Häuser erzählen Geschichte(n) EINE FOTOGRAFISCHE SPURENSAMMLUNG Inhaltsverzeichnis 2 3 Häuser erzählen Geschichte(n), Nachworte Häuser erzählen Geschichte(n), Nachworte 3 uf meiner Suche nach geeigneten Gebäuden für spruch, das Ganze wiederzugeben. So kann sich der Betrach- Orte, die einmal lebendig waren 4 unser historisch-fotografi sches Projekt „Häuser ter die fehlenden Stücke selber aus- und dazudenken. Danksagung 5 Aerzählen Geschichte(n)“ stieß ich eines Tages Schließlich entsteht bei so einer Betrachtung der Ver- in der heute fast völlig hinter Gebüsch verschwundenen gangenheit auch die Frage nach der Zukunft der Häuser. Wir Bürgerschule am Lenné Park 7 Zuckercoleur- und Kaff eefabrik am Winterhafen auf zwei fragten uns, wie man die Gebäude möglicherweise nutzen „Deutsches Heim“ 13 Männer, die in Eimern Ziegel aus dem Areal trugen. Wir könnte und bei einigen des Projekts wurden aus diesen Bahnhof Kunowice 19 kamen ins Gespräch, ich erfuhr einiges über das Gebäude Überlegungen Visionen in Photoshop. Einige sind ernst Finkensteinvilla und ehemaliges Elektrizitätswerk 25 und nebenbei auch, wozu sie die Ziegel heraustrugen. Sie gemeint, andere künstlerische Versuche, die wir auch hier Gaswerk 29 bauten diese alten Ziegel in ein neues Haus ein. Die alte wiedergeben. Grenzanlagen 41 Fabrik, die ihnen sozusagen als preiswerter Steinbruch Frankfurt an der Oder ist eine „shrinking city“. Gan- Haus am Berg 45 diente, verschwand nicht langsam, sondern setzte sich an ze Stadtteile wie Neuberesinchen verschwinden von der JVA Frankfurt (Oder) 49 unbekannten Stellen, an vielen gleichzeitig, wieder zusam- Bildfl äche, Häuser, wie z. B. das Herrenhaus in Rosengarten Schloss Rosengarten 53 men. Das schien mir ein schönes Bild für die Metamorpho- bleiben so lange ohne Invesitionen in ihre Zukunft, bis sie Kino Piast 59 se der Vergangenheit in die Zukunft, nicht nur eines Ge- nur noch abgerissen werden können. Das Geld, Privatinter- Kleist-Theater (Musiker-Heim) 63 bäudes, zu sein. Abbruch und Au" au, Verschwinden und esse entscheidet hier wie so oft, wie etwas weitergeht. Das Bahnbetriebswagenwerk (Bww) 69 Erscheinen, Tod und Leben verklammert. öff entliche Interesse wird dabei übersehen oder es meldet Nunenkaserne 75 Dieses Buch bietet ein kurzes Resümee unseres über sich nicht, weil es sich abgefunden hat mit dem üblichen Planetarium 81 einen Zeitraum von drei Jahren durchgeführten Projekts oder verordneten Lauf der Dinge. Vielleicht hat unser Pro- Poliklinik 85 „Häuser erzählen Geschichte(n)“. Auf der Suche nach der ver- jekt einen Anstoß gegeben, sich mit dem öff entlichen Raum Puppentheater 89 lorenen Zeit gingen wir in vergessene Gebäude, die einmal stärker auseinanderzusetzen. Wie soll unser Frankfurt aus- Schlachthof 95 eine besondere Bedeutung für Frankfurt (Oder) hatten und sehen? Wie verwandelt sich die Stadt? Welche Verwand- Stasi Bunker 101 machten uns ein fotografi sches Bild, in welchem Zustand lung wollen wir? Das ist die Frage, die ständig gestellt wer- Steinbock Papierfabrik 105 sie zurückgelassen wurden oder sich mittlerweile befi nden. den muss. Was wir mit unserem Projekt „Häuser erzählen Straßenbahndepot 113 Die in Vergessenheit geratene Geschichte dieser