Generalmusikdirektor Axel Kober PROGRAMM 2. Kammerkonzert „HAYDNS ENTDECKER“ Eine Hommage an den Komponisten Johann Georg Reutter So 13. Oktober 2019, 19.00 Uhr Philharmonie Mercatorhalle Hana Blažíková Sopran Barockensemble nuovo aspetto Ermöglicht durch Kulturpartner Gefördert vom Duisburger Kammerkonzerte Johann Georg Reutter Sonntag, 13. Oktober 2019, 19.00 Uhr „Soletto al mio caro“, Arie aus „Alcide trasformato in dio“ Philharmonie Mercatorhalle für Sopran, Salterio und Basso continuo (1729) Giuseppe Porsile Andante aus „Il giorno felice“ (1723) Hana Blažíková Sopran Francesco Bartolomeo Conti (1681-1732) „Dei colli nostri", nuovo aspetto: Arie aus „Il trionfo dell’amicizia e dell’amore“ für Sopran, Christian Binde Horn Mandoline, Harfe, Baryton und Basso continuo (1711) Jörg Schultess Horn Helena Zemanová Violine Pause Frauke Pöhl Violine Corina Golomoz Viola Joseph Haydn (1732-1809) / Henri Compan Elisabeth Seitz Salterio „Je ne vous disais point: j’aime“ Johanna Seitz Harfe aus „Le Fat dupé“ für Sopran und Harfe Michael Dücker Laute, Mandolino Ulrike Becker Violoncello, Barytono Johann Georg Reutter „Dura legge a chi t’adora“, Arie aus „Archidamia“ Francesco Savignano Wiener Bass für Sopran, Salterio, Laute und Basso continuo (1727) Luca Quintavalle Cembalo Joseph Haydn Aus: Sinfonie C-Dur „Le Distrait“ Hob. I:60 Programm in der Kammermusikfassung für Harfe, Violine, Viola und Bass von Meingosus Gaelle (1774/1809) Adagio – Finale Johann Georg Reutter (1708-1772) „Dal nostro nuovo aspetto“, „The Inspired Bard“ Hob. XXXIb:25 aus „A Selection of Arie aus „Alessandro il Grande“ Welsh Airs“ für Sopran, Harfe, Violine und Violoncello für Sopran, Salterio, Streicher und Basso continuo (1729) Johann Georg Reutter Giuseppe Porsile (1680-1750) Sinfonia g-Moll aus „La Betulia liberata“ für Streicher „L’Aurora io sono“ – „Dessi a me“, und Basso continuo (1734) Rezitativ und Arie aus „Il giorno felice“ für Sopran, Laute, Streicher und Basso continuo (1723) „Venga l’età“, Arie aus „La magnanimità di Alessandro“ für Sopran, Salterio, Streicher und Basso continuo (1729) Karl Kohaut (1726-1784) Concerto per il Contrabasso D-Dur „Konzertführer live“ mit Jonas Zerweck um 18.15 Uhr für Kontrabass, zwei Hörner, Streicher und Bass „Tagungsraum 6“ des Kongresszentrums im CityPalais. I. Allegro – II. Adagio – III. Presto Das Konzert endet um ca. 21.00 Uhr. 2 3 „Haydns Entdecker“ Eine Hommage an den Komponisten Johann Georg Reutter „In dem 7ten Jahr meines alters hörete der Seel: Herr Ca- pell Meister v. Reutter in einer Durchreise durch Haimburg von ungefähr meine schwache doch angenehme stime. Er nahme mich alsogleich zu sich in das Capell Hauß, allwo ich neben dem Studiren die sing kunst, das Clavier, und die Vio- lin von sehr guten Meistern erlehrnete. Ich sang allda sowohl bey St. Stephan als bey Hof mit grossen Beyfall bis in das 18te Jahr meines alters den Sopran. Da ich endlich meine stimme verlohr, musste ich mich in unterrichtung der Jugend ganzer 8 Jahr kumerhaft herumschleppen“, schrieb der 43-jährige Joseph Haydn 1776 in seiner autobiographischen Skizze. Der Wiener Stephansdom, Gemälde von Rudolf Ritter von Alt, 1832. Der berühmte klassische Komponist stammte aus