Sanela Schmid Deutsche und italienische Besatzung im Unabhängigen Staat Kroatien Bibliotheks- und Informationspraxis Herausgegeben von Klaus Gantert und Ulrike Junger Band 66 Sanela Schmid Deutsche und italienische Besatzung im Unabhängigen Staat Kroatien 1941 bis 1943/45 Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. ISBN 978-3-11-062031-3 e-ISBN (PDF) 978-3-11-062383-3 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-062036-8 Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0). Weitere Informationen finden Sie unter https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Library of Congress Control Number: 2019952843 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. https://doi.org/10.1515/9783110623833 © 2020 Sanela Schmid, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Dieses Buch ist als Open-Access-Publikation verfügbar über www.degruyter.com, https:// www.doabooks.org und https://www.oapen.org Einbandabbildung: © Znaci.net. Deutsche Einheiten, die im Juni 1943 von den Italienern das Kommando über die Stadt Mostar erhalten. Typesetting: bsix information exchange GmbH, Braunschweig Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com Für meine Großeltern, Mina und Jusuf Bešlagić Vorwort Dieses Buch ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im November 2011 von der Universität Bern angenommen wurde. Es konnte nur entstehen, weil mich sehr viele Personen dabei unterstützt haben. Ihnen allen gilt mein aufrichtiger Dank. Zu allererst ist meine Doktormutter, Marina Cattaruzza, zu nennen, die an mich und das Thema geglaubt und das ganze Projekt mit Klug- heit, Scharfsinn und Witz über die Jahre begleitet hat. Eine ebenso wohlwollen- de wie auch kritische Begleiterin war Marie-Janine Calic, von deren weit über Südosteuropa gehenden Expertise ich bereits als Studentin profitieren durfte. Viele Wissenschaftler und Kollegen haben sich in und außerhalb von Kolloqui- en meine Ausführungen angehört und mich mit Fragen, Kritik, Anregungen und Hinweisen unterstützt: Nada Boškovska, Klaus Buchenau, Stefan Dietrich, Stefan Dyroff, Stig Förster, Christian Gerlach, Eric Gobetti, Milan Koljanin, Alex- ander Korb, Sönke Neitzel, Amedeo Osti Guerrazzi, Milan Ristović, Desanka Schwara, Alexa Stiller, Holm Sundhaussen (†), Sasha Zala und Franziska Zaugg. Ein außerordentlicher Dank gilt überdies den hilfsbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der von mir besuchten Archive und Bibliotheken in Berlin, Belgrad, Freiburg, Dubrovnik, München, Rom, Split, Zadar und Zagreb. Meine Freunde und Kollegen Stefan Guth, Astrid Habenstein, Bettina Hessler, Lena Gorelik, Stephan Rindlisbacher, Marion Wullschleger und Franziska Ruchti hat- ten immer ein offenes Ohr und standen mir stets mit Rat und Tat zur Seite. Allen anderen nicht namentlich erwähnten Kollegen und Freunden, die das Projekt begleitet haben, sei ebenfalls gedankt. Das Projekt erforderte ausgedehnte Forschungen in diversen Archiven und Bibliotheken. Das wäre ohne die externe Förderung sehr schwierig gewesen. Daher danke ich herzlich allen Einrichtungen, die mich hierbei unterstützt ha- ben. Der Schweizerische Nationalfonds gewährte mir ein einjähriges Stipendi- um, während dessen ich ortsunabhängig für das Projekt forschen konnte. Das Deutsche Historische Institut in Rom ermöglichte mir einen viermonatigen Auf- enthalt in Rom und die Chance, mein Projekt vorzustellen. Hierfür sowie für sei- ne Ratschläge danke ich insbesondere Lutz Klinkhammer. Die Paul und Gertrud Hofer-Wild-Stiftung förderte mich gleich zweimal und die Spesenkommission der Universität Bern unterstützte einige meiner Archivaufenthalte in Serbien und Kroatien. Schließlich will ich mich insbesondere bei meinem Mann, meiner Tochter und meiner Mutter, in erster Linie für die Geduld und Unterstützung bedanken, vor allem in der Endphase des Projekts. https://doi.org/10.1515/9783110623833-202 Inhalt 1 Einleitung 1 2 Die Achsenverbündeten und der Balkan: Ideologien, Visionen und Pläne 16 2.1 Der Südosten in den deutschen Zukunftsplänen 19 2.2 Die italienische imperiale Vision und die Balkanpolitik in der Zwischenkriegszeit 25 3 Der Unabhängige Staat Kroatien (NDH) 40 3.1 Die Entstehung des NDH 41 3.2 Die Ustaschabewegung 44 3.3 Konsolidierung und Aufbau des NDH 47 3.4 Verfolgungspolitik im NDH 49 3.5 Der Widerstand 52 3.6 Achsenpräsenz im NDH 64 4 Imperiale Beziehungen 75 4.1 Die wechselhafte Beziehung Deutschlands zur Ustascha 75 4.2 Italienisch-kroatischer Kampf um die Vormachtstellung 83 4.3 Deutsch-italienische Beziehungen 101 4.4 Die ökonomische Ausbeutung des NDH 110 4.5 Ausbeuten oder helfen? Das Ernährungsproblem 123 4.6 Ergänzungswirtschaftsraum oder spazio vitale? 