
10.3.2005 DE Amtsblatt der Europäischen Union C 60/9 EUROPÄISCHER WIRTSCHAFTSRAUM EFTA-ÜBERWACHUNGSBEHÖRDE Aufforderung zur Abgabe einer Stellungnahme gemäß Teil I Artikel 1 Absatz 2 des Protokolls 3 zum Überwachungs- und Gerichtshofabkommen zum Vorschlag für regional differenzierte Sozial- versicherungsbeiträge in Norwegen (Sache Nr. 56310 — vormals Sache Nr. 55463) (2005/C 60/09) Mit Beschluss 245/04/COL vom 6. Oktober 2004, der nachstehend in der verbindlichen Sprachfassung wiedergegeben wird, hat die EFTA-Überwachungsbehörde das Verfahren nach Teil I Artikel 1 Absatz 2 des Protokolls 3 zum Abkommens zwischen den EFTA-Staaten zur Errichtung einer Überwachungsbehörde und eines Gerichtshofes (Überwachungs- und Gerichtshofabkommen) eingeleitet. Der norwegischen Regie- rung ist eine Kopie übermittelt und somit der Inhalt des Beschlusses zur Kenntnis gebracht worden. Die EFTA-Überwachungsbehörde fordert hiermit die Vertragsstaaten des EWR-Abkommen und alle Betei- ligten auf, ihre Stellungnahme zu der fraglichen Maßnahme innerhalb eines Monats nach Veröffentlichung dieser Bekanntmachung an folgende Anschrift zu übermitteln: EFTA-Überwachungsbehörde 35, rue Belliard / Belliardstraat 35 B-1040 Brüssel Alle Stellungnahmen werden der norwegischen Regierung übermittelt. Jeder, der eine Stellungnahme abgibt, kann unter Angabe von Gründen schriftlich beantragen, dass seine Identität nicht bekannt gegeben wird. ZUSAMMENFASSUNG Verfahren Mit Schreiben der Vertretung Norwegens bei der Europäischen Union vom 26. April 2004 meldeten die norwegischen Behörden bei der Überwachungsbehörde gemäß Teil I Artikel 1 Absatz 3 des Protokolls 3 zum Überwachungs- und Gerichthofabkommen die geplante Anwendung ermäßigter Sozialversicherungs- beiträge für Unternehmen bestimmter Wirtschaftszweige mit Sitz in den Gebieten 2, 3 und 4 in Norwegen an. Beschreibung der Beihilfemaßnahme Die norwegischen Behörden beabsichtigen, ab Januar 2005 in den Steuergebieten 2,3 und 4 Norwegens die bis Ende 2003 geltenden ermäßigten Arbeitgeber-Sozialversicherungsbeiträge anzuwenden. Dabei handelte es sich um folgende Sätze: Gebiet 2: 10,60 %; Gebiet 3: 6,4 % und Gebiet 4: 5,1 %. Im Vergleich dazu galt in Gebiet 1 der volle Beitragsatz von 14,1 %. Bemessungsgrundlage der Steuer sind die Bruttolöhne. Die angemeldete Regelung wird für 209 NACE (1) Wirtschaftszweige gelten, die auf der Grundlage eines Wirtschaftsberichts des Beratungsunternehmens ECON ausgewählt wurden, in dem die Wettbewerbsschnitt- stellen („konkurranseflater“) zwischen Unternehmen mit Sitz in Norwegen und denen in anderen EWR- Staaten (2) untersucht wurden. (1) Systematik der Industriezweige. (2) Siehe nachstehende Tabelle mit den NACE-Codes. Ziffer 0 bedeutet, dass es nach Angabe der norwegischen Behörden in diesen Wirtschaftszweigen keine Auswirkungen auf den Handel gibt, während Ziffer 0/2 bedeutet, dass einige Unternehmen der betreffenden Wirtschaftszweige innerhalb des betreffenden Gebiets dem Wettbewerb aus anderen EFTA-Staaten ausgesetzt sind und andere nicht. C 60/10DE Amtsblatt der Europäischen Union 10.3.2005 Die Anmeldung stützte sich auf die Annahme, dass die Aktivitäten in den betreffenden Wirtschaftsberei- chen nicht Gegenstand des EWR-internen Handels sind. Folglich kann Unternehmen in diesen Wirtschafts- bereichen nach Ansicht der norwegischen Regierung ein ermäßigter Sozialversicherungsbeitrag eingeräumt werden, ohne dass dies eine staatliche Beihilfe im Sinne von Artikel 61 Absatz 1 EWR-Abkommen wäre. In diesem Zusammenhang ist auf die Regelung regional differenzierter Sozialversicherungsbeiträge hinzu- weisen, die von der Überwachungsbehörde mit Beschluss 218/03/COL vom 12. November 2003 (1) geneh- migt wurde. Diese Regelung sah die Anwendung ermäßigter und differenzierter Sozialversicherungsbei- tragsätze für alle Unternehmen in diesen Gebieten vor. Nach der Genehmigung einer Übergangszeit durch die Überwachungsbehörde sollten die Beitragsätze über einen Zeitraum von drei Jahren schrittweise bis zum Einheitssatz von 14,1 % erhöht werden. Im Gegensatz zur genannten Regelung sieht die angemeldete Regelung ermäßigter Sozialversicherungsbei- tragsätze die unbefristete Anwendung regional differenzierter Sozialversicherungsbeitragsätze ausschließlich in bestimmten Wirtschaftszweigen (vor allem im Dienstleistungsbereich) vor. Würdigung Die Überwachungsbehörde hat Zweifel, dass es sich bei der angemeldeten Regelung, wie von den norwegi- schen Behörden angegeben, nicht um eine staatliche Beihilfe handelt. Die Anwendung ermäßigter Sozialversicherungsbeiträge bedeutet, dass der Staat geringere Sozialversiche- rungseinnahmen erhält. Wenn der Staat auf normalerweise fällige Einnahmen verzichtet, liegt ein Verbrauch staatlicher Mittel vor. Durch die ermäßigten Sozialversicherungsbeiträge wird Unternehmen, die in einem der