Herta Müller, deren Familie zur deutschen Minderheit in Rumänien gehörte, wurde als Banater Schwäbin im Banat geboren. Ihr Großvater war ein wohlhabender Bauer und Kaufmann. Er wurde unter dem kommunistischen Regime enteignet. Ihre Mutter wurde zu jahrelanger Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert. Ihr Vater, ein ehemaliger Soldat der Waffen-SS, verdiente seinen Lebensunterhalt als Lkw-Fahrer.[2] Nach dem Abitur studierte sie an der Universität des Westens Timişoara Germanistik und Rumänistik. Ab 1976 arbeitete Herta Müller als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik, wurde allerdings 1979 nach ihrer Weigerung, mit der rumänischen Securitate zusammenzuarbeiten, entlassen. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt mit zeitweiliger Lehrtätigkeit in Schulen – unter anderem am deutschsprachigen Nikolaus Lenau Lyzeum in Timişoara – und in Kindergärten sowie mit privatem Deutschunterricht. Ihr erstes Buch Niederungen, das die Banater Schwaben als "Nestbeschmutzung" empfanden, konnte 1982 in Rumänien, wie alle Publikationen, nur in zensierter Fassung erscheinen. 1987 reiste Herta Müller mit ihrem damaligen Ehemann, dem Schriftsteller Richard Wagner, in die Bundesrepublik Deutschland aus. In den folgenden Jahren erhielt sie eine Reihe von Lehraufträgen als „Writer in residence“ an Universitäten im In- und Ausland. 2005 war sie „Heiner-Müller-Gastprofessorin“ an der Freien Universität in Berlin, wo sie heute lebt. Herta Müller gehörte bis zu ihrem Austritt 1997 dem P.E.N.-Zentrum Deutschland an; seit 1995 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 2008 entbrannte eine innenpolitische Diskussion um die Teilnahme des Historikers Sorin Antohi und des Germanisten Andrei Corbea-Hoişie an einer Tagung des „Berliner Rumänischen Kulturinstituts“ am 25. Juli 2008, weil beide Informanten der Securitate im kommunistischen Rumänien waren. Herta Müller kritisierte deren Einladung in einem offenen Brief.[3] Im Rahmen dieser Auseinandersetzung griff der aus dem Banat stammende Historiker, Philosoph und Literat Carl Gibson Herta Müller an und warf ihr in seinem Buch Symphonie der Freiheit[4] Systemloyalität unter dem Ceauşescu-Regime vor.[5] In einem Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit vom 23. Juli 2009 mit dem Titel „Die Securitate ist noch im Dienst“ beschreibt Herta Müller allerdings, welchen Maßnahmen „zur Kompromittierung und Isolierung“ des rumänischen Geheimdienstes sie ausgesetzt war und noch heute ist. Die Akten der Securitate offenbaren, dass sie und damit ihre unermüdliche Kritik an der Diktatur Ceaușescu durch Diskreditierungsmaßnahmen unglaubwürdig gemacht werden sollte. So wurden etwa von der Securitate entworfene Briefe an deutsche Rundfunkanstalten geschickt, in denen sie als Agentin beschuldigt wurde. Weiterhin beschuldigten sie führende Personen der Landsmannschaft der Banater Schwaben, von denen Müller vermutet, dass sie informelle Mitarbeiter der Securitate waren und im Auftrag der Kommunistischen Partei Rumäniens schrieben.[6] 2009 wurde ihr Roman Atemschaukel, der durch ein Grenzgänger-Stipendium[7] der Robert Bosch Stiftung ermöglicht wurde, für den Deutschen Buchpreis nominiert und gelangte ins Finale der besten sechs Romane.