NR. 35/2015, 4. SEPTEMBER 2015 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 SEPP BLATTER GHANA FRANKREICH EIN SCHIEDSRICHTER MIT JUGENDARBEIT FÜR LIGUE 1 STAUNT FINGERSPITZENGEFÜHL EINE GROSSE ZUKUNFT ÜBER KORSIKA WWW.FIFA.COM/THEWEEKLY FUSSBALLSCHULEN IN GHANA Geliebte Akademie TESTSPIEL, TEMA Die U17 Ghanas spielt gegen die Glow Lamp Academy (26. August 2015). 6 THE FIFA WEEKLY FUSSBALLSCHULEN IN GHANA Ghanas Spieler sind begehrt in Europas Ligen. Fussball ist eine Religion im westafrikanischen Land. Aber ohne die gute Jugendarbeit des Verbandes oder die professionellen Akademien wäre dieser Erfolg nicht denkbar, schreibt Elio Stamm aus Accra. Fotos von Francis Kokoroko. ZIMMERGENOSSEN Die U17-Nationalspieler Lawrence Ofori (l.) und Joseph Paintsil ruhen sich aus. THE FIFA WEEKLY 7 FUSSBALLSCHULEN IN GHANA s sind gute Zeiten für den Dreams FC. Der Klub aus Madina, einem lauten Quartier im Norden von Ghanas Hauptstadt Accra, macht seinem Namen alle Ehre. Nach dem letzten Heimspiel der Saison feiern Anhän- ger und Spieler in extra für den Anlass gedruckten T-Shirts ausgelassen auf dem holprigen Rasen des Kleinststadions. Es wird gesungen, die Kinder erhal- ten Sotdrinks à discrétion. Die Dreams-Spieler haben gleich dreifach Grund zur Freude. Sie haben eben 2:1 gewonnen, bereits am vorletzten Spieltag den erstma- ligen Aufstieg in Ghanas höchste Spielklasse, die Pre- mier League, sichergestellt, und sie fühlen sich bestätigt: Von hier aus kann ihr Traum von einer grossen Karriere im Ausland wahr werden. So, wie für ihren ehemaligen Teamkollegen Abdul Rahman Baba, besser bekannt als Baba Rahman. Seit Samuel Kufour in den 1990er-Jahren als Institution in Bayern Münchens Verteidigung die gegnerischen Angreifer verzweifeln liess, hat kein ghanaischer Defensivspezialist mehr so viel Beachtung auf sich gezogen wie Baba. Mite August wechselte der 21-jährige Linksverteidiger, der mit Geschwindig- keit, Technik und Ruhe am Ball überzeugt, vom Deutschen Bundesligisten FC Augsburg zum grossen Chelsea FC in die englische Premier League. Für kolportiert 20 Millionen Euro, zehnmal mehr als Augsburg ein Jahr zuvor für ihn an Liga- konkurrent Greuther Fürth überwiesen hate. Der rapide Aufstieg Rahm- ans zu einem der grössten Vereine der Welt ist zwar nicht Baba Rahman war alltäglich, aber auch keine riesige Überraschung, wenn 14 Jahre alt, als ihn man sich vor Augen führt, wie viele Fussballer aus Ghana im Dreams FC vom Ausland engagiert sind. In den fünf europäischen Topligen Norden Ghanas nach sind es derzeit jeweils zwi- schen zwei und sieben, in den Accra holte. kleineren Eliteklassen Euro- pas sogar ot deutlich mehr. In Schweden etwa stellen die Ghanaer mit 14 Mann nach dem Nachbarn Norwegen die zweitmeisten Legionäre. Mit diesen eindrücklichen Zahlen kann europaweit von allen afrikani- schen Nationen einzig Senegal mithalten. Greuther Fürth reagierte am schnellsten Baba Rahman war 14 Jahre alt, als ihn Dreams FC von Tamale im Norden Ghanas nach Accra an die Atlantikküste holte. Der Klubvorsitzende Edwin Kurt Okraku erinnert sich noch genau: “Ich erhielt einen Anruf von einem der Trainer in Tamale, der sagte, diesen Jungen müsse ich mir unbedingt ansehen.” Baba