Im Weißen Rössl Singspiel mit Live-Musik in drei Akten von Ralph Benatzky Musikalische Leitung: Ulli Forster | Regie: Nicole Schymiczek 1 INHALTSVERZEICHNIS Besetzung ................................................................................................................................................ 3 Schnell ins Stück ...................................................................................................................................... 4 Hintergrund ............................................................................................................................................. 5 Die Musik im Weissen Rössl .................................................................................................................... 8 Ralph Benatzky und die Musik .............................................................................................................. 10 Der Ort der Entstehung ......................................................................................................................... 12 Paprikahuhn von Gestern ...................................................................................................................... 15 2 BESETZUNG Leopold Brandmeyer, Zahlkellner Felix C. Groll Josepha Vogelhuber, Wirtin Doris Hofmann Dr. Otto Siedler, Rechtsanwalt Tobias Hänschke Piccolo Maximilian Hegner Prof. Dr. Hinzelmann, Urlauber Peter Hösl Klärchen, seine Tochter Theresa Weidhas Kathi Sofia Schlee Wilhelm Giesecke, Berliner Fabrikant Gerhard Kühner Ottilie, seine Tochter Sophia Janner Sigismund Sülzheimer, Sohn des Konkurrenten Gieseckes Tobias Schäffler Kaiser Franz Joseph I. Tobias Schmauß Reisegesellschaft Waltraud Janner-Stahl Klavier/ Keyboards Ulli Forster Saxophon/ Klarinette/ Querflöte Markus König Geige Oliver Hien Kontrabass Oliver Horeth Schlagzeug/ Percussion Matthias Baumann Musikalische Leitung Ulli Forster Regie Nicole Schymiczek Bühnenbild Peter Engel Choreographie Melani Brinkmann Kostüme Eva Schwab Vocal Coaches Sandro Augustin, Tamara- Raphaela Hirschmann Dramaturgie Anja Noël Regieassistenz Barbara Kießling Maske Linde Hammer und Team Technik Christoph Ertl, Joachim Hübner, Jakob Roidl Requisite Stefanie Gallitzendörfer Werkstatt Marco Bäumler, Stefanie Gallitzendörfer 3 SCHNELL INS STÜCK Pünktlich zum Saisonbeginn geht es im "Weißen Rössl" am Wolfgangsee drunter und drüber: Der Oberkellner Leopold ist unsterblich in seine Chefin Josepha verliebt. Die wiederum hat nur Augen für den galanten Dr. Sied- ler. Doch der flirtet ungeniert mit der hübschen Tochter eines Berliner In- dustriellen. Kein Wunder also, dass es bis zum romantischen Happy End zu so manchen Eifersüchteleien kommt. 4 HINTERGRUND Im weißen Rössl ist ein Singspiel in drei Akten welches von Ralph Benatzky im Jahr 1930 geschrieben wurde. Als Vorlage für das erfolgreiche Musiktheaterstück, das in der Regie von Erik Charell am 8. November 1930 im Berliner Großen Schauspielhaus zur Uraufführung kam, diente das gleichnamige Lustspiel von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg. Dieses Schauspiel war einige Jahre älter, es entstand bei einem Besuch der beiden Autoren im Jahr 1896 während eines Aufenthaltes in der Villa Blumenthal in der Nähe von Bad Ischl. Für die Urauffüh- rung des Schauspiels 1897 im Les- Das Lessingtheater in Berlin, um 1900 singtheater in Berlin ließ man sich etwas ganz Besonderes einfallen, wovon dann erwartungsgemäß auch groß berichtet und erzählt wurde: man ließ es im Theater Das Publikum johlte schon damals vor Be- regnen! geisterung, und so wurden innerhalb kür- zester Zeit über 200 Vorstellungen ge- s prasselte ein naßechter Regen spielt. Die Beliebtheit des Stückes wollte […] auf die Bühne nieder. Die sich der Regisseur und künstlerische Leiter E Personen mußten wirklich den des damaligen Großen Schauspielhauses Regenschirm aufspannen und man Berlin, Erik Charell, dann zu Nutze ma- hatte das Vergnügen, sie wirklich chen. Er beauftragte Hans Müller, den naß werden zu sehen. Es geht nichts Chefdramaturgen der Universum Film AG, über den Realismus. aus dem Lustspiel ein Singspiel zu machen. Es sollte eine große Revueoperette wer- Kritik in der Vossischen Zeitung den, mit der Charell seine Serie von erfolg- reichen histori- schen Operetten fortsetzen wollte (vorangegangen waren mit einem ähnlichen Produk- tionsteam Casa- nova, 1928 und Die drei Muske- tiere, 1929). Die Uraufführung der Operette do- minierten Film- und Kabarettstars wie Max Hansen, Siegfried Arno, Camilla Spira, Otto "Die Tropfsteinhöhle" - Zuschauerraum des Großen Schauspielhauses Berlin, um 1928 5 Wallburg und Paul Hörbiger. Der einzige Opernsänger im Ensemble war Walter Jankuhn als Dr. Siedler. Als man am 8. No- vember 1930 Premiere feierte, sollten die Besucher einen Kurzurlaub erleben. Die Fassade des