ORGAN DES VEREINES ZUR PFLEGE DER HEIMATVERBUNDENHEIT DER BURGENLÄNDER IN ALLER WELT Folge 1/2, Jänner/Feber 1986 Jährl1cher Mitgliedsbeitrag: Inland S 100,-, Ausland rd. 10 Dollar 30 JAHRE Burgenländische Gemeinschaft Durch den Staatsvertrag und das Neutrali­ der von ihm herausgegebenen Zeitschrift turelle Beziehungen mit den außerhalb des tätsgesetz wurde im Jahre 1955 das Funda­ "Volk und Heimat" folgendes wörtlich Landes lebenden Burgenländern herzustel­ ment zu einer glücklichen Entwicklung unse­ geschrieben: len." rer Heimat in Frieden und Freiheit gelegt. Die "Es ist sonderbar, daß oft das Naheliegende, Adalbert Riedl hatte sich im Jahre 1956 Menschen konnten nach den schweren Jah­ das Selbstverständliche, das Natürliche bemüht, seine Zeitung "Volk und Heimat" als ren des Entbehrens und Leidens sich nun außer acht gelassen wird. So mußten Jahr­ ein Mitteilungsorgan für die Burgenland­ endlich wieder schönen Dingen zuwenden. zehnte vergehen, ohne daß man sich in der Amerikaner zu gestalten. Gleichfalls schuf er Der Tag der Unterzeichnung des Staatsver­ alten Heimat der Verpflichtung gegenüber ein Landesreferat für die Pflege der kulturel­ trages, der 15. Mai 1955, kann daher als der den vielen Tausenden Auswanderern len Beziehungen mit den außerhalb des Lan­ Tag angesehen werden, ab welchem sich die bewußt geworden wäre. Wohl ist die schwere des lebenden Burgenländern innerhalb sei­ Interessen neu zu ordnen begannen und Zeit, die wir zufolge zweier Weltkriege erle­ nes von ihm geführten Volksbildungswerkes. auch die Beziehungen zu den ausgewander­ ben mußten, hiefür kein Entschuldigungs­ Sein Sohn, Dr. Norbert Riedl, der später ten Landsleuten, die im freien Amerika leb­ grund. Die zehnjährige Besetzung unseres selbst in die USA ausgewandert war und dort ten, in ein neues Stadium treten konnten. Das Landes durch sowjetische Truppen ist wohl als Universitätsprofessor wirkte, war die Füh• war auch der Grund, warum genau 20 Jahre eine der Ursachen, weshalb man sich für die rung dieses Referates übertragen worden. später, am 15. Mai 1975, das "Jahr der Aus­ große Hilfe nicht so recht dankbar erweisen Doch alle diese Bemühungen blieben weit landsburgenländer'i proklamiert wurde. konnte. Da wir nun wirder frei handeln kön• hinter den Erwartungen zurück. Die Idee ,Das Jahr 1955 hatte aber auch eine zweite nen, ist es wohl unsere vornehmste Pflicht, Adalbert Riedls hatte sich nicht durchge­ Bedeutung und die lag im aufkommenden den vielen Freunden und Gönnern, setzt, hatte aber für seinen Mitarbeiter Toni Flugverkehr. Amerika konnte nun innerhalb unseren lieben Landsleuten, besonders in Lantos den entscheidenden Impuls gege­ eines einzigen Tages erreicht werden, wouz den USA, für die großen Hilfeleistungen zu ben, einen anderen Weg in dieser Richtung man noch kurz vorher eine Woche benötigt danken und soweit dies möglich ist, über die einzuschlagen. hatte. Die Kontinente rückten zusammen. persönlichen und wirtschaftlichen Verbin­ Der Atlantische Ozean wurde zu einem brei­ dungen, die ja auch weiterhin bestehen, kul- Fortsetzung auf Seite 2 ten Fluß. Das Gefühl der Freiheit nach den bitteren Jahren erweckte auch den Wunsch, einmal die Welt zu sehen, die Verwandten