International Mathematical News Nouvelles Mathématiques Internationales Internationale Mathematische Nachrichten

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INTERNATIONAL MATHEMATICAL NEWS NOUVELLES MATHEMA¶ TIQUES INTERNATIONALES INTERNATIONALE MATHEMATISCHE NACHRICHTEN NACHRICHTEN DER OSTERREICHISCHENÄ MATHEMATISCHEN GESELLSCHAFT EDITED BY OSTERREICHISCHEÄ MATHEMATISCHE GESELLSCHAFT Nr. 182 Dezember 1999 WIEN INTERNATIONAL MATHEMATICAL NEWS NOUVELLES MATHEMA¶ TIQUES INTERNATIONALES INTERNATIONALE MATHEMATISCHE NACHRICHTEN GegrundetÄ 1947 von R. Inzinger, fortgefuhrtÄ von W. Wunderlich Herausgeber: OSTERREICHISCHEÄ MATHEMATISCHE GESELLSCHAFT Redaktion: P. Flor (U Graz; Herausgeber), U. Dieter (TU Graz), M. Drmota (TU Wien) und J. Schwaiger (U Graz), unter stÄandiger Mitarbeit von R. Mlitz (TU Wien) und E. Seidel (U Graz). ISSN 0020-7926. Korrespondenten DANEMARK:Ä M. E. Larsen (Dansk Matematisk Forening, Kopenhagen) FRANKREICH: B. Rouxel (Univ. Bretagne occ., Brest) GRIECHENLAND: N. K. Stephanidis (Univ. Saloniki) GROSSBRITANNIEN: The Institute of Mathematics and Its Applications (Southend-on-Sea), The London Mathematical Society JAPAN: K. Iseki¶ (Japanese Assoc. of Math. Sci) JUGOSLAWIEN: S. Pre·sic¶ (Univ. Belgrad) KROATIEN: M. Alic¶ (Zagreb) NORWEGEN: Norsk Matematisk Forening (Oslo) OSTERREICH:Ä C. Binder (TU Wien) RUMANIEN:Ä F.-K. Klepp (Timisoara) SCHWEDEN: Svenska matematikersamfundet (GÄoteborg) 2 SLOWAKEI: J. Sira· n· (Univ. Pre¼burg) SLOWENIEN: M. Razpet (Univ. Laibach) TSCHECHISCHE REPUBLIK: B. Maslowski (Akad. Wiss. Prag) USA: A. Jackson (Amer. Math. Soc., Providende RI) INTERNATIONAL MATHEMATICAL NEWS NOUVELLES MATHEMA¶ TIQUES INTERNATIONALES INTERNATIONALE MATHEMATISCHE NACHRICHTEN Herausgegeben von der OSTERREICHISCHENÄ MATHEMATISCHEN GESELLSCHAFT 53. Jahrgang Wien | Dezember 1999 Nr. 182 CONTENTS TABLE DES MATIERES | INHALT Mathematik bekommt man nicht gratis. Ein Interview mit Edmund Hlawka (Martin Aigner, Peter Gruber)1 : : : : : : : : : : : : 2 Olga Taussky-Todd { der Beginn einer Karriere als Mathematikerin (Christa Binder) : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 11 Karl Mayrhofer, 1899{1969 (Wolfgang Wertz) : : : : : : : : : : : : : : 17 Preise und Auszeichnungen : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 22 Berichte : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 23 Nachrichten und AnkundigungenÄ : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 30 Buchbesprechungen : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 32 Nachrichten der OsterreichischenÄ Mathematischen Gesellschaft : : : : : 65 1Nachdruck aus den DMV-Mitteilungen 2/99 1 MATHEMATIK BEKOMMT MAN NICHT GRATIS Ein Interview mit Edmund Hlawka Dieses Interview wird mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber der DMV-Mitteilungen (2/99, pp. 42{47) nachgedruckt. Das GesprÄach mit Pro- fessor Edmund Hlawka (geb. 1916) fuhrtenÄ Martin Aigner und Peter Gruber. Der Student Praktisch jeder Mathematiker, der in Wien studiert hat und heute zwischen 40 und 70 ist, bezeichnet Sie als seinen Lehrer, uns beide eingeschlossen { wir kommen spÄater noch darauf zuruckÄ { aber wer waren denn Ihre Lehrer? Also, wenn ich kurz anfuhrenÄ darf: Wilhelm Wirtinger, der Funktionen- theoretiker, der Zahlentheoretiker FurtwÄangler, Hahn ist nicht mehr mein Lehrer gewesen, er ist in dem Jahr, in dem ich zu studieren begann, nach einer Operation gestorben. Menger naturlicÄ h, von GÄodel wurdeÄ ich mich als uneigentlichen SchulerÄ bezeichnen, es gab keinen SchulerÄ von GÄodel direkt. 