GENUSSREISE eunigt mit dem a l R reise ad m h s c nus M s Ge a i g t n n e a ntl n E Die Weinberge an der Mainschleife sind nicht die einzigen, an denen es bei dieser Genuss- reise entlanggeht (oben). Auf dem Marktplatz in Hofheim, Landkreis Haßberge. 22 Slow Food | 03/2019 MIT DEM RAD AM MAIN Auf ihrer Fahrt durch die Haßberge und an den Main hat unsere radelnde Autorin Judith Weibrecht Burgen und Bier, Wein und Zeit und so manch kulinarische Überraschung entdeckt. olle Se was trink?«, fragt man hier, denn der Unterfranke ver- Braukunst seit 1514 schluckt schon mal die Endsilben der Verben. Trotzdem dau- W ert das Reden einfach länger. Man hat die Ruhe weg. Den ers- - ten Probiertrunk nehme ich in der Vinothek des Weinguts Bier gibt‘s bei der Brauerei Göller ein Gässchen weiter, wo am- A. & E. Rippstein in Sand am Main zu mir. Rippstein hat vor lerStammtisch lässt sich in nicht der Gaststätte beirren und morgens erzählt, um dass 10.30 hier Uhr einein der Herren Alten runde witzelt: »Max! Was hast‘n da für Damen dabei?« Max Göl - kann20 Jahren man als den Quereinsteiger Wein nur kleiner begonnen mach!«, und ist baut er überzeugt. heute auf acht Die terFreyung Generation. seit 1514 Bier gebraut wird und die Brauerei seit 1908 in TraubeHektar gibtFlächen alles mit vor, Steillagen und es kommt bis zu raus, 47 Prozentwas der Weinbergan. »Im Keller vor- Familienbesitz ist. Seine Brüder und er betreiben sie nun in vier komme er natürlich nicht aus, aber er nehme möglichst »Uns ist Regionalität wichtig!«, betont er. Die Gerste stammt gibt. »Ich bin ein Freund von kontrolliertem Nichtstun.« Ohne Hefe aus Zeil, der Hopfen aus der Hallertau und auch vermarktet wird- regional. Eine große Vielfalt an Bierspezialitäten wird GewöhnlichesNaturhefe und darausnutze sehr machen häufig könnte!« die spontane Hefeflora, gebraut. Ganzjährig sind 14 Sorten verfügbar wie Rauch denn: »Für mich ist Wein zu wertvoll, als dass ich etwas mitbier Torf-Aroma, und verschiedene da mit Whisky-Malz Weißbiere. Monatlich gebraut. Last gibt esbut auch not eunigt - least:streng Hier limitierte wird durch Craft Biere,Solarthermie, z.B. ein Schottisches Photovoltaik, Lager ein mit dem a l R Im Keller läuft alles zu 100 Prozent biologisch ab, im reise ad m Schonkochsystem im Sudhaus und einen Stickstoffgenera- h s c nus M Weinberg ist die Düngung durch Kompostgaben, Begrü s Ge a - i g nungen usw. biologisch. Rippstein ist für »Bioromantik plus t n n hauer Weisse« in der wunderschön renovierten Gaststätte mit e a ntl n Hightech« und hat auch zum Bienensterben eine klare Position: tor sehr nachhaltig gearbeitet. Da schmeckt die süffige »Stein - Stadtmauerstübchen gleich noch besser. E »Ich sage immer, kauft bitte erst mal eine regionale Flasche Wein. 2 Das ist aktiver Bienenschutz und hat eine erheblich bessere CO -Bi Fratzen gegen böse Geister lanz als z. B. Wein aus Australien!« Besondere Freude macht ihm- sein »Pure Sand«, eine trockene Silvaner Spätlese, die im großen Holzfass gelagert wird, spontan vergärt und unfiltriert auf die Fla schöne,Auf dem alte MH-Radweg Stadt«, meint (Meiningen-Haßfurt) Stadtführer Gerold Snater. geht es Wichtigster Richtung Derschen den gezogen Silvaner wird: »Dasnach ist Franken mein größter brachte Weißwein!