ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Forest Observer Jahr/Year: 2006 Band/Volume: 002-003 Autor(en)/Author(s): Hellrigl Klaus Artikel/Article: forest observer 2/3 flash lights 473-498 © Autonome Provinz Bozen, Abteilung Forstwirtschaft, download unter www.biologiezentrum.at forest observer 2/3 flash - lights 473 © Autonome Provinz Bozen, Abteilung Forstwirtschaft, download unter www.biologiezentrum.at 474 475 © Autonome Provinz Bozen, Abteilung Forstwirtschaft, download unter www.biologiezentrum.at Miscellanea: aktuelle Notizen Vermehrte Auftreten von Insekten in Südtirol 2005/06 Klaus Hellrigl Einleitung Wir stehen in einer Zeit des Klimawandels, der sich Mals). Anfang Juni 2005 wurde dann im Vinschgau besonders durch Sequenzen warmer Sommer und ein neuerliches Massenauftreten des „Alpen- schneearmer Winter, ungewöhnliche Niederschlags- Widderchens“ beobachtet und gemeldet: im ereignisse mit Hochwasserhäufung in Abwechslung Martelltal war es auf der Lifi-Alm, in 2400 -2800 m mit lang anhaltenden Trockenperioden, Häufung von Seehöhe, zu flächigem Raupenfraß dieser Zygäne Sturmereignissen u. dgl. äußert. Besonders seit an Alpenrosen gekommen (Beobachtung und Mitt. dem Jahr 2000 zeichnet sich eine kontinuierliche Forstinspektor W. Verdroß, Forststation Mals: Zunahme von Trocken- und Wärmeperioden ab und 06.06.2005). ein „Rekordsommer“ folgt auf den vorhergehenden. Die Sommer werden immer heißer und trockener und – wie der Herbst und Winter 2006 gezeigt haben 2. Massenauftreten von Feldheuschrecken – nicht nur diese. In dem Zusammenhang ist es – Gomphocerus sibiricus (Linné) besonders wichtig, außergewöhnliche vermehrte In Ulten war es im Sommer 2005 auf der Schwemm- Auftreten von Insekten zu beobachten, die wie schon alm (2000 -2300 m) zu einem Massenauftreten von die Vergangenheit gezeigt hat, oft sehr indikativ auf Heuschrecken auf einer Fläche von 5-10 Hektar klimatische Veränderungen reagieren. Es ist deshalb gekommen. Wie Befallsproben ergaben (Dr. V. Mair, angebracht auch im Bereich Forstwirtschaft Auf- 13.07.05, det. Hellrigl), handelte es sich um die Sibi- treten solcher Arten mit einzubeziehen, die primär rische Keulenschrecke (Gomphocerus sibiricus), nichts mit Forstwirtschaft zu tun haben scheinen, einer zu den Feldheuschrecken (Caelifera: Acridi- aber dennoch wichtige Hinweise liefern. dae) gehörenden Art der „Kurzfühlerschrecken“, die auf der Alm Kahlfraß auf den Viehweiden der Ski- pisten-Begrünung verübten. Die Landwirte mussten 1. Alpen-Widderchen das Vieh von den kahlgefressenen Weiden abtreiben. – Zygaena exulans (Hohenwarth) Schon im Vorjahr 2004 hatte es hier starken Befall Im Sommer 2004 war es auf der Lüsner Alm zu gegeben, der aber 2005 noch viel stärker ausfiel und einem Massenauftreten des „Alpen-Widderchens“ die Bauern arge Sorgen bereitete. Berichte über diese Zygaena exulans (Hohenwarth, 1792) gekommen, ungewöhnliche Heuschreckenplage erschienen im einem Tagfalter der Familie „Blutströpfchen“- Lokalfernsehen und in der Tagespresse („Dolomi- oder „Widderchen“ (Lepidoptera, Zygaenidae). ten“: 10.08.2005). – In diesem Zusammenhang ist Von dieser Art ist bekannt, daß sie mitunter zu interessant