PALÄONTOLOGIE Und GEOLOGIE

PALÄONTOLOGIE Und GEOLOGIE

BEITRAGE ZUR PALÄONTOLOGIE und GEOLOGIE ÖSTERREICH-UNGARNS und des ORIENTS MITTEILUNGEN DES PALÄONTOLOGISCH EN UND GEOLOGISCHEN INSTITUTES DER UNIVERSITÄT WIEN HERAUSGEGEBEN MIT UNTERSTÜTZUNG DES HOHEN K. K. MINISTERIUMS FÜR KULTUS UND UNTERRICHT VON C A R L D IEN ER , G. v o n ARTHABER, O. PROF. DER PALÄONTOLOGIE A. O. PROF. DER PALÄONTOLOGIE UND F. E. SU ESS, O. PROF. DER GEOLOGIE BAND XXVI MIT XXI TAFELN W IE N und LEIPZIG WILHELM BRAUMÜLLER K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER I9<3 INHALT. Heft I und II. Juni 1913. Seile Dr. Otto Haas: Die Fauna des mittleren Lias von Ballino in Südtirol. II. Teil, mit 7 Tafeln (I—V II)..................................................................... ................. I —161 Heft III und IV. März 1914. Dr. Josef Ritter v. Siemiradzki: Die Spongien der polnischen Juraformation. Mit 6 Tafeln, VIII—XIII (I— V I ) ......................................................................................................................... 163—211 Erich Spengler: Nachträge zur Oberkreidefauna des Trichinopoly-Distriktes in Südindien. Mit 2 Tafeln, XIV, XV (I und I I ) ..................................................................... .......................... 213 — 239 Dr. Otto Antonius: Equus Abeli nov. spec. Ein Beitrag zur genaueren Kenntnis unserer Quartärpferde. Mit 6 Tafeln, X V I—XXI (I—V I ) ...................... ...............................241—301 Redigiert von C. Diener, Die Autoren allein sind für Form und Inhalt ihrer Publikationen verantwortlich. DIE FAUNA DES MITTLEREN LIAS VON BALLINO IN SÜDTIROL. Von Dr. Otto Haas. II. TEIL.1) Mit 7 Tafeln: I—VII (III—IX). (Cephalopoden und Schlußbetrachtungen.) Cephalopoda. Die Klasse der Cephalopoden hat sowohl der Arten- als auch der Individuenzahl nach weitaus den größten Anteil an der Zusammensetzung der Fauna von Ballino. Dabei verteilt sich die große Menge der Cephalopoden in sehr ungleichmäßiger Weise auf die drei Ordnungen dieser Klasse: während von den Nautiloidea überhaupt nur ein halbwegs bestimmbares Gehäuse vorliegt und die Belemnoidea eine zwar sehr ansehnliche Individuenzahl, aber nur einige wenige Formen aufweisen, stellen die Ammonoidea das Hauptkontingent an Arten und Individuen innerhalb der Kopffüßler und innerhalb unserer Fauna überhaupt. Nautiloidea. Nautilus Breynius. Nautilus Brancoi Gemmellaro? Bd. XXV, Taf. XX (II), Fig. 26. 1884. Nautilus Brancoi, Gemmellaro, Rocche Rosse, pag. 47. ? 1892. Nautilus Brancoi; Parona, Re vis. della Fauna lias. di Gozzano, pag. 12. 1911. Nautilus Brancoi; M. Gemmellaro, Rocche Rosse, pag. 208, Taf. VIII, Fig. 4— 11; cum synon. Abmessungen nicht festzustellen. Zahl der untersuchten Stücke: 1. Unsere Fauna lieferte nur einen einzigen halbwegs bestimmbaren Vertreter der Nautiliden; es ist dies ein dürftig erhaltenes, durchwegs gekammertes Steinkernbruchstück, das einem Gehäusedurchmesser von etwa 5 entspricht. Die Windungen sind ungefähr ebenso breit wie hoch und erreichen die größte Breite nahe dem Nabelrande; von hier fallen die Flanken über eine völlig abgerundete Kante fast senkrecht in den engen und ziemlich tiefen Nabel ab; anderseits konvergieren sie allmählich nach außen zu, wo sie mittels gleichfalls abgerundeter Kanten in den abgeplatteten, nur äußerst schwach gewölbten Extern- teil übergehen.