JAHRESBERICHT 2016 Zum Gel eit 4 1 0 2 , S O N A K E L E P I X E L A ; 4 7 9 1 , R E L L E H Die Wirklichkeit, das Leben, der Zufall – was auch immer es D R ist, das in diesen Begriffen enthalten ist und an das man am A H R ehesten „glaubt“ – überraschen einen immer wieder aufs E G Neue durch verlässliche Unberechenbarkeit. Dachte man © gerade noch: Das Jahr ist vorüber, und was soll, was könnte denn jetzt noch passieren?, passiert es auch schon. Und lichen und privaten Unterstützer/inne/n und den vielen Part - Peter Konlechner ändert damit einiges, selten zum (erkennbar) Besseren. ner-Organisationen des Filmmuseums aus ganzem Herzen 193 6–2016 Am 18. Dezember 2016 verstarb Peter Konlechner, danken. Mitbegründer dieses Hauses (1964) und sein Co-Direktor Den Moment, an dem man mit der Kraft dann doch bis 2001. Allein diese Jahreszahlen zeigen, wie viel von sei - etwas sparsamer umgehen muss, gibt es trotzdem. Im ner Lebenszeit er dem Filmmuseum – und damit der öster - besten Fall lässt man ihn nicht überraschend hereinbrechen, reichischen und internationalen Filmkultur – gewidmet hat. sondern bedenkt und berechnet ihn. Wenn man ruhig denkt Was er in dieser Zeit geleistet hat, lässt sich sachlich be - und richtig rechnet, hat man eine Wahl – und diese Wahl legen; zumindest haben wir versucht, es in den Veranstal- hatte das Filmmuseum im Jahr 2016. Sie wurde vorberei- tungen und Publikationen des „Jubiläumsjahres“ 2014 tet, durchgeführt und abgeschlossen – im ersten Anlauf, nachvollziehbar zu machen. „Von außen sichtbar“ ist es so - ohne dissonante Begleitgeräusche und mit einem eindeuti - wieso. Emotional und persönlich abzuschätzen, was tat - gen Ausgang. Michael Loebenstein wird das Filmmuseum sächlich nötig war, um diese Leistungen zu erbringen, ab Herbst 2017 im Sinne seines Gründungsgedankens als stünde aber auf einem anderen, quasi inneren Blatt. Für die Direktor in die nächste Zukunft führen. „Ewigkeit“ zählt immer das Werk, das Vermächtnis; denkt Noch einmal Peter Konlechner: Er hat stets dafür plä - man an den Menschen, sollte man aber auch die Enttäu - diert, die Filmkunst „offen“ zu halten gegen jeden zemen - schungen, die Verbitterung und die Erschöpfung nicht ver - tierten Kanon. Aber er hatte „Herzensfilme“, und in einem gessen, die zu überwinden dieser Mensch auch die Kraft solchen, Luchino Viscontis Il gattopardo , fällt der Satz: „Es aufgebracht haben muss. muss sich alles ändern, damit alles so bleibt, wie es ist.“ Kraft aufbringen, ja. Wer kennt das nicht? Und wer Dazu sind mehrere Assoziationen möglich. Zum Beispiel kennt nicht das Gefühl, sich zu wundern, was und wie man jenes diffuse „Hauptsache anders“, das aktuelle Größenfan - all das geschafft hat, das sich am Ende einer Periode wie tasien nährt und doch nur zurück will zu einem Zustand, der eine lapidare Aufzählung von Selbstverständlichkeiten liest? offenbar allein dadurch erstrebenswert scheint, dass ein Und doch adelt gerade die Selbstverständlichkeit das Ge - Land, die Welt, die Menschheit ihn schon einmal überlebt tane in gewisser Weise – als wäre es, mühelos aus sich hat. Oft wird der Satz aber so verstanden: Gesellschaftliche selbst entstanden, immer schon da gewesen. Machtverhältnisse