Behörden Und Verwaltung

Behörden Und Verwaltung

Behörden und Verwaltung Verwaltungsgebäude als Repräsentanten Die Rütner Verwaltungsgebäude sind vom Zeitgeist ge- prägte Häuser; das erste von 1819 an der Werner-Weber-Stras- se 10, jenes von 1941 an der Spitalstrasse bei der Kirche sowie das heutige von 1995 an der Breitenhofstrasse 30. Während jenes von 1941 als einfacher Zweckbau in den Kriegsjahren errichtet wurde, sind sowohl das 1819 erstellte als auch das heutige von 1995 Vorzeigeobjekte der jeweils amtenden Ge- meindepräsidenten. Der Ammann und danach erste Gemeindepräsident Caspar Haupt baute «sein» prunkvolles Gemeindehaus millimeternah an die Grenze zu Tann in der Hoffnung, später diesen Ort dem Gemeindegebiet von Rüti einzuverleiben und so die Kanzlei mitten im Dorf zu haben. Um das Projekt zu verwirklichen, war die Gemeinde damals gezwungen, das wenige Jahre zu- vor vom Staat Zürich erworbene Bauhof-Lehen zu verkaufen. Dieses war aber mit einem Servitut belegt, dass dem im Bau- hof lebenden Schullehrer auf alle Zeiten das unentgeltliche Wohnrecht zuzusichern sei. Da nach dem Verkauf im Ort keine Wohnung zur Verfügung stand, musste die Gemeinde, wenn auch widerwillig, den Lehrer im neuen Gemeindehaus einquartieren. Wegen Misswirtschaft beim Bau und beim Un- terhalt musste das Haus nach siebenjährigem Bestehen dem wohlhabenden Mühlen- und Spinnereibesitzer Gemeinderat Weber verkauft werden. Der Erlös deckte die erlittenen Ver- luste nicht. Die Gemeinde bekam den Schuldenberg noch lan- ge zu spüren. Als der «Löwen» auch die Gemeindekanzlei beherbergte. Gemeindepräsident Anton Melliger stösst am Neujahrsapéro 2007 auf das Jubiläum an: «Fägswil hat Geburtstag und Rüti feiert.» Rütner Jubiläumsäpfel aus Oswalds Obstplantagen in Fägswil 113 Behörden und Verwaltung Als das Ge- meindehaus am Mühleplatz nach seinem kurzen, siebenjährigen sachbezogenen Gebrauch in Pri- vatbesitz über- ging, mussten die Kanzleigeschäfte wieder wie früher vom Gemeinde- präsidenten und Erstes Rütner Gemeindehaus von 1819 am dem Säckelmeis- Mühleplatz an der Werner-Weber-Strasse ter zu Hause be- (Aufnahme von 1932) sorgt werden. Die Zivilstandsange- Verwaltungsgebäude an der Spitalstrasse, eröffnet 1941 legenheiten erledigte der Pfarrer noch bis 1876 im Pfarrhaus. Die Gemeinderatssitzungen fanden meist in der Wirtschaft nehmen, dass der angenehme Geruch frischer Backwaren in des Gemeindepräsidenten, der «Weinschenke zur Ziegelhütte» der Kanzleistube sowohl die rasche Erledigung der Kanzlei- (späterer «Löwen») und ab 1865 im neu erstellten Schulhaus geschäfte als auch des Bäckers Umsatz förderte. 1913 starb Ferrach statt, wo auch das Behördenarchiv eingerichtet wor- Heinrich Meister nach 36-jähriger Amtsführung. Sein Nach- den ist. folger war Hermann Egli-Steinmann auf der Zelg, von Beruf Im Jahr 1877 über- Schlosser, vielseitig begabt und mit beeindruckend schöner nahm Heinrich Meister, Handschrift. Bäckermeister im Rie- 1916 waren die Jahre der Privathauskanzlei vorbei. Mit- gelhaus in der Klingen- ten im Ersten Weltkrieg richtete die Gemeinde im Parterre wies (heute Dorfstrasse des Hotels «Löwen» ihre eigene Kanzlei ein, weil das Gast- 15), die Ämter des Ge- haus nach einer Renovation und etlichen