Deutschland Archiv Deutschland Archiv 2014 2014 Band 1544 Band Deutschland Archiv 2014 Schriftenreihe Band 1544 Deutschland Archiv 2014 Bonn 2015 © Bundeszentrale für politische Bildung Adenauerallee 86, 53113 Bonn Lektorat und Redaktion Print- und E-Book-Ausgabe: Anne-Sophie Friedel, Johannes Piepenbrink, Mitarbeit: Valentin Persau Redaktion »Deutschland Archiv« Online: ]init[ AG für digitale Kommunikation (Katharina Barnstedt, Hendrik Hoffmann, Dr. Clemens Maier-Wolthausen) Diese Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung der Bundeszentrale für poli- tische Bildung dar. Für die inhaltlichen Aussagen tragen die Autorinnen und Auto- ren die Verantwortung. Umschlaggestaltung und Satzherstellung: Naumilkat – Agentur für Kommunikation und Design, Düsseldorf Umschlagfoto: © ddp images/Berthold Stadler Druck: Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG Sämtliche Einzeltexte stehen – mit Ausnahme der Bilder – unter einer Creative Commons Lizenz vom Typ Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Deutschland. ISBN: 978-3-8389-0554-0 www.bpb.de/deutschlandarchiv Inhalt Vorwort 7 Christoph Kleßmann l Was bleibt von der Mauer? Gemeinsame Nachkriegsgeschichte in Deutschland, in Europa? 9 Christian Booß l Die gestaute Republik. Missglückter Gene ra tionswechsel und Reformstau als Voraussetzungen der Fried lichen Revolu tion 28 Christopher Banditt l Das »Kuratorium für einen demokratisch verfassten Bund deutscher Länder« in der Verfassungsdiskussion der Wiedervereinigung 45 Dieter Schröder l Die Europäische Union – Voraussetzung des vereinigten Deutschlands 60 Karl Christian Lammers l Geschätzt, aber nicht geliebt. Die Wahrnehmung der Deutschen Ein heit in Dänemark 74 Andrea Brait l »Österreich hat weder gegen die deutsche Wiedervereinigung agitiert, noch haben wir sie besonders begrüßt« 82 Holm-Detlev Köhler l Wandlungen im Deutschlandbild der Spanier von der Wiedervereinigung bis zur Wirtschaftskrise 103 Jenny Hestermann l Ein »Tag der tiefen Trauer« – Israelische Reak tionen auf den Umbruch in der DDR und die deutsche Wiedervereinigung 112 Inhalt Christina Horsten l Die Perzep tion der deutschen Wieder vereinigung in Lateinamerika 126 Bernd Lindner l Wege in die Opposi tion. Widerständiges Verhalten in der DDR 142 Heidrun Budde l Politische Fremdbestimmung durch Gruppen – Stabilisator des SED-Staates 157 Wolfgang Benz l Gewalt gegen Kinder. Jugendhilfe und Heimerziehung in der DDR 172 Jakob Böttcher l Zum Bedeutungswandel deutscher Kriegsgräber nach dem Zweiten Weltkrieg 183 Thomas Weißbach Das Kulturhaus »Interna tionale Solidarität« 194 Christoph Meyer Deutschland zusammenhalten. Wilhelm Wolfgang Schütz und sein »Unteilbares Deutschland« 202 Autorinnen und Autoren 218 Bildnachweis 220 Themenschwerpunkte l 25 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit l Transformationsprozesse l Außensichten auf die Deutsche Einheit l Regimebehauptung und Widerstand l Un-Rechts-Staat DDR l Erinnern und Gedenken ohne Schwerpunktzuordnung Vorwort Vor 25 Jahren erkämpften sich die Menschen in der DDR ihre Frei heit. Sie schufen damit eine wichtige Voraussetzung für die Vereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahr 1990. Im Onlineportal des »Deutsch­ land Archiv« (DA) beschäftigten sich im »Jubiläumsjahr« 2014 zahlreiche Autorinnen und Autoren mit vielfältigen Aspekten rund um die Fried­ liche Revolu tion, mit dem Reformstau des SED­Regimes sowie mit den auf die Umwälzungen in der DDR und die Deutsche Ein heit folgenden Transforma tionsprozessen. Die Entwicklungen in den Jahren 1989 und 1990 wurden auch im Aus­ land, bei den europäischen Partnern sowie in den Transforma tionsstaaten Mittelosteuropas intensiv verfolgt. Die DA­Redak tion hat daher im Früh­ jahr 2014 einen Call for Articles zum Thema »Außensichten auf die Deutsche Ein heit« initiiert und anhand der zahlreichen Rückmeldungen einen ent­ sprechenden Schwerpunkt eingerichtet. Eine Auswahl dieser Beiträge fin­ det sich in diesem Band, neben Texten aus den neuen (und weiter wach­ senden) Schwerpunkten »Erinnern und Gedenken« und »Un­Rechts­Staat DDR« sowie weiteren Einzelbeiträgen. All diese Themen werden auch 2015 weiterhin unsere Aufmerksam keit genießen. Für das Redak tionsteam des »Deutschland Archiv« war 2014 ein Jahr der Konsolidierung. Erfreut haben wir – anhand der Rückmeldungen unse­ rer Autorinnen und Autoren, aber auch durch die steigenden Zugriffe auf das Onlineportal – feststellen können, dass das neue Format gut angenom­ men wird. Wir wünschen gute Lektüre und freuen uns schon jetzt auf viele neue spannende Beiträge in diesem Jahr! Dr. Clemens Maier-Wolthausen Redak tion »Deutschland Archiv« Berlin, Januar 2015 7 Lichtgrenze in Berlin zum 25. Jahrestag des Mauerfalls. Christoph Kleßmann Was bleibt von der Mauer? Gemeinsame Nachkriegsgeschichte in Deutschland, in