Fedor Von Bock OB Der Heeresgruppe Mitte in Russland

Fedor Von Bock OB Der Heeresgruppe Mitte in Russland

Copyright © by Autor und Verlag Arthur Moewig GmbH, Rastatt Alle Rechte vorbehalten Redaktion: Bertold K. Jochim Umschlagentwurf und -gestaltung: Werbeagentur Zeuner, Ettlingen Verkaufspreis inkl. gesetzl. Mehrwertsteuer Printed in Germany 1988 ISBN 3-8118-1049-9 (Kassette) Eingescannt mit OCR-Software ABBYY Fine Reader Zur Einführung Dieses Buch dient nicht der Verherrlichung eines grundsätzlich abzulehnenden hemmungslosen Militarismus. Der Verfasser hat sich vielmehr zum Ziele gesetzt, das Leben und Wirken deutscher Generalfeldmarschälle und Grossadmirale, der Inhaber höchster soldatischer Ränge, in politisch und militärisch besonders schwierigen, ja geradezu unheilvollen Zeiten möglichst objektiv zu würdigen. Dabei geht es nicht nur um die persönlichen Berufs- und Lebensschicksale der in 27 Kurzbiographien vorgestellten hohen Offiziere des Heeres, der Kriegsmarine und der Luftwaffe. Vielmehr waren die schon einmal veröffentlichten Lebensbeschreibun- gen von vornherein auf Zusammenschau und wechselseitige Ergänzung angelegt. Die einzelnen Abhandlungen werfen aus verschiedensten Blickwinkeln zugleich kurze Streiflichter auf ein halbes Jahrhundert wechselvoller deutscher Wehrgeschichte: vom kaiserlichen Deutschland (bis 1918) über die Weimarer Republik (1918 bis 1933) bis zur Wehrmacht des Dritten Reiches (1933 bis 1943) sowie auf Geschehnisse der bei- den Weltkriege von 1914-1918 und 1939-1943. Darüber hinaus aber sollen diese Aus- führungen auch die oft tragische Verstrickung höchster soldatischer Führer in das Zeitgeschehen verdeutlichen, wofür nicht wenige von ihnen hart büssen und einige sogar mit dem Leben bezahlen mussten. Das schlägt sich u.a. in folgenden Zahlen nieder: Von achtzehn Generalfeldmarschällen, die während des Krieges im Heer Dienst taten, wurden bis Kriegsende, wie man in General Siewerts Buch* nachlesen kann, elf ihres Amtes enthoben, drei büssten ihr Leben im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 ein, zwei fanden im Feld den Tod, einer geriet in Gefangenschaft, zwei nur blieben bis zum Kriegsende ungemassregelt im Dienst. Von 37 Generalobersten wurden 21 von ihren Posten entfernt, drei im Zusammen- hang mit dem 20. Juli 1944 hingerichtet oder zum Selbstmord getrieben, sechs fielen oder fanden im Krieg den Tod, einer geriet in Gefangenschaft, zwei wurden von Hitler in Unehren verabschiedet, und nur vier blieben bis Kriegsende unangefochten im Dienst. Von den bei Kriegsende noch im Dienst befindlichen Generalfeldmarschällen und Generalobersten des Heeres starben Generalfeldmarschall Keitel und Generaloberst Jodl in Nürnberg durch Henkershand. Generalfeldmarschall Schörner verbrachte zehn Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, aus der Generaloberst Hilpert nie- mals mehr heimkehren sollte. Hermann von Eichhorn (1848 bis 1918), der am 24.12.1917 zum Generalfeldmar- schall ernannt wurde, und Henning von Holtzendorf (1833 bis 1939), den Kaiser Wil- helm II. am 31.7.1918 zum Grossadmiral ernannte, waren die letzten Soldaten, die im kaiserlichen Deutschland, dem sogenannten «Zweiten Reich» zu den höchsten militä- rischen Rängen auf stiegen. Erst rund achtzehn Jahre später gab es mit Werner von Blomberg den ersten Feldmarschall des Dritten Reiches. Insgesamt wurden von Adolf Hitler in den Jahren von 1933 bis 1943 fünfundzwanzig Generale (neunzehn des Hee- res und sechs der Luftwaffe) zu Generalfeldmarschällen und zwei Admirale zu Gross- * «Schuldig? Die Generale unter Hitler» (Bad Nauheim 1968) 7 admiralen ernannt. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges (1939) gab es somit nur zwei Generalfeldmarschälle (von Blomberg und Göring) und Grossadmiral Raeder. Zu einem grossen «Feldmarschallschub» kam es nach dem Frankreichfeldzug. Am 19.7.1940 wurden auf einen Schlag zwölf Generalfeldmarschälle ernannt. Gleich- zeitig wurde Generalfeldmarschall Göring der zuvor noch nicht existierende Rang eines Reichsmarschalls verliehen. In den folgenden fünf Kriegsjahren kamen dann noch weitere elf Generalfeldmarschälle und ein Grossadmiral (Dönitz) hinzu. Bei Kriegsende 1943 waren nur noch acht dieser siebenundzwanzig Generalfeldmar- schälle und Grossadmirale im aktiven Dienst. Sechs waren bereits damals gefallen, gestorben, hatten durch Selbstmord geendet (Rommel, von Kluge, Model) oder waren hingerichtet worden (von Witzleben). Die meisten Überlebenden mussten mehr oder weniger lange in Gefängnissen und Gefangenenlagern zubringen. Generalfeldmar- schall Keitel wurde in Nürnberg hingerichtet. Göring entging diesem Schicksal durch Selbstmord. Den Freitod zog auch der verwundete letzte Oberbefehlshaber der Luft- waffe, Ritter von Greim, der Gefangenschaft vor. Im Gefängnis oder in Kriegsgefan- genschaft starben die Generalfeldmarschälle von Blomberg, von Brauchitsch, Busch, von Kleist und Freiherr von Richthofen. All diese Männer, die den Jahrgängen 1873 (von Rundstedt) bis 1893 (von Richt- hofen) angehörten, hatten sich bereits im Ersten Weltkrieg als tapfere Soldaten, Trup- penführer oder als Generalstäbler bewährt. Sieben waren mit dem höchsten preussi- schen Kriegsorden, dem Pour le mérite, ausgezeichnet worden, zwei waren durch Verleihung des bayerischen Militär-Max-Joseph-Ordens in den persönlichen Adels- stand erhoben worden. Die Lebensläufe der deutschen Generalfeldmarschälle und Grossadmirale des Zweiten Weltkrieges zeigen auf, wie das Leben dieser Männer – vielfach in tragischer Weise – mit der Epoche, in der sie lebten und wirkten, verbunden war. Viele von ihnen lehnten das System, dem sie dienten, innerlich ab, waren aber den Gesetzen der Tra- dition und des Gehorsams so verhaftet, dass sie sich aus den daraus resultierenden Verstrickungen nicht zu lösen vermochten: Soldaten zwischen Pflicht und Verhäng- nis! Dr. Gerd F. Heuer 8 Geleitwort von General der Panzertruppe a. D. Walther K. Mehring Verlag und Verfasser haben sich entschlossen, die kurzen Lebensbeschreibungen der 27 Generalfeldmarschälle des «Grossdeutschen Reiches» in einem Buchband zu- sammengefasst neu zu editieren. Diese 27 Männer waren mir bis auf Grossadmiral Dönitz und Feldmarschall von Richthofen persönlich bekannt. Sie waren hochgeachtete Soldaten über Durchschnitt. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg habe ich als jüngerer Offizier eine Reihe von ihnen im Heer dienstlich und persönlich kennengelernt. Ihr Lebenslauf ist von Tragik um- wittert. Der Entschluss zur Neuauflage ist aus historischen Gründen zu begrüssen. Noch leben Hunderttausende alter Soldaten, die unter diesen Männern gekämpft haben; ebenso sind Millionen junger Menschen nachgewachsen. Diese fragen nach den Kom- mandeuren, unter deren Führung ihre Väter und Brüder gefallen sind, die nach Hitlers Befehlen die Heimat zu verteidigen hatten, da ihm das politische Primat über die Wehrmacht zustand. Dabei gab es Missverständnisse zwischen Hitler und seinen Feldherren. Das ge- genseitige Misstrauen wuchs in tragischer Weise. Generaloberst Jodl*, Hitlers Chef seines Führungsstabes, sagte in Nürnberg darüber aus: «Hitler wollte keine andere Auffassung hören .. Für Soldaten unverständliche Konflikte entwickelten sich aus dieser fast mystischen Überzeugung seiner Unfehlbarkeit als Führer der Nation und des Krieges . .» Trotzdem gelang es, bis 1943 grosse Erfolge zu erzwingen, die sagenhaft anmuten. Sie werden im Ausland noch heute bewundert. Man staunt, wie es der Wehrmacht möglich war, trotz grosser feindlicher Übermacht und schwerer Nachteile auf der ei- genen Seite sich fast sieben Jahre zu behaupten. Ein wesentlicher Anteil des Verdienstes hierfür ist den in diesem Buch geschilder- ten hohen Offizieren zuzuerkennen. Nicht allein in ihren letzten Führungsaufgaben, bei denen ein Teil von ihnen nach Ansicht Hitlers scheiterte, sondern in ihrer gesamten Lebensaufgabe haben sie sich nach ihren alten Grundsätzen für Volk und Vaterland erfolgreich eingesetzt und bewährt. Der Schwerpunkt ihrer Verdienste im Kriege lag in der neuzeitlichen operativen Verwendung von «Panzer und Motor» im Heer, in der Unterstützung des Heeres durch den Einsatz der Luftwaffe und in der Führung des U-Boot-Einsatzes im strategischen Rahmen. Sie waren die Grundlage der grossen operativen Erfolge in den ersten Kriegs- jahren, ehe sich Hitler auf starre Verteidigung festlegte. * Vergl. Nehring: «Die Geschichte der Deutschen Panzerwaffe 1916-1945», Propyläen-Verlag 1969, Berlin, und Motorbuch-Verlag 1974, Seite 324, 3. Absatz 9 Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg erkannte der 1939 gefallene Generaloberst Freiherr von Fritsch Hitlers Charakter: «Dieser Mann ist Deutschlands Schicksal.» Zutreffend stellte General der Panzertruppe Leo Freiherr von Geyr fest: «Nicht nur die Politik, auch die Kriegführung ist eine Kunst des Möglichen. Hier wurde durch Hitler Unmögliches verlangt.» Der aus der österreichischen Armee stammende hoch- bewährte Generaloberst Erhard Raus urteilte über Hitlers Führung: «Die Oberste Füh- rung hat jedes Mass für Raum, Zeit- und Kräfteverhältnisse verloren und gängelt die unterstellten Heerführer dermassen, dass sie nur noch mit. gebundenen Händen füh- ren können . .» Sehr anschaulich unterstrich Generalfeldmarschall Freiherr von Weichs als Armeeführer dieses Urteil durch seine Worte zu mir im Februar 1943 in Poltawa: «Ich bin ein Gefangener des OKW!» (d.h. ohne eigene Handlungsfreiheit im Armeerahmen.) Die Lage wurde unhaltbar. Aktiver und passiver Widerstand gegen Hitler ver- langte blutige und andere persönliche Opfer aus dem Kreis der Generalfeldmarschälle. Sie blieben ohne Erfolg. Das Vorwort dieses Buches berichtet darüber. Der Freitod Hitlers am 30.4.1945 beendete das grossdeutsche Drama. Die Kapi- tulation

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