trainierte direkt mit der 1. Mannschat, die zu der Zeit noch in Ghanas drithöchster Liga spielte. Nach einem Jahr wurde er auch in der Meisterschat eingesetzt und erweckte schon bald Interesse aus Europa, insbesondere vom RSC Anderlecht. Mit 16 Jahren war Baba aber noch zu jung für einen Transfer nach Europa, und so sammelte er noch zwei Jahre Erfahrung in der Heimat, ehe er den grossen Schrit wagte, und Greuther Fürth Anderlecht zuvorkam. Okraku war zuletzt sechs Wochen in Europa, um den Trans- fer Babas zu Chelsea abzuwickeln. Er ist nicht nur sein Ent- VIEL ZU FEIERN decker, sondern auch Partner von Sascha Empacher bei SPOCS Baba Rahman lässt sich nach seinem sensationellen Transfer Sports Consultants, dem oiziellen Management des Spielers. zum Chelsea FC gemeinsam mit Berater Sascha Empacher ablichten (o.); Fans um Coach Charles Akonnor (m.) und Spieler Ben Nash Der Abstecher war auch abseits des Baba-Transfers äusserst er- Quansah (u.) des Dreams FC zelebrieren den Aufstieg. freulich für den Dreams FC und Babas Management. So gelang 8 THE FIFA WEEKLY FUSSBALLSCHULEN IN GHANA es, den 18-jährigen Benjamin Teteh, ein fast zwei Meter grosser fussballern eng mit dem vergleichsweise hohen Entwicklungs- Stossstürmer, für drei Jahre zu Standard Lütich in die erste und Lebensstandard in Subsahara-Afrika zusammen. Natürlich belgische Liga zu vermiteln. Zudem handelte das Duo für zwei sei die Leidenschat für Fussball die Basis. Viele Kinder verfüg- weitere Dreams-Spieler Probetrainings aus. Leonard Owusu, ten nach vielen Stunden auf den Strassen bereits über eine sehr 18-jährig (Fürth), und Emmanuel Adjei Sowah, 17 (Anderlecht), gute Technik. Talente aber gebe es fast überall in Afrika. ist die Vorfreude und Anspannung anzusehen während der Entscheidende Vorteile Ghanas seien die fussballerische Inf- Aufstiegsfeierlichkeiten. rastruktur, Trainingsangebote des Verbandes und die stetig zu- Babas Management ist neben Ghana auch in Ägypten sowie nehmenden Zahl an Jugendakademien, von denen es mitlerweile in Mitel- und Osteuropa aktiv. Für Generaldirektor Empacher mehr als zehn gibt. “Das ist hier alles auf internationalem Niveau”, hängt der Erfolg Ghanas in der Entwicklung von Nachwuchs- sagt Empacher. Daneben helfe aber auch die gute schulische KLARE GEDANKEN FASSEN Bald in der ghanaischen Premier League: Zwei Spieler des Dreams FC scheinen Stunden nach dem Aufstieg ihr Glück zu realisieren. THE FIFA WEEKLY 9 FUSSBALLSCHULEN IN GHANA MALI HOLT AUF Die Jugendarbeit hat im westafrikanischen Land grosse Fortschritte gemacht. Mit dem neuen französischen Trainer Alain Giresse verspricht man sich nun auch im A-Nationalteam Erfolge. Alain Giresse Der Franzose will mit Mali die Afrikameisterschaft gewinnen. alis Vorstoss ins Halbfinale der FIFA U20-Welt- die es überall im Land gibt. Anfänglich bestand die fünf weiteren U20-WM-Endrunden teilgenommen. M meisterschaft in Neuseeland vor einigen Mo- Gefahr, dass alles aus dem Ruder läuft. Doch mitt- Es gibt einen steten Wechsel von Spielern dieser naten kam keineswegs überraschend, obwohl lerweile gibt es eine gute Koordination, wodurch Altersklasse in den europäischen Profifussball das trockene westafrikanische Land derzeit von