2 Und wer hat Sie besonders beeindruckt? Der am meisten in mein Leben eingegri®en hat, war wohl Wirtinger, ob- wohl ich ihn nur ein Jahr vor seiner Emeritierung erleben durfte als aktiven Professor. Als Vortragender hat er sehr viel in die Vorlesungen hineinge- packt, also furÄ die meisten Studenten war das zu schwierig. Wenn man nicht schon Mathematik gelernt hatte, so war das ganz aussichtslos. Wirtinger hat in seinem Seminar ubÄ er seine eigenen Untersuchungen vorgetragen, ich hÄatte das im ersten Jahr durchaus besuchen kÄonnen | Wirtinger selber hÄatte gar nichts dagegen gehabt | aber ich habe dann gefunden, das ist zu hoch furÄ mich. Die meisten Vorlesungen habe ich bei FurtwÄangler gehÄort und einige bei Menger und GÄodel. Bei GÄodel kann ich vielleicht hinzufugen,Ä da¼ er in seinem Leben ja nur drei oder vier Vorlesungen gehalten hat. GÄodel habe ich vielleicht nicht gut, aber doch einigerma¼en gekannt | gut gekannt hat ihn eigentlich niemand, au¼er Olga Taussky-Todd, die mit Kurt, wie sie ihn nannte, eng vertraut war. GÄodel war sehr reserviert, er hat kaum gesprochen, es war eine Scheuheit bei ihm und naturlicÄ h eine sehr starke Zerstreutheit. Aber spÄater in Princeton hat er mit mir einmal eine Stunde ausfuhrlicÄ h gesprochen, was furÄ die anderen dort eine Sensation war. Welche Rolle hat das Menger-Seminar gespielt? Im Seminar von Menger war ich nur ein- oder zweimal, das war eine abge- schlossene Gruppe. GÄodel war dort anwesend, also die Elite. Nach dem Tod von Hahn haben sich die Leute, die sich furÄ Mengenlehre interessierten, um Menger gruppiert. GÄodel hat dort zum ersten Mal seinen UnvollstÄandigkeits- satz skizziert, aber da war ich nicht dabei. Es gibt auch noch Vorlesungen von GÄodel, die er in der Wohnung von Ziesel gehalten hat, der ein Mitglied des Wiener Kreises war. Hat sich der Wiener Kreis am Seminar von Menger beteiligt? Ich wurdeÄ sagen nein. Von den Mathematikern waren Grundungsmit-Ä glieder des Wiener Kreises Reidemeister, was wenig bekannt ist, Vietoris, was noch unbekannter ist, Hahn und Menger. UrsprunglicÄ h traf sich der erste Wiener Kreis in einem Ka®eehaus, dem Caf¶e Bastei, gegenubÄ er der UniversitÄat, das gibt es heute nicht mehr. Aber direkte Verbindungen zum Menger-Seminar, die gab es eigentlich nicht. War der Vortrag von GÄodel ubÄ er den UnvollstÄandigkeitssatz im Wiener Kreis eine Sensation? Er stie¼ auf vollstÄandige Ablehnung | der Satz hat den Prinzipien des Wiener Kreises widersprochen. Der Wiener Kreis war der Ansicht, die Ma- thematik ist ein Spezialgebiet der Logik und es sind nur noch sekundÄare Probleme zu lÄosen, wie das Auswahlaxiom und die Kontinuumshypothe- se. Ich kann mich erinnern, da¼ Reichenbach, der ein Vertreter des Berliner Kreises war, der Meinung war, da¼ im Grunde keine Schwierigkeiten mehr da wÄaren. Mit dem Buch Principia Mathematica ist eigentlich die Mathematik erledigt, es bleiben nur noch Probleme der Logik. Die Folge der Ablehnung der GÄodelschen Arbeit war, da¼ sich Hahn, Menger und GÄodel nicht mehr am Wiener Kreis beteiligt haben. Bei Hahn kamen noch andere GrundeÄ dazu, er hat gemeinsam mit Thirring PhÄanomene untersucht, die ubÄ er das Rationale hinausgehen, sie haben auch Experimente gemacht. Das hat den Prinzipi- en des Wiener Kreises vollkommen widersprochen. Die Mathematiker waren naturlicÄ h auf Seiten GÄodels. 