Weihnachtsoratorium Aus Den Weihnachtskantaten Der Jahre 1728 Und 1736 Te Deum

Weihnachtsoratorium Aus Den Weihnachtskantaten Der Jahre 1728 Und 1736 Te Deum

Paderborner Dommusik Gottfried Heinrich Stölzel (1690–1749) weihnachtsoratorium aus den Weihnachtskantaten der Jahre 1728 und 1736 te deum Montag, 17. Dezember 2012, 19.30 Uhr Hoher Dom zu Paderborn Gottfried Heinrich Stölzel (1690–1749) Werkeinführung Als einen „gelehrten und großen Tonmeister“ Festtage in einen größeren Zusammenhang, Weihnachtskantaten seiner Zeit bezeichnet Johann Mattheson 1740 ähnlich wie Johann Sebastian Bach, ohne wie den „herzoglich Gothaisch-Altenburgischen Hof- dieser den durchlaufenden Bibelbericht der kapellmeister“ Gottfried Heinrich Stölzel, und es Weihnachtsgeschichte als Band der Komposi- für den Hof Schwarzburg–Sondershausen (1736/37) fehlt nicht an weiteren großen Ehrbekundungen tionen zugrunde zu legen. Stölzel verfasste seine für den 1690 im sächsischen Grünstädtel gebo- Kantatentexte mit Ausnahme der Bibelstellen „Ach, daß die Hülfe von Zion“ renen ausgebildeten Theologen und Musiker. für die Eingangschöre und der Schlusschoräle „Ehre sei Gott in der Höhe“ Eine gründliche akademische und musikalische selbst. Aus dieser Weihnachtsmusik erklingen im Ausbildung, u. a. mit mehrjährigen Studienauf- heutigen Konzert die drei Kantaten zu den Evan- enthalten in Florenz und Venedig ging seiner seit gelien: „Euch ist heute der Heiland geboren“ aus den „Weihnachts-Kirchenmusiken“ des Jahres 1728 1719 lebenslangen Gothaer Anstellung voraus. (zum ersten Festtag), „Denen zu Zion“ (zum „Euch ist heute der Heiland geboren“ Dennoch vergingen seit seinem Tod im Jahre zweiten Festtag) und „Herr, du weißest alle Din- „Denen zu Zion wird ein Erlöser kommen“ 1749 250 Jahre fast völligen Vergessens, bis der ge“ (zum dritten Festtag). Ihnen vorangestellt Schöpfer von mutmaßlich an die 1100 Kantaten, sind zwei Kantaten für den Hof in Sondershau- „Herr, du weißest alle Dinge“ mindestens 18 Opern und Singspielen, Instru- sen aus dem Jahr 1736. Die Kantaten weisen alle mentalkonzerten und zahlreicher weiterer Kir- ein ähnliches Formschema auf und sind mit ihrer chenwerke durch die Aufführung und Einspie- jeweiligen Länge von ca. 10 Minuten dem gottes- R lung u. a. seiner Brockespassion im Jahr 1999 von dienstlichen Rahmen angepasst. Ein prägnanter einem breiteren Publikum mit Erstaunen wieder Eingangschor wird gefolgt von meist zwei Rezi- Francesco Manfredini (1684–1762) wahrgenommen wurde. Die Qualität seiner Ver- tativen und Arien bevor ein schlichter Schluss- tonungen macht deutlich, dass dieses Vergessen choral die Kantaten beschließt. Innerhalb dieser nicht der Klasse der Musik als vielmehr dem Form findet Stölzel eine meisterhafte Vielfalt an Concerto grosso op. 3 Nr. 12 fahrlässigen Umgang mit den in Gotha ver- musikalischen Schönheiten, Klangfarben und „fatto per la notte di natale“ · Pastorale – Largo – Allegro wahrten Handschriften seiner Werke und damit Affekten, die die Weihnachtskanten zu einer verbundenen großen Verlusten zuzuschreiben bedeutenden und willkommenen Bereicherung ist. des musikalischen Festtagsrepertoires machen. R Im letzten Jahrzehnt hat sich ein breiterer Kreis Über den Anlass und den Zeitpunkt der Entste- von Fachleuten