Das Kulturerbe Deutschsprachiger Juden Europäisch-Jüdische Studien Beiträge

Das Kulturerbe Deutschsprachiger Juden Europäisch-Jüdische Studien Beiträge

Das Kulturerbe deutschsprachiger Juden Europäisch-jüdische Studien Beiträge Herausgegeben vom Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Potsdam, in Kooperation mit dem Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg Redaktion: Werner Treß Band 9 Das Kulturerbe deutschsprachiger Juden Eine Spurensuche in den Ursprungs-, Transit- und Emigrationsländern Herausgegeben von Elke-Vera Kotowski Gefördert mit Unterstützung des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. An electronic version of this book is freely available, thanks to the support of libra- ries working with Knowledge Unlatched. KU is a collaborative initiative designed to make high quality books Open Access. More information about the initiative can be found at www.knowledgeunlatched.org This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 4.0 License. For details go to http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/. ISBN 978-3-11-030479-4 e-ISBN (PDF) 978-3-11-030579-1 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-039543-3 ISSN 2192-9602 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/München/Boston Satz: Michael Peschke, Berlin Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com Inhalt Elke-Vera Kotowski Weit von wo? Der Kulturtransfer jüdischer Emigration aus dem deutschsprachigen Raum Eine Einführung in die vorliegende Publikation 1 Identitätszuschreibungen, Identitätsfindungen, Identitätswandel Michael A. Meyer Entwicklung und Modifikationen der jüdischen Identität in Deutschland vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart 21 Iwan-Michelangelo D’Aprile „den kürzesten und sichersten Weg nach dem europäischen Lande, wo es weder Christen noch Juden giebt“ Deutsch-jüdische Freundschaften im Zeichen der Aufklärung 32 Christian Dietrich Eine deutsch-jüdische Symbiose? Das zionistische Interesse für Fichte und Sombart, Moritz Goldsteins Überlegungen zur deutsch-jüdischen Kultur und die Schwierigkeiten mit dem Bindestrich 43 Klaus Hödl „Widerstreitende Gedächtnisse“ Das Bemühen um ein jüdisch–deutsches Selbstverständnis 56 Literatur als Heimat und Schreiben als identitätsstiftendes Motiv Anna Dorothea Ludewig „Der deutsche Geist, dieser gütigste und mächtigste Zauberer unter der Sonne“ Karl Emil Franzos und das deutsch-jüdische Kulturerbe in der Bukowina 73 Thomas Brechenmacher / Michael Wolffsohn Sprache und Heimat, Heimat und Hölle 84 VI Inhalt Liliane Weissberg Der Staat und die Dichter Hannah Arendts Reflexionen über eine verborgene Tradition 100 Helmut Peitsch Antifaschistisches Verständnis der eigenen jüdischen Herkunft in Texten von DDR-SchriftstellerInnen 117 Mandy Seidler Selbstbewusst, sarkastisch, streitbar Die Vielstimmigkeit der deutschsprachigen jüdischen Gegenwartsliteratur 143 Das „Jüdische“ und/oder das „Deutsche“ in Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft Jascha Nemtsov „Ich bin Deutscher, und ich bin Jude, eines so sehr und so völlig wie das andere“ 200 Jahre deutsch-jüdischen musikalischen Schaffens 157 Martin Münzel Tradition – Integration – Transfer? Zur Geschichte deutsch-jüdischer Unternehmer in Zwischenkriegszeit und Emigration 168 Werner Treß Rabbiner und Forscher Beispiele gelehrten Lebens im Kontext des deutsch-jüdischen Kulturerbes 185 Ute Deichmann Kultur und Identität in der Wissenschaft Der Beitrag jüdischer Forscher zur internationalen Bedeutung deutscher Naturwissenschaft – ein jüdischer Beitrag? 205 Christine Holste Jüdische Architektur und Identität – einige Bemerkungen zur neueren Diskussion 222 Inhalt VII Joachim Rott Albert Mosse – preußischer Jurist und Rechtsberater der japanischen Regierung 235 Doris Maja Krüger Leo Löwenthal und die jüdische Renaissance in der Weimarer Republik 249 Eva-Maria Ziege Erich Fromm und die Entwicklung der Psychoanalyse in Mexiko 263 Ursprungs-, Transit- und Emigrationsländer deutsprachiger Jüdinnen und Juden Stefanie Schüler-Springorum Borderliners Identitäten in einer Grenzregion 273 Anna Carolin Augustin Jenseits von Deutschland – Diesseits von Afrika „Deutsch-jüdisches Kulturerbe“ in Südafrika 288 Sebastian Schirrmeister Vier Zeitungsartikel und ein Präzedenzfall Spuren des deutschen Theaters in Palästina 310 Chana Schütz „Gründlich, pünktlich, Mittagsschläfer“ Das Erbe der deutschen Juden in Israel 321 Felicitas Grützmann Jüdische Bibliophilie und deutscher Ordnungssinn Der Beitrag deutsch-jüdischer Emigranten zum Aufbau eines Archiv- und Bibliothekswesens in Palästina/Israel 328 Moshe Zimmermann Deutsche Denk- und Organisationsmuster