Die approbierte Originalversion dieser Dissertation ist in der Hauptbibliothek der Technischen Universität Wien aufgestellt und zugänglich. http://www.ub.tuwien.ac.at The approved original version of this thesis is I. MISSING LINK available at the main library of the Vienna University of Technology. http://www.ub.tuwien.ac.at/eng DISSERTATION INNOVATION IN COLLECTIVE HOUSING Th eory/ Practice / Guidelines ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades einer Doktorin/eines Doktors der technischen Wissenschaft en unter der Leitung von o. Univ. Prof. DI Cuno Brullman 253.2 Abteilung für Wohnbau und Entwerfen Institut für Architektur und Entwerfen, TU Wien eingereicht an der Technischen Universität Wien Fakultät für Architektur und Raumplanung Silvia Forlati 0327359 Abstract Die Sektoren Geschoßwohnbau und Einfamilienhäuser stellen zwei vollkommen unterschiedliche Sparten der Wohnraumproduktion dar, die auf verschiedenen Produktionsprozessen basieren. Nutzer- und PlanerIn- nen agieren hier auf unterschiedliche Art und Weise, Finanzierung und Entwicklungsprozesse laufen jeweils anders ab. Einfamilienhäuser werden auf direkten Wunsch der NutzerInnen und auf Basis der Bedürfnisse ebendieser geplant und gebaut. Geschoßwohnbau bedarf einer höheren Vorfi nanzierung und wird ohne di- rektes Einbeziehen der NutzerInnen produziert. In den beiden Sektoren sind große Unterschiede in Bezug auf Änderungs- und Anpassungsprozesse erkennbar. Experimente sind im Einfamilienhausbereich keine Seltenheit, im Geschoßwohnbau jedoch sind sie kaum anzutreff en und meist beschränkt auf allgemeine As- pekte wie die Fassade, die Erschließung oder die Gruppierung der Wohneinheiten. Selten aber betreff en sie den Raum oder die Leistungsfähigkeit der Wohneinheiten selbst. In der zeitgenössischen Architekturdebatt e wird oft die Frage aufgeworfen, ob die bestehenden Systeme in der Lage sind, adäquate Lösungen für den Geschoßwohnbau anzubieten. Da die Standardbedingungen, welche die Basis für moderne Wohntypologien darstellten, ihr Gültigkeit verloren haben, müssen auch aktuelle Modelle, die nach wie vor auf den Ideen der Moderne aufb auen, auf ihre Fähigkeit, auf schnell ändernde Bedürfnisse zu reagieren, untersucht werden. Entwürfe, die versuchen, auf die veränderten Bedingungen zu reagieren, beschränken sich auf einzelne Fälle, die in erster Linie von ArchitekInnen und PlanerInnen ge- schätzt werden. Es fehlt ihnen die Kraft , nicht nur einmalige Lösung zu sein, sondern vielmehr die Massen- produktion zu beeinfl ussen und damit echte Innovation zu sein. Der Großteil des zeitgenössischen Wohnbaus bleibt deshalb einem fast 80 Jahre alten Regelwerk verhaft et. Die Folge ist eine Gesellschaft in starkem Wan- del, die kaum in der Lage ist, die Leistungsfähigkeit der bereits gebauten Umwelt zu erhöhen. Das Th ema ist auch auf globaler Ebene relevant: Geschoßwohnbau ist zu einer unvermeidbaren Lösung in einer immer stärker urbanisierten Welt geworden. Viel hängt von seinen Qualitäten, seiner Att raktivität und der Möglichkeit, von Anfang an auf gegenwärtige und zukünft ige Ansprüche zu reagieren, ab. Ziel dieser Arbeit ist es, Innovation im Geschoßwohnbau zu untersuchen, um aufzuzeigen, wo mögliche Potentiale für Veränderungen liegen und wie sie genutzt werden können. Der Fokus wurde dabei auf die Prozesse sowie das Management von Innovation und weniger auf innovative Projekte an sich gelegt. Dem Begriff der Innovation wird in vielen Disziplinen nachgegangen. Die Frage, was unter Innovation zu verstehen ist und wie sie funktioniert, ist Th ema der Wirtschaft s- und Managementwissenschaft en. Den wichtigsten Bezugsrahmen stellt hier die industrielle Produktion dar, was zu der Annahme führt, Innova- tion steht in direktem Zusammenhang mit Wirtschaft lichkeit/Marktfähigkeit und Effi zienz. Aktuellere Stu- dien widmen sich dem Begriff post-moderner Innovation. Eine Betrachtungsweise, bei der Technologie nicht zwangsläufi g eine große Rolle spielt und Mehrwert nicht ausschließlich von steigendem Profi t und höherer Effi zienz abhängt, sondern vielmehr die Vorteile für die Gesellschaft als Ganzes betrachtet werden. Zu diesen Studien zählen jüngste Untersuchungen zu Service- und Design orientierten Neuerungen, ebenso wie soziale Innovation und Innovation in Politik und Planung. INNOVATION IN COLLECTIVE HOUSING iii In der Architektur treff en verschiedene Sichtweisen zu Innovation, die in anderen Disziplinen entwickelt wurden, aufeinander. Untersuchungen, wie Innovation in der Architektur funktioniert, beschränken sich bisher aber vor allem auf konstruktive und technologische Sichtweisen. Innovationen in Zusammenhang mit der Fähigkeit auf Änderungen zu reagieren und damit verbundene Prozesse, die technologischen und industriellen Entwicklungen gegenüber stehen, wurden bisher