Rheinland-PfÄLZER IN BERLIN Frauen und Männer aus unserem Land und ihre Wirkungsstätten in Berlin In den Ministergärten 6 10117 Berlin Telefon 030 726 291 000 Telefax 030 726 291 289 www.landesvertretung.rlp.de Herausgegeben von der Landesvertretung Rheinland-Pfalz Gruß Staatssekretärin Heike Raab Bevollmächtigte des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa, für Medien und Digitales Das Gebot unserer Zeit heißt, sparsam mit Steuergeldern umzugehen. Deshalb geben wir die im Frühjahr 2014 gedruckten Exemplare unserer Bestseller-Bro- schüre »Rheinland-Pfälzer in Berlin« nicht in den Reißwolf, weil die Leitung der Landesvertretung wechselte. Das Grußwort meiner Vorgängerin kann ich Wort für Wort unterschreiben. Und die Inhalte der Broschüre sprechen eh´ für sich. Eine kleine Aktualisierung möchte ich auf diesem Wege noch mitteilen: Leider ist am 6. Dezember 2014 Ralph H. Baer, der Erfinder des Video-Spiels, im hohen Alter von 92 Jahren gestorben. Es war uns eine Ehre, den kleinen Ar- tikel über seine Lebensleistung noch mit ihm persönlich abstimmen zu können. Mit unserer Broschüren werden wir weiter an ihn erinnern. Ich wünsche Ihnen Freude beim Lesen! Das erwirtschaftete Vermögen aus diesen Betrieben investierte er 1905 in den LORENZ ADLON Bau des Adlon. Dazu kaufte er ein Grundstück in begehrtester Lage, ließ mit Billigung des Kaisers das denkmalgeschützte Palais Redern abreißen und in Zu- HOTELIER sammenarbeit mit berühmten Architekten, Künstlern und Kunsthandwerkern * 29.05.1849 in Mainz | † 07.04.1921 in Berlin ein für die damalige Zeit außerordentlich modernes, als architektonischer Kon- trapunkt zum Stadtschloss konzipiertes Luxushotel bauen. Europas Könige, der Zar, Politiker und Diplomaten, Einstein, Furtwängler und Karajan waren ebenso Gäste wie Charlie Chaplin und Marlene Dietrich, die hier entdeckt wurde. 1921 starb Lorenz Adlon in Berlin durch einen Verkehrsunfall. Die Leitung des »Die Menschen … machten das Adlon zu dem, was es sein ganzes Leben lang war: Hotels übernahm sein Sohn Louis. 1936 wurde das Haus offizielles Hotel der einem begehrten Mittelpunkt der großen Welt, in der man sich nicht langweilt oder Olympischen Spiele. Vom Krieg war wenig zu spüren im Hotel, die Prominenz in der man sich – wenn man sich langweilte – sehr amüsant langweilen konnte. Und des NS-Staates gab sich hier weiterhin ihr Stelldichein. damit wurde es auch ein Treffpunkt der Träume für die zahllos vielen, die es nur von Im April 1945 wurde im Adlon ein Lazarett eingerichtet, das in der Nacht vom außen kannten und niemals ihren Fuß über die Schwelle setzten.« Hedda Adlon 2. auf den 3. Mai bis auf einen Seitenflügel niederbrannte. Dieser wurde auch in der DDR als HO-Hotel genutzt und 1964 nochmals renoviert, in den 70er Mit der Eröffnung des legendären Hotel Adlon in Berlin am 23. Oktober 1907 Jahren allerdings zu einem Lehrlingswohnheim umgewandelt. 