LUDWIG V. BEETHOVEN · SONATE FÜR KLAVIER UND VIOLINE NR. 7 C-MOll OP. 30 NR. 2 · AllEGRO CON BRIO PATRICIA KOPATCHINskAJA · GYÖRGY KURTÁG · AM 09.05.2007 · TRE PEZZI OP. 14 E · GEORGE ENESCU · DANS LE CARACTÈRE POPULAIRE ROUMAIN AllEGRO CON BRIO, MA NON TROPPO MOssO · SO klINGT NUR DORTMUND. 2,50 E KONZERTHAUS DORTMUND · MITTWOCH, 09.05.2007 · 19.00 Dauer: ca. 2 Stunden 15 Minuten inklusive Pause PATRICIA KOPATCHINskAJA VIOLINE MIHAELA URsuLEASA KLAVIER Abo: »Junge Wilde« Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht gestattet sind. 4I5 LudwIG VAN BEETHOVEN (1770–1827) GYÖRGY KURTÁG (1926–) Sonate für Klavier und Violine Nr. 7 c-moll op. 30 Nr. 2 Tre pezzi op. 14e Allegro con brio Öd und traurig Adagio cantabile Vivo Scherzo. Allegro Aus der Ferne – sehr leise, äußerst langsam Finale. Allegro GEORGE ENESCU (1881–1955) PATRICIA KOPATCHINskAJA (1977–) Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 a-moll op. 25 Fragmente für Violine und Klavier oder Klavier und Violine »dans le caractère populaire roumain« promenade Moderato malinconico pausen Andante sostenuto e misterioso kritik: nachdenklich Allegro con brio, ma non troppo mosso perdendosi accelerando crescendo: für s. und a. finale: presto impossibile -Pause- Einführung mit Ulrich Schardt um 18.00 Uhr im Komponistenfoyer Nach dem Konzert: »meet the artist!« im Backstage-Bereich (Durchgang bei den Garderoben) 6I7 PROGRAmm 8I9 EINE EUROPÄISCHE VIOLINSONATENREISE DUNKEL OHNE TRAGIK LudwIG VAN BEETHOVEN SONATE FÜR KLAVIER UND VIOLINE NR. 7 C-MOLL OP. 30 NR. 2 Ludwig van Beethoven eröffnet diesen europäischen Sonatenabend. Der gebürtige Bonner hatte holländische Vorfahren, erfuhr in Bonn seine musikalische Ausbildung und legte dort den Grund- Diese Violinsonate Beethovens ist ein einprägsames Beispiel für die soghafte Wirkung bestimmter stein für seine Komponistenlaufbahn. Popularität, Ruhm und Ehre waren ihm in Wien beschieden. Tonarten. In diesem Falle ist es die Tonart c-moll, deren tatsächlich dunkler, düsterer und ernster Der Welterfolg stellte sich posthum ein. Heute gilt Beethoven mit seiner Musik als Botschafter für Charakter den ersten Satz des Werkes durchgehend prägt und einen unweigerlich an die Fünfte Europa, steht sogar für das friedliche Zusammenleben der Menschen im Allgemeinen. Ob seiner Symphonie in eben dieser Tonart denken lässt. Das Kopfmotiv des ersten Satzes entspricht Musik tatsächlich regionale Idiome zueigen sind oder erst die Entwicklung nationaler Musik- exakt dem Thema des ersten Satzes der Achten Sinfonie – nur steht das Thema der Violinsonate traditionen im Laufe des 19. Jahrhunderts diese ermöglichten, ist schwer zu beurteilen. Sicher in moll, das der Achten Sinfonie in Dur. ist, dass Patricia Kopatchinskaja, die moldawische Geigerin und Komponistin, in der Tradition Der erste Satz – Allegro con brio – ist von einer unerbittlichen Stringenz und einem unauf- ihrer heimatlichen Klänge verwurzelt ist und so eine enge Verbindung zu dem rumänischen haltsamen Vorwärtsdrang gekennzeichnet. Virtuose Begleitfiguren des Klaviers, die unruhig Komponisten George Enescu hat. trillern, schaffen permanente Atemlosigkeit, die erst mit Eintritt des etwas optimistischeren Dieser