3 Sie waren ja damals ein ganz junger Student. Haben Sie mitbekommen, was sich da abspielt im Wiener Kreis? Ich war unbezahlter Bibliothekar, das war eine Auszeichnung, und da habe ich naturlicÄ h die Leute zum gro¼en Teil gesehen, denn der Wiener Kreis traf sich in dem Raum daneben, wo jetzt die Meteorologie ist. GÄodel sah ich fast jeden Tag, auch Helly und andere. Sind auch GÄaste am Institut in Erscheinung getreten? Ja, in starkem Ma¼e, vor allem aus Polen. Von Neumann hat hier in Wien die Spieltheorie vorgetragen. Das war ja mein GlucÄ k, ich habe in den ersten Jahren gelebt wie ein Privatgelehrter mit all den au¼ergewÄohnlichen Leuten, die man traf. Die Vorlesungen von Menger ubÄ er Variationsrechnung oder die von GÄodel ubÄ er die Kontinuumshypothese waren etwas Besonderes. Bei GÄodel habe ich nicht viel verstanden, aber da habe ich das Schicksal mit vielen anderen geteilt. Am Anfang war der HÄorsaal voll, und am Schlu¼ war eigentlich nur mehr der Mostowski, der gerade in Wien war, anwesend. Was hat sich 1938 mit dem Anschlu¼ verÄandert? Also, Menger hat sofort ein Telegramm geschickt, da¼ er nicht aus Ame- rika zurucÄ kkommt. An den Mauern der UniversitÄat war eine Liste angeschla- gen, wer nicht mehr tragbar ist, und da war GÄodel dabei, aber das wurde spÄater wieder zurucÄ kgezogen. Als GÄodel aus GÄottingen zurucÄ kgekehrt war, hat er sich dann Devisen bescha®t, so da¼ er seine Fahrt nach Princeton antreten konnte, und zwar mit der Sibirischen Eisenbahn, Flugzeuge hat er abgelehnt. Taussky-Todd war bereits in England, sie war in Wien nie angestellt, auch Heinrich Mann nicht, der Stunden gegeben hat. Abraham Wald war beim Institut furÄ Konjunkturforschung angestellt, heute das Wirt- schaftsfÄorderungsinstitut. Sie alle haben Wien verlassen. Sie haben sich noch wÄahrend des Krieges habilitiert? Meine Habilitationsschrift hatte 23 Seiten, Perron in MuncÄ hen hat sie sofort zum Druck angenommen, erschienen ist sie 1943. Ich war dann Dr. habil., um aber Dozent zu werden, waren Dozentenlager vorgeschrieben, mit Kleinkaliberschie¼en und solchen Sachen. Am 5. November 1944 wurde ich ausgebombt, und am nÄachsten Tag hielt ich meinen Habilitationsvortrag. Im JÄanner 1945 wurde mir das Dekret ubÄ erreicht, und die erste Vorlesung, und zwar ubÄ er Algebra, hielt ich im Mai 1945. Ich war damals der einzi- ge Mathematikdozent in Wien. Die bisherigen Professoren Mayrhofer und Huber waren enthoben worden, au¼er mir war nur noch Hans Hornich da. Im Mathematischen Institut in der Strudlhofgasse waren alle Fenster in den HÄorsÄalen kaputt, so wurde die Vorlesung im Zeichensaal abgehalten. Meine HÄorer waren ausschlie¼lich Damen und zwar in abenteuerlichen Verkleidun- gen. Wie ist der Betrieb an der UniversitÄat wieder in Gang gekommen? Im Herbst 1945 wurden die Vorlesungen richtig aufgenommen. Ich wurde auch Dozent an der

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