141 5 Die Minderheiten des NDH und die Besatzer 146 5.1 Interaktionen mit der serbischen Bevölkerung 149 5.2 Interaktionen mit der muslimischen Bevölkerung 159 5.3 Das Deutsche Reich und die Volksdeutschen 167 5.4 Die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung 170 5.5 Divide et impera, Teil 1: Welche Rolle für die Zivilbevölkerung? 192 6 Ideologie und Propaganda vor Ort 196 6.1 Italienische Armee 199 6.2 Die Wehrmacht 241 6.3 Auf welche Propagandastrategie setzen? 265 X Inhalt 7 Aufständischenbekämpfung I: Militärische Kooperationen 270 7.1 Die Domobranen und die Ustascha-Einheiten 271 7.2 Die Tschetniks 276 7.3 Muslimische Kampfformationen 299 7.4 Die Volksdeutschen 307 7.5 Divide et impera, Teil 2: Wer mit wem, wer gegen wen? 310 8 Aufständischenbekämpfung II: Partisanenkrieg und Repressionen 313 8.1 Italienische Aufständischenbekämpfung 314 8.2 Deutsche Aufständischenbekämpfung 353 8.3 Gleiche Methoden, unterschiedliche Ergebnisse? 382 9 Zwei Verbündete, eine Besatzungspolitik? 389 Anhang Abkürzungen 401 Städtenamen 403 Quellen- und Literaturverzeichnis 404 Register 433 1 Einleitung Als die Achsenstaaten Deutschland und Italien im April 1941 Jugoslawien in ei- nem kurzen Krieg besiegten und in seiner Mitte den Unabhängigen Staat Kroa- tien (Nezavisna Država Hrvatska, NDH)1 schufen, sollte dieser die ihm im jewei- ligen Imperium zugedachte Rolle einnehmen. Konkret war Deutschland primär an der ökonomischen Ausbeutung des NDH interessiert, während Italien ihn in seinem Lebensraum, dem spazio vitale, mit allen Implikationen, die dazu gehör- ten, verortete. Die kroatische Version der Faschisten, die Ustascha, sollte beiden Achsenpartnern unbeschränkte Zugriffe garantieren, ohne dass diese sich wei- ter in Regierung und Verwaltung des Gebietes hätten involvieren müssen. Diese Vorstellung zerbarst jedoch innerhalb weniger Tage nach der Ausrufung des NDH. Die Ustascha verfolgte nämlich eigene Ziele, die mit den Zielen Deutsch- lands und Italiens oft nicht vereinbar waren.2 Die Verfolgung der nationalen Minderheiten, die sofort einsetzte, schuf Aufstände und Instabilität, die schließ- lich zwei Aufstandsbewegungen, die sich zunächst gegen die Besatzer in Serbi- en formiert hatten, idealen Nährboden lieferte. Zudem schaffte es Italien nicht, seine Ansprüche auf rein diplomatischem Weg durchzusetzen. Deutschland und Italien mussten vor Ort bleiben, wenn sie ihren Einfluss wahren und ihre Privilegien weiterhin behalten wollten. Die beiden Achsenpartner teilten den NDH in zwei Einflussgebiete: der Nor- den mit der Hauptstadt Zagreb blieb unter deutschem Einfluss, während der Sü- den mit der gesamten Adriaküste italienisches Einflussgebiet wurde. Diese „Ein- flussgebiete“ verwandelten sich durch die Kompetenzaneignungen der Deutschen und der Italiener, die auf Kosten des „souveränen“ kroatischen Staa- tes gingen, de facto immer mehr in Besatzungsgebiete.3 Daher ist im Folgenden die Rede von der deutschen und der italienischen Besatzung, auch wenn sich diese zum Teil deutlich von echten Besatzungsgebieten, wie beispielsweise Ser- bien, unterschied. Deutschland und Italien standen im NDH den gleichen politischen, wirt- schaftlichen und militärischen Problemen gegenüber. Trotzdem unterschieden sich ihre Problemlösungsansätze deutlich voneinander. Woher sie rührten und zu welchen Politikstrategien sie führten, soll im Folgenden eine vergleichende und zugleich verflechtende Untersuchung sichtbar machen. Frei nach Charles 1 Im Folgenden wird für den Unabhängigen Staat Kroatien, kroatisch: Nezavisna Država Hrvat- ska, die Abkürzung NDH verwendet. 2 Zur Politik der Ustascha grundlegend: Korb, Alexander: Im Schatten des Weltkrieges. Mas- sengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941–45, Hamburg 2013. 3 Siehe Kap. 3.6. https://doi.org/10.1515/9783110623833-001 2 1 Einleitung Tilly wird diese mindestens zwei Typen des Vergleichs einschließen: den indivi- dualisierenden Vergleich, der die Besonderheiten herausarbeitet, und den ein- schließenden Vergleich, da die Vergleichsgegenstände auch zu einem größeren Ganzen, dem NDH, gehören.4 Nach Jürgen Kocka kann verglichen werden, um sowohl ein grundsätzliches Muster, das den verglichenen Gegenständen unter- liegt, als auch um einen bestimmten Aspekt in seiner Einzigartigkeit besser zu verstehen und ihn vom anderen besser zu unterscheiden.5 Viele Untersuchun- gen haben sich bisher eines, wenn man so will, „asymmetrischen Vergleichs“ bedient, d. h. sie haben nur den deutschen respektive den italienischen Teil der Besatzung untersucht, dabei jedoch Ähnlichkeiten wie Unterschiede zwischen
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