Orte lie- Geschichte(n)“ erreichen wollten, war, einen Augenblick Hochhaus-Platte 117 ßen wir uns erzählen von Lokalhistorikern und Menschen, dieser langsamen und langanhaltenden Metamorphose, Koehlmannhof 121 die früher einmal in diesen Gebäuden gelebt oder gearbei- die wir Geschichte nennen, in Gebäuden, die Frankfurt an Pumpwerk an der Klinge 127 tet hatten. So bekamen diese verstummten Häuser wieder der Oder bedeuteten, zu beobachten, in Bildern zu doku- ein Gesicht und sie begannen zu erzählen, als wir durch sie mentieren und Fragen darüber anzustoßen, was man mit Nachbemerkungen 130 streiften und sie fotografi erten. Natürlich sind diese Erzäh- diesen Gebäuden in Zukunft machen könnte. Bevor sie ver- Bildverzeichnis 131 lungen in Bildern nur Fragmente, kleine durcheinandere schwinden. So wie die beiden Männer mit ihren Ziegeln, die Impressum 132 geratene Splitter einer großen Erzählung, die sich weiter ich nicht wiedergesehen habe. zerstreut und nur noch erahnbar ist. Es war nicht unser An- Thomas Spicker, Projektleiter Orte, die einmal lebendig waren 4 5 Danksagung as „Projekt Häuser erzählen Geschichte(n)“ hat ir danken den vielen Teilnehmern des Pro- einen Impuls gegeben, sich der Geschichte der jekts für ihre Ausdauer und ihr Engagement, DStadt Frankfurt zu erinnern. Die Häuser, auch die Wohne die alles nicht so erfolgreich verlaufen Industriegebäude sind ja Zeichen der historischen Identi- wäre. Ein besonderes Dankeschön an alle, die uns ihre Fo- tät der Stadt und damit zugleich ihrer Bewohner. Gerade tos für dieses Buch zur Verfügung gestellt haben: Alicja der Norden, die Lebuser Vorstadt war einmal wichtiger Balfanz, Sandra Bierstedt, Michael Clasen, Jadwiga Dolbeka, Industriestandort, mit Schiff swerft, Zucker-Coleur Fabrik Wolfgang Domaschke, Peter Dynow, Jana und Jens Dom- und den Köhlmann-Höfen, um nur ein paar Beispiele zu ke, Jacek und Tomasz Fedyszyn, Monika und Stefan Hoge, nennen. Dass Frankfurt einmal eine mittlere Industriestadt Michaela Hollik, Natalia Janczycka, Gudrun Kissinger, Uta war, ist heute kaum zu glauben, aber man kann es an die- Kurzwelly, Sarah Leder, Iris Linder, Adrian Mermer, Sabine sen Gebäuden bzw. ihren Resten ablesen. „Häuser erzählen Leopold, Paweł Mojsiejewicz, Dieter Pirke, Siegfried Roloff , Geschichte(n)“ hat diese fast ganz verschwundene Indus- Małgorzata Rzepa, Przemysław Wiktor, Antonia Stüß- trievergangenheit wieder ein Stück weit zum Vorschein mann, Detlef Triebke, Claudia Tröger, Sarah Wegner, Joanna gebracht. Aber auch andere Häuser, die besucht wurden, Zapała, Karin Zilske (Bildnachweise im Anhang) die Bürgerschule, das Tanzinstitut in der Rosa Luxemburg Ebenso danken wir der Brandenburgischen Landeszen- Straße, die alte Finkenstein-Villa, das „Haus am Berg“ – al- trale für politische Bildung, ohne deren Finanzierung das les Orte, die einmal lebendig waren und die Bedeutung der Berhard Klemm arbeitet seit 34 Jahren als Restaurator, Projekt nicht stattgefunden hätte. Stadt ausmachten. In meinen Vorträgen über die Frankfur- und ist seit 1989 freiberufl ich in Frankfurt tätig. Berhard Zuguterletzt gilt unser Dank allen Hausbesitzern und ter Stadtgeschichte habe ich zum größten Teil ältere Bürger, Klemm hat das