Backen Unterm Hakenkreuz

Backen Unterm Hakenkreuz

Backen unterm Hakenkreuz Die Aschaffenburger Bäcker-Innung und der Nationalsozialismus: Eine Quellenedition Ediert und herausgegeben von Klaus Hench, Georg Hench und Frank Jacob Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg Beiheft 7 herausgegeben von Joachim Kemper BACKEN unterm Hakenkreuz Die Aschaffenburger Bäcker-Innung und der Nationalsozialismus: Eine Quellenedition Ediert und herausgegeben von Klaus Hench, Georg Hench und Frank Jacob STADT- UND STIFTSARCHIV ASCHAFFENBURG Aschaffenburg 2020 herausgegeben durch das Stadt- und Stiftsarchiv im Auftrag der Stadt Aschaffenburg Der Druck dieses Buches wurde unterstützt durch Zuwendungen der Bäckerinnung Aschaffenburg-Alzenau Layout: Manuela Reich ISBN: 978-3-922355-37-3 Gesamtherstellung: VDS VERLAGSDRUCKEREI SCHMIDT 91413 Neustadt an der Aisch Inhalt Inhaltsverzeichnis ............................................... 5 Danksagung ................................................... 6 1. Einleitung ................................................. 7 Quelle 1: Das Jubiläumsbuch ................................... 9 Quelle 2: Das Protokollbuch .................................. 13 Schlussbetrachtung . .18 2. Editorische Notiz ........................................... 21 3. Quelle 1: „Jubiläumsbuch“ der Aschaffenburger Bäcker-Innung 1930, derselben zum 40-jährigen Bestehen gewidmet ..................... 23 Protokoll.................................................. 29 4. Quelle 2: Protokollbuch der Bäcker-Innung, 8. März 1932 bis 14. März 1963 ....... 59 5. Quellen- und Literaturverzeichnis .............................. 218 5 Danksagung Die Herausgeber danken der Bäckerinnung Aschaffenburg-Alzenau für die Mög- lichkeit, die vorliegenden Quellen zu edieren und dadurch einer breiteren Öffent- lichkeit zugänglich zu machen, sowie für die finanzielle Unterstützung bei der Drucklegung. Gleichfalls gilt unser Dank für letztere auch dem Stadt- und Stiftsar- chiv Aschaffenburg, besonders Herrn Dr. Joachim Kemper, für die Bereitschaft, den Band nicht nur mitzufinanzieren, sondern diesen zudem in die Reihe „Beihefte der Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg“ aufzunehmen. Aschaffenburg, Februar 2020 Die Herausgeber 6 1. Einleitung1 Frank Jacob, Klaus Hench und Georg Hench Fast 90 Jahre nach der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten scheint ein Blick auf die lokale Ebene, also die Mikroebene der Ereignisse der 1930er und 1940er Jahre, lohnenswert, um die damit einhergehenden Prozesse besser zu be- greifen. Wie konnte es passieren, dass eine ganze Gesellschaft einer menschenver- achtenden Ideologie anheimfiel, sich von den Führern des Nationalsozialismus, al- len voran Adolf Hitler (1889–1945), blenden ließ und insgesamt betrachtet nur rela- tiv wenig Widerstand gegen diese Entwicklung zu leisten bereit war?2 Während etwa umfangreichere Studien zum Prozess der Gleichschaltung, etwa der Gewerk- schaften und Berufsverbände in Deutschland vorliegen,3 sind viele Fragen auf der lokalen Ebene noch offen und bedürfen weiterer Forschungsarbeiten, um die ab- laufenden Prozesse besser verstehen zu können. Die vorliegende Quellenedition soll einen Beitrag zum besseren Verständnis der angesprochenen Vorgänge auf eben der lokalen Mikroebene, namentlich der Stadt- geschichte Aschaffenburgs, leisten und Licht auf die Geschichte einer Handwerks- innung zur Zeit des Nationalsozialismus werfen. Die Entwicklung der Bäckerinnung Aschaffenburg in den Jahren 1932 bis 1952, wie sie in der vorliegenden Edition zur Verfügung gestellt wird, ist dabei unter anderem Teil der nationalen Geschichte der Innungsorganisation der Bäcker und insbesondere der Gleichschaltung derselben.4 Zunächst war „[d]ie Haltung der Innungsorganisation der Bäcker zu der neuen Reichsregierung nach dem 30. Januar 1933 […] zurückhaltend“, besonders da die Bäcker einen „Beimischungszwang für Magermilchpulver zum Mehl“ befürchten mussten.5 Nach den Reichstagswahlen im März 1933 wurde jedoch, besonders in der Fachpresse der Bäcker, keinerlei Kritik am Nationalsozialismus mehr geäußert. Darüber hinaus erfolgte am 6. April 1933 die Erklärung der Fachverbände des Reichsfachverbandes des Deutschen Handwerks, dass man zur Gleichschaltung bereit sei und den notwendigen organisatorischen Prozessen nicht im Weg stehe. 1 Bei der vorliegenden Einleitung handelt es sich um eine erweitertete bzw. abgewandelte Fassung von: Frank Jacob: Backen unterm Hakenkreuz: Eine Quellenedition, in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 13 (2020). Wir möchten Herrn Dr. Joachim Kemper vom Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg unseren Dank dafür aussprechen, Teile des Beitrags hier noch einmal verwenden zu dürfen. 