Die Jesuitische Weltkarte : Johann Baptist Cysats Von 1619

Die Jesuitische Weltkarte : Johann Baptist Cysats Von 1619

Die jesuitische Weltkarte : Johann Baptist Cysats von 1619 Autor(en): Höhener, Hans-Peter Objekttyp: Article Zeitschrift: Cartographica Helvetica : Fachzeitschrift für Kartengeschichte Band (Jahr): - (2019) Heft 58: Missionskartographie PDF erstellt am: 09.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-842079 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Sie wird in der Literatur als Tabula cosmographica Im Historischen Museum Luzern, das 1986 im versatile (drehbare Weltkarte) oder als Tabula ehemaligen Zeughaus an der Pfistergasse cosmographica provinciarum omnium Soc. Jesu zitiert. eröffnet wurde, befindet sich eine geheimnisvolle, Kürzlich hat Frau Dr. Susan Tipton (München) in der jesuitische Kartendarstellung (Abb. 1). Staats- und Stadtbibliothek Augsburg zwei Blätter Die in Kupfer gestochene, altkolorierte eines zweiten Exemplars der Karte entdeckt, die mit seitenverkehrte Weltkarte von Johann Baptist Cysat Wolfgang Kilian.[us] Aug. Vindel. incidit et exeudit ist auf Leinwand montiert und auf einer signiert sind (Abb. 8). Es handelt sich um das Blatt hölzernen Drehscheibe befestigt, deren zwei oben links (32x56 cm) und um das Blatt unten in Knöpfe heute fehlen. Sie ist aus sechs Blättern der Mitte (41,5x55,7cm).2 Im oberen Blatt findet kreisförmig ausgeschnitten und zusammengesetzt. sich gedruckt der Schluss (Abschnitt 4) der Ihr Durchmesser beträgt 100 cm. Um sie handschriftlichen Erklärung der Luzerner Karte. Der in herum läuft ein Stundenring, der zwei Zählungen allen vier Ecken der Karte gedruckte Text wurde also von I bis XII im Gegenuhrzeigersinn zeigt. abgeschrieben. Wolfgang Kilian (1581-1663) war Durch Feuchtigkeit sind Fehlstellen entstanden. Kupferstecher in Augsburg. Das Luzerner Exemplar Sie ist in einen quadratischen Holzschrein könnte ein Probedruck oder ein Separatdruck für mit einer Seitenlänge von 130 cm eingefügt den Autor sein. (Abb. 2 und 3). Dieser ist mit zwei Türflügeln Im Messekatalog der Frankfurter und Leipziger verschliessbar, auf deren Innenseiten die Karte Herbstmesse 1631 von Gottfried Grosse, bietet Caspar von Hand geschrieben in lateinischer Sprache Sutor aus Dillingen die Tabula cosmographica erklärt wird. von Johann Baptist Cysat in fol. regali(ca. 65x50cm) an.3 Im Februar 1826 wurde in der Kreis- und Stadt- Bibliothek Regensburg eine Tabula cosmographica Die Weltkarte provinciarum omnium societatis Jesu verkauft.4 Die Weltkarte von Cysat wurde erstmals ausführlich Auf der Vorderseite des Kartenkastens steht Cysat, von Arthur Dürst beschrieben.5 Auf sie gestossen ist Joh. Bapt. Tabula Cosmographica Provinziarum [sie!] er durch den Katalog 29 Helvetica, Bücher, Abb.1: Die jesuitische omnium Soc. Jesu. Weltkarte. Kupferstich. Kreisform. Handschriften, Landkarten etc. des Antiquariats L'Art Weltkarte von Johann Baptist ca. 1640. unicum. RR., auf der Rückseite die Ancien in Zürich, der undatiert 1943 erschienen ist.6 Cysat. Kupferstich, zusammengesetzt 1993 nach sie als Nr. aus 6 Blättern, Signatur HMLU 5471, die der Übergabe Dort ist 248 aufgeführt und auch abgebildet. Durchmesser: 100 cm ans Historische Museum vergeben worden ist. Vorher Es handelt sich eindeutig um das Luzerner (Historisches Museum Luzern, wurde sie unter der Signatur A 019 im Tresorraum Exemplar. Vor Dürst hat Josef Schmid die Karte in den Photos: Andri Stadler, Luzern). des Staatsarchivs Luzern aufbewahrt. Im von ihm bearbeiteten Collectanea chronica und u' vi \ cosMooa.V Cartographica Helvetica, Heft 58/2019 Weltkarte von Cysat 17 denkwürdige Sachen zur Geschichte der Stadt Lu- Abb. 2: Holzschrein Vorderseite, zern von Renward Cysat erwähnt und abgebildet.7 geschlossen. Seitenlänge: Die Karte wurde im Antiquariatskatalog auf das Jahr 130 cm. ca. 1640 und später von Dürst auf ca. 1618 datiert. In Wirklichkeit ist sie aber 1619 entstanden, denn in diesem Jahr wurde sie dem Jesuitengeneral übergeben. Die neusten Einträge auf der Karte beziehen sich auf das Jahr 1618. Der Karteninhalt Die Karte trägt keinen Titel (Abb. 