SO, 7. MÄRZ 2021 WorldWideWeb I ab 18.00 CET WWW.IHWA.DE IHWA-LiedBÜHNE: HÖLDERLIN 2020 »Wie mein Glück ist mein Lied« SALOME KAMMER Stimme TEODORO ANZELLOTTI Akkordeon PMMROGRA T EXTE VON FRIEDRICH HÖLDERLIN BENJamin BRitten (1913–1976) MENSChenbeifall Sechs Hölderlin-Fragmente op. 61 (1958) Ist nicht heilig mein Herz, schöneren Lebens voll, Menschenbeifall Seit ich liebe? Warum achtetet ihr mich mehr, Die Heimat Da ich stolzer und wilder, Sokrates und Alcibiades Wortereicher und leerer war? Die Jugend Hälfte des Lebens Ach! der Menge gefällt, was auf den Markplatz taugt, Die Linien des Lebens Und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen; An das Göttliche glauben FRIEDRICH HÖLDERLIN (1770–1843) Die allein, die es selber sind. An die Madonna (1802–1807) IM GESPRÄCH I DIE Heimat Charlotte Seither und Salome Kammer über HörenMachen Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom Moderation: Dr. Cornelia Weidner Von fernen Inseln, wo er geerntet hat; Wohl möcht’ auch ich zur Heimat wieder; CHATE RLOT SEITHER (*1965) Aber was hab’ ich, wie Leid, geerntet? - HörenMachen. Neun Sprechakte für Stimme solo frei nach Friedrich H. (2020, UA) Ihr holden Ufer, die ihr mich aufgezogt, Stillt ihr der Liebe Leiden? ach! gebt ihr mir, HANNS EISLER (1898–1962) Ihr Wälder meiner Kindheit, wann ich Hölderlin Fragmente (1943) Komme, die Ruhe noch einmal wieder? aus: »Hollywooder Liederbuch« An die Hoffnung Andenken SO KRATES UND ALCIBIADES Elegie 1943 (Der Frieden) »Warum huldigest du, heiliger Sokrates, Die Heimat Diesem Jünglinge stets? Kennst du Größers nicht, An eine Stadt (Heidelberg) Warum siehet mit Liebe, Erinnerung Wie auf Götter, dein Aug’ auf ihn?« IM GESPRÄCH II Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste, Salome Kammer und Teodoro Anzellotti Hohe Tugend versteht, wer in die Welt geblickt, Moderation: Dr. Cornelia Weidner Und es neigen die Weisen Oft am Ende zu Schönem sich. HANS ZENDER (1936–2019) Ein Wandersmann ... zornig (Hölderlin lesen V) (2013) SALOME KAMMER, Stimme TEODORO ANZELLOTTI, Akkordeon 3 T EXTE VON FRIEDRICH HÖLDERLIN DIE JUGEND HÄLFTE DES LEBENS Da ich ein Knabe war, Mit gelben Birnen hänget Rettet’ ein Gott mich oft Und voll mit wilden Rosen Vom Geschrei und der Rufe der Menschen, Das Land in den See, Da spielt’ ich sicher und gut Ihr holden Schwäne, Mit den Blumen des Hains, Und trunken von Küssen Und die Lüftchen des Himmels Tunkt ihr das Haupt Spielten mit mir. Ins heilignüchterne Wasser. Und wie du das Herz Weh mir, wo nehm’ ich, wenn Der Pflanzen erfreust, Es Winter ist, die Blumen, und wo Wenn sie entgegen dir Den Sonnenschein, Die zarten Arme strecken, Und Schatten der Erde? So hast du mein Herz erfreut, Die Mauern stehn Vater Helios! Sprachlos und kalt, im Winde Und, wie Endymion, Klirren die Fahnen. War ich dein Liebling, Heilige Luna! DIE LINIEN DES LEBENS O all ihr Treuen Die Linien des Lebens sind verschieden, Freundlichen Götter! Wie Wege sind, und wie der Berge Grenzen. Dass ihr wüsstet, Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen Wie euch meine Seele geliebt! Mit Harmonien und ewigen Lohn und Frieden. Mich erzog der Wohllaut Des säuselnden Hains, AN DIE MADONNA Und lieben lernt’ ich Viel hab’ ich dein Unter den Blumen. Und deines Sohnes wegen Gelitten, o