Beitrag Zur Darstellung Der Entwicklung Der Eisen- Schaffenden Industrie in Der Oberpfalz*

Beitrag Zur Darstellung Der Entwicklung Der Eisen- Schaffenden Industrie in Der Oberpfalz*

Beitrag zur Darstellung der Entwicklung der eisen- schaffenden Industrie in der Oberpfalz* Von Dr. Volker Nichelmann 1) Beschreibung der Landschaft und der Rohstoff- grundlagen der eisenschaffenden Industrie im nordostbayerischen Raum /ji<> Der nordostbayerische Raum wird im Osten von dem von Südosten nach Nordwesten verlaufenden ostbayerischen Grenzgebirge — Bayerischer Wald und Oberpfälzer Wald —, im Norden vom Fichtelgebirge, im Westen vom Fränkischen Jura umfaßt und im Süden durch die Donau abgegrenzt. Die drei Gebirge umgeben eine weite Niederung, die von der von Norden nach Süden ziehenden und in die Donau mündenden Naab durchflössen wird. a) Das ottbayerische Grenzgebirge Das ostbayerische Grenzgebirge erstreckt sich in seiner Längsrich- tung nördlich der Donau in herzynischer Streichrichtung von Südosten nach Nordwesten mit der Landesgrenze parallel bis zur Naab-Won- dreb-Senke, dem natürlichen Einfallstor nach Böhmen, der auch die erste Eisenbahnlinie von Bayern nach Eger folgte. Diese Senke stellt auch die Grenzscheide gegen das Fichtelgebirge dar. Nordöstlich schließt sich in der gleichen Streichrichtung der Böhmerwald an, der allmählich sanft in die Hochflächen Böhmens übergeht. Nach Süden fällt das ostbayerische Grenzgebirge steil gegen die Donau ab, während die Westgrenze durch mitunter steile Vorsprünge und einige Einbuch- tungen als unregelmäßig zu bezeichnen ist. Bei der Ausbildung des Gebirges herrschen Längenzüge vor, die nur durch einen wesentlichen Quereinschnitt, die Bodenwöhrer Bucht mit dem anschließenden Regen- tal bis Cham und von dort entlang der Cham die Senke bis Furth i. W., gestört werden; der zweiten alten Handelsstraße und Pforte nach Böhmen, der die Eisenbahn folgt. Diese Senke trennt auch das Grenz- gebirge in zwei Teile, den Oberpfälzer Wald im Norden, — höchste Erhebung: Frauenstein (890 m) und den Bayerischen Wald im Süden — höchste Erhebungen: Arber (1457 m) und Rachel (1452 m). Der * Inhaltsverzeichnis s. Seite 162 13 Universitätsbibliothek Historischer Verein für Regensburg urn:nbn:de:bvb:355-ubr01807-0013-5 Oberpfalz und Regensburg größte Teil der Gewässer beider Gebirge fließt der Donau zu; nur im Norden führt die Wondreb mit einigen kleinen Zuflüssen ihre Gewässer über die Moldau zur Elbe. Charakteristisch für das Ge- samtgebirge sind die zahlreichen Weiher. Bergseen begegnet man je- doch nur selten im höchsten Gebirge (z. B. Arbersee). Das zum herzynischen System gehörende ostbayerische Grenzgebirge ist eines der ältesten Gebirge der Erdoberfläche. Sein Bau ist außer- ordentlich verwickelt, so daß eine nähere Beschreibung im Rahmen der vorliegenden Darstellung nicht gegeben werden kann. Sowohl der Bayerische Wald als auch der Oberpfälzer Wald bestehen aus Gneis, in dem örtlich Granite, Glimmerschiefer und Serpentine eingelagert sind. Eine einmalige Erscheinung ist der „Pfahl"; eine ca. 150 km lange ununterbrochene Spalte nordöstlich von Passau bis nach Schwar- zenfeld im Naabtal, die mit weißem Quarz ausgefüllt ist. überhaupt durchziehen im gleichen Streichen eine große Zahl von Pegmatitgän- gen, überwiegend