IK Multimedia Sampletron]

IK Multimedia Sampletron]

p 56 Test[ IK Multimedia SampleTron] CD Track 04 Software-Instrument für Mac und PC IK Multimedia SampleTron Im Moment steht die Soundästhetik der späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahre bei vielen Produzenten und aktuellen Bands wie z. B. MGMT wieder hoch im Kurs. Daher kommt eine Software wie SampleTron genau zur rechten Zeit. SampleTron ist ein virtuelles Instrument Unter den 17 Instrumenten, die in zehnjäh- hören z. B. auf Bowies „Space Oddity”) und von IK Multimedia, das mit Samples legen- riger Arbeit gesampelt wurden, sind auch des Roland-Vocoders VP-330. därer Vintage-Keyboards und Sampler-Vor- zwei ziemlich exotische Rhythmusmaschinen SampleTron basiert auf der bewährten gänger wie dem Mellotron und seinen Ver- (Mellotron Powerhouse und Chamberlin SampleTank-2-Engine, die viele Features zur wandten ausgestattet ist. IK nennt diese Rhythmate), die mit Tapeloops arbeiten. Mit Nachbearbeitung bietet, und steht stand- Instrumentenfamilie „Tron-Instruments”. dem Digital Keyboard von 360 Systems ist alone sowie als Plug-in für die VST-, AU- Ein Großteil dieser meist sehr anfälligen und außerdem ein frühes digitales Instrument da- und RTAS-Schnittstellen für PC (XP / Vista) wartungsintensiven Dinosaurier arbeitet wie bei, das 8-Bit-Samples bietet. Einige Instru- und Mac (OS X, Universal Binary) zur Ver- das Mellotron mit Tonbändern, welche die mente arbeiten mit geloopten Sounds, die auf fügung. Das 56-fach polyfone Plug-in ist 16- Sounds auf Tastendruck abspielen. Dazu ge- Flexidics abgespielt werden. Zu dieser Gruppe fach multitimbral, und die Sounds lassen hören außer den Mellotron-Modellen M400, gehört das Optigan von Mattel (siehe Love sich auf ebenso viele Stereoausgänge routen. MK5 und MKII auch das Vako Orchestron, The Machines, S&R 04/2008), der Chilton Layer und Split-Operationen werden durch das Novatron (das dem Mellotron M400 Talent Maker und das Vako Orchestron. im Split-Mode farblich markierte Split-Zonen sehr ähnlich ist), das Chamberlin Musik Während Letzteres als Mellotron-Konkur- erleichtert. Jeder Part ist mit Pan- und Volume- Master 400 und 600 (mit Orchesterinstru- rent konzipiert war und im Gegensatz zu ihm regler und Mute/Solo-Tasten ausgestattet. menten auf bis zu 48 Spuren, wurde z. B. auf dank Bandschleifen beliebig lange Sounds Zu den umfangreichen Nachbearbeitungs- dem „Sgt. Pepper’s”-Album eingesetzt), so- generieren kann, zielten die ersten beiden möglichkeiten gehört auch ein Timestreching- wie die Chamberlin-Modelle 200, M1 und eher auf den Massenmarkt ab und bieten Algorithmus, der sogar Zugriff auf die For- M4 (letzteres wurde u. a. von den Moody z. T. ziemlich schräge Begleitloops. Als Bo- manten erlaubt und von IK Multimedia kürz- Blues und Crowded House verwendet). nus gibt es noch Sounds des Stylophones (zu lich noch einmal überarbeitet und qualitativ sound&recording 07.2008 p [ IK Multimedia SampleTron] Test 57 verbessert wurde. Eine Resampling-Option Effekte und Deepness man einem austauschbar klin- steht ebenfalls zur Verfügung. Zur Sound- In der Effektsektion stehen 32 Effektalgo- genden Track einhauchen kann, wenn man bearbeitung gibt es außerdem ein resonanz- rithmen zur Verfügung, wobei pro Part bis ihn mit ein paar Sounds aus der Sample- fähiges Multimodefilter,das als Low-, Band- zu vier Effekte angewendet werden können. Tron-Library garniert. Schöne Ergebnisse und Hi-Pass arbeitet. Zwei ADSR-Hüllkur- Neben Standards wie Reverb, Delay, Chorus kann man erzielen, wenn man zwei bis drei ven (Verstärker und Filter) und zwei LFOs, und Kompressor gibt es auch Spezialitäten Sounds kombiniert und sie unterschiedlich die zum Host-Tempo synchronisiert werden wie Spring Reverb, FM- oder AM-Modula- im Stereopanorama positioniert. können, dienen der Modulation. tion, Crusher Rotary, Slicer und Lo-Fi-Effek- Auch die Nachbearbeitungsmöglichkeiten Es werden nicht alle Parameter gleichzeitig te. Die Effektqualität geht in Ordnung und ergeben Sinn, denn manche Samples klingen dargestellt, sondern nur jeweils das Filter,die belastet die CPU nicht übermäßig, will man doch ziemlich Lo-Fi und bedürfen einer Ent- Hüllkurve usw., was aber der Übersichtlich- allerdings hochwertige Reverb-Effekte, soll- zerrung oder einer dezenten Effektbeimi- keit keinen Abbruch tut, da man es nicht mit te man externe