Struktur Und Logik Der Transnationalen Popmusikindustrie

Struktur Und Logik Der Transnationalen Popmusikindustrie

Andreas Gebesmair Die Fabrikation globaler Vielfalt texte zur populären musik 5 Herausgegeben von Winfried Pape und Mechthild von Schoenebeck Andreas Gebesmair (Dr. phil.) leitet das Institut Mediacult und lehrt Medien- und Kultursoziologie in Linz und Wien. Im Zentrum seiner For- schung stehen die Strukturen der Produktion und Rezeption von Kultur. Andreas Gebesmair Die Fabrikation globaler Vielfalt. Struktur und Logik der transnationalen Popmusikindustrie Für Bettina Die Arbeit wurde durch ein Stipendium im Rahmen des Austrian Programme for Advanced Research and Technology (APART) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ermöglicht. Gedruckt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung in Wien. Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © 2008 transcript Verlag, Bielefeld This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 3.0 License. Umschlaggestaltung: Kordula Röckenhaus, Bielefeld Umschlagabbildung: »The booth«, © Rudolf Struzyna 2007, photocase.com Lektorat: Claudia Mazanek Satz: Harald Wendelin Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar ISBN 978-3-89942-850-6 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: http://www.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter: [email protected] INHALT VORWORT 9 DANK 11 1. EINLEITUNG 15 1.1 Die Geburt einer transnationalen Industrie 15 1.2 Aporien der Kulturindustriekritik 18 1.3 Gegenstand, Fragestellungen und Ansätze 21 1.4 Zum Aufbau der Arbeit 35 TEIL I: BEGRIFFE 39 2. DIMENSIONEN DER POPMUSIK 41 2.1 Popmusik, Kunstmusik, Volksmusik 41 2.2 Dimensionen der Produktion 44 2.3 Dimensionen der Rezeption 48 2.4 Ästhetik des Populären 53 2.5 Zur Institutionalisierung der Popularmusik in der Musikindustrie 56 3. DIMENSIONEN DER GLOBALISIERUNG 59 3.1 Globalisierung und kultureller Imperialismus 59 3.2 Deregulierung. Zum Verhältnis von Industrie und Staat 64 3.3 Konsumismus. Zum Verhältnis von Industrie und Medienrezeption 71 3.4 Verlust regionaler Besonderheiten. Zum Verhältnis von Industrie und kultureller Vielfalt 82 3.5 Dimensionen der musikindustriellen Globalisierung 88 TEIL II: BESCHREIBUNGEN 95 4. STRUKTURWANDEL DER TRANSNATIONALEN TONTRÄGERINDUSTRIE 97 4.1 Technologische Entwicklung 97 4.2. Rechtliche Rahmenbedingungen 99 4.3 Industriestruktur 108 4.4 Organisationsstrukturen 122 4.5 Berufliche Rollen 133 4.6 Konstruktion der Märkte 144 5. RADIO, FERNSEHEN UND DIGITALISIERUNG 153 5.1 Die Radioindustrie 153 5.2 Musikfernsehen 167 5.3 Musik im digitalen Zeitalter: Das Ende der phonographischen Industrie? 172 6. MUSIKALISCHE VIELFALT UND HOMOGENITÄT 177 6.1 Dimensionen musikalischer Vielfalt 177 6.2 Angleichung der Regionen 189 6.3 Konzentration im Mainstream 200 6.4 Vielfalt und Globalisierung von Nischen 220 TEIL III: ERKLÄRUNGEN 229 7. RATIONALITÄT UND IRRATIONALITÄT IN DER MUSIKINDUSTRIE 231 7.1 Zwischenresümee und soziologische Erklärung 231 7.2 Ökonomische Rationalität und Marktversagen 238 7.3 Die Rationalität des Organisierens und Organisationsversagen 260 8. STRUKTUREN DER NACHFRAGE UND REFLEXIVE KULTURINDUSTRIEKRITIK 291 8.1 Die gesellschaftlichen Bedingungen der Nachfrage 291 8.2 Reflexive Kulturindustriekritik 297 9. DIE FABRIKATION GLOBALER VIELFALT. EIN RESÜMEE 311 ANHANG 317 Tabellen 319 Grafiken 337 Quellen für die Hitparadenanalyse 342 Literatur 343 VORWORT Das vorliegende Buch bilanziert nicht nur die mehr als hundertjährige Geschichte einer Industrie, der das ursprüngliche Produkt – die Schallplatte – abhanden zu kommen scheint. Es stellt auch ein persönliches Resümee über beinahe zehn Jahre Forschung zu den Bedingungen musikalischer Vielfalt in einem industriel- len Umfeld dar. Im Jahr 1998 wurde ich von den Leitern des Instituts Mediacult, Alfred Smudits und Robert Harauer eingeladen, an einem vom österreichischen Wissenschaftsministerium finanzierten Projekt zur Globalisierung von Musik teilzunehmen. Seit diesem Zeitpunkt ließ mich das Thema nicht mehr los. Vor allem die industriellen Grundlagen der globalen Verbreitung von Kultur im Allgemeinen und Musik im Speziellen rückten immer mehr ins Zentrum mei- ner Forschung und mit ihnen auch jene Disziplinen, die sich mit diesen befas- sen, insbesondere die Organisationssoziologie und die Ökonomie. Der Bericht an das Wissenschaftsministerium im Jahr 2000 (Gebesmair 2000) war von den kultursoziologischen Arbeiten Richard A. Petersons inspiriert. Im Rahmen meines von der österreichischen Akademie der Wissenschaften finanzierten Habilitationsprojekts konnte ich dann mein Wissen über die Musikindustrie vertiefen, wobei vor allem die neoinstitutionalistische