daran zu erinnern, dass es auch schon Massenauftreten in Hochlagen neigt und es wurde im Sommer 2003, im Gadertal bei St. Martin, über diesen Befall berichtet (HELLRIGL 2004: Forest 1300 -1400 m, zu einem weiteren massenhaften observer 1/2004: 212 - 213; Abb. 1- 4). Auftreten einer anderen Springschrecke, nämlich Diese Art scheint in Südtirol in Hochlagen weit der zu den Langfühlerschrecken (Ensifera: Grilli- verbreitet zu sein; denn auch im Vinschgau wur- dae) gehörenden Feldgrille (Gryllus campestris), auf den auf der Stilfser Alm, 2400 m, am 18.07.2004 Wiesen (auf 20 ha !) gekommen war und ebenso im vereinzelte Raupen auf Preiselbeersträuchern gefun- Vinschgau bei Laas /Tannas, 1450 m (vgl. HELLRIGL den (Mitt. Forstinspektor W. Verdroß, Forststation 2003: Gredleriana 3, Streiflichter: 418). 474 475 © Autonome Provinz Bozen, Abteilung Forstwirtschaft, download unter www.biologiezentrum.at 3. Massenauftreten von Springschwänzen auf den Skipisten beobachtet (angrenzend an – (Collembola) am Ritten: August 2005 20 -150 jährige Fichten-, Lärchen-, Zirben-Misch- Ein ungewöhnliches Massenauftreten von Spring- bestände), speziell auf sonnenexponierten Westhän- schwänzen (Collembola) am Ritten beobachtete gen in der zweiten Märzwoche; das Massenauftreten Dr. S. Minerbi am 04.08.2005. Oberhalb der forst- zeigte sich in exakt abgegrenzten Streifen von bis lichen Monitoring-Versuchsfläche (IT-01), auf zu 200 m Länge und 4 m Breite, wobei der Besatz ca. 1770 m S.H., bildeten die Springschwänze an an Schneeflöhen so dicht war, dass sich der Schnee mehreren Stellen regelrechte Anhäufungen (Foto- grau bis schwarz färbte (nach dem Absterben mehr dokumentation). Solche Massenansammlungen von hellblaue Verfärbung des Schnees).“ Es läßt sich Collembolen waren in Südtirol in der Vergangenheit schätzen, dass ein solcher „Schneefloh-Streifen“, schon öfters beobachtet worden – auch am Ritten im Ausmaß von bis zu 1000 m2, “die dann mit dem – und sind somit ansich nichts ungewöhnliches. Pistengerät zum Pistenrand geschoben wurden“, Recht ungewöhnlich erschien hingegen die Jahres- sich aus mindestens 1 Milliarde Individuen zusam- zeit, Anfang August, da sich frühere Vorkommen mensetzte, da die Individuenzahl /m2 zumindest meist im Spätwinter ereignet hatten, wo die Spring- 1 Million betragen haben muß. Es handelte sich schwänze ganze Teppiche auf dem Frühjahrschnee dabei übrigens nicht um die “echten Schneeflöhe” bildeten. Die Vermutung von Dr. Minerbi, dass es Isotoma nivalis Carl oder Entomobryia nivalis L., sich hier um eine Hypogastrura-Art handeln könnte, sondern um Hypogastrura socialis (Uzel, 1891), wurde vom konsultierten Collembolen-Spezialisten wie die Bestimmung eingesammelter Proben aus Dr. Hubert KOPESZKI (Wien), dem ein Foto übermit- Luttach ergab [KOPESZKI & HELLRIGL 1996: „Die telt wurde, bestätigt. Die Auskunft von H. KOPESZKI Tierwelt Südtirols“, pp. 276-287: Flügellose- oder lautete (09.08.2005): Urinsekten – Apterygota]. „Es handelt sich sicher um Hypogastruren, Zur Vulgärbezeichnung „Schneeflöhe“ für Hypo- wahrscheinlich Hypogastrura socialis, doch zum gastrura-Arten – als Gegensatz zu den im hohen Bestimmen braucht man mehrere