* *) I. Teil im XXV. Bande dieser Zeitschrift, pag. 223 — 2N6. Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns, Bd. XXVI. I 2 Otto Haas. [66] Die ziemlich dicht stehenden Scheidewände beschreiben auf den Flanken einen nach vorn offenen Bogen, dessen Sehne hinter dem Radius zurückbleibt, und biegen dann an den abgerundeten Extemkanten ab, um in völlig geradem Verlaufe den Externteil zu übersetzen, auf dem sie bei etwa 4 cm Gehäusedurch­ messer etwa 8 mm Abstand voneinander einhalten. Die Lage des Siphos ließ sich nicht ermitteln. Da die Schale nirgends erhalten ist, konnte auch ihre Verzierung nicht beobachtet werden. Vergleichende Bemerkungen. Nautilus Brancoi wurde zwar schon im Jahre 1884 von G. G. Gemmellaro beschrieben, doch ist die Taf. VIII der Arbeit dieses Forschers über die Aspasia- schichten der Rocche Rosse, aiif die im Text verwiesen wird, nie erschienen. So kam es, daß die beiden in dieser Arbeit begründeten Nautilen-Arten trotz der Genauigkeit, mit der sie beschrieben worden waren, in der Literatur keine Berücksichtigung finden konnten, zumal auch die im Museum von Palermo ver­ wahrten Originalien wohl nur wenigen Forschern zugänglich waren. So hatten auch wir — im Anschlüsse an eine Bestimmung Vaceks in schedis — das in Rede stehende Fragment in Ermangelung einer besser passenden Art mit Vorbehalt zum Nautilus truncatus gestellt. Erst als M. Gemmellaro in allerletzter Zeit das vorerwähnte Werk seines Vaters fortgeführt und vollendet hatte, und bei diesem Anlasse — fast 30 Jahre nach der Beschreibung — die Abbildungen zu N. Brancoi erschienen waren, ließ sich erkennen, daß unsere Form der sizilianischen Art weit näher steht als der Sowerbys. Mit jener stimmt sie im Umgangsprofil, im Verlauf und in der Dichte der Scheidewände und allem Anscheine nach auch in den Windungsverhältnissen so gut überein, daß nur ihr schlechter Erhaltungszustand eine vorbehaltlose Identifizierung hinderte. N. truncatus Sowerby1), dem Gemmellaros Art zweifellos recht nahe steht, weicht von ihr im Verlauf der sanfter geschwungenen Scheidewände und im Windungsquerschnitt dadurch ab, daß hier die größte Breite nicht am Nabelrande, sondern etwas unterhalb des ersten Drittels der Höhe liegt. N. inornatus d’Orbigny* 2) unterscheidet sich von N. Brancoi durch seinen weiteren Nabel und die dichter gestellten und abweichend verlaufenden Septen, und die gleichen Unterschiede gestatten auch die Trennung des letzteren von der var. tenuis Vadäsz3) der d’Orbignysehen Art. Mit N. intermedius Sowerby4) und N. Di-Stefanoi M. Gemmellaro5) (= N. affinis G. G. Gemmellaro6) non Chapuis et Dewalque) haben bereits Gemmellaro Vater und Sohn die in Rede stehende Art verglichen. Geographische und stratigraphische Verbreitung. N. Brancoi, mit dem wir unsere Form aus dem mittleren Lias (Domeriano) von Ballino aller Wahrscheinlichkeit nach identifizieren können, ist bisher nach unserer Kenntnis nur aus den Aspasiaschichten (unterer Mittellias) der Rocche Rosse in Sizilien genauer beschrieben, aus der etwa gleichaltrigen Fauna von Gozzano in Piemont dagegen nur mit Vorbehalt erwähnt worden. Nur