aus Quarz bestehend, das Gebirge von Passau bis Tirschenreuth, die als Fundorte seltener Mineralien bekannt sind. Sowohl in Buchten als auch am Rande des Urgebirges sind Sedi- mentärgebilde vorhanden, die bis in die Naabsenke verlaufen. Hier sind folgende hervorzuheben: Die Steinkohlenbildungen des Unter- Rotliegenden, die in einem buchtenartigen Einschnitt am Rande des Urgebirges bei Erbendorf festgestellt wurden. In der Bodenwöhrer Bucht haben sich Keuper und an den Säumen Juragestein (Lias) ab- gelagert. Tertiäre Gebilde der niederbayerischen Hochebene ragen nördlich der Donau an den südlichen Rand des Urgebirges und er- strecken sich bis Passau. Ebenso sind am Südwestrand des Gebirges jurassische Schichten, — meist steil aufgerichtet — vorhanden. Kreide- schichten sind im Bodenwöhrer Becken über Roding bis vor Falken- stein am Grundgebirge ausgebreitet. Das Ostbayerische Grenzgebirge und seine Ränder weisen zwar für die eisenschaffende Industrie verwertbare Mineralien auf, die meist aber entweder von Natur so gering sind oder schon so weit ausge- beutet wurden, daß sie mengenmäßig nicht ins Gewicht fallen. In der Nähe des Schwefelkieslagers bei Bodenmais wurde einmal Eisenerz abgebaut; der dortige Eisenerzbergbau ist aber längst erloschen. Ebenso ist der tertiäre Braunkohlenbezirk am Südabhang längs der Donau — z. B. bei Hengersberg — niemals über örtliche Bedeutung hinausgekommen. Eisenerzführend sind die jurassischen Säume des Bodenwöhrer Beckens bei Pingarten und Buch. Dieses dem Lias an- gehörende Brauneisenerz, (Fe2O,), steht dort in zwei Lagern von zus. ca. 2,5 m Mächtigkeit an1. 1 Schmidtill, Ernst: Die Eisenerze der Ostmark. In: Das Bayerland, Bd. 47, 1936, S. 116. Im folgenden „Eisenerze". 14 r Universitätsbibliothek Historischer Verein für Regensburg urn:nbn:de:bvb:355-ubr01807-0014-1 Oberpfalz und Regensburg Dasselbe Erz wird am Keilberg bei Regensburg angetroffen. Weitere geringfügige Eisenerzvorkommen sind nur noch an den nördlichen Rändern bei Waldsassen, Tirschenreuth und am Teichelrang in nicht abbauwürdigen Mengen nachzuweisen2. Die komplizierte geologische Struktur bei Erbendorf weist einige Erzgangformationen auf, die Blei- erze, Kupferkies und Zinkblende führen3. Fluß- und Schwerspat tre- ten in Gangzügen von Altfalter bis Freiung auf1. Der Kohleninhalt der bereits erwähnten zwei Steinkohlenflöze des Unter-Rotliegenden bei Erbendorf scheint nach den derzeitigen Er- kenntnissen nicht beträchtlich zu sein. b) Das Fichtelgebirge (mit kurzem Überblick über den südlichen Thüringer Wald) Jenseits des an das ostbayerische Grenzgebirge im Nordwesten an- schließenden Einbruchbeckens, das sich als Wondreb-Senke von Wald- sassen, Wiesau zum Naabtal und als Röslausenke von Eger über Schirnding, Marktredwitz nach Kemnath hinzieht und durch tertiäre Massen ausgefüllt ist, aus denen sich Basaltberge erheben, ragt das Massiv des Fichtelgebirges. In diesem fast in der Mitte Europas ge- legenen Massengebirge durchdringen sich das von Südosten nach Nordwesten streichende herzynische System mit dem varistischen von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Erzgebirgszug. Das Fichtel- gebirge ist eine der Hauptwasserscheiden Europas und entsendet im Osten die Eger und im Norden die Saale zur Elbe, im