1984 wurde auch erfüllte sich Lorenz Adlon nicht nur seinen Lebenstraum, sondern veränderte dieser letzte Teil des ursprünglichen Hauses abgerissen, um dem geplanten auch das Gesicht Berlins. Kaiser Wilhelm II, der ehrgeizige Modernisierungsziele Neubau eines Wohnkomplexes Platz zu machen. Für den Fall, dass jemals die für »seine Residenz« verfolgte, unterstützte Adlons Vorhaben massiv, ein Hotel Möglichkeit bestünde, das Hotel an historischer Stelle wieder zu errichten, zu bauen, das so groß und so komfortabel sein sollte, dass allein schon die hatte die Witwe von Louis Adlon das Ankaufsrecht der Kempinski Hotelgruppe Aussicht, dort wohnen zu können, die prominentesten Gäste nach Berlin lockte. übertragen. Nach dem Fall der Mauer wurde die Umsetzung dieser Vision mög- Das Adlon wurde Schauplatz großer Bälle und Diners, rauschender Feste und lich: Am 23. August 1997 eröffnete das neue Hotel Adlon-Kempinski an alter internationaler Skandale, der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens Stelle, am Pariser Platz/Ecke Unter den Linden. von Berlin. Lorenz Adlon wurde 1849 als Sohn eines Schuhmachers in Mainz geboren und begann zunächst eine Ausbildung als Tischler. Erste Erfahrungen in der »Im Adlon getanzt zu haben, im Gastronomie sammelte er mit Zeltwirtschaften bei Turnfesten, wobei er so Adlon diniert zu haben, im Adlon gut verdiente, dass er in Mainz ein Restaurant eröffnen konnte. In den 1880er eine Nacht verbracht zu haben, Jahren ging er nach Berlin, wo er das berühmte Restaurant Hiller erwarb, eine womöglich die Hochzeitsnacht, Weinhandlung in der Wilhelmstraße unterhielt und 1885 die Zooterrassen das waren glühend ersehnte Dinge, im Zoologischen Garten zu einem Feinschmecker-Restaurant ausbaute. von denen man noch den lieben 1888 bewarb er sich als Pächter für das Restaurant der Weltausstellung in Kindern und Enkelkindern vor dem Amsterdam, ein Jahr später erwarb er sein erstes Hotel in Amsterdam und Schlafengehen erzählen konnte!« das Continental in Berlin. Hedda Adlon 2 3 Baer hat vor Jahrzehnten das geschaffen, was heute Xbox, Playstation oder RALPH H. Gamecube heißt. Baers Erfindung dürfe man nicht unterschätzen, denn »Com- puterspiele sind von Anfang an integraler Bestandteil und bis heute treibende BAER Kraft der Computerentwicklung insgesamt«, betont Andreas Lange, Leiter des Computerspielemuseums, im kleinen Katalog zur Sonderausstellung »pong. ERFINDER mythos«. Deshalb wird Baer vom Computerspielemuseum in Berlin geehrt. * 8. März 1922 in Pirmasens Er ist aktiver Schirmherr des von einem gemeinnützigen Verein geführten Museums, Karl-Marx-Allee 93a. Baer hält per E-Mail Kontakt und hat das Museum 2006 auch persönlich besucht. Gemeinsam mit Kindern und Enkel- kindern reiste er im hohen Alter erstmals zurück nach Deutschland, von wo »Connecting the dots« – die Punkte verbinden und daraus ein Konzept entwi- seine Familie 1938 vor den Nazis in die USA geflohen war. ckeln. Das war Ralph Baers eigenen Angaben zufolge seine Leistung als Erfinder. Dem als Sohn eines Vertreters für die Pirmasenser Schuhfabriken geborenen Baer wurde es nicht an der Wiege gesungen, dass er einmal als »Vater der Video-Spiele« bekannt sein würde. Tatsächlich hält Baer, der von sich selbst bescheiden erklärt »I was there at the very beginning of this saga« mehr als 150 US- und europäische Patente. Baer entwickelte als leitender Angestellter des Rüstungszulieferers Sanders Associates das Konzept und die erste marktreife Ausführung eines Videospiels. Es war seine Idee, den in den USA bereits massenhaft