« Königsberg durch die weite Landschaft. »Königsberg ist eine- - tanus, ein Astronom und Mathematiker. Eines der schönsten Häu- - serKönigsberger, ist denn auch geboren das Regiomontanushaus 1436, ist Johann Müller, mit schmuckergenannt Regiomon Fassade. pen.Weiter Dass geht‘s es viel »mitm zu sehenRadl« gibt,auf dem sollte Mainauen-Radweg einen aber nicht genstressen, Haß - furt mit seiner spätgotischen Ritterkapelle und ihren 248 Wap häuser, versehen mit Sprüchen und verziert mit Fratzen gegen Daran herrscht sowieso kein Mangel in Königsberg: Fachwerk- denn das passt nicht zu Land und Mensch. Ich schnaufe durch,- lich,schalte klein einen geprägt Gang und herunter vielen unbekannt.und genieße. Ein Nein, gut ausgebautes zwei. Rad- rühre,böse Geister. bimmelt Eine ihr Besonderheit Glockenspiel. ist die evangelische (!) Marienkir wegenetzDer Landkreis führt kreuz Haßberge und quer liegt zuin Deutschlandsverschiedenen Mitte, Themen ist länd und che. Während ich im »Café Marktplätzchen« in meinem Kakao - - Bildhauerin Anne Marie Reiser-Meyerweissflog betreibt das Orten: Der Abt-Degen-Weintal-Radweg etwa trägt den Abt Albe Café im Kunsthandwerkerhof. »Der Hof ist wegen der Kunstgale rich Degen im Namen, der in Zeil am Main 1625 geboren wurde- rie entstanden. Aber das ist ja hier nicht New York!«, lacht sie. Fast kenund eingeführtder 42. Abt hat. des DieKlosters wird Ebrachdort bis war. heute Er gernewar es, gekeltert der mit undden alle haben also aufgegeben, nur zwei Künstler blieben. »Und wir getrunken.Zisterziensern zusammen die Silvanerrebe aus Österreich in Fran haben immer Kaffee getrunken.« Freunde kamen dazu, wollten auch einen, eine Freundin fing an, Kuchen zu backen. So weitete Fachwerkhaus mit Pranger davor!« gibt eine Dame mit rollendem sich das Ganze aus. »Und jetzt sind es jeden Tag viele Kuchen!« »Des Rrrodhaus iss des do vorne am Marktplatz, des größte Inzwischen hat sie 300 Backbücher, und ihre selbst gebackenen- an diesem merkwürdig weichen Dialekt werde ich noch öfter kuchenWerke ziehen kommt Besucher aus einer bis kleinen aus Nürnberg Manufaktur. an. Gebacken wird mit R in Zeil am Main Auskunft. Das rollende R und einiges andere- frischen Eiern von glücklichen Hühnern, der Quark für den Käse - bewundern. Im Grohe-Häuschen nebenan ist die Touristinforma Ich rolle weiter durch den Ort und werde durchgerüttelt. »Ja, Leuten,tion untergebracht. die kein Geld Im dafür 17./18. hatten, Jahrhundert die Dachrinne war es zu eine reparieren. Ratsdie sofortaber das ein, Kopfsteinpflaster wenn sie darüber geschuckelthat Vorteile«, werden. meint Drittens:Snater. »Erstens Es passt nerwohnung, ein sogenanntes »Tröpflerhaus«. Es gehörte armen fahren die Autos langsam, zweitens schlafen schreiende Babys Fotos. Judith Weibrecht, Hub, Frankentourismus Hub, Weibrecht, Judith Fotos. Die Bezeichnung »armer Tropf« kommt daher. zum Ort. Und viertens: Das schafft Freundschaften. Denn wenn Slow Food | 03/2019 23 GENUSSREISE man in der Wirtschaft vier oder fünf Schoppen getrunken hat, Empfehlungbraucht man einen aus Freund, dem Genussführerder einen nach Hause bringt.» Richtung Südosten geht‘s eine saftige Steigung hinauf und später wieder hinunter