© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at LUGMAIR • Neue floristische Nachweise für Oberösterreich STAPFIA 95 (2011): 85–91 Bidens radiata, Bolboschoenus planiculmis, Cotinus coggygria und Hyacinthoides non- scripta neu für Oberösterreich, sowie weitere berichtenswerte Gefäßpflanzenfunde A. LUGMAIR Abstract: Bidens radiata, Bolboschoenus planiculmis, Cotinus coggygria and Hyacinthoides non-scripta as new records for the flora of Upper Austria and further interesting floristic findings. — First records Bidensof radiata, Bolboschoenus planiculmis, Cotinus coggygria and Hyacinthoides non-scripta not mentioned in HOHLA et al. (2009) are reported for Upper Austria. Allium ampeloprasum subsp. porrum, Schoenoplectus mucronatus and Scirpus radicans represent first records for distinct ecoregions according toH OHLA et al. (2009), Linum perenne s. strictiss. could be found again in the Upper Austrian foothills of the alps (ecoregion “Alpenvorland”). According to recent findingsGalega officinalis is discussed to be an established neophyte in Upper Austria. Zusammenfassung: Im Bericht werden Blütenpflanzenfunde vorgestellt, die nach der Roten Liste der Gefäßpflanzen Oberösterreichs H( OHLA et al. 2009) einen Neu- oder Wiederfund für das Bundesland, oder in einer Region darstellen, oder eine Änderung der floristischen Statusangabe mit sich bringen. Die Diskussion der Vorkommen erfolgt unter Einbeziehung entsprechender Literatur sowie weiteren Quellen zur Verbreitung der Arten. So konnten Bidens radiata, Bolboschoenus planiculmis, Cotinus coggygria und Hyacinthoides non-scripta erstmals für Oberösterreich nachgewiesen werden. Allium ampeloprasum subsp. porrum, Schoenoplectus mucronatus sowie Scirpus radicans stellen Neufunde in einer der oberösterreichischen Großregionen dar, Linum perenne s. strictiss. konnte im Alpenvorland wieder nachgewiesen werden. Die in HOHLA et al. (2009) als unbeständiger Neophyt eingestufte Galega officinalis ist nach Wiederfunden an bereits historisch belegten Fundorten als etablierter Neophyt zu betrachten. Key words: Floristic records, Upper Austria, indigenous species, alien species. Correspondence to: [email protected] Einleitung und Methoden Für diesen Bericht wurden ausschließlich Arten ausgewählt, die • nach HOHLA et al. (2009) aus Oberösterreich noch nicht be- kannt sind. Seit dem ersten floristischen Bericht des Autors (LUGMAIR • nach HOHLA et al. (2009) in der betreffenden Großregion 2009) gelang eine Reihe interessanter Gefäßpflanzenfunde, die noch nicht bekannt waren, oder als ausgestorben oder ver- nun vorgestellt werden. Ein Teil der Beobachtungen erfolgte bei schollen gelten. privaten Exkursionen, weitere im Zuge der beruflichen Tätigkeit des Autors bei diversen Arbeiten im Freiland. Unter anderem • zu einer Änderung des floristischen Status in Bezug aufH OH- werden Artenschutzprojekte zu stark gefährdeten Gefäßpflanzen LA et al. (2009) führen. für die Naturschutzabteilung des Amtes der OÖ Landesregie- Die Reihenfolge der vorgestellten Sippen erfolgt nach dem Al- rung bearbeitet, im Zuge derer ebenfalls einige der hier vorge- phabet, lateinische und deutsche Namen richten sich nach HOH- stellten Funde erfolgten. LA et al. (2009). STAPFIA: reports 85 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at LUGMAIR • Neue floristische Nachweise für Oberösterreich STAPFIA 95 (2011): 85–91 Die Pflanzenbestimmungen wurden mittels Fischer et al. sind, nach FISCHER et al. (2008) das Schlüsselmerkmal für Bidens (2008) durchgeführt, Angaben zur Gefährdung und Verbreitung cernua. Es handelt sich dabei offenbar um eine heute nicht mehr der Pflanzenarten in den oberösterreichischen Großregionen be- nachvollziehbare Abgrenzung von Bidens cernua-Formen. ziehen sich auf HOHLA et al. (2009). Eine Durchsicht des Herbarium LI durch M. Hohla bei Re- Die Angaben zu den Fundorten setzen sich wie folgt zusam- cherchen zur Roten Liste der Gefäßpflanzen Oberösterreichs men: Politische Gemeinde: Fundort, Häufigkeitsangaben bzw. (HOHLA et al. 2009) ergab zudem, dass alle unter Bidens radia- zusätzliche Informationen; Seehöhe; Quadrantenangabe; Datum ta vorhandene Belege nach FISCHER et al. (2008) Bidens cernua des Fundes; Sammler bzw. Beobachter und fallweise ein Revi- zuzuordnen sind. Das Vorkommen der Art wurde deshalb in der sionszusatz, sowie die Angabe des Herbars, in dem der Beleg Roten Liste OÖ (HOHLA et al. 2009) als fraglich geführt. hinterlegt ist; fallweise Angaben zu Fotobelegen. Auf den schlammigen Böden abgelassener Fischteiche des Mehrere Fundangaben innerhalb eines Taxons sind nach den Stift Schlägl konnte nun ein Vorkommen von Bidens radiata für Quadrantennummern aufsteigend sortiert. Oberösterreich bestätigt werden (Abb. 1). Auch HEGI (1918) gibt Der Großteil der angeführten Funde wurde besammelt, die die Art von „...schlammigen Stellen, besonders aber am Grun- Belege befinden sich im Privatherbarium des Autors (AL). Un- de von abgelassenen Teichen“ an. Auf den Teichböden wuchs belegte Freilandbeobachtungen sind mit „vid.