nicht erforscht. Es steht außer Frage, dass Technologie sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart einen wichti- gen Ausgangspunkt für Innovation im Wohnbau darstellt. Neben neuen Materialien beeinfl ussen auch die Bereiche ‚intelligent housing‘ und Kommunikationstechnologien die Art und Weise, wie wir denken und wie wir unseren Wohnraum benutzen. Es ist jedenfalls eine sehr spezielle Art der Innovation: der Einsatz von Solarpaneelen kann leicht argumentiert werden, die Kosten für die Installation kann einfach mit den Einsparungen bei den Energiekosten verglichen werden. Die Vorteile eines ‚besseren‘ Grundrisses sind weit weniger off ensichtlich. Auf Technologie bezogene Neuerungen schlagen meist Änderungen vor, die fi nanziell klar kalkulierbar sind. Die Vorteile von Typologie-basierten Änderungen können weniger in Zahlen belegt werden, hängen sie doch stark damit zusammen, wie die Bewertungskriterien defi niert werden (wann ist ein Grundriss besser als ein anderer) und wie die beteiligten Akteure die Dinge betrachten (für wen bringen Neuerungen eine Verbesserung). Da die räumliche ‚Hardware‘ nur schwer verändert und der Grundriss einer Wohneinheit nachträglich nur schwer adaptiert werden kann, ist dieser einer der entscheidendsten Fak- toren und maßgeblich verantwortlich für das Potential einer Wohneinheit, in der Zukunft zu bestehen und somit für das Maß seiner Nachhaltigkeit. Diese Arbeit schlägt ein konzeptionelles Gerüst für die Besonderheiten im Geschoßwohnbau vor, indem sie fünf Schlüsselfr agen untersucht (Was ist Innovation? Warum werden Neuerungen vorgenommen? Welche Art von Neuerungen? Welchen Wert haben Neuerungen? Was passiert mit den NutzerInnen?) und die Suche nach dem Mehrwert im Geschoßwohnbau mit bestehenden Untersuchungen post-moderner Innovation in Verbindung bringt. Das Gerüst wird anschließend an Hand von fünf Fallstudien getestet, um Verständnis darüber zu bringen, wie Innovation in der Praxis funktioniert, auf welche Grenzen sie stößt und wie eine mögliche Rolle der ArchitektInnen in diesen Prozessen aussehen kann. Mit der Verbindung bereits bestehender Forschungsfelder über Innovation und dem Geschoßwohnbau möchte diese Arbeit einen bisher fehlenden Beitrag zum Verständnis und der Förderung von Innovation im Geschoßwohnbau und vielleicht auch darüber hinaus anbieten. Die Bedeutung ist vielfältig: Neben allge- meinem Verständnis spezifi scher Mechanismen und Mustern im Geschoßwohnbau, bietet diese Arbeit ein Gerüst, um Vorzeigebeispiele zu analysieren und von diesen im Hinblick auf Innovationsprozesse, zu lernen. Aus den Fallbeispielen geht eine Reihe an Arbeitshypothesen hervor, wie innovative Formen entstehen und gesteuert werden können. Diese Hypothesen wurden als Leitfaden formuliert, der sich an die verschiedenen am Prozess beteiligten Akteure (ArchitektInnen, Auft raggeberInnen, StadtplanerInnen) richtet. Zu Letzt refl ektiert die vorliegende Arbeit über die Rahmenbedingungen, die Innovation möglich machen oder ver- hindern und untersucht mögliche Rollen, die ArchitektInnen im Zusammenhang mit der Entwicklung in- novativer Lösungen für den Geschoßwohnbau einnehmen können. iv INNOVATION IN COLLECTIVE HOUSING Abstract Collective and single-family housing represent two separated segments of the housing produc- tion, based on fundamentally diff erent production processes, where fi nal users, planners and fi nancing partners interact in very diff erent ways. Single-family housing is a user-based, custom- ized production. Collective housing involves a much larger initial fi nancing and produces up- front. Th ere are radical diff erences in how change takes place in the two segments. Experiment in single-family housing is no exception, yet it is rare in collective housing and mostly limited to the general aspects of the building (facades, circulation, grouping of the units), rather than the space and performance of the dwelling itself. In the architecture discussion consistent doubts have appeared about the capacity of produc- ing adequate solutions to the collective housing problem both in design and in implementation terms. As the predefi ned set of standard conditions that formed the basis for Modern housing typologies have lost their applicability, the capacity of the current model – still based on the modern approach - to adapt to fast changing needs is being questioned. Design proposals that at- tempt to react to these new conditions remain isolated cases cherished among architects but few ones else. Th ey lack the power to move from being a one-off intelligent solution to eff ecting mass production, thus becoming real cases of innovation. As a result, the greater part of the contem- porary housing production remains anchored to a set of rules
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