: Brenker Abgaben an die Herrschaft Olbrück im 18. Jahrhundert Udo Bürger m Landeshauptarchiv Koblenz besonders für Übereinkommen von 1767, das aber als ver- I das 18. Jahrhundert vielfach überlieferte Ol- tragliche Fixierung einer bereits existierenden brücker Jahresabrechnungen geben uns einen Aufteilung angesehen werden muss, sah so guten Überblick über die Einnahmen und Aus- aus, dass den Waldbotten von Bassenheim gaben der damaligen Herren auf der Burg Ol- (Stammsitz Schloss Bassenheim bei Koblenz) brück. Im Jahre 1763 gab sich der Olbrücker die Orte Oberweiler, Brenk, Galenberg, Fußhöl- Verwalter (oder auch "Kellner" genannt) Öve- le, Wollscheid und Hannebach gehörten, rich besonders viel Mühe, indem er es nicht bei während die Waldbotten von Bornheim Nie- einer tabellarischen Auflistung der Einkünfte der- und Oberdürenbach, Rodder, Schelborn, und Ausgaben beließ, sondern diese auch kom- Krummental (Wüstung) und Büschhöfe ihr Ei- mentierte.1) gen nennen konnten. Nieder- und Oberzissen In jener Zeit war die Herrschaft Olbrück wie sowie Hain waren durch abgesteinte Linien in auch die Burg selbst in zwei Hälften geteilt. Ein zwei Hälften geteilt. Auf der geteilten Burg 142 ◆ Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2008 hatte jede Seite - die bassenheimische und die lern und der seines Hauses inklusive Gerät- bornheimische - ihren eigenen Verwalter/Kell- schaften bei 105 Reichtalern. Von der Summe ner. 2) wurden 17 Reichstaler abgezogen, die er dem Laut den Angaben des bassenheimischen Ver- Brenker Joseph Olligschläger schuldete, sodass walters Överich gab es 1763 in den bassenhei- 168 Reichstaler zur Bemessung der Kurmut mischen Orten der Herrschaft Olbrück insge- übrig blieben.6) samt 169 "hausstätten" (ungefähr 600-700 Wenige Jahre früher war der Brenker Gerichts- Einwohner), nämlich in Oberweiler 23, in Ga- schöffe Wilhelm Scheur verstorben. Im Januar lenberg 20, Fußhölle 4, Hannebach 4, Woll- 1787 wurde sein hinterlassenes Vermögen von scheid 8, im geteilten Niederzissen auf bassen- zwei früheren Kollegen, den Gerichtsschöffen heimischer Seite 50, in Oberzissen 26 (bassen- Hermann Frisch und Peter Berens, auf 429 heimisch), in Hain 12 (ebenfalls bassenhei- Reichstaler festgelegt, was auf eine Kurmut- misch) und in Brenk 22 "hausstätten".3) Överich zahlung von 13 Reichstalern hinauslief.7) Ne- betont die Armut in Oberweiler, aber auch benbei bemerkt wurden damals insbesondere Brenker Einwohner gingen immer wieder in die begüterte Personen als Gerichtsschöffen be- Listen der Armen und Bedürftigen ein, die mit- vorzugt, die "dem gericht in Nothfällen hülf" unter von der Herrschaft Olbrück unterstützt leisten konnten, wie es 1750 in einem Schrei- wurden, zum Beispiel durch Brotzuteilungen.4) ben an die Olbrücker Verwaltung heißt.8) Während die Olbrücker Herren in verschiede- nen Orten innerhalb der Herrschaft Olbrück Dienstgeld mehrere verpachtete Höfe (oder auch Mühlen) Statt Frondienste zu leisten konnten die Ol- besaßen, so in Hain, wo sie auch eine Schäfe- brücker Untertanen auch Geldleistungen er- rei hatten, Oberweiler, Nieder- und Oberzissen, bringen, das so genannte Dienstgeld. Diese Ab- Galenberg und Hannebach, war dies in Brenk gabe fiel höher aus, wenn ein