aufgelisteten NACE-Wirtschaftsbereiche tätig sind und in den Gebieten 2, 3 und 4 in Norwegen ihren Sitz haben, daher ein Vorteil gewährt. Die Maßnahme verfälscht nicht nur den Wettbewerb gegenüber Unternehmen des gleichen Wirtschaftsbe- reichs, die in Gebieten ansässig sind, für die die angemeldete Regelung nicht gilt, sondern auch gegenüber Unternehmen in anders behandelten Gebieten innerhalb der Regelung, da die anwendbaren Beitragsätze von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich sind. Die Überwachungsbehörde hat Zweifel hinsichtlich der Methode und des Konzepts aus dem die Feststel- lung, dass keine Auswirkungen auf den Handel zwischen den Vertragsparteien des EWR-Abkommens gegeben sind, resultiert. Sie hat noch stärkere Bedenken, ob das Konzept der gerichtlichen Auslegung des Kriteriums „Auswirkungen auf den Handel“ im Sinne von Artikel 61 Absatz 1 des EWR-Abkommens entspricht. Angesichts des breiten sektoralen Geltungsbereichs von mehr als 209 NACE-Wirtschaftsbereichen, der fehl- enden präzisen und klaren Beihilfefähigkeitskriterien und des Fehlens eines Kontroll- und Überprüfungsme- chanismus, um die nötige rechtliche und wirtschaftliche Sicherheit bei der Anwendung zu gewährleisten, hat die Überwachungsbehörde Zweifel, ob die Regelung die Kriterien für eine staatliche Beihilfe im Sinne von Artikel 61 Absatz 1 des EWR-Abkommens erfüllt. Schlussfolgerung Die Überwachungsbehörde hat Zweifel, ob die angemeldete Regelung regional differenzierter Sozialversi- cherungsbeiträge eine staatliche Beihilfe im Sinne von Artikel 61 Absatz 1 des EWR-Abkommens darstellt. Für den Fall, dass die Maßnahme eine staatliche Beihilfe darstellen sollte, hat die Überwachungsbehörde Zweifel, dass sie als mit dem Funktionieren des EWR-Abkommens vereinbar angesehen werden könnte. Die Behörde ist daher gezwungen, das in Teil I Artikel 1 Absatz 2 des Protokolls 3 zum Überwachungs- und Gerichtshofabkommen vorgesehene förmliche Prüfverfahren einzuleiten. (1) Noch nicht im Amtsblatt veröffentlicht. Die Beschlüsse der EFTA-Überwachnungsbehörde sind auf ihrer Internetseite zu finden: http://www.eftasurv.int/fieldsofwork/fieldstateaid/stateaidregistry/ 10.3.2005 DE Amtsblatt der Europäischen Union C 60/11 EFTA SURVEILLANCE AUTHORITY DECISION No 245/04/COL of 6 October 2004 on a proposal for regionally differentiated rates of social security contributions for certain sectors (Norway) THE EFTA SURVEILLANCE AUTHORITY, Having regard to the Agreement on the European Economic Area (1), in particular to Articles 61 to 63 and Protocol 26 thereof, Having regard to the Agreement between the EFTA States on the establishment of a Surveillance Authority and a Court of Justice (2), in particular to Article 24 thereof and Article 1(2) in Part I of Protocol 3 thereof, Having regard to the Authority's Guidelines (3) on the application and interpretation of Articles 61 and 62 of the EEA Agreement, Whereas: I. FACTS 1. Procedure Pursuant to Article 1(3) in Part I of Protocol 3 to the Surveillance and Court Agreement, the Norwegian authorities notified their intention to apply reduced rates of social security contributions to undertakings active in certain sectors and located in designated geographical Zones 2, 3 and 4 in Norway. The notifica- tion was sent by letter dated 26 April 2004 from the Norwegian Mission to the European Union, forwar- ding a letter from the Ministry of Trade and Industry together with a letter from the Ministry of Finance both dated 23 April 2004, received and registered by the EFTA Surveillance Authority (hereinafter: „the Authority“) on 27 April 2004 (Event No 278992). On 3 May 2004, a meeting was held in Oslo between representatives of the Authority and the Norwegian authorities to discuss the notification. Following this meeting, by letter dated 23 June 2004 (Event No 279843), the Authority requested addi- tional information and clarification from the Norwegian authorities. The Norwegian authorities replied to the information request by letter dated 12 August 2004 from the Norwegian Mission to the European Union, received and registered by the Authority on 13 August 2004 (Event No 290198). A further discussion between representatives of the Authority and the Norwegian authorities was held in the framework of a package meeting which took place in Oslo on 23 September 2004. 2. Background On the basis of the Norwegian Social Security Act of 28 February 1997 („Lov om folketrygd“), all employers in Norway are subject to compulsory contributions to the national social security scheme. These contributions are calculated in relation to gross salaries of employees and differentiated according to the place of residence of the employees. For this purpose, Norway is divided into five geographical zones. Zone 1 covers
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