„ Der 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven ist ein willkommener Anlass, den Fokus nicht nur auf den Jahresregenten, sondern auch auf die Vielzahl von Komponistenpersönlichkeiten 2 Das »Musikland Niederösterreich« der Musikgeschichte zu setzen, die unser und seine Komponisten Bundesland während der letzten Jahrhunderte 8 Ludwig van BEETHOVEN und bis in die Gegenwart kulturell mitgeprägt Baden, Mödling, Krems haben und immer noch prägen. 22 Gottfried von EINEM Oberdürnbach Zum Andenken an einige dieser großen 24 Joseph und Michael HAYDN Künstler sind Musikergedenkstätten Rohrau eingerichtet, die es den Besucherinnen und 28 Ernst KRENEK Besuchern erlauben, sich in die Zeit und die Krems Lebensumstände des jeweiligen Genius Loci zu 32 Ignaz Joseph PLEYEL Ruppersthal versetzen und so hautnah deren 36 Benedict RANDHARTINGER Inspirationsspuren zu folgen. Ruprechtshofen Als Landeshauptfrau macht es mich daher 40 Franz SCHMIDT Perchtoldsdorf besonders stolz, Sie in diesem »Jahr der 42 Arnold SCHÖNBERG niederösterreichischen Musikergedenkstätten« Mödling einzuladen, diese besonderen Erinnerungsorte 44 Franz SCHUBERT aufzusuchen und sich auch im Rahmen einer Atzenbrugg Vielzahl von geplanten Konzertveranstaltungen 48 Franz von SUPPÈ Gars am Kamp am großen musikhistorischen Erbe unseres 50 Hugo WOLF Bundeslandes zu erfreuen. Perchtoldsdorf 54 Die ZEITGENOSSEN Krems 58 Carl ZELLER Johanna Mikl-Leitner St. Peter in der Au Landeshauptfrau von Niederösterreich “ 60 Serenadenkonzerte des Landes Niederösterreich An die Brüder Joseph und Michael Haydn Joseph Haydns und später Begründer der erinnert noch heute eine der berühmtesten gleichnamigen und bedeutenden Klavier - Musikergedenkstätten des Bundeslandes, das manufaktur in Paris, ist in jenem Schulhaus »Haydn Geburtshaus« in der kleinen Gemeinde des kleinen Weinviertler Dorfes Ruppersthal Rohrau, unweit der burgenländischen Grenze. eine Dauerausstellung gewidmet, in dem sein In den nahegelegenen Ortschaften Hainburg, Vater als Dorfschulmeister arbeitete. Dem wo Joseph Haydn und sein Bruder Michael die Komponisten der Romantik und Hofkapell- Volksschule besuchte, und in Mannersdorf, wo meister von Kaiser Franz Joseph I., Benedict Das »Musikland Niederösterreich« er konzertierte und es zu einem Zusammen- Randhartinger, ist im Gemeindeamt des treffen mit Christoph Willibald Gluck gekom- Geburtsortes Ruprechtshofen ein kleines und seine Komponisten men sein soll, erinnern jeweils Gedenktafeln Museum eingerichtet. Ein Denkmal mit einer an den Komponisten. Einen besonderen Platz Büste Randhartingers wurde nach der Neuge- in Joseph Haydns Biografie, aber auch staltung des Kirchenplatzes im Jahr 2012 Michael Linsbauer ursprung in der gesamten Musikgeschichte nimmt das errichtet und eingeweiht. Schloss Weinzierl im Mostviertel ein, das heute nicht nur als Schul gebäude, sondern Das Andenken an den Operetten kom po - m auch als Veranstaltungsort eines Musikfesti- nisten Carl Zeller (1842–1898), Schöpfer der Die reiche Musikgeschichte vals dient. In den Jahren 1755 und 1757 folgte nach wie vor populären Bühnenwerke »Der a Niederösterreichs kann als Basis für die Haydn der Einladung des Kunstmäzens Baron Vogelhändler« und »Der Obersteiger«, hat in Entwicklung einer musikalischen Karl Joseph von Fürnberg nach Weinzierl, wo seinem Geburtsort St. Peter in der Au eine k er Musik abende gestaltete und seine ersten lange Tradition. Eine bereits 1927 angebrachte Streichquartette komponierte. Gedenktafel an dessen Geburtshaus, der 1967 Tradition sowie als Nährboden für die eingeweihte »Vogelhändler-Brunnen« vor der Etablierung der zahlreichen Auch Ignaz Joseph Pleyel (1757–1831) und Hauptschule und das, 1992 zunächst in Carl Musikaktivitäten der Gegenwart Benedict Randhartinger (1802–1893) galten zu Zellers Geburtshaus eingerichtete, 2013 neu ihren Lebzeiten in Österreich als besonders konzipiert im Schloss St. Peter eröffnete betrachtet werden. Dass sich bereits im anerkannte Komponisten, die während der Museum, würdigen den Komponisten. musi Mittelalter die Minnesänger auf dem letzten hundert Jahre mehr und mehr in Vergessenheit geraten sind. Beide verdanken Gebiet des heutigen Bundeslandes ihre aktuelle Renaissance den privaten aufhielten, davon zeugt etwa die einzige Komponistengesellschaften an den jeweiligen urkundliche Erwähnung Walthers von Geburtsorten. Ignaz Joseph Pleyel, Schüler der Vogelweide, der am 12. November 1203 in Zeiselmauer bei Tulln weilte. Schloss Weinzierl bei Wieselburg, Foto: © Francisco Josephinum Wieselburg Zu jenen Komponisten, die auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreich geboren wurden und an die in Musikergedenkstätten oder zumindest mit Gedenktafeln erinnert wird, zählen so berühmte Namen wie Johann Heinrich Schmelzer, Joseph und Michael Haydn, Johann Georg Albrechtsberger, Ignaz Joseph Pleyel, Benedict Randhartinger, Carl Zeller und Josef Matthias Hauer. 2 2020 | musikergedenkstætten in niederösterreich 3 Franz Schubert (1797–1828) ist zwar nicht Die beiden historischen Städte Perchtoldsdorf Ebenfalls vor den südlichen Toren Wiens Wenige Komponisten der Musikgeschichte auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreichs und Mödling, gelegen an den Ausläufern des und nur fünf Kilometer von Perchtoldsdorf haben so viele Spuren in Niederösterreich geboren, sondern in der Ortschaft Lichtenthal südöstlichen Wienerwaldes, waren seit jeher entfernt liegt die malerische Bezirkshauptstadt hinterlassen wie Ludwig van Beethoven (heute ein Teil des 9. Wiener Gemeindebe- bei den Bewohnern Wiens aufgrund der land- Mödling, die als Wohn- und Wirkungsstätte (1770–1827) – so auch in Mödling. So soll er in zirks), dennoch sind mehrere Aufenthalte des schaftlich schönen Lage und der Nähe zur berühmter Komponisten ebenfalls musik - der zu dieser Zeit im Aufschwung befindlichen Komponisten im Umland von Wien nachge- Großstadt als Sommerfrische- und Ferienorte historische Bedeutung erlangte. Zwei der Stadt, die er bereits mehrere Jahre zuvor im wiesen worden: Gemeinsam mit seinem kunst- sehr beliebt. 1781 erwarb der wegweisende bedeutendsten Vertreter der »Neuen Wiener Rahmen von Ausflügen kennen gelernt hatte, affinen Freundes- und Fördererkreises, der Opernkomponist Christoph Willibald Gluck Schule« des 20. Jahrhunderts lebten und in den Jahren 1818 bis 1820 drei besonders »Schubertianer«, darunter Joseph von Spaun, (1714–1787), der mehrere Jahrzehnte seines arbeiteten in Mödling: Arnold Schönberg und produktive Sommer verbracht haben. 