Projekt „Häuser erzählen Geschichte(n)“ -verwaltern, die uns die Türen geöff net und die Wege be- die sich an das, was vergangen ist, noch erinnern können. mit historischen Referaten zu den Gebäuden begleitet und reitet haben. Deshalb kommen sie zu mir. Aber es wäre schön, wenn unterstützt. auch die jungen Menschen dieses Wissen bewahrten und in der Stadt die alten Bedeutungen der Orte lesen könn- ten. Denn damit wird nicht nur die Geschichte erinnert, sondern auch Zukünftiges vorgedacht und geschaff en. Wir konnten mit dem Projekt sicher nur Impulse geben, aber das ist schon mal etwas. Daran können sich andere Initi- ativen und Projekte anschließen. Die Belebung des „Licht- spielttheaters der Jugend“ mit einer Lichtinstallation, die vor kurzer Zeit veranstaltet wurde, ist auch so ein Zeichen, dass die Bewohner von Frankfurt sich ihre alten Gebäude wieder holen wollen.“ 6 7 Bürgerschule am Lenné Park ie denkmalgeschützte ehemalige Bürger- und Provinzialgewerbeschule am Lennépark steht seit D1999 leer und ist akut vom Verfall bedroht. Die Schule wurde 1861/62 in spätklassizistischem Stil nach Plä- nen des Frankfurter Stadtbaurates Carl Emil Christ errich- tet und 1862 eingeweiht. Die Gewerbe- und Bürgerschule nahm die 1840 gegründete Gewerbeschule und die 1855 als Knabenmittelschule gegründete Bürgerschule auf. Ab 1985 wurde dann das Gebäude als Pädagogische Schule für Kin- dergärtnerinnen genutzt. 1989 nahm es die oberen Klassen der Erweiterten Oberschule „Karl Liebknecht“ auf, diente von 1992 bis 1994 dem Städtischen Gymnasium II und von 1994 bis 1999 als Haus 2 dem Städtischen Gymnasium I „Karl Liebknecht“. Seit 1999 darf es wegen eines fehlenden zweiten Fluchtweges nicht mehr als Schule genutzt werden und steht seitdem leer. Das Gebäude an exponierter Stelle ist ein Bindeglied zwischen Altstadt und Park. Sein Leerstand und der damit einhergehende Verfall ist daher besonders auff ällig sicht- bar und stellt einen off ensichtlichen städtebaulichen Miss- stand dar. Das Frankfurter Stadtarchiv soll in dem ehemaligen Schulgebäude am Lennépark untergebracht werden. Die beiden oberen Geschosse sollen als Magazinfl ächen für die Bestände des Archivs genutzt werden. Die Räumlichkeiten sind für die Magazinnutzung sehr gut geeignet. Im Erdge- schoss sollen der öff entliche Bereich mit einem Lesesaal, Veranstaltungs- und Ausstellungsräumen sowie der Ver- waltungsbereich des Stadtarchivs mit den entsprechenden len, dass in dem Gebäude in Zukunft eine Kunstschule bzw. Mitarbeiterarbeitsplätzen eingerichtet werden. Die kostba- –akademie arbeitet und mit Rücksicht auf die Lage am Park re Holztreppe bleibt in ihrer historischen Substanz erhalten. wurde ein Cafe mit Wintergarten vorgeschlagen. Ausgehend von den schönen Lichtverhältnissen in den Schulräumen konnten Teilnehmer des Kurses sich vorstel- Quellen: http://www.zentrum-ff o.de Bürgerschule am Lenné Park 8 9 Bürgerschule am Lenné Park Bürgerschule am Lenné Park 10 11 Bürgerschule am Lenné Park Bürgerschule am Lenné Park 12 13 „Deutsches Heim“ Wohnhaus August-Bebel-Straße, 32 m Westen der Stadt fallen Wohnanlagen mit einheitli- chem Charakter auf. Sie geben Zeugnis von einer
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