4), unten in der Mitte ist aber eine Widmung zu finden, die auf Deutsch übersetzt lautet: «Dem bewundernswürdigen und verehrtesten Vater in Christo P. Muzio Vitel- lescchi (Mutio Vitelescus),8 Generalvorsitzenden der Gesellschaft Jesu, hat der geringste Sohn Baptist Cysat SJ, ordentlicher Professor an der katholischen Form Akademie Ingolstadt in Kupfer gestochen [in Abb.3: Holzschrein Rückseite. einer Karte] als Geschenk übergeben ebendiese seine Gesellschaft, die ununterbrochen Tag und Nacht die Messe liest und andere heilige Handlungen ausführt und auch durch das auf der ganzen Erde reihenweise vergossene Blut diese in Purpur gekleidet hat». Der Nullmeridian geht durch die Insel Jn. S. Jacobi in den Hesperiden, der heutigen Insel Santiago der Kapverdischen Inseln (23° 30' w. L.). Auf der Karte ist alle IV2 Grad ein Meridian gezeichnet. Am Rand der Karte sind alle Grade angegeben, nur bei 7'/2 Grad, 22 Z2 Grad, 37 V2 Grad usw. sind auch halbe Grade eingezeichnet. Der Meridian von 37 Vi Grad wird als Meridianus Ingolstadiensis bezeichnet. Die Karte wird in polständiger stereographischer Azimutalprojektion dargestellt. Projektionszentrum ist der Nordpol. Die Karte wird von dort auf die Tangentialebene, die den Südpol berührt, projiziert. Der Mittelpunkt der Karte ist der Südpol; der fiktive (P FlandrobleIgica], die erst 1612 entstanden ist, in Standort des Betrachters liegt im Innern der Erdkugel. Frankreich die fünf Provinzen Paris (P Francia), Das dargestellte Gebiet reicht bis zum 60. Grad Aquitanien (P. Aquitan:), Champagne (P. Campania), nördlicher Breite, was immer grössere Abstände Toulouse (P. Tolosana) und Lyon (P. Lugduniensis), zwischen den einzelnen Breitengraden bedingt. Der auf der Iberischen Halbinsel die fünf Provinzen Südpol wurde wohl gewählt, weil bei dieser Projektion Portugal (P. Lusitanise), Aragonien (P. Aragoniae), Kastilien die Wahl des Nordpols als Mittelpunkt zu wenig (Prou: Castell:), Andalusien (P Baeticä), Toledo (P. Platz für die Gebiete in Europa gelassen hätte. Toletan:) und dazu die 1597 von Aragon losgelöste Warum die Karte seitenverkehrt dargestellt wurde, Provinz Sardinien (Fehlstelle beim Namen), in Italien ist nicht bekannt. Auf der Karte sind die Provinzen die fünf Provinzen Rom (ohne Provinzname), Neapel der Jesuiten mit ihren Grenzen verzeichnet. Am (Neapolitana P.), Sizilien (/. Sicilia, nicht als Provinz Rande der Karte sind die Namen der Märtyrer der bezeichnet), Mailand (P. MEDIOLANES) und Venedig Jesuiten angeschrieben, versehen mit einem (P. VENETA), in Osteuropa die Provinzen Polen (P. Buchstaben, der auf der Karte den Ort bezeichnet, wo POLONI/E) und die 1608 davon abgespaltete Provinz die Missionare gestorben sind (Siehe Anhang von Litauen (P. Lithuanise). In Amerika sind die fünf Peter H. Meurer zu diesem Beitrag). Provinzen Mexiko (Prouincia Mexicana), Brasilien (Pro. Die im Titel erwähnten Jesuitenprovinzen sind auf Brasilia), Neu-Granada (P. Castellse Aurese), Peru der Karte mit punktierten Grenzen eingezeichnet. In (Fehlstelle beim Namen) und Paraguay (P. Paraquaia) Europa sind dies in Deutschland die oberdeutsche eingezeichnet, in Indien - wo keine Grenzen Provinz (P. Germanise), die rheinische Provinz (P. eingezeichnet sind - die Provinzen Goa (P. Goana) und Rhenana', deren 1626 erfolgte Teilung ist noch nicht Malabar (P. Malabarica, begründet 1610). Dazu eingezeichnet) und die Provinz Österreich (P. kommen in Asien Japan (IAPONIA, Provinz seit 1611, AUSTRIA:', die 1623 abgetrennte Provinz Böhmen fehlt nicht als Provinz bezeichnet) und die Philippinen (/. noch), in den Niederlanden die gallo-belgische Philippinse, Provinz seit 1605, nicht als Provinz (P. Gallobelgica) und die flandro-belgische Provinz bezeichnet).9 Insgesamt sind es 32 Provinzen. Cartographica Helvetica, Heft 58/2019 18 Weltkarte von Cysat lÄrnraisiksu IIMNO CVI.TVI DIES «rriNENTCRlOTENTAM VOW ME 5VO TOTO SKW çmii wRËmIYq Abb. 4: Die jesuitische In der oberdeutschen Provinz sind 22 Orte verzeichnet, de Gois (1562-1607) in den Jahren 1603 bis 1607 Weltkarte (1619) von Johann nämlich

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