im israelischen Sport 337 VIII Inhalt Ines Sonder Vom Geist der Steine Deutsch-jüdisches Kulturerbe in der Architektur und Stadtplanung Israels 349 Liliana Ruth Feierstein Im Land von Vitzliputzli Aspekte der Geschichte deutschsprachiger Juden in Lateinamerika 359 Michael Zeuske Conversos, Polacos, Daitsche Juden auf Kuba 374 Alfredo Schwarcz Deutsch-jüdische Präsenz in Argentinien 396 Pedro Moreira Juden aus dem deutschsprachigen Kulturraum in Brasilien Ein Überblick 410 Matthias Albert Koch A nova moda und Berliner Ballen Transitstation Portugal 436 Walter Homolka Neuanfang und Rückbesinnung Das liberale Judentum in Deutschland nach der Schoa 453 Was übrig blieb … Beispiele des Erkennens, Erfassens und Bewahrens kulturellen Erbes Katharina Hoba / Elke-Vera Kotowski Ein geerbtes Stück Heimat Der Umgang nachfolgender Generationen mit den Dingen des deutsch-jüdischen Exils 473 Julius H. Schoeps Das Stigma der Heimatlosigkeit Vom Umgang mit dem deutsch-jüdischen Erbe 489 Inhalt IX Frank Mecklenburg Als deutsch-jüdisch noch deutsch war Die digitalisierten Sammlungen des Leo Baeck Institut Archivs bis 1933 500 Sebastian Panwitz Die Judaica im Sonderarchiv Moskau 511 Barbara Welker Das Archiv der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum 520 Ralf Dose Was bleibt, muss uns doch reichen? Von der Suche nach einem kulturellen Erbe 534 Sebastian Panwitz Der historische Quellenwert von Vereinsdrucksachen 560 Gabrielle Rossmer Gropman / Sonya Gropman Die jüdische Mahlzeit – Verbindung von Generationen Die Geschichte der Juden in Deutschland und ihre Essgewohnheiten 570 Frank Stern Mainstreaming Erinnerung Vom Filmexil zur Schoa im aktuellen Spielfilm 583 Elke-Vera Kotowski Kulturelle Identität und die Metapher von den gepackten Koffern Ein Rückblick und eine Vorschau 593 Anhang Archive, Bibliotheken, Forschungseinrichtungen, Museen etc. 605 Bibliographie (Auswahl) 765 Bildnachweis 791 Autorinnen und Autoren 792 Personenregister 800 Elke-Vera Kotowski Weit von wo? Der Kulturtransfer jüdischer Emigration aus dem deutschsprachigen Raum Eine Einführung in die vorliegende Publikation Wenn ein Mensch – und eine Gesellschaft – nur das zu erinnern im Stande ist, was als Ver- gangenheit innerhalb der Bezugsrahmen einer jeweiligen Gegenwart rekonstruierbar ist, dann wird genau das vergessen, was in einer solchen Gegenwart keine Bezugsrahmen mehr hat. (Jan Assmann)1 Den Spuren deutschsprachiger Juden nachzugehen, bedeutet in mehr als 60 Ländern die Suche aufzunehmen. Zunächst in den Ländern, in denen die deutsch- sprachigen Juden bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten. Beim Blick auf eine aktuelle Landkarte zeigen sich dabei bereits erste Hürden, denn viele Landes- grenzen sind verschoben, manche Staaten gar verschwunden, beispielsweise so bedeutende Zentren eines deutschsprachigen Judentums wie die Bukowina, die Provinz Posen oder das einstige Großreich Österreich-Ungarn. Es lässt sich heute nur noch erahnen, welch kultureller Geist in vielen bürgerlichen jüdischen Haus- halten in Berlin, Breslau, Czernowitz, Lemberg, Prag oder Wien wehte. Selbst als die Lage für Juden im Einflussbereich der NS-Diktatur immer bedrohlicher wurde, fiel ihnen der Weggang aus der Heimat schwer. Viel konnte nicht mitgenommen werden vom alten Leben, umso wichtiger waren daher Gegenstände, die daran erinnerten, die in der Fremde und angesichts einer ungewissen Zukunft so etwas wie eine kulturelle Heimat herstellen konnten. Die ersten Stationen des Exils waren nicht selten Durchgangsstationen in Transit- staaten, da in den gewählten Immigrationsländern Einwanderungsverbote ver- hängt wurden. Für Bolivien, die Dominikanische Republik, Kuba oder Schanghai konnten einfacher Visa beschafft werden als für die USA oder Argentinien, wohin die meisten Emigranten strebten. Waren sie dann endlich angekommen im neuen, nicht freiwillig gewählten Leben, hieß es, sich einzurichten, sich mit den vorgefundenen Begebenheiten zu arrangieren und sich ein Stück Heimat zu schaffen. Die Aufnahmeländer brei- 1 Das Zitat bezieht sich auf die Untersuchungen von Maurice Halbwachs [Halbwachs, Mau- rice: Das kollektive Gedächtnis. Frankfurt a.M. 1967]. Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. 2. Auflage. München 1997. S. 36. 2 Elke-Vera Kotowski teten den Neuankömmlingen die Arme unterschiedlich weit aus. Dies führte dazu, dass die Integration in die verschiedenen Gesellschaften unterschiedlich intensiv erfolgte. Häufig sammelten sich deutschsprachige Juden in bestimmten Stadtteilen, in denen sie wohnten, arbeiteten und ihre kulturellen Traditionen aus der alten

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