Hier sang der junge Joseph Haydn unter der Leitung einfachen Verhältnissen: Als Sohn eines Wagenmachers, des Domkapellmeisters Johann Georg Reutter. Bauern und Marktrichters wurde Joseph Haydn am 31. tigung – und dies nicht nur im Chor des Stephansdoms, März 1732 im niederösterreichischen Dorf Rohrau an der sondern auch im Zusammenwirken mit der Hofkapelle. ungarischen Grenze geboren. Im Alter von sechs Jahren Als Sängerknabe war Joseph Haydn mehrere Male vor wurde der Junge zu dem Schulrektor nach Hainburg an der kaiserlichen Familie zu hören, und als er den Chor der Donau geschickt. Dort erhielt er Unterricht in den verlassen musste, konnte sein fünf Jahre jüngerer Bruder wichtigsten Schulfächern und im Musizieren, und auf Michael Haydn (1737-1806) die exponierten stimmli- einer Dienstreise hörte ihn dort der Wiener Hofkapell- chen Aufgaben übernehmen. meister Johann Georg Reutter (1708-1772). „‚Du bleibst Joseph Haydns Lehrer Johann Georg Reutter war im bey mir’, sagte Reutter. Bald erfolgte der Abschied von unmittelbaren Umkreis der Wiener Hofkapelle aufge- Hainburg, und Haydn kam als Schüler in das Kapellhaus der wachsen. Nach erstem Unterricht bei seinem Vater Ge- Stephanskirche in Wien, wo er bis in sein sechzehntes Jahr org Reutter der Ältere (1656-1738), der ein geschätzter blieb“, heißt es lapidar in den „Biographischen Notizen über Generalbassspieler war, wurde er Schüler von Antonio Joseph Haydn“ von Georg August Griesinger. Caldara (1670-1736). Schon 1726 wurden erste Kom- Wer aber war jener „Haydn-Entdecker“, der die Ent- positionen Johann Georg Reutters am Wiener Hof auf- wicklung des jungen Musikers nachhaltig prägte? Um das geführt, doch Bewerbungen als Hoforganist scheiterten Ansehen von Johann Georg Reutter ist es nicht zum bes- zunächst. Zur Weiterbildung unternahm Reutter deshalb ten bestellt, zumal Haydn ihm selbst rückblickend kein 1730 eine Reise nach Venedig und nach Rom, ehe am besonders gutes Zeugnis ausstellte. Es heißt, Reutter 1. März 1731 die Ernennung zum Hofkomponisten erfolg- habe an der Verpflegung der Sängerknaben gespart und te. Als Nachfolger seines Vaters wurde er 1738 erster er habe die musikalische Entwicklung seines talentier- Kapellmeister am Wiener Stephansdom, und auch sei- testen Zöglings nicht nachhaltig genug gefördert. Doch ne Kompositionen lassen diese Verschiebung erkennen: während die theoretische Unterweisung mangelhaft aus- Während Reutter zunächst zahlreiche Opern und Orato- fiel, gab es zur Genüge Gelegenheit zu praktischer Betä- rien für den Wiener Hof schrieb, wandte er sich ab 1740 4 5 vor allem der Kirchenmusik zu. Am 11. März 1772 ist Jo- möglichkeiten des Instruments erkennen. In der Arie „Dal hann Georg Reutter 64-jährig in Wien gestorben. nostro nuovo aspetto“ aus „Alessandro il Grande“ stehen Lange Zeit wusste man nicht viel über die Kompo- dem Salterio weitere Streicher zur Seite. Demgegenüber sitionen Johann Georg Reutters, da die Werke nicht in ist der Instrumentalpart in „Soletto al mio caro“ aus „Alcide gedruckten Notenausgaben erschienen, sondern im Ar- trasformato in dio“ auf höchst subtile Weise auf das Hack- chiv des Stiftes Heiligenkreuz in Niederösterreich ver- brett und die Continuobegleitung