Organisationsforschung wie auch netzwerkanalytische Ansätze hilfreiche Instrumentarien der Analyse an die Hand gaben. Dazu kam die intensive Beschäftigung mit den Grundlagen der Volkswirtschaftslehre und ihrer Anwendung auf Fragen der Kultur. Schließlich aber begannen Erinnerungen an die Kulturindustriekritik der Frankfurter Schule wach zu werden, da mir sowohl die ökonomische als auch die organisa- tionssoziologische Sicht für eine grundlegende Bewertung der Kulturindustrie nicht ausreichend erschienen. Beiden gilt der souveräne Medienkonsument als Maßstab der Beurteilung. Zum Verständnis der Musikindustrie ist es aber un- erlässlich, die Präferenzen der Hörer und Hörerinnen selbst zum Gegenstand einer kritischen Analyse zu machen. Denn letztlich sind diese nicht nur unhin- terfragbare Umwelt industrieller Produktion, sondern auch deren Konsequenz. Vom Wandel, den mein Denken in den Jahren der Beschäftigung mit der Musikindustrie in dieser Hinsicht vollzog, zeugt auch dieses Buch – ich hoffe, nicht zum Missvergnügen der Leser und Leserinnen. Einschlägige Studien, Strukturdaten, Industriestatistiken und Hitparaden verschiedener Länder bilden die empirische Basis für die Arbeit. Darüber hinaus 9 VORWORT konnte ich aber in einer Reihe von mehr oder wenige strukturierten Gesprächen mit Experten aus der Industrie und dessen Umfeld wichtige Informationen ge- winnen. In diesem Zusammenhang seien erwähnt Thomas Böhm und Günter Resch (ifpi Austria), Mario Rossori (amadeus award), Ingrid Waldingbrett (AKM), Helmut Steinmetz (austromechana), Thomas Büchel (BMG Austria), Rainer Krispel (chelsea chronicle), Jörg Eiben (Musica), Sylvia Schauer (Zomba Austria), Kathrin Hughes und Nicola Graven (ifpi London), Martin Kretschmer (School of Finance & Law, Bournmouth UK), Peter Rantasa (mica), Horst Unterholzner (EMI Austria), Johnny Dibbon (SRA), Don Cusic, (Curb School of Music, Nashville), William Ivey (Center for the Art, Enterprise, and Public Policy, Nashville), Daniel Glass (Artemis Records New York), Tony Ward (BMG International), Tuma Basa und Alan Swarts (MTV). Was in der einschlägigen Literatur und den Statistiken und Daten zuweilen abstrakt blieb, wurde durch ihre Schilderungen aus der Alltagspraxis des Musikgeschäfts erst fassbar. Wien, April 2007 10 DANK Die Arbeit an diesem Buch wurde durch ein großzügiges Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ermöglicht, wofür ich mich bei den Verantwortlichen an dieser Stelle ganz besonders bedanken möchte. Dank gebührt aber darüber hinaus auch all jenen Personen, die mich in den Jahren des Forschens und Reflektierens über die Musikindustrie begleitet und unter- stützt haben. Allen voran möchte ich meine Gastgeber während des dreijäh- rigen APART-Stipendiums in Österreich und den USA erwähnen. Sie boten mir nicht nur eine hervorragende Infrastruktur, sondern ermöglichten auch jenen intellektuellen Austausch, in dem neue Ideen heranreifen und die not- wendige Präzisierung erfahren. Irmgard Bontinck, Michael Huber, Desmond Mark, Elena Ostleitner, Michael Parzer und Alfred Smudits vom Institut für Musiksoziologie der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, Richard „Pete“ Peterson, Steve Lee und (stellvertretend für alle anderen) Karen Campbell vom Department of Sociology der Vanderbilt University in Nashville, Paul DiMaggio, Stan Katz, Larry McGill, Toqir Mukhtar, Gabriel Rossman und Steve Tepper vom Center for Arts and Cultural Policy Studies der Princeton University und Antoine Hennion vom Centre de Sociologie de l‘Innovation in Paris, mit dem ich in Princeton das Arbeitszimmer teilen durfte: sie alle waren ge- duldige Zuhörer und trugen in der einen oder anderen Form zum Gelingen die- ser Arbeit bei. Die vielen Gespräche mit Robert Harauer, Elisabeth Mayerhofer, Günther Landsteiner, Regina Sperlich und Claudia Wagner von Mediacult, wo ich bereits in den Jahren vor 2002 tätig war und dessen Leitung ich 2006 übernehmen durfte, wie auch mit Jörg Rössel, Michael Hölscher, Jochen Roose, Jürgen Gerhards und Angela Göllnitz vom Institut für Kulturwissenschaften in Leipzig, das mir 2002 „Exil“ bot, waren gleichermaßen Quellen der Inspiration. Wichtige Anregungen erhielt ich zudem von den Teilnehmern der Mediacult- Konferenz „Music and Globalization“ in Wien (1999), der Arbeitstagung des Arbeitskreises Populäre Musik in Rheinsberg (2000), der 12. Internationalen Konferenz der Association for Cultural Economics International in Rotterdam (2002), der Workshops des Center for Arts and Cultural Policy Studies in Princeton (2004) und der internationalen Konferenz „Musik, Markt und Macht“ an der Donau-Universität Krems (2005), wo ich Teile der

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