in die Heimat einzuladen, vielleicht sogar selbst einmal Amerika zu besuchen. Neue Möglich• keiten, von denen man bisher nur träumen konnte, zeichneten sich ab. Die Gründung einer Institution mit der Zielsetzung, die Bur­ genländer in Amerika in ein Nahverhältnis zur alten Heimat zu bringen, di'ese Verbun­ denheit nicht nur zu empfinden, sondern auch zu praktizieren, lag damals in der Luft. Die Zeit war reif für eine Einrichtung, die Frage war nur, wie dies alles organisiert wer­ den sollte. Die Gemeinschaft der Burgenlän• der in aller Welt, also eine "Burgenländische Gemeinschaft", haben damals viele empfun­ den, ehe noch eine Zeitung und ein Verein dieses Namens gegründet wurden. Es waren vier Männer, die einander nur wenig oder gar nicht gekannt haben, die unabhängig voneinander in den Jahren 1955/56 daran gegangen waren, die Idee einer solchen Gemeinschaft zu verwirkli­ chen. Jeder von ihnen hatte andere Vorstel­ lungen, eine doch hatte sich durchgesetzt: Die Idee des Hauptschullehrers Dr. Toni Lan­ tos. Noch vor ihm hatte der Vorsitzende des Bgld. Volksbildungswerkes Adalbert Riedl in Dr. Lantos am Flughafen beim Empfang von Heimatbesuchern (1960). Seite 2 BURGENLÄNDISCHE GEMEINSCHAFT Jänner/Feber 1986 Yü#e YandJ!fde/ 30 JAHRE BURGENLÄNDISCHE GEMEINSCHAFT Burgenländer Fortsetzung von Seite 1 In der Eisenstädter Erklärung vom 15. Sep­ tember 1984 haben sich der Weltbund der in aller Welt! Der in Pinkafeld lebende WeinhändlerGeorg Österreicher im Ausland Und das Auslands­ Szemes hat sich als Dritter der Aufgabe in österreicherwerk mit der Burgenländischen einer unkonventionellen Weise genähert. Er Gemeinschaft verpflichtet, in allen wichtigen hatte damals ein für die damalige Zeit unge­ Fragen, die die Auslandsösterreicher betref­ wöhnliches Hobby, das Filmen. Als Wein­ fen, gemeinsam zu handeln. In Erfüllung händler kam er viel im südlichenBurgenland dieses Vorsatzes wurden die Präsidenten herum und nützte die Gelegenheit, Dörfer u. dieser drei Vereinigungen am 18. Dezember ihre Bewohner zu filmen. Das war in den Jah­ 1985 vom österreichischen Außenminister ren 1954 bis 1956. Im 0 ktober 1956, gerade Leopold Gratz empfangen (siehe Photo auf in der Zeit der dramatischen Ereignisse in Seite 7). Im Mittelpunkt dieses Gespräches Ungarn, verließ Szemes Europa, um in Ame­ standen Fragen der Selbstvertretung der rika diese Filme bei den ausgewanderten Auslandsösterreicher, des Kultur- und Landsleuten vorzuführen. Bei dieser Gele­ Jugendaustausches und der Unterstützung genheit filmte er wieder die Burgenländer in notleidender Landsleute im Ausland. Ich Amerika, ihre Häuser und ihr Gemein­ habe dabei auch die für burgenländische schaftsleben. Zurückgekehrt hatGeorg Sze­ Rückwanderer wichtige Fragen der Doppel­ mes im Jahre 1957 und später seine Filme staatsbürgerschaft vorgetragen. Wenn näm• aus Amerika in 111 Vorträgen in den burgen­ lich Rückwanderer mit ihren in Amerika ländischen Dörfern und bei Burgenländern geborenen Kindern heimkommen, haben in Graz und Wien gezeigt. diese anfangs nicht nur ein sprachliches Die vierte Initiative zur Aktivierung der Hei­ Handicap zu tragen, sondern sind auch matverbundenheit ging von Wien aus. Dort durch die fremde