2 Für eine Studie der Mikroperspektive in Rheinhessen vgl. etwa: Michael Kissener (Hrsg.): Rheinhes- sische Wege in den Nationalsozialismus. Studien zu rheinhessischen Landgemeinden von der Wei- marer Republik bis zum Ende der NS-Diktatur, Worms 2010. 3 Dirk Erb (Hrsg.): Gleichgeschaltet. Der Nazi-Terror gegen Gewerkschaften und Berufsverbände 1930 bis 1933. Eine Dokumentation, Göttingen 2001. 4 Vgl. ausführlich dazu: Martin Straaten: Entwicklung und Aufgaben der Einkaufsgenossenschaften des Bäcker- und Konditorenhandwerks in Deutschland, Berlin 1989, S. 99–107. 5 Ebd., S. 99. 7 Am 10. April trat dann der Vorstand der „Germania“, des Innungsverbandes der Bäcker, zurück so dass mit dem institutionellen Transformationsprozess begonnen werden konnte. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) be- setzte im Anschluss daran den Vostand neu und sicherte sich damit Einfluss auf der höchstens Verwaltungsebene der Bäckerinnungen.6 Dieser Prozess sollte sich denn auch auf die Gegebenheiten auf der Mikroebene, im vorliegenden Fall die Situation der Bäckerinnung Aschaffenburg, auswirken und eine Entscheidung darüber, wie sich die lokalen Bäckermeister zum Nationalsozialismus positionieren würden, er- zwingen. Die beiden im Folgenden in edierter Form präsentierten Quellen geben darüber Aufschluss und stellen einem breiteren Lesepublikum erstmals Einsichten über die Prozesse innerhalb der lokalen Bäckerinnung in der Zeit zwischen 1932 und 1952, denn erst dann endeten die personalen Kontinuitäten innerhalb der Füh- rungsriege der Innung, zur Verfügung. Es handelt sich bei den beiden Quellen um 1.) das „Jubiläumsbuch“ der Aschaffen- burger Bäcker-Innung 1930, derselben zum 40-jährigen Bestehen gewidmet (im Wei- teren Jubiläumsbuch genannt) sowie 2.) das Protokollbuch der Bäcker-Innung, 8. März 1932 bis 14. März 1963 (im Weiteren Protokollbuch genannt).7 Diese beiden Bücher befinden sich im Besitz der Bäckerinnung Aschaffenburg-Alzenau. Georg Hench (Bäckerei Hench, Aschaffenburg) sowie Klaus Hench (Bäckerei Hench, Mil- tenberg) haben sich entschlossen, diese Quellen in edierter Form wissenschaftlich Interessierten sowie einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Bedenkt man, dass gerade im Bereich der Geschichte des 20. Jahrhunderts, das von dem bri- tischen Historiker Eric Hobsbawm (1917–2012) als „Zeitalter der Extreme“ bezeichnet wurde,8 mit Blick auf Unterfranken und Aschaffenburg noch viele Dinge aufgearbei- tet werden müssen, ist die Publikation dieser beiden Quellen durchaus wichtig. Im Folgenden sollen diese kurz beschrieben und ihr Inhalt mit einigen wichtigen Schlag- lichtern vorgestellt werden, um zu zeigen, welche Rolle auch auf privater Initiative durchgeführten Forschungs- und Editionsarbeiten zukommt, die die Aktivitäten der Archive und Universitäten durchaus produktiv und gewinnbringend unterstützen, ja sogar voranbringen können. Die vorliegende Publikation stellt daher auch einen Be- leg für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Handwerk und Wissenschaft dar und trägt darüber hinaus zur äußerst wichtigen Sensibilisierung von Privatpersonen für historische Dokumente und die damit verbundene Aufgabe der Bewahrung histori- schen Wissens bei. Ohne die Initiative der beiden Bäckermeister Hench wären die nun der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Quellen vermutlich für immer verloren und damit ein ebenso wichtiger Einblick in die Geschichte des lokalen Bäckerhand- werks in der Zeit des Nationalsozialismus nicht möglich. Genau diesen Zeitraum be- legen das Jubiläumsbuch, welches bereits 1930 begonnen wurde, sowie die Proto- kolle der Bäckerinnung Aschaffenburg, welche die offiziellen Vorgänge, aber auch 6 Ebd., S. 100 f. 7 In der genannten Quellenedition wurde das Protokollbuch nur bis 1952 berücksichtigt, da die Kon- tinuitäten der Vorstandschaft aus der Zeit des Nationalsozialismus zu diesem Zeitpunkt enden. 8 Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme: Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München 1998. 8 die jenseits der politischen Entwicklung liegenden Sorgen und Nöte der Bäcker in der Kriegs- und Nachkriegszeit dokumentieren. Die wichtigen Ereignisse dieses historischen Zeitabschnittes, also die sogenannte Machtergreifung der Nationalsozialisten, die Gleichschaltung der politischen, sozia- len und wirtschaftlichen Ordnung9 innerhalb Deutschlands sowie die Haltung des Handwerks,10 natürlich vornehmlich der Aschaffenburger Bäckereien, zum Natio- nalsozialismus tauchen in beiden Quellen auf und liefern Erkenntnisse über ge- schichtliche Prozesse, deren Aufarbeitung auf lokaler Ebene längst noch nicht ab- geschlossen ist,11 selbst wenn im Hinblick auf die „großen Linien“ der Geschichte des Nationalsozialismus nur wenig neues Wissen präsentiert werden kann. Dass es sich bei den Abläufen zwischen 1918 und 1945 nicht um eine deutsche Geschichte, sondern um viele komplexe

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