GIOCONDA DE VITO G. L. JOCHUM • M. RAUCHEISEN live in Berlin, 1954* Beethoven: Violin Concerto, Op. 61* Berlin, 1951 Brahms: Violin Sonata, Op. 100 • Vitali: Chaconne Ludwig van Beethoven: recording date / location: Brahms + Vitali: October 7, 1951 – studio recording, mono Konzert für Violine & Orchester RIAS Funkhaus, Berlin – Studio 7 D-Dur op. 61 Beethoven: October 3, 1954 – live recording, mono Berlin, Hochschule für Musik, Großer Saal recording producer: Salomon (1951), Martin Fouqué (1954) recording engineer: Peter Burkowitz (1951) Johannes Brahms: Sonate für Violine & Klavier Eine Aufnahme von RIAS Berlin A-Dur op. 100 (lizenziert durch Deutschlandradio) recording: P 1951+1954 Deutschlandradio research: Rüdiger Albrecht remastering: P Ludger Böckenhoff, 2015 Tomaso Antonio Vitali: rights: audite claims all rights arising from copyright law and competition law in relation to research, compilation and re-mastering of the original audio tapes, Chaconne g-Moll as well as the publication of this CD. Violations will be prosecuted. The historical publications at audite are based, without exception, on the original tapes from broadcasting archives. In general these are the original analogue tapes, MASTERst RELEASE which attain an astonishingly high quality, even measured by today‘s standards, with their tape speed of up to 76 cm/sec. The remastering – professionally competent and sensitively applied – also uncovers previously hidden details of the interpreta- tions. Thus, a sound of superior quality results. CD publications based on private Gioconda de Vito, Violine 1 recordings from broadcasts cannot be compared with these. photo: IMAGNO/Ullstein Michael Raucheisen, Klavier art direction and design: AB•Design RIAS-Symphonie-Orchester Georg Ludwig Jochum, Dirigent e-mail: [email protected] • http: //www.audite.de © 2015 Ludger Böckenhoff Romantisch mit Herz und Seele Lehrer zu üben und verblüffte sofort mit Wien auch international im Rampenlicht. auch das bereits geplante Amerika-Debüt Gioconda de Vito (1907-1994) ihrem außergewöhnlichen Talent. Nach Zur prominenten Jury gehörten damals nicht stattfinden. nur sechs Monaten konnte sie das Violin- die Dirigenten Serge Kussewitzky und Nach Kriegsende wurde London der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die konzert Nr. 9 von Bériot vorspielen und Clemens Krauss sowie die Geiger Jan Ausgangspunkt für einen neuen Beginn. Violinszene noch von männlichen Virtu- erhielt bei ihrem Onkel den ersten gere- Kubelík, Arnold Rosé und Jenő Hubay. Am 29. April 1948 gab sie ihr umjubeltes o sen beherrscht, Frauen als Solistinnen gelten Unterricht. Mit elf Jahren schickte Besonders mit ihrem Bachspiel hatte de England-Debüt mit dem Violinkonzert vor einem Orchester waren eine Aus- man sie ans Konservatorium von Pesaro Vito im Wettbewerb überzeugt und ihre von Johannes Brahms in der Royal Albert nahmeerscheinung. Doch die Zeiten zu Rémy Principe, einem der namhaftes- Mitbewerber auf die Plätze verwiesen. In Hall, Victor de Sabata leitete das London wandelten sich, unaufhaltsam. Immer ten Geiger und Violinpädagogen Italiens. den 1930er Jahren entwickelte sich ihre Philharmonic Orchestra. In der Londoner mehr Geigerinnen gelang es, die inter- Bereits nach zwei Jahren erhielt sie ihr Karriere vielversprechend, auch die ers- Times war danach zu lesen: „Die enorme nationalen Podien zu erobern. Wie Erica Abschlussdiplom. Intensiv arbeitete de ten Schallplattenaufnahmen entstanden. gestalterische Phantasie, verbunden mit Morini, Guila Bustabo, Ginette Neveu, Vito weiter, perfektionierte ihre Technik 1934 debütierte sie in Paris, die Kritik einem kraftvollen, klaren Ton und einer Johanna Martzy, Camilla Wicks und Ida und erweiterte ihr Repertoire. Gerade attestierte der aufstrebenden Geigerin makellosen Technik weisen sie als Geige- Haendel gehörte auch Gioconda de Vito einmal sechzehn Jahre alt, gab sie in Rom eine stupende Technik und temperament- rin ersten Ranges aus“. Kurze Zeit später zu den charismatischen Künstlerinnen, mit dem Violinkonzert von Tschaikowsky volle Virtuosität. Auch ihre pädagogische spielte de Vito in den Londoner Abbey die diese Entwicklung entscheidend mit- unter der Leitung von Mario Rossi ihr Tätigkeit setzte de Vito weiter fort: mit Road Studios ihre erste Schallplatte für prägten und voranbrachten. De Vito Debüt mit Orchester. 