Nr. 11 ISSN 1866-1521 15

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Eucera Nr. 11 ISSN 1866-1521 15. Juni 2017 Eucera 11, 2017 Inhaltsverzeichnis Westrich, P.: Zur Besiedlung alter und neuer Feldwege durch Wildbienen (Hymenoptera, Apidae) in einem Lößgebiet Südwestdeutschlands .............................................................................................................3 Content Westrich, P.: Wild bees (Hymenoptera, Apidae) colonizing old and new field paths in a loess area in Southwestern Germany ............................................................................................................................................3 Widmung Dieses Heft ist Herrn Prof. Dr. Konrad Schmidt (Heidelberg) zum 80. Geburtstag gewidmet. Konrad Schmidt hat mich in den 1970er Jahren in die Taxonomie und Systematik der Stechimmen eingeführt und mich mit Vergleichsmaterial und unzähligen Ratschlägen unterstützt. Für meine Dissertation war er 1. Berichterstatter und auch später stets ein Ratgeber und Freund. Dafür danke ich ihm auch an dieser Stelle sehr herzlich. Paul Westrich Impressum / Imprint Herausgeber und Verleger: Dr. Paul Westrich, Raichbergstr. 38, D–72127 Kusterdingen www.eucera.de © Paul Westrich 2017 Eucera Nr. 11 Kusterdingen, 15. Juni 2017 ISSN 1866–1521 Titelbild: In Nord-Süd-Richtung verlaufender, neugebauter Erdweg im Flurbereinigungsverfahren Bretten-Gölshausen. Die kleineren Fotos zeigen Halictus scabiosae beim Pollensammeln auf einer Gewöhnlichen Kratzdistel (Cirsium vulgare) und Nomada fucata (Weibchen) beim Blütenbesuch auf Grünem Pippau (Crepis capillaris) (Fotos: P. Westrich). 2 Eucera 11: 3–16 (2017) ISSN 1866-1521 Paul Westrich Zur Besiedlung alter und neuer Feldwege durch Wildbienen (Hymenoptera, Apidae) in einem Lößgebiet Südwestdeutschlands Abstract In 2013 and 2015 the bee fauna of old and newly created field paths in a land consilidation area in Southwestern Germany was investigated. In 2013 nine species of bee were found nesting in these field paths.The most frequent species was Lasioglossum malachurum with more than a hundred nests at two sites. Andrena flavipes, Andrena flo- rea, Andrena gravida, Halictus scabiosae and Lasioglossum pauxillum have also been recorded.The brood parasites Sphecodes monilicornis, Sphecodes albilabris and Nomada fucata were found at nests of their hosts. In 2015 twelve spe- cies of bee were recorded on new field paths, eight of which used the paths for nesting and four were cuckoo bees. The highest number of species on a field path numbered ten. The most frequent species was Lasioglossum malachurum. Andrena gravida, Halictus tumulorum und Halictus scabiosae and Lasioglossum pauxillum were also observed nesting on new field paths, while Lasioglossum politum was missing in 2013 and therefore was new. Lasioglossum malachurum, Halictus scabiosae and Lasioglossum pauxillum are regarded as typical pioneers on bare or sparseley vegetated ground. Zusammenfassung Im Jahr 2013 wurden im Planungsraum der Flurneuordnung Bretten-Gölshausen neun Wildbienenarten nachgewie- sen, die ihre Nester in alten Erd- bzw. Schotterwegen angelegt hatten. Die häufigste Art warLasioglossum malachurum mit zwei Nestansammlungen mit mehr als hundert Nestern. Außerdem gefunden wurde eine große Nestansammlung von Andrena flavipes sowie Nester von Andrena florea, Andrena gravida, Colletes cunicularius, Halictus scabiosae und Lasioglossum pauxillum.; an Kuckucksbienen festgestellt wurden Sphecodes monilicornis, Sphecodes albilabris und Nomada fucata. 2015 wurden auf den neugebauten Erdwegen zwölf Bienenarten nachgewiesen. Acht von ihnen nut- zen die Erdwege als Nistplatz, vier Arten gehören zu Kuckucksbienen der Gattungen Nomada und Sphecodes. Der Erdweg mit der größten Anzahl wies zehn Wildbienenarten auf. Die am häufigsten vertretene Art war Lasioglossum malachurum. Auch Andrena gravida, Halictus tumulorum und Halictus scabiosae sowie Lasioglossum pauxillum hatten auf Wegen einzelne oder mehrere Nester angelegt. Lasioglossum morio, Lasioglossum politum und Lasioglossum villo- sulum waren neu und 2013 noch nicht nachgewiesen worden. Als typische Pioniere auf neu entstandenen vegetati- onsfreien Flächen gelten Halictus scabiosae, Lasioglossum malachurum und Lasioglossum pauxillum. Es ist zu vermuten, daß die Erhaltung der individuenreichen Populationen dieser Arten auf alten Wegen die Besiedlung neuer Erdwege durch solche Weibchen ermöglicht hat, die nach dem Schlüpfen aus ihrem unterirdischen Winterquartier aus diesen Populationen ausgewandert sind. Einleitung Unbefestigte Feldwege spielen als Nistplätze im von Wildbienen untersucht. Dabei standen solche Boden nistender Wildbienen eine wichtige Rolle. Arten im Vordergrund, die ihre Nester in Feldwegen Dies gilt in besonderem Maße in Lößgebieten, da anlegen. Aus Vergleichsgründen