DE Die Veröffentlichung dieses Textes dient lediglich der Information. Eine Zusammenfassung dieser Entscheidung wird in allen Amtssprachen der Gemeinschaft im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Sache COMP/M.4726 – Thomson Corporation/Reuters Group Nur der englische Text ist verbindlich. VERORDNUNG (EG) Nr. 139/2004 FUSIONSKONTROLLVERFAHREN Artikel 8 Absatz 2 Datum: 19.2.2008 KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN Brüssel, den 19.2.2008 SG-Greffe(2008) D/200711 NICHTVERTRAULICHE FASSUNG ENTSCHEIDUNG DER KOMMISSION vom 19.2.2008 zur Feststellung der Vereinbarkeit eines Zusammenschlusses mit dem Gemeinsamen Markt und dem EWR-Abkommen (Sache Nr. COMP/M.4726 – Thomson Corporation/ Reuters Group) Entscheidung der Kommission vom 19.2.2008 zur Feststellung der Vereinbarkeit eines Zusammenschlusses mit dem Gemeinsamen Markt und dem EWR-Abkommen (Sache COMP/M.4726 – Thomson Corporation/ Reuters Group) (Nur der englische Text ist verbindlich) (Text von Bedeutung für den EWR) DIE KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN – gestützt auf den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft, gestützt auf das Abkommen über den europäischen Wirtschaftsraum, insbesondere auf Artikel 57, gestützt auf die Verordnung (EG) Nr. 139/2004 des Rates vom 20. Januar 2004 über die Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen1, insbesondere Artikel 8 Absatz 2, gestützt auf die Entscheidung der Kommission vom 8. Oktober 2007 zur Einleitung eines Verfahrens in dieser Sache, gestützt auf die Stellungnahme des Beratenden Ausschusses für Unternehmenszusammenschlüsse, gestützt auf den Abschlussbericht der Anhörungsbeauftragten in dieser Sache, IN ERWÄGUNG NACHSTEHENDER GRÜNDE: I. EINLEITUNG 1. Am 3. September 2007 ist die Anmeldung eines Zusammenschlusses gemäß Artikel 4 der Verordnung (EG) Nr. 139/2004 des Rates bei der Kommission eingegangen, durch den Woodbridge Company Limited („Woodbridge“), welches die Holdinggesellschaft der in Kanada ansässigen Thomson Corporation („Thomson”) ist, im Sinne von Artikel 3 Absatz 1 Buchstabe b der Verordnung durch eine Vereinbarung, die eine Unternehmensstruktur mit zweifacher Börsennotierung vorsieht, die alleinige Kontrolle über Reuters Group PLC („Reuters”) mit Sitz im Vereinigten Königreich erwirbt. In der vorliegenden Entscheidung werden Thomson und Reuters gemeinsam als die „Anmelder“ bezeichnet. 2. Nach Prüfung der Anmeldung gelangte die Kommission am 8. Oktober 2007 zu dem Schluss, dass das angemeldete Vorhaben in den Geltungsbereich der 1 ABl. L 24 vom 29.1.2004, S. 1. 2 Fusionskontrollverordnung falle und dass ernste Zweifel an seiner Vereinbarkeit mit dem Gemeinsamen Markt und dem EWR-Abkommen bestünden. Daher leitete die Kommission ein Verfahren nach Maßgabe von Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe c) der Fusionskontrollverordnung ein. 3. Am 6. Dezember 2007 schlugen die Anmelder erste Verpflichtungen vor, um die Vereinbarkeit des Unternehmenszusammenschlusses mit dem Gemeinsamen Markt zu gewährleisten. Nachdem die Marktuntersuchung der Kommission verschiedene Mängel aufgedeckt hatte, wurden diese ersten Verpflichtungen überarbeitet. Die endgültige Version der Verpflichtungen wurde am 21. Dezember 2007 vorgelegt. 