Das Journal des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen # 4 August 2018 WestfalenSport Preis € 2,50 Rödinghausen steht Kopf Die Bayern kommen! Christian Biermann Internationaler Sandkasten-Torjäger E-Soccer im FLVW Konkurrenz oder Ergänzung? Titel Liebe Vereinsvertreterinnen und Vereinsvertreter, Ist E-Soccer Sport? Ich kann Ihnen sagen, sobald das Thema auf den Tisch kommt – übrigens egal in welchem Ausschuss oder auf welcher Veranstaltung – da geht es hoch her. Es ist definitiv eine Diskussion, die voller Emotionen geführt wird. In kürzester Zeit entwickelt sich oft ein richtiger Streit zwischen Gegnern und Befürwortern, eine breite Diskussion, die von „es kann doch wohl nicht wahr sein, dass der Verband ernsthaft ein kinderverblödendes Gezocke unterstützt“ bis hin zu „auch über E-Soccer können Kinder und Jugendliche zur Bewegung geführt werden“ geht. Diese Bandbreite zeigt sich auch in den Kommentaren, die unter dem ersten Facebook-Post stehen, den der Verband zum Thema veröffentlicht hat. Und der Westdeutsche Fußball-Verband richtet am 15. Septem- ber in Münster sogar eine Tagung zum Thema aus. Aber was stimmt denn nun? Sind alle E-Soccer-Spieler süchtig nach Chips, dick und Bewegungsmuffel? Und hat das Gekicke mit dem computeranimierten Ball auch nur ir- gendetwas mit unserem Sport zu tun und gehört unterstützt? Fakt ist, E-Soccer hat für Kinder und Jugendliche einen hohen Freizeitwert. Es ist Thema. Und damit ist es auch ein Thema, an dem unsere Vereine nicht mehr vorbeikommen. Aber was heißt das konkret für das Vereinsleben? Taugt E-Soccer zur Mitgliederbindung? Und ist es jetzt ein Sport oder nicht? Machen Sie sich selbst ein Bild – mittels dieser Ausgabe unseres Verbandsmagazins WestfalenSport. Ich freue mich über Experten zum Thema, über Spieler, die sich zu Wort melden. Egal, ob Sie zu einer Entscheidung pro oder contra E-Soccer kommen – es ist spannend die Faszination dieser Bewegung mitzubekommen. Herzlichst Ihr Gundolf Walaschewski Präsident ADIDAS.DE/FUSSBALL WestfalenSport #4_2018 3 © 2018 adidas AG +158053_SP_Anzeige_H21318_FO_Team_Mode_Combined_Product_P0_WFV_FLWV_230x280.indd 1 05.07.18 11:20 Inhalt Inhalt 46 26 28 49 33 31 24 Gastkommentar: Dorothee Feller 38 50 3 Editorial Regierungspräsidentin, Münster 4 Inhalt „Runter von der Couch“ Schiedsrichter Titel: E-Soccer im FLVW – Konkurrenz oder Ergänzung? FLVW 38 Zwei neue Referees für die Oberliga Leichtathletik 6 „Pilotprojekt“ E-Soccer im FLVW 26 Ehrenpräsident Korfmacher begeht 75. Geburtstag 40 Regeländerungen: „Kaum Praxisrelevanz“ 52 Acht Medaillen für Westfalen bei Jugend DM 7 eSport als Sportverband – Selbstbewusstsein einer Bewegung 27 Jan Ahlers ist FLVW Fairplay-Sieger des Jahres 53 Marcel Reisch deutscher U16-Meister im Diskus 8 WDFV sieht „großes Potenzial für Vereine“ 28 FLVW-Ehrentag: Die Mischung macht’s Fußball Juniorinnen/Junioren 54 Aktuelles aus der Leichtathletik 10 Erfolgreiches Gastspiel des FLVW auf der BaSpo 29 Arminia Appelhülsen gewinnt Beachsoccer Tour 42 U15-Junioren: „Silber“ beim Länderpokal 56 Madleen Malecki reitet auf der Rasierklinge 11 Zwischen Abwarten und Aufgeschlossenheit 44 Tjark Ernst und Juan Ignacio Cabrera 57 Phil Mehn: Meister ohne Spezialtraining 12 DFB definiert Linie zum E-Soccer Fußball-Auslese 45 Mit kühlem Kopf durch die heißen Tage 13 LSB NRW: „eSport ist kein Sport!