und Dirigenten des Oeuvres hung des deutschen Te Deums liegen leider Gottfried Heinrich Stölzel S tölzels angenommen, und es ist zu hoffen, dass keine Erkenntnisse vor. Stölzel vertont die luthe- mit dem Kennenlernen seiner Musik der Ruf des rische Version des ambrosianischen Lobgesangs Kleinmeisters neben Bach, Telemann und Händel in alternierenden Abschnitten zwischen Chor Te deum bald zu Gunsten der Wahrnehmung einer be- und Solisten. In den Chorfugen zeigt sich Stölzel deutenden und eigenständigen Komponisten- als Meister des Kontrapunktes und der festlichen persönlichkeit weicht. Steigerung, die ihren Höhepunkt in der abschlie- R ßenden Amen-Fuge findet. 12 vollständige Kantatenjahrgänge Stölzels sind Ina Siedlaczek, Sopran nachweisbar. Erhalten sind davon 520 Kantaten, Benno Schachtner, Alt vor allem jene, die Stölzel im Auftrag des Hofes Andreas Post, Tenor von Sondershausen komponierte. Im Nekrolog Markus Flaig, Bass Stölzels ist von „ohngefähr 14 Paßions- und Paderborner Domchor Weihnachtsoratorien“ die Rede. Aus dem Jahr Barockorchester Le chardon (Leitung: Hajo Wienroth) 1728 ist das Textbuch zu Stölzel „Weihnachts- Leitung: Thomas Berning Kirchenmusiken … auf die drei Weihnachts- Feyertags-Episteln und Evangelia gerichtet“ er- halten. Somit stellt Stölzel seine Kantaten dieser 2 3 Orchester „le Chardon“ Seit 1995 existiert das Ensemble Bei allen Projekten und Konzerttourneen „le Chardon“– gegründet hat es der Flötist suchte das Ensemble stets den Kontakt zu Hajo Wienroth – ursprünglich, um franzö- den Originalquellen. Die rege Forschungs- sische Barockmusik auf Originalinstru- und Editionsarbeit in Form von wiederent- menten aufzuführen. Die ersten Konzerte deckten und (wieder) uraufgeführten Wer- fanden noch in recht kleiner Besetzung statt. ken zahlt sich in der Arbeit und Qualität des Der Erfolg dieser Konzerte gab jedoch den Ensembles aus. Ausnahmslos wird die Musik Weg frei zu wichtigen Veränderungen des auf der zur Zeit der Komposition üblichen Ensembles. Stimmtonhöhe mit Originalinstrumenten oder sehr guten Kopien von Instrumenten Schon bald erweiterte sich sowohl Repertoire der Zeit aufgeführt. als auch die Größe des Ensembles. Neben den kammermusikalischen Besetzungen Zahlreiche Einspielungen und Neueinspie- standen auch größere Projekte auf dem Pro- lungen belegen zudem die Qualität dieses gramm. Das Repertoire des Ensembles erwei- Ensembles. 2007 wurde die CD Produktions- Besetzung des Orchesters „le Chardon“ am 17. Dezember 2012 terte sich erst bis zum Ende 18. Jahrhundert, firma Lunaris von Hajo Wienroth als CD Label im Weiteren bis zur Mitte 19. Jahrhundert. ins Leben gerufen. Im Zusammenarbeit mit 1. Violine / Konzertmeister Jörn Sebastian Kuhlmann „Le Chardon“ und zahlreichen anderen 1. Violine Ben Sansom Es folgten Oratorien, Messen, Passionen und Musikern entstehen hier interessante CD damit eine rege und fruchtbare Zusammen- – Projekte und werden vertrieben. So werden 1. Violine Andreas Klingel arbeit sowohl mit vielen Sängern und Sänge- auch selten gespielte Werke der breiten 1. Violine Maike Nüßing rinnen, Chören und Kirchengemeinden, als Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 2. Violine Kees Hilhorst auch mit Radioanstalten und Festivals (wie dem „Musikalischen Sommer in Ostfriesland Die künstlerische und organisatorische 2. Violine Thordes Hohbach und Groningen“, der MUSE in Seelze, des Leitung des Orchesters hat Hajo Wienroth. 