Jahren ohne Wirt meindeschreibers und in Gemeindebesitz kam. Hier im «Löwen» am gleichnamigen des Zivilstandsbeam- Platz die Kanzlei zu haben, war ein beachtlicher Fortschritt, ten. Sein grosses Haus obwohl die nebenamtlichen Funktionäre wie etwa der Ge- bot dazu ausreichend meindegutsverwalter oder der Steuerverwalter ihre Amtsge- Platz. Zur Orientie- schäfte immer noch in ihren Privathäusern erledigten. Durch rung der Bevölkerung den Haupteingang des Hotels in den Korridor eintretend, fand beschriftete er die Fas- man links den Kanzleieingang und auf der rechten Seite den sade seiner Bäckerei Zugang zur Gaststube. mit «Gemeinderatskanz- Gemeinderatskanzlei in Heinrich 25 Jahre später, als rund um die Schweiz der Zweite Welt- lei Rüti». Es ist anzu- Meisters Bäckerei an der Dorfstrasse krieg tobte, siedelte die Verwaltung mit allen Unterabteilun- 114 Behörden und Verwaltung Gebäude regt Fantasie an Die eigenwillige Form des neuen Verwal- tungsgebäudes provozierte fantasievolle und spassige Namen. Neben Koni-Memo- rial, Bananensplit, Capitol und Staumauer kursierten noch allerhand andere spöttische Bezeichnungen. Ausserdem war an der Fas- nacht zu vernehmen, es sei das einzige Ge- meindehaus mit Blick in die Zukunft; beim Blick aus den Fenstern sehe man schliess- lich unmittelbar auf den danebenliegenden Friedhof. Am 30. Juni 1995 fand die Einwei- hung bei schönem Wetter und mit zahlrei- chen Gästen statt. Dabei erschien auch der historische «Amtmann» und begrüsste die anwesenden Behördenmitglieder und Bür- ger im Namen der hohen Herren von Zü- rich. In seiner Ansprache würdigte er das in seiner Form und Farbe für den Bürger noch ungewohnte Verwaltungszentrum. Es sei der Anfang eines neuen Abschnitts der Rütner Geschichte. Und im Namen der Obrigkeit ernannte er den Gemeindepräsidenten zum Oberbürgermeister. gen in den mehreren Zwecken dienenden Verwaltungsneubau Dieser moderne Bau ist dem vormaligen Gemeindeprä- an der Spitalstrasse. Die kriegswirtschaftlichen Massnahmen sidenten Dr. Konrad Lienhard zu verdanken. Lienhard, der erforderten vermehrtes Verwaltungs- und Luftschutzpersonal auch Initiant der Grossraumturnhalle an der Schwarz war und und, wie auch für die Feuerwehr, ihren Diensten entsprechen- ebenso die Modernisierung des Bahnhofs entscheidend vor- de Lokalitäten. Mit dem dreistöckigen, auf historischem Bo- antrieb, verstand es, dank seiner Popularität das Projekt innert den sehr zentral gelegenen Verwaltungsbau gab sich Rüti ein acht Jahren zu verwirklichen. modernes Ansehen. In all den Jahren seiner sachbezogenen Durch den Architekten Dr. Klaus Hornberger aus Zürich Nutzung standen darin fünf Persönlichkeiten als Gemeinde- entstanden das neue, einen städtebaulichen Akzent setzende schreiber der Verwaltung vor, nämlich Jakob Heierli, Ernst Gebäude und dahinter ein Werkhof, der die heutigen Anfor- Walder, Werner Briner, Willi Stengel und Ueli Vontobel. derungen des Bauamtes bestens erfüllen kann. Dafür musste Nach über 50 Jahren wurde es im Verwaltungsgebäude kein Staatslehen verkauft werden, hingegen das alte Gaswerk spürbar eng, sodass das Bauamt und die Vormundschaft aus- neben der Jona abgebrochen und das gewonnene Grundstück ser Haus ihr Domizil bezogen. Abhilfe schuf dann das in mo- umweltgerecht saniert werden. dernster Architektur ausgeführte, Ende Juni 1995 eingeweihte Seit Herbst 2006 leitet Andreas Sprenger als Gemeinde- Verwaltungszentrum an der Breitenhofstrasse. schreiber die Verwaltung. 