“ 30 Herne zurück am Schloss Strünkede Aus den FLVW-Kreisen WDFV-Tagung „eSoccer – eine Chance für Vereine?“ 31 DFB-Pokal: Rödinghausen kickt Dresden raus 46 Panorama 58 Die Kaczors: Auf den Spuren von Opa „Jupp“ 14 eSports – ein Sport für die Zukunft 32 Der Usain Bolt der Westfalenliga 59 Aktionstag Blindenfußball in Paderborn 16 S04: mit dem großen FC Barcelona in einer Liga 33 Krahn und Weidenfeller Dortmunds Botschafter Freizeit- und Breitensport 60 Sauberes Wasser rührt zu Tränen 18 Bochum geht mit Duo auf Torejagd für die EM 2024 48 Siegerländer „Oldies“ holen zum 5. Mal den „Pott“ 19 Tim „Latka“ Schwartmann: E-Soccer-Profi 34 Fußballverbot von Ex-Nationalspieler 49 Ü35-Ladies des SCP westdeutscher Meister 61 Westfalenporträt: Arne Friedrich 20 FC Epe: Computerspielen für das „Wir-Gefühl“ 35 SV Hochlar gewinnt 1. Ludwig Fresenius Supercup 50 Sandkasten-Torjäger: Christian Biermann 22 FC Schwerte: von der Konsole auf den Platz 36 „Walking Football“ ist stark im Kommen 51 Mission erfüllt: BV Werther verteidigt Titel 62 Vorschau/Impressum 4 WestfalenSport #4_2018 WestfalenSport #4_2018 5 Titel Titel ESPORT ALS SPORTVERBAND – SELBSTBEWUSSTSEIN EINER SPORTLICHEN BEWEGUNG Ziel: eSport soll integraler Bestandteil des Breitensports werden Premiere: Das erste E-Soccer-Turnier des FLVW fand auf der BaSpo in Dortmund statt Kim Weidig betreut das Thema E-Soccer beim FLVW Das Präsidium des ESB von links: Niklas Timmermann (1. Vizepräsident), Martin Müller (Vizepräsident), Hans Jagnow (Präsident), Anna Baumann (Justiziarin), Dr. Fabian Laugwitz und „PILOTPROJEKT“ E-SOCCER IM FLVW Jan Pommer (beide Vizepräsidenten). Keine Konkurrenz – Ergänzung des Angebots eSport ist aktuell einer der zentralen Fixpunkte der gesellschaftlichen Diskussion um Sport und Sportentwicklung. Inzwischen hat diese Debatte auch den organisierten Sport erreicht und beschäftigte seine Strukturen bis in den Kern. Es geht um das elementare Selbstverständnis des Sports vor dem Hinter- Die Digitalisierung nimmt in allen Bereichen des Lebens eine immer größere Rolle ein. Dazu zählt auch der Sport. Für viele Jugendliche und Erwachsene ist grund einer selbstbewussten sportlichen Bewegung, die alleine in Deutschland inzwischen mehrere Millionen Menschen aller Altersklassen begeistert. E-Sport bereits mehr als ein einfaches Freizeitvergnügen. So werden stets mehr E-Sport-Turniere aller Art weltweit gespielt. Die Nachfrage nach kompetitiven Herausforderungen steigt deutlich. Wurde früher lediglich im heimischen Wohnzimmer „gezockt“, streiten heute Millionen Menschen weltweit um Titel. Allein im ersten Halbjahr des Jahres 2018 hat sich der des eSports gegründet und gleichzeitig für die in ihm Vielzahl der breiten und bunten eSport-Bewegung in Umfang dieser Debatte gezeigt: Im Koalitionsvertrag organisierten Institutionen eine Plattform für die ge- Deutschland, mit deutlichem Zulauf und einer guten Als einer von drei Pilotverbänden des Deutschen nieren, bei der Gründung von E-Soccer-Abteilungen sorgt für passendes Marketingmaterial. Die Koopera- wurde