4. Die Kommission ist zu dem Schluss gelangt, dass die Verpflichtungen der Anmelder die ernsten Bedenken bezüglich der Vereinbarkeit des angemeldeten Vorhabens mit dem Gemeinsamen Markt ausräumen. Der Unternehmenszusammenschluss wird daher gemäß Artikel 8 Absatz 2 sowie Artikel 10 Absatz 2 der Fusionskontrollverordnung und Artikel 57 des EWR-Abkommens für mit dem Gemeinsamen Markt und dem EWR-Abkommen vereinbar erklärt. II. DIE PARTEIEN UND DER GEPLANTE ZUSAMMENSCHLUSS 5. Thomson ist ein weltweit tätiger Anbieter von Mehrwertinformationsdiensten in Verbindung mit Software-Werkzeugen und -Anwendungen für Fachleute in den Bereichen Recht, Steuern, Buchführung, Finanzdienstleistungen, Forschung und Gesundheitswesen. Thomson ist eine Tochter von Woodbridge, der Holdinggesellschaft der Familie Thomson. 6. Reuters ist ein weltweit tätiger Anbieter von Informationen für Finanzdienstleister, Medienunternehmen und Firmenkunden. Das Unternehmen beschafft, aggregiert und verbreitet Marktdaten, einschließlich Echtzeit-Marktdaten. Darüber hinaus bietet es Analyse-, Handels- und Nachrichtenübermittlungssysteme für den Finanzsektor an. Bekannt ist Reuters vor allem als weltweit größte multimediale Nachrichtenagentur, die für die Websites von Medienorganisationen, für Finanzinstitute und andere Unternehmen in aller Welt aktuelle Informationen in Form von Texten, Grafiken, Video und Bildern bereitstellt. 7. Thomson-Reuters PLC (oder eine Tochtergesellschaft von Thomson-Reuters PLC), eine im Vereinigten Königreich neu gegründete Holdinggesellschaft, die gegenwärtig eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Thomson ist, wird gegen Barzahlung und Ausgabe von Aktien von Thomson-Reuters PLC an die Aktionäre von Reuters mittels eines Vereinbarungsplans nach englischem Recht und eines Vereinbarungsplans nach kanadischem Recht das gesamte begebene Aktienkapital von Reuters erwerben. Nach Durchführung der Transaktion werden Thomson (das in Thomson–Reuters Corporation umbenannt werden wird) und Thomson-Reuters PLC eine Reihe vertraglicher Vereinbarungen schließen, insbesondere über die Einrichtung identischer Verwaltungsräte und die Zusammenführung von Managements und Betrieb, während sie getrennte Rechtspersonen bleiben werden. Durch diese Transaktion wird Woodbridge eine Mehrheitsbeteiligung von 53 % an Thomson-Reuters Corporation und Thomson-Reuters PLC erwerben und damit die alleinige Kontrolle über Reuters ausüben. 8. Das angemeldete Vorhaben besteht in der Übernahme der alleinigen Kontrolle über Thomson-Reuters PLC und damit auch Reuters durch Woodbridge und stellt folglich einen Unternehmenszusammenschluss im Sinne von Artikel 3 Absatz 1 Buchstabe b) der Fusionskontrollverordnung dar. 3 III. GEMEINSCHAFTSDIMENSION 9. Die betroffenen Unternehmen haben einen weltweiten Gesamtumsatz von mehr als 5 Mrd. EUR (Thomson: […]* EUR; Reuters: […]* EUR). Der gemeinschaftsweite Gesamtumsatz jedes der beiden betroffenen Unternehmen betrug im Jahr 2005 mehr als 250 Mio. EUR (Thomson: […]* EUR; Reuters: […]* EUR). Weder Thomson noch Reuters erzielen mehr als zwei Drittel ihres gemeinschaftsweiten Umsatzes in einem einzelnen Mitgliedstaat. Damit ist das angemeldete Vorhaben von