WAS MACHT EIGENTLICH ... Ernst Dieter Berninghaus (43) war der Shootingstar in der deutschen Handelsszene. Der promovierte Betriebs- wirt begann 1992 in der Metro Holding als Zuarbeiter von Ernst Dieter Berninghaus? Erwin Conradi. 1999 wechselte er zur Rewe-Zentrale nach KANN EIN TOPMANAGER alleinerziehender Vater kennen und schätzen, ehe sie ihn einstimmig in Köln. Dort wurde er sein? Er kann. Ernst Dieter Berninghaus be- die Konzernleitung hievten, auch wenn es einige zwei Jahre später weist es. Er lebt mit seinen beiden – fünf und sie- wenige kritische Stimmen gab. Durch seine Ar- Vorstand und im Mai ben Jahre alten – Söhnen in einer „Männer-WG“, beit bei der Migros will er nun allen, die ihn ab- 2004 sogar Chef. wie er ironisch sagt. Vor ein paar Jahren hatte geschrieben hatten, beweisen, dass er ein fähi- Kurze Zeit später kam ihn seine Lebensgefährtin verlassen, und kurz ger Handelsmanager ist. „Schließlich habe ich heraus, dass Berninghaus beim Ver- danach ist er als Rewe-Chef wegen einer Be- noch 20 Jahre Berufsleben vor mir.“ kauf der Internetfirma stechungsaffäre zurückgetreten. Doch ehe er nicht erste Erfolge bei der Migros Nexus an die Rewe im Seit ein paar Monaten unternimmt der wegen vorweisen kann, hält er sich sehr zurück. Keine Jahr 2000 eine Untreue verurteilte Berninghaus nun einen Vorträge, fast keine Interviews. Er geht auch Provision bekommen Neustart in der Schweiz. Er ist Mitglied der nicht auf Partys oder sonstige gesellschaft- hatte. Im Oktober Konzernleitung der Gemischtwaren-Genossen- liche Events. Er sagt, dass ihn die vergangenen 2004 trat er deshalb schaft Migros, zuständig für den milliarden- Jahre verändert hätten: „Ich bin ernsthafter und zurück. Die Rewe schweren Handelsbereich, zu dem die Marken zurückhaltender geworden.“ Er habe ein paar forderte und bekam Globus und Denner gehören. Die Schweiz ge- Schweizer Freunde, und auch mit den alten ALLIANCE/DPA VENNENBERND/PICTURE ROLF PIXSIL.COM/VISUM, FOTOS: von ihm Schadens- währte dem gebürtigen Rheinländer sozusagen Handelskämpen Erwin Conradi und Klaus Wie- ersatz. Das Kölner ökonomisches Asyl und damit eine neue Kar- gandt sei er noch „gut befreundet“. Landgericht verurteilte riere im Handel. Ansonsten hat er seine beiden Söhne. „Die ihn im März 2006 Seine zweite Chance verdankt Berninghaus Kinder und der Job – das ist derzeit mein wegen schwerer Untreue zu zwei Jahren einer „wahnsinnig glücklichen Fügung“, näm- Leben“, sagt er. Seine Jungs beanspruchen ihn. Haft auf Bewährung. lich der Bekanntschaft mit Philippe Gaydoul „Das ist für mich täglich physisch wie organi- (36), Chef und Erbe der Denner-Gruppe. Den satorisch eine Herausforderung“, seufzt er ein Handelsmanager kannte Berninghaus aus sei- bisschen. Tagsüber ist eine Kinderfrau da, aber ner Rewe-Zeit. Gaydoul war es, der Berning- am Abend und am Wochenende fordern die Kin- haus Anfang 2007 in den Denner-Verwaltungs- der den ganzen Mann. Das Trio geht dann zu- rat holte und ihn damit öffentlich rehabilitierte. sammen Fußball spielen, zelten, oder sie tollen Mit Berninghaus als Berater zog Gaydoul im im Garten seines Hauses herum. Es ist keine vergangenen Jahr den Verkauf von Denner an Villa am Zürichsee. „Unsere Villa Kunterbunt ist die Migros durch. ein altes Häuschen aus den 50er Jahren“, sagt In diesen monatelangen Übernahmegesprä- der Mann, der noch mal von vorn anfängt. chen lernten die Migros-Macher Berninghaus Wolfgang Hirn 256 managermagazin 10/2008.