in- sichergestellt wird, dass alle Spieler in diesen Zent- und auch in die Nationalmannschaft Malis, so- neren Konflikten gebeutelt wird und bislang im Se- ren von Mitarbeitern der Nationalmannschaft in dass sich die Ent wicklungsarbeit auszahlt. In der niorenbereich noch keine nennenswerten Erfolge Augenschein genommen werden. Altersklasse der unter 17-Jährigen ist Mali amtie- vorweisen konnte. render Afrikameister und nimmt im kommenden Aus dem Land am Rande der Sahara kommt Auch bei der U17-WM dabei Monat an der U17-Weltmeisterschaft in Chile teil. seit einiger Zeit ein steter Strom beeindruckender Eines der bekanntesten ist das Centre Salif Keita, Young sters. Im Juniorenbereich geniesst Mali bei benannt nach und gegründet von dem ehemali- Scouting in Frankreich den anderen afrikanischen Ländern mittlerweile gen Stürmer von Saint-Étienne, der 1970 als erster Bisher gab es bei diesem Turnier drei Teilnahmen ähnlichen Respekt wie Ghana und Nigeria, die bei- die Auszeichnung “Afrikas Fussballer des Jahres” in Folge – von 1997 bis 2001, als Mali das Viertel- den Ländern also, die den Nachwuchsfussball auf erhielt. Das Zentrum entwickelte sich von einem finale erreichte. Die Hoffnung ist gross, dass auch dem Kontinent seit Jahrzehnten beherrschen. Mali reinen Nachwuchsförderungsprojekt zu einem die aktuelle Spielergeneration aus den Entwick- hat zwar noch nie den Titel des afrikanischen Na- eigenständigen Klub, der in Malis Première Divi- lungszentren im Land später auf Profiniveau glän- tionen-Pokals gewonnen und sich auch noch nicht sion spielt und in der afrikanischen Champions zen kann. Mali verfügt zudem über eine weitere für eine WM-Endrunde qualifizieren können, doch League angetreten ist. Zu den bereits gewonne- Quelle für gut ausgebildete Spieler. Das Land es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wann nen Titeln gehört auch ein Erfolg beim Pokalwett- setzt nämlich auch auf Akteure, die in Frankreich eines oder beide Ziele erreicht werden können. bewerb Coupe du Mali. geboren und aufgewachsen sind und dort ihre Von 1974 bis 1994 konnte sich Mali nicht ein ein- Mahamadou Diarra, der später für Olym- fussballerische Ausbildung absolviert haben. ziges Mal für einen Nationen-Pokal qualifizieren. Der pique Lyon und Real Madrid spielte, hatte ebenso Diese beiden Spielertypen zu integrieren, birgt Fussball im Land stagnierte und Mali galt als fussbal- zu den ersten Jugendlichen gehört, die Keitas manchmal gewisse Risiken, doch meist ergibt sich lerisches Leichtgewicht. 1994 jedoch erreichte das Nachwuchs akademie durchliefen, sowie dessen daraus ein deutlicher Vorteil. Mali hofft nun, auch Land überraschend das Halbfinale des prestigeträch- Neffe Seydou Keita, der früher beim FC Barcelona auf Seniorenniveau die Früchte der guten Nach- tigen Turniers (in Tunesien). Es war, als wäre ein Schal- kickte und jetzt bei der AS Roma unter Vertrag wuchs arbeit ernten zu können. Alain Giresse will ter umgelegt worden, und seitdem entwickelte sich steht. mit dem Team den Gewinn des Afrikanischen Nati- Mali zu einem der Schwergewichte auf dem afrikani- Mali fuhr 1999 mit dieser Generation zur onen-Pokals
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