Karin Bock, Stefan Meier, Gunter Süß (Hg.) HipHop meets Academia Studien zur Popularmusik hrsg. v. Thomas Phleps und Helmut Rösing Karin Bock, Stefan Meier, Gunter Süss (Hg.) HipHop meets Academia. Globale Spuren eines lokalen Kulturphänomens Gefördert aus Mitteln der Hans-Böckler-Stiftung. Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © 2007 transcript Verlag, Bielefeld This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 3.0 License. Umschlaggestaltung: Kordula Röckenhaus, Bielefeld Umgschlagabbildung: Dali, © Akram Chaabeni (myspace.com/akiphoto) Lektorat & Satz: Karin Bock, Stefan Meier, Gunter Süß Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar ISBN 978-3-89942-761-5 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: http://www.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter: [email protected] INHALT GRUNDLAGEN HipHop Meets Academia: Positionen und Perspektiven auf die HipHop-Forschung KARIN BOCK/STEFAN MEIER/GUNTER SÜSS 11 HipHop Meets Academia: Fallstricke und Möglichkeiten der HipHop Studies MURRAY FORMAN 17 GLOKALER UND LOKALER HIPHOP HipHop und die Aborigines: Die moderne Corroboree TONY MITCHELL 39 Rassismus und RAPublikanismus ² Islamismus oder Welt,bürger¶tum? Geschichte, Wahrnehmung und Funktionsmechanismus des französischen Rap EVA KIMMINICH 59 Urbane Tropen: HipHop à La Réunion CARSTEN WERGIN 75 HipHop in Slovenien: Gibt es Muster lokaler Aneignung eines globalen Genres? PETER S7$1.29,û 89 Szenetypische Sprache in der Schweizer HipHop-Chat-Kommunikation SASKIA WAIBEL 105 Rapper im Senegal: Die Botschaft der Straße HANS-JÖRG HEINRICH 117 IDENTITÄT UND INSZENIERUNG IM HIPHOP Flippinda script: Supa Sistas und Rap Musik MIRIAM STRUBE 139 Die bitch als ambivalentes Weiblichkeitskonzept im HipHop KIMIKO LEIBNITZ 157 Inszenierung und Authentizität: Zur Starinszenierung von Eminem MARTINA SCHUEGRAF 171 Was ist so Deutsch daran? Kulturelle Identität in der Berliner HipHop-Szene INEZ H. TEMPLETON 185 HIPHOP ALS MEDIENKULTUR UND SOZIALE PRAXIS Ä6DPSOLQJ¶ als kulturelle Praxis des HipHop MALTE PELLETER/STEFFEN LEPA 199 HipHop und Gewalt: Mythen, Vermarktungsstrategien und Haltungen des deutschen Gangster-Raps am Beispiel von Shok-Muzik MARCUS S. KLEINER/JÖRG-UWE NIELAND 215 HIPHOP ALS LOKALES PHÄNOMEN: DAS SPLASH!-FESTIVAL IN CHEMNITZ Raum und Inszenierung: Empirische Erkundungen auf dem splash!-Festival SEBASTIAN SCHRÖER 247 Inhalt und stadtplanerische Ziele eines HipHop- Existenzgründerzentrums: Potenziale von Musik als Teil städtischer Erneuerungsprozesse in Sheffield und Chemnitz ALEXANDER BERGMANN 263 Ä9RQGHU6]HQH² IUGLH6]HQH¶"6WLOXQG6WLOLVLHUXQJLQGHU Vermarktung des HipHop-Festivals splash! JANNIS ANDROUTSOPOULOS/STEPHAN HABSCHEID 289 SYNTHESE UND NEUORIENTIERUNG HipHop als Phänomen kulturellen Wandels KARIN BOCK/STEFAN MEIER/GUNTER SÜSS 313 Autorinnen und Autoren 325 GRUNDLAGEN HIPHOP MEETS ACADEMIA: POSITIONEN UND PERSPEKTIVEN AUF DIE HIPHOP-FORSCHUNG Karin Bock/Stefan Meier/Gunter Süß HipHop meets Academia ± so lautete der Titel einer international ausge- richteten Konferenz, die wir im Sommer 2006 zeitgleich mit dem HipHop- und Reggae-Festival splash! in Chemnitz durchführten. Die Idee zu dieser Konferenz deUÃHWZDVDQGHUHQ$UWµ entstand durch die Tasache, dass Euro- pas größtes HipHop- und Reggae-Festival und akademische HipHop- Forschung an der Technischen Universität in Chemnitz einen gemeinsamen Standort hatten. Ein bisher einzigartiges Experiment der Verknüpfung von Forschung und Praxis lag somit nahe und wurde von den Buchherausgebe- rInnen und dem Geschäftsführer der splash!