischen Lage können und wollen sie nicht 1934 in Frankfurt bleiben und hoffen, in den Nieder- Umzug nach Amsterdam konnten sie sich dort auf engem Raum landen in Sicherheit zu sein. Der Vater kennt verbergen, bis sie entdeckt und in Kon- die Stadt bereits, weil er dort schon einmal zentrationslager gebracht wurden. Von als Bankkaufmann gearbeitet hat. Nun über- nimmt er eine Filiale der Kölner Firma „Opek- der vierköpfigen Familie und den acht ta“, die Geliermittel (Pektin) vertreibt, mit dem Versteckten überlebte nur der Vater Otto man zum Beispiel Marmelade herstellen kann. Frank. Anne und ihre Schwester Margot Da Anne so jung von Frankfurt am Main nach starben im Konzentrationslager Bergen- Amsterdam umzieht, lernt sie von klein auf Belsen in der Lüneburger Heide, ihre die holländische Sprache. Sie besucht zu- Mutter Edith in Auschwitz-Birkenau. nächst einen holländischen Montessori-Kinder- garten in der Nähe ihrer neuen Wohnung am Merwedeplein (Merwedeplatz), dann eine Montessori-Schule. Sie schreibt alles, was ihr wichtig ist, auf Holländisch, auch ihr später berühmt gewordenes Tagebuch, das sie als Geschenk zu ihrem 13. Geburtstag erhält. Anne ist ein lebenslustiges Mädchen, gesel- lig und sehr gesprächig. Sie stellt immerfort Fragen, ist eine gute Schülerin (mit Ausnahme von Mathematik), liest und lernt viel und be- © Anne Frank Fonds © Anne Frank kommt gute Noten in der Schule. Sie geht mit Begeisterung ins Kino und schauspielert Anne Frank als selbst gern. Sie beschreibt sich in ihren Tage- Schülerin des Jüdischen Lyzeums Amsterdam, büchern als „fleißig, ehrlich und großzügig“ Dezember, 1941 (7.3.1944). Sie hat graugrüne Augen mit 6 7 ANNE FRANKS LEBEN ANNE FRANKS LEBEN grünen Sprenkeln, ist körperlich eher zier- verschleppt. Am 3. September werden sie von lich. Sie selbst erwähnt am 28.9.1942, dass dort mit einem der letzten Transporte nach sie Grübchen in den Wangen und im Kinn Auschwitz gebracht. Edith Frank und ihre habe. Annes Cousin Buddy Elias beschreibt Töchter Margot und Anne kommen ins Frau- Anne als Kind, das „gelacht und gelacht“ enlager Auschwitz-Birkenau. Anne und Mar- habe. got werden von dort aus Ende Oktober oder Anfang November ins Konzentrationslager Wegen der antijüdischen Gesetze muss Anne Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide ge- 1945 im Herbst 1941 die Montessorischule verlas- bracht, wo sie zwischen Ende Februar und Anne und sen und auf das neugegründete Jüdische Anfang März sterben. Ihre Mutter Edith bleibt Margot sterben in Herbst 1941 Lyzeum wechseln. Als die Familie Frank am im Lager Auschwitz-Birkenau zurück, wo sie Bergen- Anne muss 5. Juli 1942 im Hinterhaus der Firma unter- am 6. Januar 1945 stirbt. Belsen auf das Jüdische taucht, haben die Nationalsozialisten die Lyzeum Vernichtung der Juden schon genau ge- Der überlebende Vater erfährt nach der Be- 1945 wechseln plant. Im Konzentrationslager Auschwitz gibt freiung von einer Bekannten, dass seine Frau Edith stirbt im Frauen- es bereits Vergasungen, die ab Juni 1942 in der Krankenbaracke des Lagers gestorben lager dann im großen Stil durchgeführt werden. ist. Erst später kann er in Erfahrung bringen, Auschwitz- Birkenau 1942 Hundertausende Jüdinnen und Juden sind dass auch seine beiden Töchter gestorben Es gibt zu dieser Zeit in verschiedene Konzentrati- sind, vermutlich an Fleckfieber oder Typhus. bereits Vergasun- onslager deportiert worden, ihre Ermordung gen in hat begonnen. Auschwitz Am 4. August 1944 werden die insgesamt acht 4.8.1944 Untergetauchten in der Prinsengracht 263 Verhaftung verhaftet und zunächst in das Lager Wester- im Hinter- haus bork im Nordosten der Niederlande, ein soge- nanntes Durchgangslager, zur Zwangsarbeit © Anne Frank Fonds © Anne Frank © Anne Frank Fonds © Anne Frank Anne Frank (zweite von rechts) mit ihrer Lehrerin und zwei Mitschülerinnen der Montessori-Schule in Anne mit ihrer älteren Schwester Margot, 1933 Amsterdam, 1940 8 9 RUNDGANG 1: Dornbusch Wo lebte die Familie Frank? © Anne Frank Fonds © Anne Frank Die Geburtsklinik von Anne Frank ist nicht mehr Wohnhaus Marbachweg 305/307 erhalten. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Annes Großmutter Alice Stern engagierte sich im Ersten Weltkrieg (1914–1918) freiwillig als Kran- kenschwester. Sie war Mitglied im Vaterländischen Im März 1927, nach der Geburt von Mar- Frauenverein vom Roten Kreuz. Im Krankenhaus in got, zieht die Familie vom Frankfurter der Eschenheimer Anlage kommen Margot (am Beethovenplatz an den Marbachweg 16. Februar 1926) und Anne Frank (am 12. Juni 1929) 305/307 – in eine großzügige Wohnung 1 zur Welt. im Grünen mit einem großen Balkon nach Süden. Jeden Nachmittag gehen Kinder aus der Nachbar- Anne Franks Eltern, Edith Holländer und Otto Frank, schaft bei den Franks ein und aus und spielen, wie hatten am 12. Mai 1925 in der Synagoge von Aachen die Mutter notiert, „Kaufladen, Schule, Eisenbahn, geheiratet, dem Geburtsort Ediths. Den Eltern Ediths Trambahn, Puppenwaschen“. gehört damals in Aachen eine Firma für den Handel mit Metallen und deren Wiederverwertung. Nicht Die Franks bewohnen in diesem Haus, vor dem heute nur in dieser Stadt, sondern auch in Köln und in der eine Gedenkstele steht, den ersten und zweiten Nähe von Hannover gibt es Niederlassungen der Firma. Stock. Der Marbachweg ist damals noch nicht be- festigt, wird erst in den folgenden Jahren gepflas- Zu ihren Familienmitgliedern in Aachen hat die tert. Nach Norden hin gibt es zahlreiche Felder und Frankfurter Familie eine enge Beziehung. Von Aachen Wiesen. Der Stadtteil Dornbusch wird damals neu reist
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