Staatsbürgerschaft zumin­ hatte derdamaligeJugendobmann der ..Bur­ dest am Anfang im Nachteil. Wir wünschen genländerlandsmannschaft in Wien", Wal­ daher die Gleichstellung dieserjungen Leute Alljährlich ist es mir ein b~sonderes Anlie­ terDujmovits, gerade sein Studium beendet mit den Inlandsösterreichern beim Besuch gen, auch jenen Landsleuten, die in anderen und schickte sich an, jenen Weg zu gehen, der Schulen und Universitäten. Ländern und in anderen Kontinenten leben, den vor ihm viele seiner Verwandten und die besten Grü ße des Burgenlandes zu über• Freunde gegangen sind: er zog nach Ame­ In Zusammenarbeit dieser drei Vereinigun­ bringen und ihnen alles Gute, viel Glück und rika. gen sollen auch Sommeraufenthalte fürAus­ Erfolg bei ihren Unternehmungen und Vor­ Es war seine Absicht, den Aufenthalt in den landsösterreicher-Kinder in Wien, Graz, im haben, vor allem aber eine dauerhafte USA auch dazu zu benützen, die burgenlän• Waldviertel und im Burgenland organisiert Gesundheit im Neuen Jahr zu wünschen. dischen Vereine auszusuchen und mit ihnen werder:!. Junge Leute, die dafür in Frage Jedem von uns geht es zu Herzen, wenn er Möglichkeiten und Wege einer Kooperation kommen, sollen möglichst bald ihr Interesse im Gespräch mit den Daheimgebliebenen miteinander und mit den Burgenländer Ver­ anmelden, damit wir hier vermitteln können. vom Schicksal der Verwandten draußen in einen in Wien und Graz zu suchen. Als Ziel Auch sind wir nun besser als früher in der der Welt erfährt; wenn er hört, unter welch schwebte ihm ein Dachverband der Burgen­ Lage, im Bereich der Pensionen und Renten, harten Bedingungen sie, die sich dank ihres ländervereine in der Welt vor. In Erfüllung in allen sozialrechtlichen und vermögens• Fleißes und ihrer Tüchtigkeit heute überall seiner Vorstellungen fuhr er auch nach Wa­ rechtlichen Fragen zu helfen. schon längst in die Gesellschaftsordnung shington zu Dr. Karl Gruber, dem damaligen ihrer neuen Heimat eingelebt haben, ihre alte österreichischen Botschafter in den USA, Zwei Todesfälle um Weihnachten haben burgenländische Heimat verlassen mußten und fand bei ihm Verständnis und Unterstüt• mich persönlich sehr getroffen, sie stehen und wie schwer für sie der Neubeginn in zung. aber für unzählige solcher Trauerfälle, die einem fremden Lande war. sich jährlich ereignen und die das Schicksal Durchgesetzt hatte sich weder diese Idee der durch die Auswanderung getrennten Umso erfreulicher ist es deshalb, daß die noch die Vorstellungen von Riedl und Sze­ Familien schmerzlich erkennen lassen: festen Bande unserer Landsleute zur alten meso Nur Lantos habe den erfolgreichen Heimat nie gerissen sind, sondern vielmehr Weg gefunden: aus seiner von ihm geschaf­ Als Frau Rosa Radostits aus Chicago wenige durch rege Kontakte noch verstärkt werden fenen Zeitung "Burgenländische Gemein­ Tage vor Weihnachten die Nachricht erhielt, konnten. Das zeigt von einer starken Heimat­ schaft" ging ein Verein gleichen Namens daß ihre Mutter in Oberdorf im Burgenland verbundenheit des Burgenländers und ist hervor, der in diesen Wochen sein 30jähri• gestorben ist, hatte sie gerade selbst einen sicherlich eine Besonderheit
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