sollten im Jahr Löß als Substrat für die Nestanlage im Boden be- 2013 zunächst alte, d. h. vorhandene Erd- und sonders gut geeignet ist. Wenn Lößwege durch Schotterwege, die zur Rekultivierung vorgesehen regelmäßiges Befahren nicht oder nur schüt- waren, untersucht werden und im Jahr 2015 zu- ter bewachsen sind, können sich im Laufe der sätzlich die zwischenzeitlich neugebauten Wege. Jahre große Nestansammlungen verschiedener Die Untersuchung sollte dazu beitragen, eventuell Wildbienenarten entwickeln (Westrich 1990). Nur vorhandene Wildbienenvorkommen vor den ge- wenig wissen wir allerdings darüber, wie rasch und planten Eingriffen in die Landschaft zu sichern und durch welche Arten neugeschaffene Erdwege be- Erfahrungen für die zukünftige Neuschaffung von siedelt werden. Um hierüber mehr zu erfahren, wur- Erdwegen als Nistplätze von Wildbienen zu sam- de im Rahmen eines Flurneuordnungsverfahrens meln. Die vorliegende Arbeit enthält die Ergebnisse im Landkreis Karlsruhe ein Verfahrensgebiet vor dieser Untersuchungen und die daraus abgeleite- der Aufstellung eines Wege- und Gewässerplans ten Empfehlungen. und nach dessen Umsetzung auf das Vorkommen 3 Eucera 11, 2017 Material und Methoden Ergebnisse Die Erfassung der Wildbienen erfolgte im Verlauf Alte Erdwege im Jahr 2013 von je sechs Begehungen unter Berücksichtigung Von den im Jahr 2013 im Planungsraum der der verschiedenen jahreszeitlichen Aspekte in den Flurneuordnung nachgewiesenen 40 Bienenarten Monaten April bis August der Jahre 2013 und 2015 waren neun Arten, die ihre Nester in unterschied- überwiegend durch Sichtbeobachtung bzw. durch licher Dichte in Erd- bzw. Schotterwegen angelegt Kescherfang. hatten (siehe Tabelle 1) (Westrich 2013). Auf allen Von im Gelände nicht eindeutig bestimmbaren vier Erdwegen vertreten war die Schmalbienenart Arten wurden einzelne Belegexemplare der Natur Lasioglossum malachurum. Zwei Wege enthielten entnommen und im Labor bestimmt. Die verwen- große Nestansammlungen mit jeweils mehr als dete Nomenklatur richtet sich nach Westrich & hundert Nestern. Auf einem Erdweg fanden sich Dathe (1999). einzelne Nester der Sandbienenarten Andrena flavi- pes und Andrena gravida sowie jeweils 10-12 Nester Das Untersuchungsgebiet der Furchenbienenart Halictus scabiosae und der Das Untersuchungsgebiet umfaßt den Planungs- Schmalbienenart Lasioglossum pauxillum. raum der Flurneuordnung Bretten-Gölshausen Nicht alle Erdwege im Planungsraum waren von (Landkreis Karlsruhe). Es liegt im Westen des Wildbienen besiedelt (siehe Abb. 7). Ursache hierfür Kraichgaus, einer sanftwelligen Hügellandschaft im war vor allem ein dichter Grasbewuchs, der durch Nordwesten von Baden-Württemberg. Das den ge- die Düngung auf benachbarten Flurstücken noch samten Naturraum charakterisierende Sediment ist gefördert wurde und dadurch die Nistplatzqualität Löß, der in den Eiszeiten aus dem Oberrheingraben verschlechterte. als Schluff ausgeblasen und im Kraichgau abge- lagert wurde, wo er seine größte Mächtigkeit in Schotterwege im Jahr 2013 Deutschland erreicht (Geyer & Gwinner 1986). Für Unter den vier Schotterwegen trat der Feldweg bodennistende Wildbienen ist Löß für die Anlage A1 aufgrund einer großen Nestansammlung der des Nestes von herausragender Bedeutung. Die Sandbienenart Andrena flavipes besonders in aus Löß entstandenen Böden sind sehr fruchtbar Erscheinung (Abb. 5, 12, 13). Es handelte sich aller- und ermöglichen eine intensive Landwirtschaft. dings nicht um einen reinen Schotterweg. Vielmehr Ackerbau (Getreide, Raps, Mais) ist daher vorherr- wurde der Schotter im Laufe der Zeit mit Lösslehm schend und das Grünland wird ebenfalls über- überdeckt und auch die Zwischenräume zwischen wiegend intensiv bewirtschaftet. Vor allem in den Steinen waren mit Lösslehm ausgefüllt, so daß Streuobstbeständen gibt es noch artenreichere sich Nistmöglichkeiten ergaben. A. flavipes trat hier Wiesen(reste). Ruderal- und Saumgesellschaften in zwei Generationen auf. Die ca. 200 Nester be- auf Straßenböschungen und Feldrainen sowie fanden sich vor allem im schütter bewachsenen einzelne Feldgehölze, Hecken und Waldränder Mittelstreifen des Wegs, teilweise auch in der südli- erhöhen die Zahl potentieller Nahrungsquellen chen vegetationsfreien Fahrspur (Abb. 5). Besonders für Wildbienen. 2015 wurden zur Förderung der bemerkenswert war der Nachweis von mindestens Imkerei Blühflächen mit sommerannuellen Arten zehn Weibchen der bei dieser Sandbiene schmarot- angelegt. Die Gemarkung war 2013 von alten zenden Wespenbienenart Nomada fucata. Daraus Feldwegen durchzogen, die teils mit Boden über- lässt sich folgern, daß diese Nestansammlung of- deckte Schotterwege, teils reine Erdwege waren. fenbar schon länger bestanden hat. Im Rahmen der Flurneuordnung blieben einige alte Neben Andrena flavipesfanden

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