Exemplare. Es ist Alpinbereich auf Gletschern vorkommenden bekannt, dass diese Arten solche Massenvermehrun- sog. „Gletscherflöhen“ Isotoma( nivalis, Isotoma gen machen und eine Cyclomorphose durchmachen, saltans u.a.) – wäre noch folgendes zu erläutern: d.h. Winter-, Sommer- und Jugendform unterschei- die Bezeichnung „Flöhe“ hat nichts mit der höher- den sich und sie werden von Vögeln nicht gerne stehenden Ordnung Siphonaptera zu tun, sondern gefressen. Weshalb sie manche Jahre in Massen deutet nur auf das Sprungvermögen der „Spring- auftreten und dann nicht mehr, weiss man nicht schwänze“ hin. Weiters ist zu unterscheiden, dass so genau; aber sie aggregieren und wanderen als die Vulgärbezeichnung „Schneeflöhe“ auch für eine Flecken, offensichtlich auch ein bisschen sich an Gruppe höherer (Flug)Insekten verwendet wird, die Schatten bzw hell-dunkel orientierend“. sich im Winter oft auf Schneeresten findet, nämlich Vom Ausmaß solcher Massenauftreten von Collem- die mit den Netzflüglern verwandten Winterhafte bolen können selbst Fachleute überrascht sein. So (Boreidae) der Ordnung Mecoptera (Schnabelflie- waren etwa im Spätwinter 1993/94 in Südtirol vieler- gen); diese können ebenfalls „springen“, sind aber orts in Höhenlagen zwischen 1700 -1950 m S.H. größer (3-5 mm) als die Collembolen. Massenauftreten von sogenannten „Schneeflöhen“ auf Schneeflächen zu beobachten (z.B. Vigiljoch, Gampenjoch, Villanderer Alm, Luttach u.a.o.), 4. Massenauftreten von Pflanzenwanzen welche viele Leute beunruhigten und zu Nach- – Arocatus melanocephalus (Fabr.) fragen veranlaßten. Um welche Dimensionen es Im Vinschgau war es in Prad am Stilfserjoch (950 m) sich dabei handelte, mag die offizielle Meldung der im Juli 2003 zu einem ungewöhnlichen Massenauf- Forststation Steinhaus im Ahrntal vom 15.03.1994 treten vermeintlicher „Stinkkäfer“ in einem Hotel (Prot. Nr. 141) veranschaulichen: „Es wurde bei gekommen. Von den Förstern der Forststation Prad Klausberg ein Massenauftreten von Schneeflöhen gesammelte Belegexemplare ergaben, dass es sich 476 477 © Autonome Provinz Bozen, Abteilung Forstwirtschaft, download unter www.biologiezentrum.at um eine harmlose Pflanzenwanze der Familie Oxycarenidae mit turano-mediterraner Verbreitung Lygaeidae, Arocatus melanocephalus (F.), handelte (det. E. Heiss, Innsbruck: 11.10.2006). Vorkommen (det. E. Heiss, Innsbruck). Diese Art lebt an Ulmen, dieser Art in Italien südlich des Alpenkammes; von an deren Samen sie saugt. Sie scheint in Mittel- Südtirol bisher nicht gemeldet. und Südeuropa weiter verbreitet, doch offenbar nicht häufig. Bei besonders günstiger Witterung kann es bei dieser und verwandten Arten zu einer 5. Massenauftreten von Blattgallen: Massenvermehrung und verstärkten Flugaktivität – an Weiden (Salix) und Eichen (Quercus) kommen, so dass die Insekten oft zu Hunderten an Zu außergewöhnlichen Massenauftreten von Blatt- die Fenster und in die Wohnungen fliegen. Über gallen an Weiden und Eichen, verursacht durch dieses Massenauftreten war schon berichtet worden gallenbildende Blattwespen (Hym., Tenthredinidae) (HELLRIGL 2003: Gredleriana 3, Streiflichter,
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