können bestehen bleiben, solange an Auf ein Jahr Filmmuseum heruntergebrochen, liest es der Oberfläche der Eindruck von möglichst viel Fortschritt sich ungefähr so: Zehn Monate und mehr als 700 Vorstel- und Veränderung herrscht. Auch gegenüber dieser Sicht - lungen Programm im eigenen Haus – erdacht, zusammen - weise hat sich das Filmmuseum, was seine eigene Auf - INHALT getragen, beschrieben, illustriert und bestmöglich präsen - gabe, seine Fortschritte und Veränderungen betrifft, bisher tiert. Vier Bücher und eine DVD – geschrieben, gestaltet, skeptisch gezeigt. Es sollte bei einem Museum nie darum Zum Geleit . 1 gedruckt und gepresst. Ein klimatisiertes Depot für rund gehen, sich bruchlos dem jeweils herrschenden Fort - Programm . 2 30.000 Filmkopien – geleert, technisch komplett erneuert schrittsparadigma anzuschmiegen. Stattdessen könnte die und wieder befüllt. Zahlreiche Vermittlungsprogramme, Arbeit das Ziel haben, aus der Vergangenheit (und der Ge - Gäste . 3 Präsentationen an anderen Orten, Restaurierungs-, For - genwart) jene widerspruchsvollen Kräfte und Bilder hervor - Filmindex . 4 schungs- und Kooperationsprojekte – konzipiert, organisiert zutreiben, die den gerade aktuellen Moden und Methoden und persönlich begleitet. Und all das außerdem hinterfragt, ihr eigenes Vergänglichsein vor Augen führen. Sammlungen diskutiert, beschlossen, kalkuliert, eingereicht, verteidigt, „In jeder Epoche muss versucht werden, die Über liefe - und Forschung . 8 beworben und abgerechnet. rung von neuem dem Konformismus abzugewinnen, der Da kann einem oder einer schon einmal die Luft aus - im Begriff steht, sie zu überwältigen.“ Dieser andere Satz, Publikationen . 10 gehen. Aber das Kollektiv „Team“ legt dann viele Arme um von Walter Benjamin, ist das notwendige Korrektiv zu Vermittlung . 12 die solcherart Strauchelnden und nimmt sie mit. Sich am jenem aus Viscontis Film. Die Überlieferung, die Tradition, Ende gemeinsam freuen können, ist nie das Ziel – und ist eine stetige Konstruktionsaufgabe; sie zeigt, dass alles, Partner . 14 immer das schönste Ergebnis. Für ihre wesentlichen Bei - was ist, auch anders sein kann. Fördernde Mitglieder . 15 träge zu diesem Ergebnis möchten wir allen Mitarbeiter/in - ne/n des Hauses, den Fördernden Mitgliedern, den öffent - Andrea Glawogger & Alexander Horwath Team . 16 2016 film museum 1 Programm 2016 Das Filmmuseum zeigt Werke aus der Geschichte des Films grundsätzlich in analoger Kinoprojektion und ist um Kopien im jeweiligen Originalformat bemüht (35mm- und 16mm-Film). Video- und digitale Arbeiten sowie Fernsehproduktionen werden in Videoformaten bzw. digital projiziert. Sonderfälle werden speziell ausgewiesen. JÄNNER /FEBRUAR FEBRUAR MÄRZ /APRIL APRIL /MAI (8.1. bis 11.2.) (12.2. bis 3.3.) (4.3. bis 6.4.) (7.4. bis 5.5.) › Rom › Partly Preminger Filme von › Die zweite Welle › Christian Petzold Eine Stadt im Film, 1945–1980 Otto Preminger und anderen Jean-Luc Godard 196 8–1986, Gesamtwerk und Carte blanche › Guy Debord › Was ist Film Programm 2 3–25 Gérard Blain, Jean Eustache, › Unversöhnt Filme mit, über, › Premiere Il giovane favoloso › Die Utopie Film Kapitel 92 Maurice Pialat von Holger Meins – und anderen von Mario Martone › Freunde des Filmmuseums › Kino-Atlas 3 › In person: Kevin B. Lee › Was ist Film Programm 1 8–22 Hail, Caesar! A Mary Pickford Production › Ein Abend mit Kelly Reichardt › Die Utopie Film Kapitel 91 von Ethan und Joel Coen › Was ist Film Programm 26 –30 › Was ist Film Programm 31 –34 › Die Utopie Film Kapitel 93 › Die Utopie Film Kapitel 94 MAI /JUNI SEPTEMBER /OKTOBER OKTOBER /NOVEMBER DEZEMBER 2016 /JÄNNER 2017 (6.5. bis 19.6.) (26.8. bis 13.10.) (14.10. bis 30.11.) (1.12. bis 5.1.) › Sex and the City Pre-Code Holly - › Wahl der Waffen Der französische › Ein zweites Leben wood: Warner Bros. am Zenit Kriminalfilm 195 8–2009 Thema und Variation im Film › Paul Verhoeven › Von wegen Schicksal: › In Erinnerung an Abbas Kiarostami › Premiere heimatfilm von Ludwig Helga Reidemeister – In person › Premiere Wüst, El Club von Pablo Larraín › Kino-Atlas 4 München-Schwabing Neue Werke von James Benning › In person: Bill Plympton › Premiere Film | Notfilm von › Nachmittagskino › Die Strahlkraft der Stadt Samuel Beckett, Buster Keaton, Nach Ilse Aichinger › Triste Technik Ein Abend für Siegfried Mattl Ross Lipman › The Last Machine Science-Fiction und Melancholie, › Was ist Film Programm 3 5–40 › Was ist Film Programm 41 –47 Analoge Filmkunst aus 1968–1983 › Die Utopie Film Kapitel 95 › Die Utopie Film Kapitel 96 Berlin, Paris, Wien › Ruth Beckermann › Freunde des Filmmuseums › Lange Nacht der Museen › Was ist Film Programm 4 8–54 › Weihnachten mit The Wizard of Oz The Assassin von › Freunde des Filmmuseums › Die Utopie Film Kapitel 97 › Screwball Sisters & Marx Brothers Hou Hsiao-hsien und Cinema Futures von › Was ist Film Programm 55 –56 Toni Erdmann von Maren Ade Michael Palm › Die Utopie Film Kapitel 98 2016 film 2 museum 2 3 Gäste des Filmmuseums 2 016 Mit der ersten Gesamtretrospektive in Österreich erkundete das Filmmuseum Ruth Beckermanns [1] vielseitiges Schaffen – und Josef Aichholzer [19] präsentierte mit ihr den gemeinsamen Film Wien Retour. Weitere Retrospektiven galten den großen Regisseuren Paul Verhoeven [2] und Christian Petzold [3 , hier mit seinem Darsteller Wolfram Berger ]. Das Publikumsgespräch mit Kelly Reichardt [7] fand 1 via Skype statt, da sie leider ihre Europa-Reise absagen musste. Dominik Graf [20] hielt Einführungen zum modernen französischen 5 Kriminalfilm, und Ludwig Wüst [8] präsentierte als Wien-Premiere seinen neuen heimatfilm . Die erstmalige Präsentation des Gesamt - werks Guy Debords in Österreich fand in Anwesenheit von Alice Debord [17] und des Filmemachers Olivier Assayas [18] statt. Im Rahmen unseres Vermittlungsprogramms diskutierten u.a. die Filme - macher/innen Veronika Franz und Ursula Wolschlager [21] , Patric Chiha [16] und Michael Palm [4] mit dem jungen Publikum. Letzterer zeigte auch seinen neuen Essayfilm Cinema Futures, der vom Filmmuseum 4 mitinitiiert wurde. Die Uraufführung von fünf neuen Filmen James Bennings [6] fand ebenso in Anwesenheit des Künstlers statt wie die Premiere von Ross Lipmans [14] Notfilm rund um Samuel Beckett und Buster Keaton. „In person“ gaben auch die Filmkünstler /innen Helga 6 Reidemeister [5] , Kevin B. Lee [12] und Bill Plympton [13] Auskunft
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