gen Pettstadt. Auf dem Gutshof lebt die Familie - nen Weiher gelegen gibt es auch Gästezimmer und Ferienwoh- Künstlerin Anne Marie Reiser-Meyerweissflog in ihrem Café. Andres seit 1690 bereits in 13. Generation. Idyllisch an einem klei früher nicht. Hier wurde übernachtet, wie man anhand der alten nungen in der alten Remise. »Eine klassische Gaststätte gab es ja betreibt er selbst Fischzucht und macht aus den Früchten der Gästebücher sehen kann«, erzählt Bernd Andres. Heute noch Streuobstwiesen Brände, Marmeladen, Apfelmost, Säfte, Secco bestückt,und alles diefür diesie entwederKüche. »Es selbst ist ja produzieren eine große Vielfalt oder die da!«, von betont Liefe- Andres. So wird die Küche komplett aus regionalen Produkten - ranten aus dem Umfeld kommen: Gemüse aus Kemmern und die entdecken.Steinpilze von einer Sammlerin aus Weißenbrunn. Auf der wech selnden, da saisonalen Karte, gibt es also immer wieder Neues zu Ich finde ein Örtchen putziger als das andere und biege ab vom dreiMH-Radweg verschiedenen zu »Auenland Stallungen Beef«. lebenDer Automat Rinder »Beef-Station« der französischen lockt aus dem Sattel, wo man sich jederzeit eine Salami ziehen kann. In Wenn Bernd Andres brät (oben), kommt auch Fisch aus eige- - ner Zucht in die Pfanne (unten). Rasse »Blonde d’Aquitaine« in Offenställen mit Freiland- und Mut terkuhhaltung. »Die haben feine Haut, Knochen und Muskeln mit kurzer Faserung, wenig Fettauflagerung, geringen Collagengehalt und sind in Frankreich ein absolutes Premium-Produkt!«, weiß- nengelernt,Besitzer Jonathan war begeistert Eller. Entstanden und brachte ist das fünf Ganze Rinder aus mit einem nach Hause.Hobby heraus: Sein Vater, Tierarzt, hat die Rasse auf einem Kongress ken Inzwischen werden 250 Rinder über den Hofladen vermarktet,- über Gastronomie in der Nähe und über Catering. »Mit im Team sind nämlich zwei Köche, die das Fleisch mit ausschließlich regi Woonalen Schweine Produkten wählen veredeln, z. B. zu Chili con Carne.« Salamigestärkt rolle ich weiter gen Nordosten zum Demeterhof- Dünninger. Bei Schweins scheint große Freude zu herrschen über Spätere Station auf der Reise: »Gasthof Bären« in Randers- den unerwarteten Besuch. Ein Gequieke und freudiges Geschnüf acker (unten). als Aufpasser auf. Momentan sind beide Gruppen mit je fel, Rüssel schauen durch den Zaun, der nette Hofhund spielt sich- ben wollen, entscheiden die Tiere selbst. 30-35Die Schweinen Demeter-Schweine draußen. Obsind sie das aber Alleinstellungsmerkmal im Stall oder draußen blei des Hofs. Geschlachtet wird einmal im Monat am Schlachthof in Fürth. gebackenesClaudia Dünninger Sauerteigbrot vertreibt aus das frisch Fleisch gemahlenem über die »ebl-Biomärkte« Vollkornschrot und in ihrem angeschlossenen Hofladen. »Da gibt es auch selbst mit Roggen, Weizen, Leinsamen, Meersalz – fertig! Außerdem Gemüse, Obst, Rindfleisch, Eier und vieles andere, das Kleinbetriebe aus dem Landkreis hierher liefern.« Als Lieferservice Fotos. Judith Weibrecht Judith Fotos. bietet sie Abokisten an. »2001 waren es zehn Kisten, heute sind es schon über 200«, erzählt sie stolz. 24 Slow Food | 03/2019 MIT DEM RAD AM MAIN Die
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages10 Page
-
File Size-