Informationen 261 zur politischen Bildung Überarbeitete Neuauflage 2011 Weimarer Republik 2 Weimarer Republik Inhalt Vom Kaiserreich zur Republik 1918/19 ..............................4 Revolution von oben ................................................................................ 4 Anfänge der parlamentarischen Regierung ...................................5 Revolution von unten ..............................................................................6 Ausrufung der Republik ..........................................................................7 Rätesystem oder Parlamentarismus? .............................................. 11 Parlamentarische Demokratie ........................................................... 16 Weimarer Verfassung ............................................................................ 18 Kampf um die Republik 1919-1923 .......................................21 Der Friedensvertrag von Versailles ...................................................21 Finanzpolitik und Wirtschaftsentwicklung .................................23 Dolchstoßlüge ...........................................................................................24 Radikalisierung ........................................................................................24 Aufstände und Putschversuche ........................................................ 25 Reparationsprobleme ............................................................................29 Deutsch-russisches Abkommen ........................................................30 Ruhrbesetzung .........................................................................................30 Hyperinflation ...........................................................................................31 Rechtsdiktatur in Bayern .....................................................................33 Kommunistische Umsturzversuche ................................................34 Hitlerputsch ...............................................................................................34 Seperatistenbewegungen .................................................................... 35 Sturz der Regierung ................................................................................ 35 Zwischen Festigung und Gefährdung 1924-1929 .....36 Außenpolitische Erfolge .......................................................................36 Wirtschaftsentwicklung ......................................................................38 Gesellschaft im Wandel ........................................................................39 Innenpolitische Entspannung ...........................................................44 Reichspräsidentenwechsel .................................................................. 45 Kulturelle Blütezeit ................................................................................ 49 Zerstörung der Demokratie 1930-1933 .............................. 54 Wirtschaftskrise ...............................................................................................54 Bruch der Großen Koalition ................................................................ 55 Reichstagsauflösung ..............................................................................56 Politik der Krisenverschärfung .......................................................... 58 Politische Radikalisierung ................................................................... 61 Reichspräsidentenwahl 1932 ..............................................................62 Regierung von Papen .............................................................................62 Reichstagswahlen 1932 .........................................................................64 Reichskanzlerschaft Schleichers .......................................................67 Regierungsübertragung auf die NSDAP ........................................ 68 Literaturhinweise ........................................................................... 74 Internetadressen ..............................................................................75 Der Autor ................................................................................................75 Impressum ............................................................................................75 Informationen zur politischen Bildung Nr. 261/2011 3 Editorial ls Philipp Scheidemann am frühen Nachmittag des 9. No- für die eingängigen Parolen vember 1918 von einem Balkon des Reichstages die Repu- der Nationalsozialisten, de- blikA ausrief, ahnte er wohl noch nicht, welchem Ausmaß an ren „völkische Gemeinschaft“ Gefährdung sie in den folgenden Jahren ausgesetzt sein wür- einen krassen Gegenentwurf de. Den Bedrohungen konnte die Weimarer Republik letztend- zur pluralistischen Demokra- lich