wurzelt in der Spätromantik und steht darüber hinaus für die Erforschung der Volksmusik Seitenthemas einer entspannteren Klangwelt weicht. Die Dynamik ist, wie oft bei Beethoven, stark Rumäniens, der Zigeuner, Moldawiens und deren kompositionspraktische Umsetzung in die kontrastierend. Markante Tonartenwechsel sorgen für eine abwechslungsreiche und lebendige Sonatenform. György Kurtág wiederum ist Ungar aus Rumänien, der eine Ausbildung in Ungarn Atmosphäre. und Studien- und Kompositionsaufenthalte u.a. in Paris und Berlin erlebt hat. Er bezieht sich Fast wie ein Hymnus, gedankenverloren und doch konzentriert auf den Kern der beabsichtigten wiederum auf Anton Webern, die zweite Wiener Schule, deren Kompositionsstil stark von Beethoven Aussage, trägt das Klavier das Thema des zweiten Satzes, Adagio cantabile, vor. Reine Poesie beeinflusst ist. umfängt den Hörer. Sie wird von dem duftig und durchsichtig komponierten Klaviersatz erzeugt, An diesem Abend begegnet sich die Linie der Sonatenkomposition von Beethoven bis zur die Geige darf als »echtes Melodieinstrument« aufspielen. Frappierend an diesem Satz ist die Gegenwart und trifft auf eine regionale Verwurzelung von Komponisten zwischen West- und Süd- scheinbare Schlichtheit der Baukunst. osteuropa. Form und Farbenvielfalt sind die Parameter eines breiten Spektrums von Musik für Das C-Dur-Scherzo arbeitet mit heiteren Vorschlägen und modern wirkenden Tonrepetitionen Violine und Klavier. in der Violine. Es stellt durchaus ein helles Intermezzo dar, das der Sonate aber deswegen keine Charakter ändernden Merkmale zufügt. Es ist einfach die detaillierte Ausformung anderer Gedanken. Im abschließenden Allegro klopft das Schicksal direkt im Klavier in c-moll an. Ein wahrer Sturmlauf durch Tonarten, von wenigen Dur-Lichtblicken aufgeheitert, stiftet der Satz perma- nente Unruhe. Konsequenterweise beschließt Beethoven die Sonate in einem rasenden Schlussteil unver- söhnlich in c-moll. Sicherlich ist das Werk keine »Frühlingssonate«, aber der ernste Charakter vermittelt eher einen Momenteindruck ohne grüblerische Tiefe. Dies ist auf die enorme Wand- lungsfähigkeit auf engstem Raume des Beethovenschen Kompositionsstils zurückzuführen. Bevor Spieler und Hörer allzu sehr im Ernst der moll-Charakteristik versinken, hat Beethoven diverse neue Ideen, die er postwendend vorstellt und variiert. 10 I11 WERKE khd_werbung2.pdf 13.02.2007 13:29:38 CHARAKTERSTÜCKE OHNE KOpfmÖBLIERUNG PATRICIA KOPATCHINskAJA FRAGMENTE FÜR VIOLINE UND KLAVIER ODER KLAVIER UND VIOLINE Zu ihrer Komposition, die sie eigens für ihr Dortmunder Konzert geschrieben hat, sagt die Geigerin: »Meine Dortmunder Komposition habe ich für Mihaela Ursuleasa und mich geschrieben. Manche fragen sich wohl, was im Kopf von Interpreten vorgeht, wenn sie Klassiker vorführen. Also hier hab’ ich mal das Rohmaterial präpariert, aus dem unsere Musikerexistenz besteht, wenn man die vorgeschriebenen Partituren weglässt, unsere Kopfmöblierung sozusagen. Übrigens: Kopfkratzen ist erlaubt.