reduziert, während die wahrt wurden. Im Duisburger Kammerkonzert sind fünf Arie „Dura legge a chi t’adora“ aus „Archidamia“ dem mit Beispiele aus dem frühen musikdramatischen Schaffen Klöppeln geschlagenen Hackbrett die gezupfte Laute zur zu erleben, und das Barockensemble „nuovo aspetto“ hat Seite stellt. Repräsentativen Charakter besitzt dagegen sich um die Wiederentdeckung dieses Komponisten gro- die Arie „Venga l’età“ aus „La Magnanimità di Alessandro“ ße Verdienste erworben. Die Werke für die Feierlichkei- mit reicher Streicher- und Salteriobeteiligung. ten des Wiener Hofs sind auf Prachtentfaltung angelegt, Doch es reicht nicht, auf den ausgefeilten Instrumen- doch die vier für das Kammerkonzert ausgewählten Arien talpart von Reutters Arien hinzuweisen, waren die Stü- tragen subtileren Charakter und weisen als Gemeinsam- cke, die den höfischen Aufträgen entsprechend gerne keit den obligaten Gebrauch des Hackbretts auf. Helden- oder Sagengestalten in den Mittelpunkt stellten, Das Hackbrett hatte seinen Platz ursprünglich in der doch für die führenden Gesangsvirtuosen geschrieben. Volksmusik, doch hat es zeitweise auch Eingang in die Als „Festa da camera“ war „Alessandro il Grande“ 1732 zum Kunstmusik gefunden. Durch Pantaleon Hebenstreit Geburtstag des Kaisers Karl VI. komponiert worden, und (1668-1750) wurde das Instrument sogar hoffähig. 1705 mit der Arie der Statira „Dal nostro nuovo aspetto“ bril- spielte er in Paris vor Ludwig XIV., und der Monarch soll lierte die junge Sängerin Barbara Pisani. In dem „Dram- vorgeschlagen haben, dem Instrument nach seinem Spie- ma per musica“ „Alcide trasformato in dio“ wurde 1729 der ler den Namen „Pantaleon“ zu geben. Seine Konzertreisen Herkules-Mythos behandelt. Die „Festa teatrale“ „Archi- führten Hebenstreit 1708 bis nach Wien, und 1714 wurde damia“ entstand 1727 zum Namenstag der Frau des ös- er in die Dresdner Hofkapelle aufgenommen. Am Wiener terreichischen Kaisers Karl VI., und bei dieser Aufführung Hof fand das Hackbrett (auch Salterio oder Pantaleon wurde die Arie „Dura legge a chi t’adora“ von dem Sopra- genannt) bis 1763 Verwendung. Dort wirkten die beiden nisten Domenico Annibali gesungen, während die „Festa Virtuosen Maximilian Hellmann d.J. (1702-1763) und Jo- di camera“ „La Magnanimità di Alessandro“ („Der Edelmut hann Baptist Gumpenhueber (1710-1785), die ihre Kunst Alexanders“) 1729 zum Geburtstag des Kaisers entstand. noch bei Hebenstreit in Dresden vervollständigt hatten. 1734 schrieb Johann Georg Reutter das Oratorium „La Hebenstreits mit Holzklöppeln geschlagenes Hackbrett Betulia liberata“ („Das befreite Bethulien“). Viele jüngere hatte einen Tonumfang von mehr als fünf Oktaven. Ne- Komponisten sind ihm bei der Vertonung des berühmten ben den angeschlagenen Saiten besaß es mitschwingende Librettos von Pietro Metastasio gefolgt, unter anderem Resonanzsaiten, und so kam es auf insgesamt fast zwei- 1771 der fünfzehnjährige Wolfgang Amadeus Mozart. hundert Saiten und war entsprechend schwer zu spielen. Abgerundet wird das Programm „Haydns Entdecker“ Dafür überzeugte es durch vielfältige klangliche Möglich- durch Kompositionen von Vorgängern
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