der Vollständigkeit halber sei hier noch als Nautilus spec. indet. ein kleiner Steinkern verzeichnet, der wohl als Jugendstadium eines Nautilen zu deuten ist, sich aber jeder näheren Bestimmung entzieht. Ammonoidea. Schon oben (pag. 1 [65]) wurde angedeutet, in welch reicher Entfaltung diese Unterordnung der Cephalopoden in unserer Fauna auftritt. An Arten- und an Individuenzahl werden die Ammoniten von *) Mineral Conchol., vol. II, pag. 49, Taf. CXXIII; d’ O rb ig n y , Paleont. Franc;., Terr. jurass., vol. I, pag. 153, Taf. XXIX; Geyer, Schafberg, pag. 63, Taf. IX, Fig. 8. 2) Pal6ont. Franc;., Terr. jurass., vol. I, pag., 152, Taf. XXVIII. 3) Bakony, pag. 47, Taf. I, Fig. 1, 2. 4) d’Orbigny, Paleont. Franc;., Terr. jurass., vol. I, pag. 150, Taf. XXVII, cum synon. ß) Rocche Rosse, pag. 208, Taf. VIII, Fig. 12 — 19; cum synon. Rocche Rosse, pag. 48. [67] Die Fauna des mittleren Lias von Ballino in Südtirol. 3 keiner anderen Gruppe dieser Tiergesellschaft auch nur annähernd erreicht; auch die zweitstärkste, die der Brachiopoden, bleibt in beiden Hinsichten weit hinter ihnen zurück. Ihre Formenfülle verteilt sich — und zwar, wie aus dem Folgenden hervorgehen wird, sehr ungleich — auf sieben Gattungen (im weiteren Sinne); es sind dies Fhylloceras, Rhacopliyllites, Lytoceras, Arietites, Acanthoplearoceras, Harpoceras und Coeloceras. Die Betrachtung der Ammonitenfauna von Ballino als Ganzes bleibt dem allgemeinen Teile dieser Arbeit Vorbehalten. Phylloceras Sueß. Wie in den meisten mediterranen Faunen ist die Gattung Phylloceras auch in der von Ballino. sowohl was die Arten- als auch was die Individuenzahl anbelangt, ziemlich reich vertreten. Die mannig­ fachen hieher gehörigen Formen lassen sich innerhalb unserer Fauna etwa in folgender Weise gruppieren: a) mit.Einschnürungen versehene Phylloceren; — Formenreihe des Phylloceras Capitanei Catu 11 o (Neumayr)1); hieher zählen vyir Phylloceras Geyeri Bonarelli; b) Phylloceren mit deutlicher Radialskulptur; — Formenreihe des Phylloceras Partschi Stur (Geyer)* 2); sie erscheint bei Ballino vertreten durch Phylloceras spec. indet. ex affinit. Phylloc. Partschi Stur, Phylloceras anonymum nov. nom.; zu ihr dürfte wohl auch zu rechnen sein Phylloceras proclive Rosenberg, das der Begründer dieser Art 3) allerdings als incertae sedis bezeichnet und allenfalls — doch nach unserem Dafürhalten ohne zureichende Gründe— in die Gruppe des Phylloc. Rdkosense Herb ich4) (= Dasyceras Hyatt) 5) verweisen möchte; c) glatte, einschnürungslose Phylloceren; — Formenreihe des Phylloceras lieterophyllitm So werby (Neumayr)6); hieher gehören: Phylloceras pseudo-zetes Fucin i (Typus), Phylloceras psendo-zetes Fucini, variet. plicata Fucini, 7) Phylloceras frondosum Reynes, Phylloceras cf. Hebertinum Reynes, Phylloceras Meneghinii Gemmellaro; ferner dürften an diese Gruppe noch am ehesten anzuschließen sein Phylloceras sulcocassum Rosenberg, das allerdings nach diesem Autor8) eine gewisse Annäherung an die nächste Formenreihe zeigt und Phylloceras? spec. indet.; d) Phylloceren mit kantig abgesetztem, flachem Externteil, abgeplatteten Flanken und sehr breitem ersten Lateral; — Formenreihe des Phylloceras cylindricum

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