Untertan Ochsen nicht der Fall. Außer einer Waldung in der oder Pferde besaß, dagegen geringer, wenn er Brenker Gemarkung und einer verpachteten nur "Handfronder" (ohne Gespann) war. 9) Wiese um den "Brencker weyer" (wenn der Mitte des 18. Jahrhunderts konnte sich Brenk überhaupt zu Brenk gehörte) ist nichts als hinsichtlich der dort vorhandenen Ochsenge- Brenker Besitz aus den Quellen ersichtlich. spanne durchaus sehen lassen. Hinter Niederzis- Wohl gab es in Brenk eine Ölmühle, die aber in sen, wo es 1752 (wohl nur auf bassenheimischer Privatbesitz war. 5) Seite) 49 Ochsen gab, rangierte Brenk mit 35 Dennoch kam natürlich auch Brenk nicht um Ochsen an zweiter Stelle, gefolgt von Galenberg Abgaben an die Herrschaft Olbrück herum. (30 Ochsen), Oberzissen (19), Wollscheid (14), Welche das im Einzelnen waren, wird aus dem Hain (13), Oberweiler (9) und Hannebach (3).10) Folgenden ersichtlich. In einer Olbrücker Auflistung der Dienstgeld- zahlungen des Jahres 1746 sind folgende Bren- Kurmut ker Familiennamen zu lesen: Scharff, Öhligs- Wenn ein Untertan in der Herrschaft Olbrück schlager, Anschau, Schewer, Jochemich, Fro- verstarb, mussten die Hinterbliebenen eine Ge- nerth, Schmitt, Schlich, Loth, Schäffer, Dauff bühr, die so genannte Kurmut, an die herr- (Daub), Maubach, Borsch und Stoll.11) schaftliche Kasse entrichten. Die Höhe der Kur- mut hing von den Vermögensverhältnissen Losgeld und von der Anzahl der Kinder des/der Ver- Wenn man aus dem bassenheimischen Gebiet storbenen ab. Die Taxierung des Vermögens wegziehen wollte, musste zur Entlassung aus nahmen in der Regel Gerichtsschöffen vor. der Leibeigenschaft "Losgeld" (oder auch "Ma- Zur Festlegung der Höhe der Kurmut wurde am numissionsgeld" genannt) gezahlt werden. Das 23. Januar 1792 das Vermögen des verstorbe- traf 1746 beispielsweise auf die Brenkerin Gir- nen Peter Weber aus Brenk taxiert. Demnach lag traud Jochemichs zu, die sich nach Wehr ver- der Wert seiner "ländereyen" bei 80 Reichsta- heiratete.12) Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2008 ◆ 143 Von Gertrud Anschau aus Brenk ist eine herrschaftliche Erlaubnis erhielt, als neuer Un- "demütigste Vorstellung mit fußfäligster bitt" tertan nach Brenk ziehen und die Brenkerin aus dem Jahr 1781 überliefert, aus der Ol- Anna Maria Jochemich heiraten zu dürfen. brücker Leibeigenschaft entlassen zu werden, Voraussetzung für die Erteilung der Einzugser- um zu ihrem zukünftigen Ehemann nach Lüt- laubnis war, dass er ein bestimmtes Vermögen zingen "in das Breisicher Landt" umziehen zu vorweisen konnte. Im Jahre 1793, also kurz be- können. Der Bemessung ihres "Losgeldes" lag vor die Franzosen das Gebiet der Herrschaft Ol- eine Taxierung ihres Vermögens zugrunde.13) brück besetzten, hatten es noch Anton Nelles Auch wenn ein Untertan nur von der bassen- aus Engeln und Margaretha Sehl aus Spessart heimischen auf die bornheimische Seite inner- eilig, nach Brenk einzuziehen.16) halb der Herrschaft umziehen wollte, blieb er Den Einzug (oder auch "Einstand") zahlte eini- von der Zahlung des "Losgeldes" nicht ver- ge Jahrzehnte früher, nämlich im Jahre 1746, schont. Diese Erfahrung musste 1748/49 der Georg Brücker aus Rieden, der neue Besitzer der Brenker Johannes Andrée