1924, mit siebzehn, einem Lehrauftrag in Palermo und einer EMI ein und lernte dabei David Bicknell, wurde am 26. Juli 1907 im süditalieni- übernahm die Hochbegabte eine Profes- Professur an der renommierten Accade- den Direktor von „His Master’s Voice“ schen Martina Franca als Tochter einer sur am Konservatorium von Bari. Die mia di Santa Cecilia in Rom. Ihr Debüt bei kennen, den sie bald darauf heiratete. Mit musikliebenden Winzerfamilie geboren. meisten Schüler waren dort sogar noch den Berliner Philharmonikern mit Viottis Bicknell als Produzent nahm de Vito in Als kleines Kind interessierte sie sich für jünger als sie. Zehn Jahre lang unter- a-Moll-Violinkonzert im Oktober 1938 den Londoner Abbey Road Studios und die Mandoline, doch dann erwachte in ihr richtete de Vito in Bari und trat gleich- markierte den vorläufigen Höhepunkt in der Kingsway Hall bis 1959 exklusiv für der Wunsch Geige zu lernen. Sie eiferte zeitig überall in Italien als Solistin auf. ihrer Karriere, deren weitere Entwick- EMI eine überschaubare Zahl von Wer- ihrem Onkel Francesco nach, der profes- 1932 stand sie als Gewinnerin des ersten lung durch den Zweiten Weltkrieg aller- ken auf. Dazu gehörten Tomaso Antonio sioneller Geiger war, begann ganz ohne internationalen Violinwettbewerbs in dings sehr behindert wurde. So konnte Vitalis berühmte Chaconne in g-Moll in 4 5 einer Bearbeitung mit Orchester von lienischen Staates. Nach ihrem Londoner unter Furtwänglers Leitung), unternahm umzustimmen. Es sei zu früh aufzuhören, Ottorino Respighi, zwei Aufnahmen von Debüt erhielt de Vito weiterhin euphori- Tourneen bis nach Moskau und Lenin- sie müsse ihr „gottgegebenes Talent“ wei- Bachs E-Dur-Violinkonzert, das Kon- sche Kritiken, etwa von Neville Cardus grad, Australien, Indien und nach Israel, ter pflegen. De Vito hörte auf den Papst zert für zwei Violinen und Streicher (mit vom Manchester Guardian. Er hatte die wo sie in Jerusalem das Beethoven-Kon- und setzte ihre Karriere fort, aber nur für Yehudi Menuhin) sowie die d-Moll-Partita junge Geigerin mit dem BBC Symphony zert und in Tel Aviv das Brahms-Konzert eine kurze Zeit. In der Musikwelt genoss BWV 1004. Zur Diskographie gehören Orchestra unter der Leitung von Rafael spielte. In Amerika trat de Vito jedoch nie sie in diesen Jahren höchstes Ansehen, auch zwei Einspielungen von Mozarts Kubelík als Solistin in Mozarts G-Dur- auf. Bemerkenswert ist ihre späte Zusam- ihre Einladung in die Jury des ersten Violinkonzert KV 216, die Violinsonaten Violinkonzert gehört. Aus seiner Begeis- menarbeit mit dem Pianisten Edwin Tschaikowsky-Violinwettbewerbs 1958 in Nr. 7 und Nr. 8 (Kreutzersonate) von Beet- terung machte er keinen Hehl: „Gioconda Fischer, die in Aufnahmen von Beetho- Moskau durch David Oistrach bestätigte hoven, die A-Dur-Violinsonate von César de Vito spielte in einer Art, wie wir es im vens Kreutzersonate sowie Brahms’ Violin- dies mit Nachdruck. Doch die von hohem Franck (mit dem Pianisten Tito Aprea), Leben nicht oft zu hören bekommen. Jede sonaten Nr. 1 und Nr. 3 dokumentiert ist. künstlerischen Ethos beseelte Gioconda das Violinkonzert und das Konzert für Note war perfekt into niert und ganz indi- Besonders gern erinnerte sich de Vito an de Vito blieb sich selbst treu. Sie hatte Violine und Violoncello von Johannes viduell mit Leben erfüllt... der langsame ihre Konzerte mit Wilhelm Furtwängler, sich fest vorgenommen, das Podium zu Brahms, die zu ihren Lieblingswerken Satz mit seinen langen Noten, vor denen den sie sehr verehrte. Mit Furtwängler verlassen, bevor ihr Spiel an Qualität ver- zählten. Weiterhin das Mendelssohn- sich gewöhnliche Geiger fürchten und am Klavier spielte sie 1953 auf Wunsch lieren würde. Im November 1961 gab die Konzert und das Konzert Nr. 22 von Gio- an denen sie verzweifeln, war geradezu von Papst Pius XII in Castel Gandolfo Geigerin in Basel ihr letztes Konzert und vanni Battista Viotti sowie Kammermusik himmlisch“. die G-Dur-Violinsonate von Johannes zog sich dann ganz ins Privatleben zurück. von Händel, Purcell, Viotti und Spohr. In den 1950er Jahren erreichte de Vitos Brahms. 1957 trat de Vito, die tief religiös Sie starb 1994 im Alter von 87 Jahren in Die in einer Zeitspanne von gut zehn Karriere ihren Zenit. Die jetzt in ihrer war, im Vatikan mit dem Mendelssohn- Rom. Jahren entstandenen Aufnahmen haben Wahlheimat England lebende Italiene- Konzert auf und gestand dem Papst im De Vitos Repertoire war nicht sehr das Spiel de Vitos in allen Facetten und rin war zu Europas führender Geigerin Vertrauen, dass sie beabsichtige, sich bald groß, zu ihren Favoriten gehörten Bach, in seiner Fortentwicklung dokumentiert. avanciert. Sie konzertierte mehrfach vom Konzertpodium zurückzuziehen. Beethoven und Brahms. Zur zeitgenös- In den meisten Aufnahmen spielt sie auf beim Edinburgh Festival (u.a. mit Arturo In einem längeren Gespräch gelang es sischen Musik blieb sie auf Distanz, und einer Violine von Antonio Stradivari, der Benedetti Michelangeli und Enrico Mai- Pius XII, der klassische Musik sehr liebte auch Klassiker der Moderne wie die Kon- „Tuscan“ von 1723, eine Leihgabe des ita- nardi im Tripelkonzert von Beethoven und selbst Geige spielte, sie noch einmal zerte von Berg, Strawinsky oder Bartók
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