2. Violine Regina Lohrscheider Barockfestivals in Bad Arolsen und dem NDR und dem WDR). Der Name „Le Chardon” (die Distel) soll ein Viola Margreet van der Heijden Sinnbild des Ensembles sein: Eine schöne Viola Stephen Freeman Blume, die die Schönheit der Musik verkör- Cello Poppy Walshaw Das Ensemble orientierte sich mehr und pert. Gleichzeitig zeigt die Distel auch mehr europäisch, viele Mitglieder stammen Stacheln, sie will nicht nur gefällig sein Bass Ute Schildt aus verschiedenen Ländern Europas (aus sondern auch bewegen, zum Nachdenken Continuo Fernanda Romila Italien, den Niederlanden, Belgien, Tsche- anregen, Leid und Freude ausdrücken und chien, Frankreich). Eine besonders ausge- damit das Ursprüngliche und Natürliche von Oboe Vincent van Balegoijen prägte Zusammenarbeit entstand mit Musik in positiver Weise verdeutlichen. Oboe Mark Baigent Musikern aus England, zu denen sich Hajo Fagott Yvonne Hof Wienroth durch seine Arbeit in englischen Barockorchestern sehr eng verbunden fühlt. Trompeten Hannes Rux Almuth Rux Martin Schädlich Hörner Stephan Katte Jens Pribenow Pauke Marcus Linke 4 5 Die Solisten Ina Siedlaczek ist sowohl als Solistin im orato- rischen Fach, wie als solistische Ensemblesänge- rin gefragt. Neben der klassischen oratorischen Literatur widmet sie sich insbesondere der stil- gerechten Interpretation von Vokalmusik der Zeit vor Johann Sebastian Bach. Hierzu erarbeitet sie regelmässig Programme mit Solokantaten. Eine intensive Zusammenarbeit verbindet sie mit den Ensembles „Lautten Compagney Berlin“, „amarcord“, „Bach Consort Leipzig“, „Johann- Rosenmüller-Ensemble“ und „Himmlische Cantorey“. Benno Schachtner Sie ist zu Gast bei unterschiedlichen Musik- Ina Siedlaczek festivals, u.a. „Schütztage Dresden“, „Kasseler Musiktage“, „Thüringer Bachfest“, „Dalheimer Der 27 jährige Countertenor Benno Schachtner Nach Engagements am Theater Erfurt und bei Sommer”, “Haller Bachtage” u.a. und wirkt bei wurde beim XVIII. Internationalen Bachwett- den Festwochen für Alte Musik in Innsbruck Ina Siedlaczek erhielt von frühauf eine breit- zahlreichen CD- und Rundfunkproduktionen mit. bewerb Leipzig im Fach Gesang (als erster sang Benno Schachtner in der Spielzeit 2011/2012 gefächerte musikalische Ausbildung. Sie erlernte Für das Frühjahr 2013 ist Ina Siedlaczek als Countertenor in der Geschichte des Wett- an der Staatsoper Berlin unter René Jacobs in Violine, Viola, Klavier und Orgel und ließ sich Solistin beim „Bach Choir & Orchester of the bewerbes) „Bachpreisträger“ und mit dem Emilio de Cavalieri´s Oratorium „Rappresen ta- noch zu Schulzeiten als nebenamtliche Kirchen- Netherlands“ unter der Leitung von Pieter Jan Orchesterpreis ausgezeichnet. tione de anima et di corpo“. musikerin ausbilden. Ihre Gesangsausbildung Leusink zu Tournéen und CD-Produktionen mit erhielt sie bei Irmhild Wicking an der Akademie Bachs Matthäuspassion und H-Moll-Messe Er erhielt schon von Kindheit an Unterricht in In der Spielzeit 2012/2013 ist er am Staatstheater für Tonkunst in Darmstadt, bei Heidrun Luchter- eingeladen.

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