Madonna, Im Arme der Götter wuchs ich groß. Seit ich gehöret von ihm In süßer Jugend; Denn nicht der Seher allein, Es stehen unter einem Schicksal Die Dienenden auch. Denn weil ich 4 5 T EXTE VON FRIEDRICH HÖLDERLIN Und manchen Gesang, den ich Denn gut sind Sazungen, aber Dem höchsten zu singen, dem Vater Wie Drachenzähne, schneiden sie Gesonnen war, den hat Und töten das Leben, wenn im Zorne sie schärft Mir weggezehret die Schwermut. Ein Geringer oder ein König. Gleichmut ist aber gegeben Doch Himmlische, doch will ich Den Liebsten Gottes. So dann starben jene. Dich feiern und nicht soll einer Die Beiden, so auch sahst Der Rede Schönheit mir Du göttlichtrauernd in der starken Seele sie sterben. Die heimatliche, vorwerfen, Und wohnst deswegen Dieweil ich allein Zum Felde gehe, wo wild und wenn in heiliger Nacht Die Lilie wächst, furchtlos, Der Zukunft einer gedenkt und Sorge für Zum unzugänglichen, Die sorglosschlafenden trägt Uralten Gewölbe Die frischaufblühenden Kinder Des Waldes, Kömmst lächelnd du, und fragst, was er, wo du das Abendland, Die Königin seiest, befürchte. und gewaltet über Den Menschen hat, statt anderer Gottheit sie AN DIE HOFFNUNG Die allvergessende Liebe. O Hoffnung! Holde, gütiggeschäftige! Die du das Haus der Trauernden nicht verschmähst, Denn damals sollt es beginnen Und gerne dienend zwischen den Als Sterblichen waltest, Geboren dir im Schoße Wo bist du? wenig lebt’ ich; doch atmet kalt Der göttliche Knabe und um ihn Mein Abend schon. Und stille, den Schatten gleich, Der Freundin Sohn, Johannes genannt Bin ich schon hier; und schon gesanglos Vom stummen Vater, der kühne Schlummert das schaudernde Herz. Dem war gegeben Der Zunge Gewalt, Zu deuten Und die Furcht der Völker und Die Donner und Die stürzenden Wasser des Herrn. 6 T EXTE VON FRIEDRICH HÖLDERLIN ANDENKEN Zu lang, zu lang schon treten die Sterblichen Der Nordost weht, Sich gern aufs Haupt, Der liebste unter den Winden Den Nachbar fürchtend. Mir, weil er Gute Fahrt verheißet. Und unstet wehn und irren, dem Chaos gleich, Geh aber nun, grüße Dem gärenden Geschlechte die Wünsche noch Die schöne Garonne, Und wild ist und verzagt und kalt von Und die Gärten von Bordeaux Sorgen das Leben. Dort, wo am scharfen Ufer Hingehet der Steg und in den Strom Tief fällt der Bach, darüber aber DIE Heimat Hinschauet ein edel Paar Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strome Von Eichen und Silberpappeln; Von fernen Inseln, wo er geerntet hat; Wohl möchte ich gern zur Heimat wieder; An Feiertagen gehen Aber was hab’ ich, wie Leid, geerntet? - Die braunen Frauen daselbst Auf seidnen Boden, Ihr holden Ufer, die ihr mich aufgezogt, Zur Märzenzeit, Ach! gebt ihr mir, Wenn gleich ist Tag und Nacht, Ihr Wälder meiner Kindheit, wann ich Und über langsamen Stegen, Wiederkehre, die Ruhe noch einmal wieder? Von goldenen Träumen schwer, Einwiegende Lüfte ziehen. AN EINE StaDT Lange lieb’ ich dich schon, möchte dich, mir zur Lust, E LEGIE 1943 Mutter nennen, und dir schenken ein kunstloses Lied, Wie wenn die alten Wasser, die in andern Zorn, Dir der Vaterlandsstädte In schröcklichern verwandelt wieder kämen, Ländlichschönste, so viel ich sah. So gährt’ und wuchs und wogte von Jahr zu Jahr Wie der Vogel des Walds über die Gipfel fliegt, Die unerhörte Schlacht, dass