Fünf Jahre Naturschutzstation Eider-Treene-Sorge – Eine Zwischenbilanz

Fünf Jahre Naturschutzstation Eider-Treene-Sorge – Eine Zwischenbilanz

Fünf Jahre Naturschutzstation Eider-Treene-Sorge – eine Zwischenbilanz ➢ Julia Jacobsen Im Herbst 1998 wurde die „Naturschutzstation Eider-Treene-Sorge“ als erste staatliche Natur- schutzstation Schleswig-Holsteins und Außen- stelle des Landesamtes für Natur und Umwelt in Bergenhusen eröffnet. So wurde die bisheri- ge konstruktive Zusammenarbeit des staatli- chen Naturschutzes auf örtlicher Ebene mit den Bürgerinnen und Bürgern, den betreuen- den Verbänden, Kommu- nen, Kreisen und zustän- digen Behörden für die Bereiche Naturschutz, Wasserwirtschaft, Land- wirtschaft, Naturtouris- mus und Integrierte Re- gionalentwicklung institutionalisiert und weiter ausgebaut. Be- reits 1991 wurde von der Landesregierung an gleicher Stelle ein Regio- nalbüro eingerichtet, um neben ökonomischen Zielen primär die ökologischen Inhalte des Re- gionalen Entwicklungskonzeptes der Landesre- gierung von 1990 zur Eider-Treene-Sorge Regi- on vor Ort zu vermitteln und umzusetzen. Die Naturschutzstation Eider-Treene-Sorge be- treut heute von Bergenhusen aus die gesamte Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge, die etwa 143.000 ha umfasst und sich auf 4 Kreise, 10 Ämter und 101 Gemeinden aufteilt. Der Kern- bereich der Gebietskulisse konzentriert sich auf 60.000 ha, wovon 12.000 ha als Vorrang- fläche des Naturschutzes seinerzeit festgelegt worden sind. Organisation und Personalausstattung Die Naturschutzstation ist eine Außenstelle des LANU und organisatorisch im Dezernat „Naturschutz und ländliche Räume“ angesie- delt. Sie ist mit zweieinhalb Personalstellen ausgestattet, die mit Frau Jacobsen, Frau Lezius und Herrn Mielke besetzt sind. Die Auf- gaben sind nach fachlichen und regionalen Ge- sichtspunkten zwischen den MitarbeiterInnen aufgeteilt. Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2003 19 Abbildung 1: Die Mitarbeiterin- nen und Mitarbei- ter der Natur- schutzstation Eider-Treene-Sorge in Bergenhusen Beate Lezius, Julia Jacobsen und Michael Mielke (von rechts) Da nicht alle Aufgabenfelder vom eigenen Sta- gen vergeben. tionspersonal und mit den im LANU vorhande- nen Personalkapazitäten ausgeführt werden Untergebracht ist die Naturschutzstation in können, werden insbesondere wissenschaftli- zwei Räumen des „Michael-Otto-Institut im che Untersuchungen oder Grundlagenermitt- NABU“ in Bergenhusen. lungen an Dritte im Rahmen von Werkverträ- Abbildung 2: Die Naturschutzsta- tion Eider-Treene- Sorge ist in einem Nebengebäude des Michael-Otto-Insti- tutes in Bergenhu- sen untergebracht. 20 Aufgaben der Naturschutzstation bei der Umsetzung der naturschutzpolitischen Naturschutzstationen sollen bei der Formulie- Ziele und Programme des Landes bei. Die Be- rung und Umsetzung von ökologischen und sonderheit der Naturschutzstationen und ihrer auch ökonomischen Zielen für die ökologisch Aufgaben liegt grundsätzlich weniger im admi- besonders bedeutsamen Naturräume in nistrativen Bereich, sondern in ihrer kommuni- Schleswig-Holstein mitwirken und auch initia- kativen Funktion als Bindeglied zwischen dem tiv tätig sein. Sie tragen damit durch intensive Land und den einzelnen Interessenvertretern örtliche