Theaters wurde nach der Vor- lage des Hotels verkleidet, Statisten und Laiendarsteller wurden in Trachten ge- steckt und verbreiteten als „Einheimische“ österreichischen Charme. ie Landschaft von Wolfgang baut sich bis in die alpenglü- D henden Gipfel auf und geht rund ums Parkett, das zum Talkessel wird. Die Echtheit zu beglaubigen, rollte ein richtiger Omnibus auf die Bühne (allerdings viel zu pünktlich), Das Weiße Rössl am Wolfgangsee, um 1930 der See ladet zum Bade, ein Wasser- fall spult seinen silbernen Zwirn, ein richtiger Regen schnürlt vom Him- mel, und Ziegen meckern dich an. Waschecht auch Schuhplattler, Jod- der Internationalität der Girls und lerinnen, Watschentänzer und die Boys, die beweisen sollen, daß auch Kostüme, die Trachten sind. Ein Volk St. Wolfgang nicht außer der Welt von Sennern, Hirten, Jägern, Schüt- liegt. Ihre Tänze sind das fließende zenmädels, Feuerwehrleuten, Vete- Band, das die Handlung aufrollt, ranen, Bauern, Wirtshausleuten ko- heranträgt, in Takte und Akte teilt. loriert das Milieu. Und das Lokalko- […] In diesen Tänzen triumphiert lorit wird sozusagen synkopiert von nicht nur der Rhythmus der Beine, 6 der Musik, sondern auch der Kostüme: Farben, Stoffe, Zu- sammenklang. Symphoniker ist hier Ernst Stern, Professor mit Recht. Wunderschön. Der Rhythmus, die Zweiteilung setzt sich bis ins Orchester fort, dessen Linke Jazz, dessen ra- dikale Rechte Zither und Laute sind, Heimwehlaute unter Steirerhut und Hahnen- schwanz. Der österreichische Schriftsteller Victor Wittner über die Urauffüh- rungsproduktion in Berlin 1930 in der B.Z. am Mittag Was bei der Premiere im Jahr 1930 gut ankam, sorgte wenige Jahre später dafür, dass das Weiße Rössl im nationalsozialistischen Deutschland verboten wurde. Die jüdischen Mitautoren und der des- pektierliche Umgang mit Folklore wurde als „entartet“ gebrand- markt. Besonders die als skandalös empfundene Badeszene erregte Titelblatt des Programmheftes der Uraufführung, 1930 den Ärger der Nationalsozialisten. Doch auch der Nationalsozialismus konnte das Weiße Rössl nicht voll- ends aufhalten. Es folgten engli- sche und französische Produktio- nen. In New York wurde The White Horse Inn 1936, wiederum in einer musi- 1952 wurde der Stoff mit Johannes Hees- kalisch neu zusammengesetzten Charell- ters verfilmt. Nur acht Jahre später kam Produktion, 223-mal am Broadway im die erfolgreiche Version mit Peter Alexan- Center Theatre im Rockefeller Center ge- der als Leopold in die Kinos. Insgesamt spielt, mit Kitty Carlisle als Hotelwirtin gibt es mindestens neun Kino- und Fern- und William Gaxton als Oberkellner. seh-Verfilmungen vom Weißen Rössl. Das 7 Singspiel gilt als das erfolgreichste deut- sche Stück seines Genres. DIE MUSIK IM WEISSEN RÖSSL Die musikalischen Arrangements in der Originalfassung des Weißen Rössl wurde über die Jahrzehnte mehrfach überarbei- tet, gekürzt und verändert – und ein Jahr- hundertfund führte schließlich dazu, dass man heute überhaupt erst wieder ahnen kann, wie die Uraufführung geklungen haben mag. Seit 1952 kannte man nur eine Version des Weißen Rössl, die landauf, landab gespielt wurde und die auch niemand wirklich hinterfragte. Dies änderte sich im Jahr 1994, als die Geschwister Pfister für die Bedürfnisse der Berliner „Bar jeder Ver- nunft“ eine „kleine“ Fassung des Sing- spiels erstellten. Bei der Reduktion erin- nerte man sich an die Uraufführung 1930 und stellte fest, dass das Notenmaterial damals eigentlich wesentlich jazziger ge- klungen haben müsste, als bis dato ge- spielt wurde. Doch leider galt das originale Aufführungsmaterial aus dem Jahr 1930 als verloren. Es wurde vermutet, dass es dem Berliner Bombenhagel zum Opfer ge- fallen sein musste, trotzdem wurde inten- siv danach gesucht. 2008 geschah dann es noch 1932 gespielt worden war, ent- etwas Unglaubliches: durch einen Zufall hielt es das vollständige historische Or- fand man das Notenmaterial im Archiv der chestermaterial, die kompletten Tanzevo- Musikverlag und Bühnenvertrieb Zürich lutionen und auch die Stimmen für die AG. Gestempelt vom Opernhaus Zagreb, wo Bühnenmusik. 8 Aufgrund dieses Fundes fertigten Matthias Grimminger (Klarinettist der Dortmunder Philharmoniker) und Henning Hagedorn unter Mitarbeit von Winfried Fechner mit großer Sorgfalt die bühnenpraktische Re- konstruktion der Originalfassung an, die ihre Premiere 2009 an der Staatsoperette Dresden feierte. Doch wie konnte das beliebte Stück über- haupt in der Versenkung verschwinden? Nach der Machtergreifung der Nationalso- zialisten wurde Das Weiße Rössl von den als "entartete Kunst" verboten. Dies lag zum einen an den eindeutig-zweideuti- gen Texten und Musiken, zum anderen aber auch daran, dass ein Großteil der Au- toren Juden waren. Nach dem Krieg waren dann volkstümelnde
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