weit hüllt in Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt, Dunkel und Blässe das Haupt der Menschen. Leicht und kräftig die Brücke, Die von Wagen und Menschen tönt. Wer brachte den Fluch? von heut Ists nicht und nicht von gestern, und die zuerst Da ich vorüber ging, Das Maß verloren, unsre Väter Fesselt’ der Zauber auch mich, da herein in die Berge Wussten es nicht, Mir die reizende Ferne schien, 8 9 T EXTE VON FRIEDRICH HÖLDERLIN Du hast dem Flüchtigen EWIN ANDERsmann ... ZORNIG (HöLDERLIN LESEN V) Kühlenden Schatten geschenkt Vormals richtete Gott. Und die Gestade sahen Könige. Ihm alle nach und es tönte Weise. Aus den Wellen das liebliche Bild. wer richtet denn itzt? Richtet das einige Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Tal, Volk? die heil’ge Gemeinde? An den Hügel gelehnt, oder dem Ufer hold, Nein! o nein! wer richtet denn itzt? Deine fröhlichen Gassen ein Natterngeschlecht! feig und falsch Unter duftenden Gärten ruhn. das edlere Wort nicht mehr über die Lippe O im Namen ERINNERUNG ruf ich, O heilig Herz der Völker, o Vaterland! Alter Dämon! dich herab Allduldend, gleich der schweigenden Mutter Erd, Oder sende Und allverkannt, wenn schon aus deiner Einen Helden Tiefe die Fremden ihr Bestes haben! Oder die Weisheit. Sie ernten den Gedanken, den Geist von dir, Sie pflücken gern die Traube, doch höhnen sie Aber die Sprache – Dich, ungestalte Rebe! dass du Im Gewitter spricht der Schwankend den Boden und wild umirrest. Gott. Öfters hab ich die Sprache Doch magst du manches Schöne nicht bergen mir, sie sagte, der Zorn sei genug und gelte für den Apollo – Oft stand ich überschauend das holde Grün, Hast du Liebe genug, so zürn aus Liebe nur immer, Den weiten Garten hoch in deinen Öfers hab ich Gesang versucht, aber sie hörten dich nicht. Denn so Lüften auf hellem Gebirg und sah dich. wollte die heilige Natur. Du sangest, du für sie in deiner Jugend nicht singend Und an den Ufern sah ich die Städte blühn, Du sprachest zur Gottheit, Die Edlen, wo der Fleiß in der Werkstatt schweigt, aber dies habt ihr all vergessen, dass immer die Erstlinge Sterblichen Die Wissenschaft, wo deine Sonne nicht, dass sie den Göttern gehören. Milde dem Künstler zum Ernste leuchtet. gemeiner muss, alltäglicher muss die Frucht erst werden, dann wird sie den Sterblichen eigen. 10 11 MITWIRKENDE SALOME KAMMER Stimme TEODORO ANZELLOTTI Akkordeon Salome Kammer studierte von 1977 bis 1984 Musik mit Im süditalienischen Apulien geboren, wuchs Teodoro Anzel- Hauptfach Violoncello (u.a. bei Maria Kliegel und Janos lotti in der Nähe von Baden-Baden auf. Sein Musikstudium Starker in Essen). 1983 wurde sie als Schauspielerin an die im Fach Akkordeon absolvierte er an den Musikhochschulen Städtischen Bühnen in Heidelberg engagiert, wo sie 5 Jahre von Karlsruhe und Trossingen bei Jürgen Habermann und lang in zahlreichen Rollen in den Bereichen Sprechtheater, Hugo Noth und trat bald siegreich aus ver schiedenen inter- Musical, Operette und Jugendtheater auftrat. 1988 zog sie nationalen Wettbewerben hervor. Seit den achtziger Jahren nach München, um die Dreharbeiten zu dem Film-Epos Die ist er regelmäßiger Gast bei großen Festivals und wird als So- zweite Heimat von Edgar Reitz zu beginnen.
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