“ gekennzeichnet. neben Bidens radiata unter anderem auch noch Bidens cernua, die auch den Großteil der hier wachsenden Zweizahnpflanzen Die Angaben zu den Fundorten wurden anhand der Öster- ausmachte. reichischen Karte im Maßstab 1:50.000 erstellt. Für die Ein- teilung der Fundquadranten wurde als geodätisches Datum das Die Verbreitungskarte in Slavíc & Štěpánková (2004) zu „World Geodetic System 84“ (WGS84) verwendet. Bidens radiata in Tschechien zeigt eine Häufung der Art im süd- böhmischen Teichgebiet des Landes, die sich bis nach Niederö- Ergänzend zur Auswertung relevanter Literaturangaben wur- sterreich in das nordöstliche Waldviertel erstrecken (Daten der den auch Recherchen im Herbarium LI und der Datenbank der Floristischen Kartierung Österreichs (H. Niklfeld, E-Mail)). Der OÖ Landesmuseums (ZOBODAT) durchgeführt, sowie Daten Große Zweizahn scheint hier auch aus dem Grundfeld 7350 mit Floristischer Datenbanken aus der Tschechischen Republik und dem Moldaustausee auf. Von hier gelangte B. radiata nun ver- der Österreichischen Florenkartierung eingearbeitet. mutlich auch nach Oberösterreich. Verwendete Abkürzungen: Auf den Teichböden wachsen unter anderem auch noch Carex bohemica und Eleocharis ovata, zwei bemerkenswerte AL – Albin Lugmair, Herbarium LI – Herbarium des Biologie- Arten der Zwergbinsengesellschaft. Nach HOHLA et al. (2009) zentrum Linz/ Dornach (Oberösterreichisches Landesmuseum waren von der Böhmischen Segge (C. bohemica) in Oberöster- Linz). reich keine rezenten Funde bekannt, aufgrund der Fähigkeit, lan- ge Phasen der Überstauung als Diasporen im Teichboden über- dauern zu können wurde die Art jedoch, wie sich nun bestätigte, nicht als ausgestorben eingestuft. Alphabetisch geordnete Taxaliste mit Kom- Bolboschoenus planiculmis (F. SCHMIDT) T.V. EGOROVA – mentaren Platthalm-Knollenbinse Allium ampeloprasum subsp. porrum (L.) J.GAY – Porree • Alkoven: Straß, 340 m N Hst. Straß-Emling, Ackerrand; 263 m; 7750/1; 11.06.2010; AL, conf. Z. Hroudová; Fotobeleg Abb. 2. • Luftenberg a.d. Donau: Steining, 450 m WSW Luftenberg, westexpo- nierte Bahndammböschung, 3 blühende Pflanzen im äußeren Gleis- Bolboschoenus planiculmis war in Straß/Alkoven im Jahr 2010 schotterbereich; 253 m; 7752/1; 19.05.2011; AL. in einem Weizenfeld, entlang eines Ackerrandes, auf einer Flä- 2 Vom rezenten Fund eines verwilderten Porrees in Oberösterreich che von etwa 100 m bestandsbildend, und in der heuer folgen- den Maiskultur auf etwa der gleichen Fläche zu beobachten berichtet HOHLA (2006). Aus der Großregion der Böhmischen (Abb. 2). Der Ackerrand ist etwas abgesenkt und nimmt bei Re- Masse waren nach HOHLA et al. (2009) bisher keine Verwilderungen bekannt. Es handelte sich beim vorliegenden genfällen das ablaufende Oberflächenwasser der angrenzenden Vorkommen um gut entwickelte, Mitte Mai blühende Exemplare, Straße auf, weist also eine durchschnittlich höhere Feuchtigkeit die demnach überwintert haben. als der umgebende Acker auf. Auch Hroudová et al. (2007) be- schreiben die Vorkommen der Art vor allem in Ackerflächen und beobachten eine Zunahme in Tschechien, hauptsächlich in Mais- Bidens radiata THUILL. – Großer Zweizahn kulturen. Ob die Art am Standort in Alkoven auf den feuchteren Ackerrand beschränkt bleibt, oder das Potential hat, sich auf der • Schlägl: 750 m SO Stift, auf schlammigen Teichböden in 3 abgelasse- restlichen Ackerfläche auszubreiten, und sich als Ackerunkraut nen Fischteichen N der Bahn; wenige Dutzend Ex.; ca. 540 m; 7349/4; zu etablieren, ist noch weiter zu beobachten. 12.08.2011; AL; Fotobeleg Abb. 1. Die Platthalm-Knollenbinse war nach Hroudová et al. Bei den Angaben zur nach DUFTSCHMID (1876: 456) in Oberö- (2006) und FISCHER et al. (2008) bisher nur aus den östlichen sterreich verbreiteten „Bidens cernua α radiata“ handelt es sich Bundesländern Burgenland, Niederösterreich und Wien be- entgegen HOHLA et al. (2009: 182) nicht um Angaben zur hier kannt. Diese ostösterreichische Verbreitung bildet mit Fundorten behandelten Bidens radiata THUILL. DUFTSCHMID (1876) schreibt in Ungarn, der südlichen Slowakei sowie dem Osten und Norden zu „Bidens cernua α radiata“, dass die „…Blätter nach beiden der Tschechischen Republik das Zentrum der bisher bekannten Seiten langzugeschmälert, länglichlanzettlich,…“ also ungeteilt Verbreitung der Art in Mitteleuropa (Hroudová et al. 2007). Im 86 STAPFIA: reports © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at LUGMAIR • Neue floristische Nachweise für Oberösterreich STAPFIA
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