BAIBA SKRIDE & FRIENDS DI 05.12.2017 KONZERTHAUS DORTMUND Brückstraße 21 / 44135 Dortmund T 0231–22 696 200 / F 0231–22 696 222 [email protected] www .konzerthaus-dortmund.de SO KLINGT NUR DORTMUND SAISON 2 0 17 / 1 8 BAIBA SKRIDE VIOLINE GERGANA GERGOVA VIOLINE BRETT DEAN VIOLA AMIHAI GROSZ VIOLA ALBAN GERHARDT VIOLONCELLO Abo: Streichquartett In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy- klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 2,50 E Baiba Skride 4 / 5 Johannes Brahms WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756 – 1791) Streichquintett C-Dur KV 515 (1787) Allegro Andante Menuetto. Allegretto Allegro BRETT DEAN (GEB. 1961) »Epitaphs« für Streichquintett (2010) »Only I will know« – in memory of Dorothy Porter. Gently flowing, with intimate intensity »Walk a little way with me« – in memory of Lyndal Holt. Moderato scorrevole »Der Philosoph« – in memory of Jan Diesselhorst. Slow and spacious, misterioso »György meets the ›Girl Photographer‹« – in memory of Betty Freeman, hommage à György Ligeti. Fresh, energetic »Between the spaces in the sky« – in memory of Richard Hickox. Hushed and fragile – Pause ca. 21.00 Uhr – JOHANNES BRAHMS (1833 – 1897) Streichquintett Nr. 2 G-Dur op. 111 (1890) Allegro non troppo ma con brio Adagio Un poco allegretto Vivace ma non troppo presto – Ende ca. 22.00 Uhr – 6 / 7 PROGRAMM Gergana Gergova Brett Dean 8 / 9 FAST ZU ERNST Zeitung«. Doch die Werke waren Ladenhüter, der Verlag verlängerte daher das Subskriptions- Wolfgang Amadeus Mozart Streichquintett C-Dur KV 515 Angebot bis zum 1. Januar 1789. Künstlerischer und technischer Anspruch der beiden Werke KV 515 und 516 standen einer schnellen Verbreitung im Weg. Die Mozart-Forschung zählt diese Der eine ist der Star, der andere der Bruder im Windschatten. So verhält es sich mit Streich- Quintette zu Mozarts »ehrgeizigsten Unternehmungen« (Musikwissenschaftler Fritz Hennen- quartett und Streichquintett, dem schon Ende des 18. Jahrhunderts meist eine zusätzliche Brat- berg) und betont die »Freiheit, die Mozart nun dem Cello gewährt« sowie den »phantasievollen sche hinzutrat. Das entsprach der »deutschen« Normbesetzung aus jeweils zwei Violinen und Umgang mit der zweiten Viola« (Musikbibliothekar Alec Hyatt King). Extrem sind auch Ausdeh- Bratschen sowie einem Cello. Der Salzburger Konzertmeister und Domorganist Michael Haydn nung und Länge der einzelnen Sätze. komponierte solche Quintette und inspirierte den dort wirkenden jungen Wolfgang Amadeus Mozart. Aber auch der mit Mozart befreundete Böhme Josef Myslivecˇek legte 1773 in Italien Das C-Dur-Streichquintett KV 515 überrascht außerdem durch die häufige Verdunklung des gleich sechs Quintette vor. Aus demselben Jahr stammt Mozarts erstes Streichquintett KV 174. Tongeschlechts nach Moll. Zusammen mit den umfangreichen Themen wirkt das überaus gewich- Wenig bekannt war damals die abweichende Quintett-Besetzung des in Spanien wirkenden tig und ernst. Bass (Violoncello) und Oberstimme (erste Violine) formulieren das erste Thema Italieners Luigi Boccherini mit zwei Celli und einer Bratsche. Mozart komponierte insgesamt als Frage-Antwort-Spiel über gleichmäßigen Akkorden der drei anderen Streicher. Der ganze sechs Streichquintette (einschließlich der Bearbeitung der Bläserserenade KV 388). Offenbar erste Satz ist dicht und kontrapunktisch raffiniert gearbeitet – ein intellektuelles Meisterwerk. gab es einen Markt dafür. Gleich drei neue Streichquintette annoncierte er 1788 in der »Wiener Nach dem sanft verklingenden Kopfsatz folgen laut Erstdruck (Wien 1789) zunächst das Me- nuett und dann das Andante. In Mozarts Autograf ist die Reihenfolge genau umgekehrt. Das leise vorbeihuschende und von schmerzvoller Chromatik erfüllte Menuett ist natürlich kein höfisch- galanter Tanz mehr. Nur zwischendurch wird es etwas volkstümlich. Der langsame Satz entpuppt Nur wenige Schritte sich als opernhaftes Liebesduett – gesungen von erster Violine und erster Bratsche (die Mozart bei Aufführungen gerne spielte). Das Finale beginnt mit halber Lautstärke, besitzt später aber zu Ihrem Klavier. auch die nötige Virtuosität, um den Zuhörer mitzureißen. Auch darin wird jede galante Melodie ernsthaft verarbeitet. Es sei »einer der Sätze voller Kunst, die man nicht merkt«, meinte Alfred Unsere Filiale im Foyer des Konzerthauses lädt Sie ein Einstein in seiner berühmten Mozart-Biografie. zu einem Probespiel! Kaufen, mieten, leihen, Service, Werterhalt und Wertanlagen. Wir beraten Sie gerne umfassend. ZU DEN STERNEN Brett Dean »Epitaphs« für Streichquintett Das nächste Streichquintett ist gerade mal sieben Jahre alt. Es stammt vom Australier Brett Dean, der im heutigen Konzert die erste Viola spielt. 