Westen den Weißen Main zum Rhein und im Süden die Naab zur Donau. Scharf abgegrenzt wird das Gebirge nur nach Südwesten durch einen Steil- rand. Unter Einschluß des Frankenwaldes, der als Bindeglied zwischen dem Zentralstock und dem dem herzynischen System angehörigen Thüringer Wald betrachtet werden kann, wird das Fichtelgebirge nach Nordwesten durch die Bucht bei Stockheim und das Haßlachtal abgegrenzt. Nach Nordosten ist das Fichtelgebirge eng mit dem sächsi- schen Vogtland und Erzgebirge verbunden. Die Abgrenzung nach Süd- osten und Süden wurde bereits erwähnt. Die höchsten Erhebungen 2 v. Gfimb'el, C. W.: Geognostische Beschreibung des Königreiches Bayern, 2. Abt.: Geognostische Beschreibung des ostbayerischen Grenzgebirges oder des Bayerischen und Oberpfälzer Waldgebirges, Gotha 1868, S. 904. — Im folgenden: „Geognostik, 2. Abt.". 3 Vgl. v. Gümbel, C. W.: Die geognostischen Verhältnisse des ostbayerischen Grenzgebirges, in: Bavaria, Landes- und Volkskunde des Königreiches Bay- ern, bearbeitet von einem Kreise bayerischer Gelehrter, 2. Bd. Oberpfalz u. Regensburg. Schwaben und Neuburg, München 1863, S. 35. 4 Strunz, Hugo: Entwurf einer Lagerstättenkarte von Nordostbayern. In: Acta Albertina, Regensburger Naturwissenschaften, Bd. 20, 1951/52, Heft 1, S.78—S. 80. ' 15 Universitätsbibliothek Historischer Verein für Regensburg urn:nbn:de:bvb:355-ubr01807-0015-7 Oberpfalz und Regensburg sind der Schneeberg (1053 m) und Ochsenkopf (1024 m), die den Kern des Zentralstocks bilden. Die Gesteine dieses Urgebirges gehören im wesentlichen den ältesten Formationen an, wie Gneis, Glimmerschiefer, Granit und den Sedi- menten des Urtonschiefers und der Grauwacke. Hierzu ist auch der Urkalk zu zählen, der von Osten nach Westen einmal von Schirnding über Arzberg nach Pullenheim und zum anderen in derselben Richtung von Hohenberg über Thiersheim bis über Wunsiedel hinaus streicht. Unter den im Verhältnis zum Urgestein jüngeren Sedimentärgebilden ist das am Nordwest-Rand anzutreffende Rotliegende erwähnenswert. Tertiärschichten sind an den Gebirgsrändern anzutreffen, die die Wondreb und Röslau-Senke berühren. Bekannt ist das Fichtelgebirge für die Vielfalt seiner Metallerze. Im Urtonschiefer waren Gold- und Silbergänge zu finden, auf deren Ausbeute — die Vorkommen sind heute abgebaut — noch heute u. a. die Namen Goldkronach, Goldmühl usw. hindeuten. In der Glimmer- schieferstufe bei Wirsberg und Kupferberg wurden Kupfererz und Schwefelkies angetroffen. Zinnerze wurden bei Weißenstadt und Schön- lind gefördert. Eisenerz ist an verschiedenen Stellen nachweisbar, so der Eisenglimmercpiarzgang am Gleisingerfels bei Fichtelberg und die Gänge bei Ebnath und Leupoldsdorf. Ferner sind die beiden schon erwähnten Züge krystallinischen Kalkes von durch metasomatische Bildung entstandenen Spateisensteinen (Weißerz, FeCO,) durchzogen, die später z.T. zu Brauneisenstein (FeO (OH)) zersetzt wurden. Die Fe2O3-Gehalte betrugen 45—75%'. Eine alte Analyse des Weißerzes nennt folgende Daten: Fe2O, 74,7o/o, SiO2 5,3%, MnO 3,Oo/o, CaO 0,1%, P2O5 O,2o/o, S 0,1%, CO2 und H2O 17,lo/o, MgO Spuren«, während eine solche des Arzberger Erzes in den letzten Jahren Fe 33,0%, Mn 1,6%, P O,lo/O, SiO2 14,2o/o, A12O, 2,7%,

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