[8] In diesem Buch zeichnet die Autorin den Weg eines jungen Mannes in ein Deportationslager nach Russland nach, das exemplarisch für das Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen nach dem Zweiten Weltkrieg steht. Als Modell diente ihr dabei das Erleben des 2006 verstorbenen Lyrikers und Georg-Büchner- Preisträgers Oskar Pastior, dessen mündliche Erinnerungen Herta Müller in mehreren Heften notiert hat. Am 8. Oktober 2009 wurde bekanntgegeben, dass Herta Müller den Nobelpreis für Literatur für 2009 erhalten wird. Sie habe „mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“ gezeichnet, hieß es in der Würdigung. Begründet wurde die Vergabe des Nobelpreises mit der Intensität der von ihr verfassten Literatur.[9] Auszeichnungen [Bearbeiten] Herta Müller erhielt unter anderem folgende Auszeichnungen: • 1981: Adam-Müller-Guttenbrunn-Förderpreis des Temeswarer Literaturkreises • 1984: Aspekte-Literaturpreis • 1985: Rauriser Literaturpreis • 1985: Förderpreis zum Literaturpreis der Stadt Bremen • 1987: Ricarda-Huch-Preis • 1989: Marieluise-Fleißer-Preis • 1989: Deutscher Sprachpreis, gemeinsam mit Gerhardt Csejka, Helmuth Frauendorfer, Klaus Hensel, Johann Lippet, Werner Söllner, William Totok, Richard Wagner • 1990: Roswitha-Preis • 1991: Kranichsteiner Literaturpreis • 1992: Deutscher Kritikerpreis • 1994: Kleist-Preis • 1995: Europäischen Literaturpreis Prix Aristeion • 1995/96: Stadtschreiber von Bergen • 1997: Literaturpreis der Stadt Graz • 1998: Ida-Dehmel-Literaturpreis und den International IMPAC Dublin Literary Award (für den Roman Herztier) • 1999: Franz-Kafka-Preis der Stadt Klosterneuburg • 2001: Cicero-Rednerpreis • 2002: Carl-Zuckmayer-Medaille • 2003: Joseph-Breitbach-Preis (zusammen mit Christoph Meckel und Harald Weinrich) • 2004: Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung • 2005: Berliner Literaturpreis • 2006: Würth-Preis für Europäische Literatur und Walter-Hasenclever-Literaturpreis • 2007/08: Stipendium Internationales Künstlerhaus Villa Concordia • 2009: Heine-Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft Düsseldorf • 2009: Nobelpreis für Literatur Werke [Bearbeiten] Herta Müller bei der SWR-Literaturnacht in Mainz (2009) • Niederungen, Bukarest 1982, Berlin 1984 • Drückender Tango, Bukarest 1984 • Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt, Berlin 1986 • Geschichten. in: Akzente (Zeitschrift) Dezember 1987, H. 6., S. 509 - 513 (Sechs Kurzgesch.) • Barfüßiger Februar, Berlin 1987 • Reisende auf einem Bein, Berlin 1989 • Wie Wahrnehmung sich erfindet, Paderborn 1990 (17 S.) o Der Teufel sitzt im Spiegel. Wie Wahrnehmung sich erfindet, Berlin 1991 (141 S. - Ihre Literaturtheorie) • Der Fuchs war damals schon der Jäger, Reinbek 1992 • Eine warme Kartoffel ist ein warmes Bett, Hamburg 1992 • Der Wächter nimmt seinen Kamm, Reinbek 1993 • Angekommen wie nicht da, Lichtenfels 1994 • Herztier, Reinbek bei Hamburg 1994 • Hunger und Seide, Reinbek bei Hamburg 1995 • In der Falle, Göttingen 1996 • Heute wär ich mir lieber nicht begegnet, Reinbek bei Hamburg 1997 • Der fremde Blick oder Das Leben ist ein Furz in der Laterne, Göttingen 1999 • Im Haarknoten wohnt eine Dame, Reinbek bei Hamburg 2000 • Heimat ist das, was gesprochen wird, Blieskastel 2001 • Der König verneigt sich und tötet, München [u. a.] 2003 • Die blassen Herren mit den Mokkatassen, München [u. a.] 2005 • Este sau nu este Ion, Iaşi 2005 • Atemschaukel, München [u. a.] 2009 Ausgewählte Werke Herta Müllers sind in 24 Sprachen veröffentlicht worden. .
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