gemeinschaftsweiter Bedeutung. IV. DIE RELEVANTEN MÄRKTE 10. Die angemeldete Transaktion bezieht sich auf den Finanzinformationssektor, das heißt auf die Bereitstellung von Finanzinformationen, Analysen und Handelssystemen. Die wichtigsten Abnehmer der Produkte der Anmelder sind Kunden im Finanzdienstleistungssektor, d. h. Banken, Händler, Fonds und Firmenkunden. IV.A. ALLGEMEINE MERKMALE DES MARKTES 11. Zu den Schlüsselbestandteilen der Finanzinformationsprodukte zählen die Marktdaten, die aus indikativen oder handelbaren Preisen für verschiedene Finanzinstrumente wie Beteiligungspapiere, Unternehmens- und Staatsanleihen, Devisen sowie für Rohstoffe bestehen. Finanzfachleute und Finanzeinrichtungen in aller Welt, die sich am Handel mit Finanzinstrumenten beteiligen, benötigen solche Marktdaten, um richtige Investitionsentscheidungen fällen und nach der Abwicklung Beratung anbieten und die Transaktionen beobachten und bewerten zu können. 12. Zu den Finanzinformationsprodukten zählen auch Echtzeitinformationen, Entscheidungswerkzeuge, historische und Referenzdaten sowie Nachrichten und Analysen. Solche Informationen werden benötigt, um den Endnutzern die Beobachtung der Märkte zu erleichtern, Anlageentscheidungen zu prüfen, Anlagerisiken zu steuern, Klienten zu beraten usw. Einige Anbieter von Finanzinformationen verfügen auch über Handels- und Kommunikationssysteme, um ihren Kunden die Möglichkeit zu geben, Handelstransaktionen mitzuteilen und durchzuführen. Zu den Kunden des Finanzinformationssektors zählen weltweit tätige und sehr große Einrichtungen wie Zentralbanken, Finanzinstitute, Regierungsstellen und Behörden, Händler und Broker sowie Hedgefonds und Kapitalbeteiligungsfonds. Diese Kunden nehmen oft breit gestreute Finanzinformationen in Anspruch und sind zumeist hoch entwickelte Organisationen. 13. Die Kunden im Finanzdienstleistungssektor können den beiden großen Kategorien der „On-Trading-Floor“-Aktivitäten sowie der „Off-Trading-Floor“-Aktivitäten zugerechnet werden. Die Kunden, die im On-Trading-Floor-Bereich tätig sind, beschäftigen sich mit dem Verkauf und Handel von Finanzinstrumenten und mit der Auftragsabwicklung. Die Off-Trading-Floor-Kunden sind in den Bereichen Forschung, Beratung und Vermögensverwaltung tätig. Viele große Finanzinstitute haben beide Arten von Nutzern in verschiedenen Bereichen der Organisation. * Einige Textstellen der vorliegenden Entscheidung wurden so abgefasst, dass die Vertraulichkeit bestimmter Angaben gewahrt wird; diese Stellen sind mit eckigen Klammern und Sternchen gekennzeichnet. 4 14. Des Weiteren wird oft zwischen der „Verkäuferseite“ (das heißt Kunden, deren vorrangige Tätigkeit darin besteht, Finanzprodukte zu verkaufen oder damit zu handeln) und der „Käuferseite“ (Kunden, deren vorrangige Tätigkeit darin besteht, in Finanzprodukte zu investieren) unterschieden. 15. Zu den Beispielen für On-Trading-Floor-Kunden zählen auf der „Verkäuferseite“ Verkäufer, Händler und das Abwicklungspersonal in Brokerfirmen und auf der „Käuferseite“ Händler in Vermögensverwaltungsfirmen, offenen Investmentfonds und Hedgefonds. Die in diesem Segment tätigen Nutzer sind zudem sehr viel mehr auf Echtzeitdaten
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