-Entertainment AG Jan Voigt- mann verangetrieben. Der Call for Papers traf auf breite internationale Re- sonanz, und so wurde eine zweitägige Konferenz mit abschließender Po- siumsdiskussion auf dem Festivalgelände möglich. Das vorliegende Buch ist jedoch kein klassischer Tagungsband, son- dern das peer-reviewte Ergebnis der Konsequenzen, die sich aus den inter- national geführten Konferenzdiskursen ergaben, genauer: eine Synthese der Beiträge und gleichsam eine Weiterführung der diskutierten Überlegungen über HipHop-Kultur. HipHop hat in den letzten drei Jahrzehnten das allgemeine Verständnis einer Pop- und Jugendkultur auf den Kopf gestellt: Als Ergebnis des ameri- kanischen black arts movement der 1960er Jahre entstand HipHop als ver- HLQLJHQGHV/HEHQVJHIKODOVÄZKROHZD\RIOLIH³LQGHQXUEDQHQ*KHWtos von New York und wuchs rasch zu einer weltweiten Jugendkultur heran, die bis heute nichts an Relevanz verloren hat. HipHop zeichnet sich im Ge- gensatz zu anderen popkulturellen Spielarten durch eine bemerkenswerte Langlebigkeit aus: Seit nunmehr dreißig Jahren dominiert diese kulturelle Ausdrucksform VRZRKO VXENXOWXUHOOH ÃDOWHUQDWLYHµ DOV DXFK NRmmerzielle Diskurse des Mainstreams. Die HipHop-Kultur straft den Stereotypen Kurzweil, Oberflächlichkeit, Schnelllebigkeit und Einseitigkeit Lügen, die von kulturbürgerlicher Seite popkulturellen Phänomenen zugeschrieben werden. Das Buchprojekt geht 11 KARIN BOCK/STEFAN MEIER/GUNTER SÜSS mit den verschiedenen Perspektiven und den unterschiedlichen Gegenstän- GHQGLHVHUÃ/DQJOHELJNHLWµ des HipHop auf den Grund. Warum bietet Hip- Hop eine solch immense Identifikations- und Projektionsfläche für ganz unterschiedliche Gruppen und Motivationen? Was macht das Wandlungsfä- hige und das Gleiche, das Hybride und das Kohärente der HipHop-Kultur aus? Warum gelingt es der HipHop-Kultur, für enorm divergente Bereiche medialer und gesellschaftlicher Praxis (Subversivität, Aggressivität, Provo- kation, Bürgerlichkeit, Markenbewusstsein, Hedonismus, Orientierung an Statussymbolen) anwendbar zu sein? Durch die mediale Verbreitung sind die spezifischen Zeichensysteme der HipHop-Kultur global präsent, was einerseits eine weltweite Wiederer- kennung erlaubt. Oberflächlich betrachtet stützt dies die These einer uni- formen, amerikanisierten Kulturindustrie. Durch die Einbettung in lokale Kontexte erfahren die Codes der HipHop-Kultur jedoch eine spezifische Umdeutung, die den HipHop selbst zu einer (wenn nicht der) ÄJORNDOHQ³1 und extrem wandlungsfähigen Erscheinung werden lassen. HipHop ist auf diese Weise unlängst zum Gegenstand akademischer Aufmerksamkeit he- rangewachsen. Verschiedene Zweige