Anerkennung von eSport als Sportart als Ziel der meinsame Arbeit an übergreifenden Herausforderun- Reaktion aus der Szene. Und wir setzen uns diese Fußball-Bundes (DFB) rückt der Fußball- und und anderen E-Soccer bezogenen Themen unterstüt- tionsvereine kümmern sich um den Austragungsort Bundesregierung festgelegt; der Deutsche Fußball-Bund gen gebildet. Und nicht zuletzt ist die logische Folge Schwerpunkte: Noch in diesem Jahr werden wir unse- Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) das The- zen. Dem FLVW ist bei der Entwicklung von E- und die Turnierleitung. | legte einen Zick-Zack-Kurs der Positionierung hin und aus der Forderung „eSport ist Sport“ die Gründung ei- ren Ansatz einer grundlegenden eSport-Trainerausbil- ma E-Soccer (siehe Kasten und auch Seite 12 dieser Soccer im Besonderen wichtig, dass alle Projekte und Kim Weidig/FLVW wechselte von der rigorosen Ablehnung von eSport zum nes dedizierten Sportverbandes. dung für den Breitensport-Bereich vorstellen und zeit- Ausgabe) in den Fokus. Der FLVW sieht im E-Soccer Maßnahmen mit den westfälischen Mitgliedsverei- halb garen eSport-Einstieg; der DOSB evaluiert die Be- Und diese Voraussetzung ist es auch, die eine Notwen- nah den Schulungsbetrieb starten – um eine starke Basis großes Entwicklungspotenzial für seine westfälischen nen durchgeführt werden. Aufgrund dieser Projekt- Ansprechpartner: deutung für den organisierten Sport in Deutschland – digkeit für einen eSport-Verband bestimmt: Geht man und sportliche Nachhaltigkeit für den eSport zu si- Mitgliedsvereine. Die jüngere Generation hat ein konzeption wurde der FLVW als Pilotverband vom Das Thema E-Soccer wird in der Abteilung Brei- und nicht zuletzt hat der eSport-Bund Deutschland von dem Gedanken aus, dass eSport eine eigene Sport- chern. Auch ein aktiver Spielbetrieb im Amateur-Be- deutlich diverseres Interessenspektrum. Wo früher DFB ausgewählt. tensport und Verbandsentwicklung hauptamtlich (ESBD) seine Arbeit 2018 aufgenommen. art mit motorischen, reaktiven und spielbeherrschen- reich wird durch den ESBD vorangetrieben, um Nach- noch das Fußballspielen Dabei darf E-Sport nicht von Kim Weidig betreut. Bei Fragen und Anregun- Aber warum braucht es überhaupt einen Verband des den Komponenten ist, die in dieser Kombination in wuchs- und Aufstiegsstrukturen transparent zu machen. auf dem Rasen Hobby als Konkurrenz zum „nor- gen steht er jederzeit unter [email protected] zur eSports? Reicht es nicht, wenn Vereine ihr Angebot er- keiner anderen Sportart zu finden sind, dann kann Aber warum sollten wir diese Aufgaben isoliert ange- Nummer eins war, haben „Mit dem fußballnahen malen“ Sportangebot be- Verfügung. weitern? Interessiert sich die eSport-Szene überhaupt man eSport nicht als nebensportliche Betätigung dis- hen? Die moderne Welt basiert auf Kollaboration und Jugendliche und junge Angebot kann es Vereinen trachtet werden, sondern für Vereine und Verbände? Zur Beantwortung dieser qualifizieren. Und dann braucht es einen Verband, der ständigem Austausch. Als eSport haben wir vielfach die Erwachsene heute meist vielmehr als auf die Ziel- Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich Fragen lohnt sich ein Blick in die