machen, der zwecks Brenker Ölmühle.17) Weil er wegen Wasser- Heirat von Brenk auf das Bornheimer Gebiet rechtsfragen mit der Gemeinde Brenk in Streit wechseln wollte.14) Übrigens war auch das Hei- geriet, übernahm er um 1771 die Niederzisse- raten nicht ohne die Einwilligung der Ol- ner Ölmühle.18) In der Zeit um 1790 war Micha- brücker Herrschaft möglich. Der Pfarrer durfte el Schaeffer im Besitz der Ölmühle in Brenk.19) niemanden verheiraten, ehe ihm der so ge- nannte "Verkündigungs Zettel" vorgelegt wor- Zinsen und andere Geldbeträge den war, kraft dessen dem Untertan die Er- Unter dieser Rubrik gingen über viele Jahre die laubnis zur Heirat gegeben wurde.15) Abgaben der Brenker Ölmühlenbesitzer für den Wasserlauf, durch den die Mühle angetrieben Einzugsgeld wurde, in die Olbrücker Jahresrechnungen ein. Umgekehrt, also wenn jemand aus einem an- Daneben zahlte die Gemeinde Brenk (zusammen deren Herrschaftsgebiet in die bassenheimische mit Fußhölle) jedes Jahr einen bestimmten Hälfte der Herrschaft Olbrück einziehen wollte, Geldbetrag, die so genannten Martinszinsen.20) war das so genannte Einzugsgeld fällig. Dieses Eine andere Einnahmequelle für die Herren zu zahlte beispielsweise 1776 der Brenker Görg Olbrück waren gerichtlich auferlegte Geldstra- Anschau wegen des Einzugs seiner Frau. Eini- fen, die auch einen überaus privaten Hinter- ge Monate später wurde Johannes Kärling aus grund haben konnten. So mussten wegen vor- Nickenich zur Kasse gebeten, der 1777 die ehelichen Beischlafs Johannes Schewer und Ansicht von Brenk mit der Silvester- Kapelle, 2007 144 ◆ Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2008 Maria Schlichs, beide aus Brenk, 1746 ein der herrschaftliche Hanf- und Flachszehnt an Strafgeld zahlen. Auch die Zeugung uneheli- den Brenker Johann Jacob Doll verpachtet, der cher Kinder konnte teuer werden - das erfuhr als Meistbietender seine Konkurrenten Micha- 1783 der Brenker Johann Oligschläger ebenso el Schaeffer, Georg Anschau, Peter Ditzen, Ser- am eigenen Leibe wie wenige Jahre später sein vath Fronrath, Johann Brost und Johann Ju- Dorfmitbewohner Johann Joseph Juchemich, chemich in die Schranken verwiesen hatte. Be- der Gertrudis Schmitz aus Niederzissen ge- züglich der Versteigerung vom 14. August schwängert hatte.21) 1766 hieß es, dass der Anpächter das festgelegte Zu den Olbrücker Besitzungen gehörte auch Quantum („20 leichte pfund flachs und 18 ein Steinbruch, die "Berel Ley". In den 1760er leichte pfund hanf") „an Hubertus nacher Ol- Jahren war er an die Hannebacher Hans Thö- brück abliefern solle".27) nes Havener und Christ Weber sowie an den Mit dem Einmarsch der französischen Revolu- Brenker Matheis Anschau verpachtet, der dafür tionstruppen ins Rheinland wurde im Herbst anteilig ein Pachtgeld von fünf "Reichstaler 1794 das Ende des Alten Reiches und damit Species" entrichtete.22) auch das hier für Brenk skizzierte Abgabensys- tem eingeleitet. Getreide Quellen: Wie jedes Olbrücker Dorf musste auch Brenk 1) LHA Ko Best. 40 Nr. 496. jährliche Abgaben an Getreide an die Herr- 2) ebda.; Bürger, Udo: Niederzissen Gemeinde Chronik, Niederzissen 1992, S. 103-107; Wegeler, Jul.: Die ehemalige Herrschaft
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