von den African-American Studies bis hin zu den Wirtschaftswissenschaften haben sich unter ihren jeweiligen Forschungsaspekten mit dem Thema bereits auseinandergesetzt und über eine Vielzahl von Publikationen versucht, verschiedene Erklärungen des Phänomens und seiner gleichzeitigen Stabilität und Flexibilität zu errei- chen. Interdisziplinäre Beiträge innerhalb der geistes-, sozial-, medien- und kulturwissenschaftlichen Forschungsrichtungen sind bisher kaum systema- tisch zusammengefügt, geschweige denn auf gesamt-kulturelle Entwick- lungstendenzen angewendet worden. Die vorliegende Publikation un- ternimmt einen Schritt in diese Richtung: Eröffnet wird der Sammelband mit grundlegenden Überlegungen von Murray Forman, der sich mit der Frage auseinandersetzt, in welchem Ver- hältnis HipHop-Forschung (als akademische Forschung) mit der Praxis des HipHop in Beziehung zu setzen ist. Forman führt eindrückliche Argumente dafür auf, dass die HipHop-)RUVFKXQJDOVÃOHEHQGLJH)RUVFKXQJµYHUstan- den und konzipiert werden muss, in der neben den WissenschaftlerInnen auch HipHop-PraktikerInnen einen festen Platz haben. Hierbei kommt dem Forschungsfeld eine doppelte Aufgabe zu: Einerseits ist der Kontakt zur 6]HQH NRQVWLWXWLY IU HLQH OHEHQGLJH XQG ÃUHOHYDQWHµ )RUVFKXQJ $QGHUHr- 1 Der BegULIIGHU*ORNDOLVLHUXQJ ÅJORFDOLVDWLRQ´ ZXUGHGXUFKGHQ6R]LRORJHQ5o- ODQG5REHUWVRQJHSUlJWVLHKH5REHUWVRQ5RODQG ÅGlocalization: Time- Space and Homogeneity-Heterogeneity´In: Mike Featherstone/Scott Lash/Ro- land Robertson (Hg.): Global Modernities. London, Sage: 25-44 12 HIPHOP MEETS ACADEMIA:POSITIONEN UND PERSPEKTIVEN seits kann eine professionelle HipHop-Forschung nur dann Anfremdungen und mitunter auch Anfeindungen standhalten, wenn sie analytisch in der Sache und gleichzeitig theoriefundiert wie differenziert argumentiert. Wis- sen, so Forman, kristallisiert sich unter diesem Blickwinkel als fünftes Element des HipHop heraus, das sowohl für das kulturelle Phänomen Hi- pHop als auch für seine Forschung konstitutiv ist. Rasse 2, Klasse, Ge- schlecht, Generation und Alter sind für ihn diejenigen Kategorien, mit de- nen sich die Prozesse der HipHop-Geschichte adäquat erfassen lassen. Ge- UDGHGLH'LVNXVVLRQXPGLHÃ2OG6FKRROµLVWKLHUEHLEHsonders bedeutsam: Denn über die Debatte GHVVRJHQDQQWHQÃ*ROGHQ$JHµ]HLJHQVLFKLQQHUKDOE der HipHop-Kultur Altersdifferenzen und -bewegungen über die 30 Jahre. Im zweiten Abschnitt über glokalen und lokalen HipHop versammeln sich Beiträge, in denen lokal unterschiedliche Ausprägungen des HipHop in ihren jeweiligen kulturellen Kontexten beschrieben und analysiert werden: Vom HipHop-Style der Aborigines (Tony Mitchell) über Rap in Frankreich (Eva Kimminich) sowie in postkolonialen Provinzen und Kulturen (Carsten Wergin), von osteuropäischen Strömungen (Peter Stankovic) über Schwei- zer HipHop-Chat (Saskia Waibel) bis hin zu senegalesischen HipHoppern als Botschaftern der Straße (Hans-Jörg Heinrich) wird in diesem Teil dem Verhältnis von Globalität und Lokalität, Allgemeinheit und Spezifik, Kon- tinuität und Wandel nachgegangen.
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