vorhandenen Fernseh- Bildschirm auch für Spiele wie Ping-Pong zu nutzen. Die Konsole Odyssey, 1972 auf den Markt gebracht von der Firma Magnavox, verkaufte sich 350.000 Mal. Anders als Baers Prototyp funktionierte sie nur schwarz-weiß. Dafür ermöglich- te Magnavox mit Steckplatinen den Wechsel unter 12 verschiedenen Spielen. mit Computerspielemuseum Ralph Baer beim Besuch im Odyssey-Spielkonsole der dem Museumsleiter und Zunächst wurde Baer in der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen. Die Compu- Dem Computerspielemuseum wie auch dem Dynamikum Science Center terfirma Atari, deren Teilhaber Nolan Bushnell ähnliches Verkaufstalent besaß Pirmasens, einem interaktiven Museum zum Thema Bewegung in seiner wie Apple-Chef Steve Jobs, bewarb im gleichen Jahr den Erfolg ihres Münzspiel- Geburtsstadt, hat Baer je eine Replik der »Brown-Box«, wie der Prototyp der Automaten mit dem Spiel »Pong« als eigene Idee. Allerdings konnte Baer mit Odyssey genannt wurde, geschenkt. Das Dynamikum berichtet: »Wir sind sehr einem von Bushnell unterschriebenen Besucherzettel von einer öffentlichen beeindruckt, wie stabil die Technik der Brown Box dem täglichen Dauerbetrieb Vorführung der Odyssey nachweisen, dass »Pong« keine Eigen- sondern eine standhält! Das ist, verglichen mit hochmodernen Medienstationen, durchaus Weiterentwicklung war. Atari musste nach einem Rechtsstreit zahlen, dennoch bemerkenswert.« blieb Bushnell in der Erinnerung lange der Ruhm des Gründervaters. Seine neue Heimat USA hat Baer mit der National Medal of Technology, Heute genießt Baer die späte Genugtuung nicht nur mit der ersten Videospiel- überreicht vom Präsidenten, und mit der Aufnahme der originalen Brown Box Konsole, sondern auch mit zahlreichen weiteren Spielen – besonders bekannt: und der umfangreichen Notizbücher Baers in das Archiv des Smithonian-Muse- Senso – großen Erfolg erzielt zu haben. ums gewürdigt. Er ist auch Mitglied des National Inventors Hall of Fame. 4 5 Dazu Ball: »Der Dadaismus ist zu dem Zweck erfunden worden, unser gewöhn- HUGO BALL liches Konzept von gedanklichem Zusammenhang zu erweitern.« Dadaistische Gedichte erscheinen unsinnig. Ball gilt als Meister des Lautgedichtes, das mit DICHTER, KABARETTIST, KONZEPTKÜNSTLER frei erfundenen Worten arbeitet. * 22.02.1886 in Pirmasens Schon bald entzieht sich Ball dem Kabarett und Dada und arbeitet als Verlags- † 14.09.1927 in Collina d’Oro (Schweiz) leiter für die Freie Zeitung Zürich. Nach seiner Heirat mit Emmy übersiedelt er in den kleinen Ort Agnuzzo im Schweizer Kanton Tessin. In seinen letzten drei Lebensjahren verfasst er eine Biografie über seinen engen und langjährigen Freund Hermann Hesse. Hugo Ball stirbt viel zu früh an einem Krebsleiden. Er ist auf dem gleichen Friedhof bestattet wie seine Frau und Hesse. Hugo Ball ist vor allem als Mitbegründer des Dadaismus bekannt. Die Anfänge 2004 stiftete Ministerpräsident Kurt Beck für Ball einen Stern der Satire vor seiner künstlerischen Entwicklung liegen in Berlin. Nach seiner Schulausbildung dem Deutschen Kabarett-Archiv in Mainz. Zu Ehren des Kabarettisten und am Königlich-Humanistischen Gymnasium in Pirmasens und »einigen beruf-
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