115 Behörden und Verwaltung Die Organisation unserer Gemeinde Die Gemeindeversammlung ist das Forum für alle Ge- schäfte, die vom Gemeinderat oder den entsprechenden Be- Die Organisation der politischen Gemeinde Rüti unterliegt hörden behandelt und den Stimmberechtigten zum Entscheid dem Gemeindegesetz und wird durch die Gemeindeordnung vorgelegt werden. Dazu gehören zum Beispiel: geregelt. • Verordnungen und Reglemente (Personal, Polizei, Gebüh- ren, Abwasseranlagen, Abfallentsorgung, Friedhof- und Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Bestattungswesen) An oberster Stelle stehen die Stimmberechtigten der Ge- • Kommunaler Richtplan, Bau- und Zonenordnung, Er- meinde, die in Urnenabstimmungen nach den Vorschriften schliessungsplan, Sonderbauvorschriften und öffentliche der Kantonsverfassung und des Gesetzes über die politischen Gestaltungspläne Rechte die oberste Behörde, den Gemeinderat, wählen. Eben- • Oberaufsicht über die Gemeindeverwaltung falls auf diese Weise werden die Mitglieder weiterer Behörden • Behandlung von Initiativen (wie Bürgerrechtskommission, Sozialbehörde, Rechnungsprü- • Beschlussfassung von Änderungen der Gemeindegrenze fungskommission, Wahlbüro, Friedensrichteramt oder kanto- (mit Wohngebäuden) und über den Beitritt zu Zweckver- nale Geschworene) für ihre Ämter bestimmt. Erlasse und Än- bänden derungen der Gemeindeordnung sowie grössere finanzielle • Abschluss von Vereinbarungen mit anderen Gemeinden Ausgaben der Gemeinde bedingen auch eine obligatorische • Bestimmung der amtlichen Publikationsorgane Urnenabstimmung. • Finanzhaushalt (Festsetzung des Steuerfusses und der jährlichen Voranschläge, Abnahme der Jahresrechnungen, Genehmigung von Bauabrechnungen, Erwerb von Grund- eigentum usw.) Gemeinderat Die durch Urnenwahl bestimmte oberste Behörde, der Ge- meinderat, ist unter anderem zuständig für die Wahlen von zwei Vizepräsidenten/-innen des Gemeinderates, Kommis- sionspräsidenten/-innen und Ausschüssen. Im Weiteren wählt der Gemeinderat seine Vertreter in an- dere Organe (Zweckverbände öffentlicher oder privater In- stitutionen und Mitglieder der Kommissionen) sowie Feuer- wehrkommandant, voll- und nebenamtliches Gemeindeper- sonal, Gemeindeamtsfrau/-ammann, Betreibungsbeamte/-in und Chef/-in des Zivilschutzes. Weitere Kompetenzen des Gemeinderates sind: • Vollzug der ihm übertragenen Aufgaben durch die eidge- nössische und die kantonale Gesetzgebung oder die Be- hörden des Bundes, des Kantons und des Bezirkes. • Vorberatung der Geschäfte von Gemeindeversammlung Abstimmung beim Schulhaus Fägswil in den 1960er-Jahren und Urnenabstimmung 116 Behörden und Verwaltung • Vollzug der Gemeindebeschlüsse und Besorgung sämtli- Stimme. Ebenfalls be- cher Gemeindeangelegenheiten ratende Stimme hat der • Vertretung der Gemeinde nach aussen mit Bestimmung Stellvertreter, der auch der rechtsverbindlichen Unterschriften an den Sitzungen teil- • Reglemente für Strom, Gas und Wasser

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