Elemente der historischen Kulturlandschaft Der Hohlweg bei Hainhofen Schmale Rinnen senkrecht zur Hangkante Schauplätze des Vergnügens und des Schreckens Gehölz für einen vielfältigen Lebensraum Bis weit in das 18. Jahrhundert hinein blieben die meisten Wege und Straßen unbefestigt. Weil die Böschungen von Hohlwegen meist mit Gehölzen und Bäumen bewachsen sind, Da die meisten Hohlwege recht schmal sind und so nicht mehr den Anforderungen der Auf ihnen fuhren Wägen, die von Pferden und Ochsen gezogen wurden. Nicht selten kann man sie nicht nur recht gut in Luftbildern erkennen, sie lieferten den Menschen modernen Landwirtschaft und des Verkehrs entsprechen, sind sie in ihrer Existenz ge- dienten sie auch als Triebwege für das Vieh. früher auch Brenn- und Bauholz. In einigen Regionen wurden entlang der Hohlwege so- fährdet. Durch die fehlende Nutzung wachsen sie allmählich zu. Nicht wenige wurden in gar Felsenkeller in das Gestein getrieben, die vielfach bis heute der Lagerung von Bier, der jüngeren Vergangenheit verfüllt oder durch befestigte Straßen ersetzt. Aus Sicht des Lebens- oder Futtermitteln dienen. Mancherorts entstanden regelrechte Kellergassen, Naturschutzes bieten Hohlwege aber vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. in denen sich mehrere Keller aneinanderreihten. Hier finden sich dann sogar noch heute beliebte Ausflugsziele mit Schankhäusern, Sommerkellern oder schattigen Biergärten. In historischen Berichten sind Hohlwege aber auch immer wieder Schauplätze von Überfällen. Wegen der aufragenden Seitenwände waren sie ein günstiger Ort für ei- nen Hinterhalt. Deshalb kommen sie auch oft in Legenden und Sagen vor. Selbst in der großen Literatur findet man sie. Beispielsweise heißt es im Drama ‚Wilhelm Tell‘ von Friedrich Schiller (*1759, †1805): „Durch diese hohle Gasse muss er kommen. Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht“ (IV, 3). In einem Hohlweg soll Wilhelm Tell im Jahr 1307 den habsburgischen Landvogt Hermann Gessler erschossen haben. Der Starenweg zum ‚Schwäbischen Himmelreich‘ Der Hohlweg hier in Hainhofen heißt Starenweg, ist etwa 800 m lang und überwindet rund 40 Höhenmeter. Seine stellenweise über 25 m breite und mehrere Meter tiefe Rinne beginnt bereits bei der Kirche und führt auf das Roßköpfle zum ‚Schwäbischen Himmelreich‘. Diese Kelleranlage hatte im Laufe der Zeit schon viele Besitzer, darunter berühmte Familien wie die Edlen von Langenmantel, die Fugger und die von Rehlingen. Sie waren Lehensträger der Augsburger Bischöfe bzw. des Hochstiftes Augsburg und Ochsengespann mit Donat Grotz im Jahr 1935 (Fotoarchiv Peter Grotz) auch Besitzer des Hainhofer Schlosses. Schwäbisches Himmelreich bei Hainhofen Die mit Stahl ummantelten Wagenräder und der Tritt der Huftiere hielten die Trassen Um 1900 errichtete der Brauereibesitzer Nicolaus Mayr aus Hainhofen ein Ausflugslokal zwar weitgehend von Bewuchs frei, lockerten aber die oberen Bodenschichten auf dem auf dem bestehenden Kellergewölbe und nannte es ‚Schwäbisches Himmelreich‘. Bis Nordendorf Nordendorf h h c c e e Weg auf, so dass bei Regen die Erde weggeschwemmt wurde. So entstanden allmählich zur Schließung im Jahr 1961 war es ein beliebtes Ziel von Wanderern aus Nah und Fern. L L Hohlwege. Und weil diese wie Abflussrinnen wirkten, wurde die Vertiefung zusätzlich Thierhaupten Grenzstein Thierhaupten Seit 1977 ist das ehemalige Ausflugslokal eine Weinhandlung mit Weinmuseum. Meitingen Meitingen Grenzgraben 2 2 verstärkt. So konnten sich die Hohlwege teils mehrere Meter tief in den Hang einschnei- Biberbach Biberbach Emersacker Langweid Emersacker Langweid den. am Lech am Lech Hochbunker Sichtachse Altenmünster Altenmünster Voraussetzungen für die Entstehung von Hohlwegen sind also ein relativ weicher Un- Meilerplatz Gersthofen Wollbacher Gersthofen Adelsried Adelsried Schwefelquelle tergrund (zum Beispiel Sand), ausreichendes Gefälle, ein starkes Verkehrsaufkommen, 8 Mühle 8 Zusmars- Zusmars- Horgau Aystetten Horgau Aystetten hausen hausen Starenweg Neusäß Neusäß fehlender Bewuchs sowie Niederschläge, die den Boden wegschwemmen. Waren die- Augsburg Augsburg Hohlweg Feldkapelle Stadtbergen Ackerterrassen Stadtbergen se Einflüsse gegeben, konnte sich jeder Weg mehr oder weniger stark ins Gelände ein- Dinkelscherben Diedorf Dinkelscherben Diedorf Gesserts- Gesserts- schneiden. Hatte sich aber ein Hohlweg zu tief eingegraben, wurde nicht selten der Weg 300 hausen 300 hausen ch Fischach ta Fischach er verlegt. So entstanden dann sogenannte Spuren- bzw. Hohlwegebündel. Standort W Dreifaltigkeitstafel Bobingen Königsbrunn Bobingen Königsbrunn Furt 17 17 Fasan Werk I + II Großaitingen Großaitingen Walkertshofen Walkertshofen Fischteiche W e r t a c Graben h Graben Schwabmünchen Schwabmünchen Altwegefächer Untermeitingen Untermeitingen Langerringen Langerringen Standort 100 200 m Entdecken Sie weitere interessante Hohlwege im Finden Sie noch andere Infotafeln zu spannen- Karte und Geländemodell des Hohlwegs bei Hainhofen Landkreis Augsburg! den historischen Kuturlandschaftselementen im Früher Heute (Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung) Landkreis Augsburg! Genauere Informationen unter: www.landkreis-augsburg.de/kulturlandschaft Quellen: Projektträger Projektverantwortliche Heimatverein für BLfD, LfU & BLfH (Hg.) (2013): Handbuch der historischen Kulturlandschaftselemente in Bayern. Heimatpflege in Bayern 4. München, 117-118. Landkreis Augsburg PD Dr. Markus Hilpert den Landkreis Augsburg e.V. Projektverantwortliche M.Sc. Sophie Grunenberg Müller J. (2005): Landschaftselemente aus Menschenhand. München, 203-207. Dipl.-Ing. Gisela Mahnkopf Dipl.-Ing. Jochen Bohn Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)..