« Kopatchinskaja bereichert ihre Konzertprogramme regelmäßig durch eigene Werke. Auch nach der Aufführung klassischer Violinkonzerte spielt sie gerne selbst komponierte Zugaben. KURZ UND DICHT GYÖRGY KURTÁG TRE PEzzI OP. 14E György Kurtág, geboren 1926 in Logoj in Rumänien, schrieb sein erstes Werk nach erstem Kom- positionsunterricht bei Max Eisikovits 1942 mit der Suite für Klavier. Zwischen 1945 und 1955 C studierte Kurtág an der Musikakademie »Franz Liszt« in Budapest Komposition bei Sándor Veress, Klavier bei Pál Kadosa und Kammermusik bei Leo Weiner. M 1948 wurde er ungarischer Staatsbürger und setzte 1949 seine Kompositionsstudien bei PálY Jardanyi und Ferenc Farkas fort. 1957/58 hielt er sich in Paris auf und studierte bei Olivier MesCM- siaen, Darius Milhaud und Max Deutsch. Dort geriet er in eine tiefe Schaffenskrise und begegnete MY der ungarischen Psychologin Marianne Stein. Diese riet ihm zu einfachsten Formen (»nur zwei Töne verbinden«). Aus diesem Anfang entstand in Budapest als erstes Werk in ganz eigenem StilCY das Streichquartett op. 1. Von 1960 bis 1968 war Kurtág Korrepetitor an der NationalphilharmonieCMY Budapest, danach Klavier- und Kammermusikdozent an der Musikakademie in Budapest. Kurtág K sieht sich in der abendländischen Musiktradition (»Meine Muttersprache ist Bartók, und Bartóks Mutterprache war Beethoven«). Kurtágs Lebenswerk stellt die Verbindung von Bartóks in der Volksmusik Ungarns wurzelndem Idiom mit dem auf das Wesentliche konzentrierten Kompositi- onsstil eines Anton Webern dar. Die Musik Kurtágs erschließt sich dem Hörer aber keinesfalls ausschließlich intellektuell. Ihr musikalischer Ausdruck ist klangstark, dicht, intensiv und so sinn- lich erfahrbar. Dabei assoziiert Kurtág frei und ohne Scheu Techniken und Material anderer Kom- ponisten (z.B. von Schumann, Strawinsky und Webern), was er oft deklariert, indem er das Stück den Betreffenden als »Hommage« widmet. 12I13 Die Tre Pezzi stellen eine extrem kurze und dichte Werkfolge dar. Die einzelnen Sätze weisen was auf die »echt rumänischen« Anklänge des Werkes hinweisen soll. Hier geht Enescu einen mit jeweils kaum zwei Minuten Spielzeit auf. Das Werk basiert auf einem Vokalzyklus und stellt eine Bartók vergleichbaren Weg, der ja seinerseits intensiv nach den Wurzeln der ungarischen (Volks-) der typischen Kompositionen Kurtágs dar. Gestik und Ausdruck sind auf engstem tonalen und Musik forschte. Sind für uns heutige Hörer diese Eigenarten der südosteuropäischen Einflüsse zeitlichen Raum destilliert. In jede einzelne Note legt Kurtág Bedeutung und Gewicht. Jeder Ton auf die »Kunstmusik« des 20. Jahrhunderts, in diesem Falle Enescus Dritte Violinsonate wahr- steht nicht für sich alleine, sondern symbolisiert einen größeren Zusammenhang an Ausdruck, nehmbar? Am besten folgt man den eigentümlichen Melodielinien, die fast an orientalische Musik Emotion. Hier findet sich tatsächlich eine enge kompositionstechnische Verbindung zu Anton erinnern. In der Violinstimme arbeitet Enescu mit Vierteltönen, und der Klaviersatz erinnert von Webern und beispielsweise dessen Komposition Vier Stücke op. 7. Kurtágs Werk klingt allerdings der Anschlagsdynamik an den glockenähnlichen Ton des Cimbalons, das Bartók, Kodály und weniger experimentell. Enescu in ihren Orchesterwerken häufig einsetzen. Die gesamten Tre Pezzi werden
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