Universität Stuttgart Historisches Institut Abteilung für Landesgeschichte Magisterarbeit Die französische Besatzungszeit in Rottenburg am Neckar 1945-1949 Vorgelegt von Andreas Fischer bei Prof. Dr. Franz Quarthal ERKLÄRUNG ZUR MAGISTERARBEIT: Ich erkläre, dass ich die Arbeit selbstständig und nur mit den angegebenen Hilfsmitteln angefertigt habe und dass alle Stellen, die dem Wortlaut oder dem Sinne nach anderen Werken entnommen sind, durch Angabe der Quellen als Entlehnungen kenntlich gemacht worden sind. Stuttgart, den 17. März 2002 1 Inhalt I. Einleitung ........................................................................................................... 3 1. Der Forschungsstand ......................................................................................... 3 1.1 Überblick über die Forschungsgeschichte ....................................................... 3 1.2 Ursachen der Entwicklung ............................................................................... 5 1.3 Regional- und Lokalstudien .............................................................................. 5 2. Fragestellung und Quellen ................................................................................. 7 2.1 Thema und Aufbau der Arbeit .......................................................................... 7 2.2 Quellenbasis .................................................................................................... 8 II. Zusammenbruch und Besetzung – Das Ende des Krieges .......................... 10 1. Die militärische Besetzung Südwestdeutschlands ............................................. 10 2. Die letzten Kriegsmonate in Rottenburg ............................................................ 10 3. Der französische Einmarsch in Rottenburg ........................................................ 12 4. Die ersten Tage der Besatzung im April 1945 ................................................... 13 III. Die französische Besatzung 1945-1949 ........................................................ 16 1. Wiederaufbau und Mangelwirtschaft .................................................................. 16 1.1 Kriegszerstörungen in Rottenburg .................................................................. 18 1.2 Wohnungsnot und Wohnraumbewirtschaftung ................................................ 24 1.3 Versorgungskrise bis zur Währungsreform ...................................................... 28 1.4 Der öffentliche Verkehr in Rottenburg .............................................................. 43 2. Deutsch-französische Beziehungen in Verwaltung und Politik .......................... 46 2.1 Der Umgang zwischen Franzosen und Deutschen .......................................... 48 2.1.1 Deutsch-französische Konflikte ..................................................................... 51 2.1.2 Die Demontagen ........................................................................................... 58 2.2 Die Deutschen in Verwaltung und Politik ......................................................... 60 2.2.1 Die deutsche Verwaltung .............................................................................. 60 2.2.2 Der Beginn des politischen Lebens .............................................................. 63 3. Die Besatzungsmacht und die Kirche in Rottenburg ......................................... 66 4. Verfolgung, Flucht und Zwangsarbeit – Menschen in Rottenburg ..................... 68 5. Die französische Demokratisierungspolitik ........................................................ 72 5.1 Kulturelles Leben und Jugendbewegung ......................................................... 72 5.2 Die Entnazifizierung in Rottenburg ................................................................... 75 5.3 Schulpolitik zwischen Umerziehung und Reform ............................................. 81 6. Der Umgang mit dem Nationalsozialismus in Rottenburg .................................. 85 IV. Schlussbetrachtung ....................................................................................... 88 Quellen und Literatur ........................................................................................... 90 1. Archivalische Quellen ......................................................................................... 90 2. Interviews .................................................................................. ........................ 91 3. Gedruckte Quellen ............................................................................................. 91 4. Literatur .............................................................................................................. 