1818 der Lyriker Franz von Schober sowie die Maler Lebens, so auch die letzten sieben Lebensjahre Anton Webern. Nachdem Arnold Schönberg und 1819 bezog Beethoven eine Wohnung im Moritz von Schwind und Leopold Kupelwieser, in Wien lebte, in Perchtoldsdorf das Landhaus (1874–1951) seine Wiener Wohnung gekün- gotischen Haus des Hafnermeisters Jakob wurden Hauskonzerte veranstaltet. Diese ent- mit der Adresse Wiener Gasse 22, welches von digt wurde, bezog er das Haus Bernhard - Duschek in der Haupstraße Nr. 79 ( »Hafner- wickelten sich schließlich zur ständigen Ein- einem großen Garten umgeben war und in dem gasse 6, in dem er von 1918 bis 1925 lebte, haus«, Beethoven-Gedenkstätte seit 1970), die richtung, in deren Rahmen viele Werke von sich der Komponist bis zu seinem Tod in den komponierte, zahlreiche Schüler unterrichtete, ihm jedoch im darauffolgenden Jahr aufgrund Schuberts Kompositionen (ur-)aufgeführt Sommermonaten aufhielt. und wo er im Februar 1923 die »Methode des seines lärmenden Benehmens nicht mehr zur wurden. Derartige Zusammenkünfte, die so Komponierens mit zwölf nur aufeinander Verfügung stand. Er bezog stattdessen den genannten »Schubertiaden«, fanden auch in Jener Komponist, der heute mit Perchtolds- bezogenen Tönen« entwickelte – die Gartentrakt des »Christhofs« in der Babenber- Schloss Atzenbrugg, in der Nähe der heutigen dorf am ehesten in Verbindung gebracht wird, Geburtsstunde der Zwölftonmusik. gerstraße Nr. 38 (heute Achsenaugasse Nr. 6). Bezirkshauptstadt Tulln, statt. Vier Mal folgte war der große Liedkomponist der Romantik, Schubert in den Jahren 1821 bis 1823 der Hugo Wolf (1860–1903). Der Komponist, der Die Kurstadt Baden erlebte zur Zeit Beet - Einladung Franz von Schobers, dessen Onkel die meiste Zeit seines Lebens unter Geldnot hovens als Sommerresidenz Kaiser Franz I. Gutsverwalter des Schlosses war, und ver- litt, und sich ab dem Beginn einer jahrelangen ebenfalls eine große wirtschaftliche und brachte dort mehrtägige Aufenthalte mit Krankheit mehrmals in Niederösterreich zur kulturelle Blüte. Beethoven kam nachweislich Musik, Tanz und Gesellschaftsspielen, sowie Genesung aufhielt (z.B. in Waidhofen an der mehrmals für längere Zeit nach Baden, um der mit dem Komponieren. Die sechs Tänze, ge- Ybbs und im Marienhof in Mayerling), ver- Großstadt Wien zu entfliehen, zu komponie- nannt »Atzenbrugger Deutsche«, entstanden brachte ab dem Jahr 1880 mehrere Monate als ren, zu unterrichten, Kurbehandlungen in An- angeblich in dem noch heute bestehenden Gast des Börsenmaklers Heinrich Werner in spruch zu nehmen und, ähnlich wie in Möd- »Salettl«, einem kleinen Pavillon auf einem seinem »geliebten Perchtoldsdorf« in der Brun- ling, die Natur und Landschaft der Umgebung aufgeschütteten Hügel im Schlosspark. ner Gasse 26. Die denkmalgeschützte Samm- zu genießen. Aufenthalte des großen Meisters lung wird seit dem Jahr 2003, aus Anlass des in der Kurstadt lassen sich zwischen 1804 und 100. Todestages Hugo Wolfs, neu präsentiert. 1816 fast jährlich nachweisen. In den Jahren 1821 bis 1823 mietete sich Ludwig van In der Perchtoldsdorfer Lohnsteinstraße