Europa? Einführungsvortrag auf der Deutschlandforscher tagung am 30. ­Oktober 2014 in Weimar Das Thema, auf das ich mich eingelassen habe, ist ein dreifaches Abenteuer: Wenn ich die Veranstalter richtig verstanden habe, soll ich erstens auf das Leben und den Alltag des Lebens mit der Mauer und die Erinnerung daran im Jubiläumsjahr des Mauerfalls ein besonderes Augenmerk richten; 9 Deutschland Archiv 2014 l 25 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit zweitens das Konzept der asymmetrisch verflochtenen, also irgendwie integrierten doppelten deutschen Nachkriegsgeschichte methodisch und exemplarisch genauer durchdeklinieren; und drittens schließlich muss das Ganze, wie es sich heutzutage gehört, in eine europäische Perspektive gestellt werden, denn das Ende der Mauer gehörte auch zum Anfang vom Ende des Ostblocks. Also eine sehr ehrenvolle Herausforderung für einen Pensionär, der viel Zeit hat und im früheren Leben einige halbwegs einschlägige Bei­ träge zur west­ und ost­ und gesamtdeutschen Geschichte geschrieben hat. Sicher lich hängt nicht nur alles mit allem zusammen, sondern auch diese drei Teile auf besondere Weise. Mauer und Maueröffnung waren mehr als ein innerdeutsches Ereignis. Dass Deutschland­West und Deutschland­ Ost nicht, wie in Europa viele hofften, ein Dauerzustand sein würde, hat kaum jemand noch geglaubt. Aber erst das abrupte Ende der DDR und der ebenso abrupte Sturz in die Ein heit haben auch für Historiker die Frage nach integrativen Elementen der deutschen Nachkriegsgeschichte poin­ tierter gestellt als zuvor. Ob und inwieweit das auch für Europa gilt, kann und muss zumindest erörtert werden. Die Mauer, das Leben mit der Mauer und die Teilung Der DDR­Kabarettist David Ensikat hat in seinem Lexikon »Populäre DDR­Irrtümer« eine bissige Anmerkung zur Farbe Grau formuliert, die ja auch mit der Mauer zu tun hat und in der Westwahrnehmung fast die einzige, zumindest die dominierende DDR­Farbe war. Ich zitiere Ensikat: »In kaum einem Bericht über die DDR, sofern er nicht von der DDR selbst produziert war, fehlte das Wörtchen grau. Grau war der Himmel über uns, grau die Städte und Dörfer. Grau waren bei uns schon die Kin­ der in ihren grauen Pionierhalstüchern. Die ganze DDR war ein ein­ ziges Grau­in­Grau. Nachdem ich im Frühjahr 1990 mit einem »Zeit«­ Redakteur bei strahlendem Sonnenschein durch den grünen Park vor meinem Hause spazieren gegangen war, konnte ich dann in seinem Artikel über diesen Spaziergang lesen, wie er mit mir durch das trost­ lose Grau meiner Umgebung gelaufen sei, dass ihm selbst die Natur hier trostlos erschienen wäre. Er war, das kannten wir von vielen Besuchern aus dem Westen, mit seinem grauen DDR­Bild bei mir angekommen und wieder abgereist. Es stimmt ja, so schön bunt wie die Reklamewelt der Bundesrepublik war bei uns nichts. Aber die Bäume waren doch 10 Christoph Kleßmann, Was bleibt von der Mauer? nicht weniger grün und nicht mal so viel kranker als die im Westen. Dass die Gesichter der DDR­Bürger im Frühling nicht diese gesunde Solar­Bräunung vieler West­Gesichter hatten, stimmt wiederum. Unsi­ cher ist inzwischen, was gesünder ist – die natür liche Blässe oder die nicht ganz so natür liche Bräunung.« Das muss nicht kommentiert werden. Zeit für Zwischentöne Für die historische Analyse ist die Farbe Grau aber noch auf andere Weise wichtig. In der DDR gab es zwischen schwarz und weiß viele graue Zwi­ schentöne, ohne die Gesellschaft und Alltag nicht zu verstehen sind. Schlichte Weltbilder sind bequem, weil sie ja nicht einfach falsch sind. Die DDR als totalitäre SED­Diktatur lautstark anzuprangern und damit gleichzeitig den ominösen Weichspülern und Schönfärbern der neuen und alten DDR­Forschung eins auszuwischen, wie das der Berliner For­ schungsverbund tat und gelegent lich immer noch tut, ist viel einfacher als eine differenzierte Sicht, die keineswegs auf nachträg liche Selbstkritik verzichtet, aber eben auch sperrige und erfahrungsgeschicht lich skandalös erscheinende Befunde einbeziehen will. Nur so hat man aber meines Erachtens auch Chancen, beispielsweise über die politische Bildung dieje­ nigen zu erreichen, die sich einer zeithistorischen Aufklärung mehr oder minder verweigern. Mit Verharmlosung hat das wenig zu tun. Hier set­ zen auch die Überlegungen zu einer integrierten Nachkriegsgeschichte an. Auch die Mauer war grau, zumindest auf ihrer Ostseite, zudem war sie brutal. Die Mauer ist Symbol für vieles, was integral zur DDR­Geschichte gehört: die vollständige Teilung Berlins und der beiden Hälften Deutsch­ lands, die Diktatur der Grenze, zerrissene Familien, gebrochene Biogra­ fien, der Schießbefehl, den es angeb lich nicht gab, Erschossene, Verblutete, Ertrunkene, Verhaftete, Freigekaufte – aber zeitweilig auch: Hoffnung der Linientreuen
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