1984 kam er als Bratscher zu den Berliner Philharmonikern. Nur wenige Jahre später begann er international erfolgreich zu komponieren. In Werken wie der »Pastoral Symphony« (2001) oder der »Water Music« (2004) sucht er den Dia- Klaviere & Flügel im Konzerthaus log mit der Tradition, er ist jedoch Spezialist für moderne Klangvielfalt. Die erweiterten Möglich- Brückstraße 21 · Dortmund · Telefon 0231 2 26 96-145 · www.steinway-dortmund.de keiten des von Mozart oder Brahms erprobten »string-quartet-plus-one« reizten Dean im Stück »Epitaphs«. Die zwei Bratschen nutzt er als »Gegenspieler« zu den beiden Violinen. Uraufgeführt wurde das Streichquintett am 12. Juli 2010 beim britischen »Cheltenham Festival« vom Australian String Quartett mit Dean als zusätzlichem Bratscher. Jeder der fünf Sätze ist einer befreunde- ten oder bewunderten Person gewidmet. Alle starben kurz vor der Komposition, daher der Titel 10 / 11 WERKE »Epitaphs« (»Grabinschriften«). Doch »trotz der dunklen Tönung« und des »Ausdrucks von Verlust tigste ist«, schrieb sie kurz vor ihrem Tod. Der Titel »Walk a little way with me« ist zugleich eine und Besinnung« will Dean mit seiner Musik die »individuellen Qualitäten, Charakteristika und Aufforderung an den Hörer. Aus dem wie Vogelgezwitscher klingenden Beginn steigt die Musik Errungenschaften« dieser Personen hervorkehren und von »erfüllten Lebensläufen« erzählen. langsam zu Höhenflügen auf und entgleitet am Ende doch jeder irdischen Bodenhaftung. So erinnert der erste Satz an die australische Dichterin Dorothy Porter (1954 – 2008), die Jan Diesselhorst (1954 – 2008) war Mitglied der Berliner Philharmoniker und spielte auch auch wegen ihrer offen gelebten lesbischen Liebe zum Vorbild wurde. »Rieche den Sturm un- bei den 12 Cellisten. Daher beginnt der ihm gewidmete dritte Satz mit einem sonoren Cello- seres letzten und endgültigen gemeinsamen Fluges«, heißt ein von Dean angeführtes Zitat aus Solo. Diesselhorst wurde von seinen Kollegen »Der Philosoph« genannt, da er zu jeder Probe mit ihrem späten Gedicht »The Bluebird of Death«. Darin wird der Vers »Only I will know« wie ein einem Buch unterm Arm erschien. Und wie in einem philosophischen Disput sind auch die fünf Mantra wiederholt und auch in der Musik spielen die Bratschen eine ewig wiederkehrende Streicher später sich reibenden Kollisionen ausgesetzt. Phrase. Sphärische Flageoletts heben vom Boden ab, das Cello fragt aus der Tiefe. Eine professionelle Klavierausbildung hatte die Amerikanerin Betty Freeman (1921 – 2009). Der zweite Satz ehrt die australische Anwältin, Dozentin und Autorin Lyndal Holt (1962 – 2008). Bekannt wurde sie jedoch als Kunstmäzenin und Fotografin mit Spitznamen »Girl Photogra- Sie starb an Krebs und reflektiert in einem ihrer letzten Texte über das wirklich Wertvolle unseres pher«. Sie schoss auch Bilder des ungarischen Komponisten György Ligeti. »Wie wäre es, wenn Lebens. »Die meisten Menschen kommen zur Einsicht, dass ihre Beziehung zueinander das Wich- man die Gespräche der beiden damals belauscht hätte?«, fragt Dean. Vielleicht gibt der vierte Satz darauf eine Antwort. Er trägt einen energetisch-widerborstigen Impuls in sich, verfeinert sich aber mit Ligetis Vorliebe für Schichtklänge und Glissandi. Der britische Dirigent Richard Hickox (1948 – 2008) setzte sich am Opernhaus Sydney für Ihre Wirtschaftskanzlei. Dortmund ¼ Berlin ¼ Bernau ¼ Breslau ¼ Erfurt ¼ Südwestfalen Deans erste Oper »Bliss« ein. Er starb jedoch vor der Premiere, die 2010 Elgar Howarth über- nahm. Der Titel »Between the spaces in the sky« des fünften Satzes zitiert aus dem Libretto ■ Steuerberatung von Amanda Holden. Die auseinandergezogenen Akkorde scheinen wieder sphärisch; der Raum ■ Wirtschaftsprüfung Seit 90 Jahren haben wir flimmert, die Bratschen klagen. Wilde Tremoli reißen den Hörer in einen Abgrund und entlassen ■ Rechtsberatung ein offenes Ohr für Sie! ■ Unternehmensberatung ihn später doch in den Himmel. Das alles wirkt wie ein Abstract aus Deans sozialkritischer Oper ■ IT-Beratung um den seiner Welt entrissenen Werbemogul Harry Joy. FAST ZU SCHÖN Johannes Brahms Streichquintett Nr. 2 G-Dur op. 111 Erst spät widmete sich Johannes Brahms dem Streichquintett, sieht man einmal von der ver- worfenen Streicher-Urfassung des Klavierquintetts f-moll op. 34 ab. Sein erstes Streichquintett stammt von 1882, als sein zweites Klavierkonzert gerade fertig war und die beiden ersten Sin- fonien die Konzertsäle eroberten. Das heute aufgeführte zweite Streichquintett op. 111 schrieb er sogar erst 1890, nachdem er zwei weitere Sinfonien sowie das Doppelkonzert für Violine und Cello der Öffentlichkeit präsentiert hatte. Es entstand während der Sommermonate im idyllischen Bad Ischel, wohin es den Wiener immer wieder
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages15 Page
-
File Size-