Partizipation und Information, Diskus- und Akteuren vor Ort. sion und Betreuung zur Konfliktminimierung Abbildung 3: Die Naturschutz- station veranstaltet naturkundliche Ex- kursionen – auch auf dem Pfer- derücken Die Einrichtung der Naturschutzstation verla- Die einzelnen Aufgaben reichen in alle Berei- gert Entscheidungskompetenz in die Region che der Integrierten Regionalentwicklung hin- und führt so zu kürzeren und effizienteren Ver- ein, wobei neben der eigentlichen Natur- waltungswegen. Aus diesem Grunde steht bei schutzarbeit die Förderung eines natur- der Arbeit der Station neben der Entwicklung orientierten, nachhaltigen Tourismus in den und Koordination von Naturschutzprojekten letzten fünf Jahren einen Arbeitsschwerpunkt und der Beratung und Information von Behör- dargestellt hat. Weitere Schwerpunkte der den und Verbänden das Gespräch mit dem Tätigkeiten liegen in der Umsetzung der FFH- Bürger im Vordergrund. und Vogelschutzrichtlinie, dem Abschluss frei- williger Vereinbarungen, der Betreuung der Im Einzelnen zählen zu den Stationsaufgaben Naturschutzprojekte, der Mitarbeit in europäi- und –tätigkeiten: schen Naturschutzprojekten, wie dem INTER- ț Planung, Koordinierung und Organisation REG II C-Projekt „Wetlands in spatial plan- der einzelnen Naturschutzprojekte ning“ oder dem INTERREG III B-Projekt ț Entwicklung und Umsetzung von Konzep- „Bird“, der Initiierung und Unterstützung ver- ten für die Naturschutzvorrangflächen schiedener Projekte für alternative Einkom- ț Umsetzung von NATURA 2000 mensmöglichkeiten in der Landwirtschaft, wie ț Betreuung des Naturschutzgebietes „Alte zum Beispiel eines Rindfleischvermarktungs- Sorge-Schleife“ projektes oder eines Reetprojektes sowie der ț ökologische Regionalberatung und ge- Einrichtung eines landesweiten Arbeitskreises bietsbezogene Öffentlichkeitsarbeit „Integrierte Stationen und Naturschutzgroß- ț Koordination wissenschaftlicher Arbeiten projekte“. ț Bestandserfassungen von Flora und Fauna ț naturschutzbezogene Regionalentwicklung der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge 21 Abbildung 4: Zusammenarbeit mit anderen Institutionen Die Förderung des Auf übergeordneter fachlicher Ebene arbeitet naturverträglichen die Naturschutzstation Eider-Treene-Sorge eng Tourismus ist ein mit dem Michael-Otto-Institut im NABU (ehe- Aufgabenbereich mals NABU-Institut für Vogelschutz - Natur- der Naturschutzsta- schutzzentrum Bergenhusen), der Stiftung Na- tion – dieses Falt- turschutz Schleswig-Holstein und der blatt entstand im Schleswig-Holsteinischen Landgesellschaft Rahmen des EU- (SHL) zusammen. Das Michael Otto-Institut Projektes „Wet- führt im Auftrag des LANU und des MUNL lands in spatial verschiedene wissenschaftliche Begleitunter- planning“ (WISP) suchungen im Eider-Treene-Sorge-Gebiet durch. Daneben besteht eine enge Zusam- menarbeit mit der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (Flächenmanagement auf den stiftungseigenen Naturschutzflächen) und mit der Schleswig-Holsteinischen Landgesell- schaft (Ankauf von Naturschutzflächen für die Stiftung, Umsetzung von Vertragsnaturschutz- programmen). Weitere wichtige Kooperations- partner sind die Wasser- und Bodenverbände und die örtlichen Naturschutzvereine. Im Rah- men des Regionalmanagements besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Eider-Treene- Sorge-GmbH sowie den Ämtern und Gemein- den. 22 Abbildung 5: Karte der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge 23 Abbildung 6: Typisch ist die Weiträumigkeit der Landschaft – hier der Blick von der Sorgeniederung auf den Stapelholm Wichtigstes Organ der Naturschutzstation sind die „Lenkungsgruppen“ oder „Runden Ti- sche“, die für die einzelnen Kernzonen des Naturschutzes eingerichtet wurden. Hier wer- den die Ziele und Maßnahmen des Natur- schutzes im jeweiligen Gebiet mit allen betei- ligten Institutionen und örtlichen Akteuren vorgestellt, diskutiert und deren Umsetzung koordiniert. Mitglieder der Lenkungsgruppen sind alle für die Umsetzung der jeweiligen Pro- jekte notwendigen und interessierten Institu- tionen, wie zum Beispiel die örtlichen und überörtlichen Naturschutzvereine, die Wasser- und Bodenverbände, die Ämter und Gemein- den sowie die zuständigen Behörden. Zu den Lenkungsgruppensitzungen wird nach Bedarf, möglichst einmal jährlich, eingeladen. Naturschutzziele Übergeordnetes Ziel des Naturschutzes in der Flußlandschaft Eider-Treene-Sorge ist der Auf- bau eines großräumigen Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems mit 12.000 ha Vorrang- fläche für den Naturschutz, in dem die Kernzo- nen des Naturschutzes zugleich NATURA 2000 Gebiete sind und die räumlichen Abbildung 7: Die Eider-Treene-Sorge-Niederung stellt Schwerpunkte der ökologischen Entwicklung das wichtigste Brutgebiet des Weißstor- darstellen. Weitere Ziele sind der Schutz und ches in Schleswig-Holstein dar die Entwicklung der an diesen Lebensraum angepassten Tier- und Pflanzenarten sowie Zur langfristigen Sicherung der Naturschutzzie- Beiträge zum Boden-, Gewässer- und Klima- le hat die Stiftung Naturschutz von Beginn an schutz - zum Beispiel durch Wasserstandsan- einen Schwerpunkt ihrer Ankaufstätigkeiten in hebungen - und damit die Verminderung der der ETS-Region gesetzt und mittlerweile 5.339 Nährstofffreisetzung bei der Mineralisation or- ha erworben, wobei es sich überwiegend um ganischer Böden. Grünland handelt. Weitere etwa 1.000 ha be- 24 finden sich im Eigentum der öffentlichen Hand Natürliche Entwicklung: Ist das Entwick- (Bundeswehr, Teilnehmergemeinschaften, Ge- lungsziel die Regeneration von Hoch- und Nie- meinden, Wasser- und Bodenverbände, Lan- dermooren, so richtet sich eine mögliche ex- desforstverwaltung). Zusammen mit den nach tensive Bewirtschaftung der Grünlandflächen § 15a LNatSchG geschützten Biotopen in ei- hier nur nach den Wasserständen. Sind Be- ner Größenordnung von circa 6.000 ha und un- fahrbarkeit und Trittfestigkeit der Fläche nicht ter Abzug von Überschneidungen dieser mehr gegeben, wird die Bewirtschaftung auf- Flächen sind mittlerweile etwa 10.000 ha für gegeben, die Flächen werden sich dann natür- Zwecke des Naturschutzes in der Flußland- lich entwickeln. schaft Eider-Treene-Sorge gesichert. Extensive Bewirtschaftung: Soll artenreiches Auf den Flächen wurden, soweit möglich, Feuchtgrünland erhalten oder entwickelt wer- Maßnahmen zur Verbesserung der ökologi- den, so muss weiterhin eine Bewirtschaftung schen Situation entsprechend der Entwick- (Mahd oder Beweidung) stattfinden bei gleich- lungsziele

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