91 2 I. Einleitung 1. Der Forschungsstand 1.1 Überblick über die Forschungsgeschichte Die französische Besatzungszone erfuhr in der Erforschung der deutschen Nachkriegsgeschichte erst mit dem Beginn der 1980er Jahre größere Beachtung1. Zuvor widmete sich die historische Forschung vorwiegend bestimmten Themenkomplexen: Verschiedene Sammelbände2 und Aufsätze3 hatten die offizielle französische Deutschlandpolitik zum Gegenstand. Im Mittelpunkt standen auch Beiträge zur militärischen Besetzung des späteren Besatzungsgebiets sowie zur Entstehung der politischen und administrativen Struktur der späteren Länder. Von besonderem Interesse ist hier natürlich das Land Württemberg-Hohenzollern, dem Rottenburg am Neckar angehörte und das von 1945 bis zur Gründung des Landes Baden-Württemberg 1952 existierte. Schließlich befasste sich die Forschung auch schon mit der französischen Kulturpolitik. Eine wichtige Rolle für Württemberg-Hohenzollern spielten dabei die publizistischen Aktivitäten südwestdeutscher Politiker der ersten Stunde wie Carlo Schmid, Gebhard Müller und Theodor Eschenburg. Gelegentlich findet sich auch in wissenschaftlichen Veröffentlichungen dieses Personenkreises eine persönliche Färbung4. Bis zur erwähnten Zäsur in der Forschung vor etwa 20 Jahren fiel das Urteil über die französische Besatzungspolitik weitgehend negativ aus, eine Bewertung, die „maßgeblich von den stark verallgemeinernden Erinnerungen einiger Zeitzeugen geprägt wurde.“5 Der französischen Besatzungspraxis schrieb man, insbesondere im Vergleich mit jener der Amerikaner und der Briten, eine unverhältnismäßige Strenge und Rücksichtslosigkeit zu. Begriffe wie „Ausbeutungskolonie“6 für Württemberg- Hohenzollern und „Obstruktionspolitik“ für die französische Deutschlandpolitik wurden zur Charakterisierung herangezogen. 1 Einen Überblick über die Forschungsliteratur bis 1981 gibt Hudemann, Rainer: Französische Besatzungszone 1945-1952, in: Neue Politische Literatur 26 (1981), S. 325-360. 2 Z.B. Kiersch, Gerhard: Die französische Deutschlandpolitik 1945-1949, in: Scharf, Claus/Schröder, Hans-Jürgen (Hg.): Politische und ökonomische Stabilisierung Westdeutschlands 1945-1949. Fünf Beiträge zur Deutschlandpolitik der westlichen Alliierten, Wiesbaden 1977, S. 61-76. 3 Eine zeitgenössische Analyse gibt Albertini, Rudolf von: Die französische Deutschlandpolitik 1945-1955, in: Schweizer Monatshefte 35 (1955/56), S. 364-377; einen größeren Bekanntheitsgrad erreichte der kritische Aufsatz von Rovan, Joseph: Hat Frankreich eine Deutschland-Politik?, in: Frankfurter Hefte 6 (1951), S. 461-474. 4 Eschenburg, Theodor: Aus den Anfängen des Landes Württemberg-Hohenzollern, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 10 (1962), S. 264-279. 5 Wolfrum, Edgar: Das französische Besatzungsarchiv in Colmar. Quelle neuer Einsichten in die deutsche Nachkriegsgeschichte 1945-55, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 40 (1989), S. 84. 6 Eschenburg, Theodor: Jahre der Besatzung 1945-1949 (= Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1), Stuttgart 1983. 3 Für das Land Württemberg-Hohenzollern wichtige Arbeiten erschienen schon Anfang der 1980er Jahre mit dem Sammelband von Max Gögler, Gregor Richter und Gebhard Müller7 sowie mit der nicht unumstrittenen Studie zur Entnazifizierung von Klaus-Dietmar Henke8. Eine differenziertere Betrachtungsweise der französischen Besatzungszeit setzte dann spätestens Mitte der 1980er Jahre mit der Öffnung der französischen Archive ein. Den Anfang machte schon 1983 ein Sammelband von Claus Scharf und Hans-Jürgen Schröder9, der die Ergebnisse eines KolloQuiums von 1981 über verschiedene Aspekte der französischen Deutschlandpolitik präsentieren konnte. Darauf folgten Studien zu den verschiedensten Teilbereichen. Zu nennen wären hier etwa die Kulturpolitik10, die Parteienpolitik11 oder die Sozialpolitik12. Die historische Forschung hat sich seither beträchtlich ausgeweitet. Das Forschungsinteresse ist denn auch bis heute ungebremst. Davon zeugen die Arbeiten und Sammelbände aus den 1990er Jahren, von denen besonders die umfassende Studie von Dietmar Hüser zur französischen Deutschlandpolitik13 hervorzuheben ist. Die Öffnung der französischen Archive und der damit verbundene Zugang zu französischen Quellen brachten in der Forschung einen Wandel in der Bewertung der französischen Deutschland- und Besatzungspolitik mit sich. Neue Fragestellungen wurden ermöglicht, die Forschung erlangte Einblicke in Details aus französischer Perspektive. 7 Gögler, Max/Richter, Gregor/Müller, Gebhard (Hg.): Das Land Württemberg-Hohenzollern und 1945- 1952. Darstellungen und Erinnerungen, Sigmaringen 1982. 8 Henke, Klaus-Dietmar: Politische Säuberung unter französischer Besatzung. Die Entnazifizierung in Württemberg-Hohenzollern (= Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 42), Stuttgart 1981. 9 Scharf, Claus/Schröder, Hans-Jürgen
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