Programme oder Geräte ein- schung, um im Track zu funktionieren. vielen winzigen Reglern zu tun hat oder von setzen. einer übergroßen Bedienoberfläche erschla- Praxis gen wird. Einzelne Keyzones lassen sich mit Sounds Die Installation erfolgt problemlos mit dem unterschiedlichen Einstellungen von Filter, Die 640 Preset-Sounds sind in einem bekannten Response-Code-Verfahren. Das LFO usw. belegen, allerdings sind tieferge- Browser übersichtlich in Ordner und Unter- Samplematerial nimmt ungefähr 2,4 GB hende Editierungen der einzelnen Samples, ordner organisiert und decken alles ab, was Platz in Anspruch und kann an einem belie- wie z.B. das Verschieben des Startzeitpunk- man von dieser Instrumentengattung erwar- bigen Ort auf der Festplatte installiert wer- tes, nicht möglich. In der Macro-Sektion fin- tet. Eigene Kreationen lassen sich als Preset den. det man einen Poti zum Regeln der Nebenge- ablegen. Die Library wurde in mühevoller Der CPU-Verbrauch hält sich in Grenzen. räusche (die bei den Originalen z. T. ziemlich Kleinarbeit sorgfältig zusammengestellt und Auf einem PC mit Pentium-4-Prozessor übel sind), einen Release-Regler, mit dem enthält neben vielen bekannten Sounds wie (3 GHz) verbraucht die Standalone-Version man einstellen kann, ob der Sound nach Los- Mellotron-Chören und -Strings und einer bei einem Sound mit einem 10-stimmig ge- lassen der Taste wie beim Hardwarevorbild großen Zahl von Instrumentensamples (Blas- spielten Instrument ungefähr 13 % Prozes- getreu abrupt enden soll oder weicher aus- instrumente, Gitarren, Effekte etc.) auch vie- sorleistung. klingt, sowie einen „Tone-Control”-Regler wie les, was unglaublich rar ist und bis dahin für Um im Bedarfsfall Sounds schnell zu finden, beim Mellotron-Original. den Normalverbraucher unerreichbar hinter wurde sogar eine Suchfunktion integriert. Man hat außerdem die Wahl, die Sounds zu Studiotüren geschlummert hat. Die Sample- Das Handbuch liegt nur in englischer Spra- loopen oder sie nach ca. acht Sekunden en- Tron-Produzenten haben sich sehr viel Mühe che vor, was aber nicht weiter schlimm ist, den zu lassen, wie es bei vielen der Vorbilder geben und als aurale Archäologen viele da die Bedienung der Software sehr einfach zwangsläufig der Fall war.SampleTron stellt Schätze gehoben. Schön auch, dass es kei- und übersichtlich gestaltet wurde. Alle wich- außerdem verschiedene Playmodi (poly, mo- nerlei Berührungsängste vor sinistren Lo-Fi- tigen Parameter lassen sich per MIDI fern- no, legato) und eine Portamento-Funktion Welten gab und man viele (leider nicht alle!) steuern. zur Verfügung. der merkwürdigen Begleitloops des Optigans Etwas schade ist es, dass man keine Learn- und des Talent Makers integriert hat. Diese Funktion bei der Zuweisung der MIDI-Con- sind zwar z.T. ziemlich trashy, leisten aber troller integriert hat. Das sollte in einem Up- gute Dienste, wenn’s mal etwas schräger sein date nachgereicht werden. Profil darf. Hersteller / Vertrieb: Viele der Klänge sind tief im kollektiven kul- Fazit IK-Multimedia turellen Unterbewusstsein verankert und er- Angesicht des Gebotenen und der Vielzahl Internet: zeugen sofort Referenzen zu Situationen, der Instrumente ist der Preis von ca. 249 www.ikmultimedia.com Stimmungen oder Songs vergangener Deka- Euro mehr als fair.Die gesampelten Vintage- Unverbindliche Preisempfehlung: den. Schließlich wurden Mellotrons und Art- Schätzchen sind kaum zu bekommen und € 249,– verwandtes nicht nur bei den Beatles, Moody werden auf dem Gebrauchtmarkt sehr teuer (für registrierte IK-User: € 199,–) Blues, Pink Floyd, Genesis,Yes und anderen gehandelt. historischen Acts verwendet, auch mehr Konkurrenzlos wird SampleTron durch die + gute Library oder weniger zeitgenössische Künstler wie teilweise sehr raren Sounds und die vielen + viele ungewöhnliche und rare Smashing Pumpkins, Beck,Tom Waits, Fiona äußerst seltenen und ungewöhnlichen Instru- Instrumente Apple oder Kanye West bedienten sich der mente wie Optigan, Chamberlain etc. Ein + gute Nachbearbeitungsmöglichkeiten magischen Klänge dieser Vintage-Geräte. großer Wurf! ¬ Der Nutzwert der Library ist sehr hoch, egal – keine Learn-Funktion bei der MIDI- Controller-Zuweisung ob man elektronische oder handmade Musik produziert. Es ist erstaunlich, wie viel Leben Autor: Bernhard Lösener sound&recording 07.2008.

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