nicht standhalten. Dem vorläufigen Ende der Demokratie tie darstellte. folgte die nationalsozialistische Herrschaft, die Deutschland Doch ist die Weimarer Re- in den Abgrund führte. publik mehr als nur ihr Nie- Meist steht das Versagen der Weimarer Republik im Zent- dergang. Sie stieß Entwicklungen an, an die nach dem Zu- rum der Auseinandersetzung mit dieser Epoche. Aus dieser sammenbruch der NS-Herrschaft angeknüpft werden konnte. Perspektive wird sie einzig als Periode des Überganges vom Nicht nur aus ihren Fehlern kann man lernen: Der Stinnes- Kaiser zum ‚Führer‘ gesehen und historisch als „Prolog“ des Legien-Pakt beispielsweise, das Abkommen zwischen Gewerk- „Dritten Reiches“ mitbehandelt. schaften und Vertretern der Industrie, bildet noch heute die Doch wie konnte eine Republik, die in den Tagen ihrer Aus- Grundlage der Tarifvertragsbeziehungen. Die Finanzverfas- rufung von Vielen so begeistert empfangen worden war, in sung, die Matthias Erzberger als Finanzminister 1919 schuf, hat nur etwas mehr als vierzehn Jahren einen solchen Niedergang im Wesentlichen bis heute Bestand. Die Jahre von 1924 bis 1929, erfahren? oft als die „goldenen Jahre“ der Weimarer Republik bezeichnet, Schon ihre Entstehung war begleitet von Putschversuchen ließen eine kulturelle Vielfalt entstehen, deren Ergebnisse in und Aufständen links- wie rechtsstehender Antidemokraten. den bildenden Künsten, in Erzählung und Dichtkunst, in Thea- Ein grundlegender Neuanfang, auf den ein Großteil der Be- ter und Film heute als Meilensteine gelten. Und es war die Wei- völkerung nach den Jahren des Krieges gehofft hatte, konnte marer Republik, in der zum ersten Mal in Deutschland Frauen nicht gelingen – zu wirkmächtig blieben die alten, der Monar- als gleichberechtigte Staatsbürgerinnen mit aktivem und pas- chie verbundenen Eliten des Kaiserreiches. Die Macht und der sivem Wahlrecht an die Wahlurnen traten. Einfluss dieser Kräfte, ihr Streben nach Wiederherstellung der Dieses Heft stellt die Geschichte der Weimarer Republik „alten Ordnung“ wogen schwer. Die Kriegsniederlage wurde chronologisch dar. Deutlich werden die inneren und äußeren nicht ihnen, sondern den Repräsentanten der Republik ange- Bedingungen, denen Deutschland ausgesetzt war, die poli- lastet. Die harten Forderungen der Siegermächte im Versailler tischen und gesellschaftlichen Strukturen und Prozesse, die Vertrag erschwerten es der ersten deutschen Demokratie, mit Konstellationen, die zum Scheitern der ersten Demokratie auf einer wirtschaftlichen Stabilisierung die gesellschaftlichen deutschem Boden führten, aber auch ihre Erfolge und Ver- Unruhen zu befrieden und an Akzeptanz zu gewinnen. dienste. Die Weimarer Republik mit ihren verspielten wie auch Auch die Weimarer Verfassung, die Basis der neuen Staatsord- genutzten Möglichkeiten ist mehr als nur die Vorgeschichte nung, bot mit ihrem immer wieder missbrauchten „Notstandspa- des nationalsozialistischen Reiches. Auf Weimar gründet auch ragraphen“, Artikel 48, eine Grundlage für die Zerrüttung der die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland, mit all ihren Demokratie. Der Börsencrash von 1929 mit der anschließenden Möglichkeiten. Weltwirtschaftskrise erschütterte schließlich die Lebensgrund- lagen breiter Bevölkerungskreise und machte sie empfänglich Cornelius Strobel Informationen zur politischen Bildung Nr. 261/2011 4 Weimarer Republik Reinhard Sturm Vom Kaiserreich zur Republik 1918/19 Die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg war zu- gleich das Ende des Kaiserreiches: Wilhelm II. dankte ab, in den Wirren der darauffolgenden Revolution wurde die Re- publik ausgerufen. Im August 1919 trat die Weimarer Verfassung in Kraft. agesg-imak Der Krieg aus Sicht der Planer: Lagebesprechung Kaiser Wilhelms II. mit Paul von Hindenburg (li.) und Erich Ludendorff (r.) im Großen Haupt- quartier der OHL in Pless 1916/1917 er Anfang vom Ende des Deutschen Kaiserreichs lässt von Hertling und der Staatssekretär des Äußeren, Admiral sich auf den 29. September 1918 datieren. Denn an die- Paul von Hintze, angehörten. Dieses Gremium beriet über semD Tag trat in Berlin der „Kronrat“ zusammen, dem neben die Konsequenzen aus der Tatsache, dass der Weltkrieg we- Kaiser Wilhelm II. der Chef der Obersten Heeresleitung gen der personellen und materiellen Übermacht der Geg- (OHL), Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, seine ner endgültig verloren war, und beschloss einschneidende rechte Hand, General Erich Ludendorff, Reichskanzler Graf Maßnahmen. Revolution von oben Eine schnelle „Revolution von oben“ – so berichtet Hintze – jetzt geschlossen werden muss. Sie sollen die Suppe jetzt es- sollte ein „Chaos“ und eine „Revolution von unten“ (wie in sen, die sie uns eingebrockt haben.“ Russland) verhindern.
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