Hartmut Boockmann 1934-1998

Hartmut Boockmann 1934-1998

__________________________________________________ MITTEILUNGEN DER RESIDENZEN-KOMMISSION DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN JAHRGANG 8 (1998) NR. 2 MITTEILUNGEN DER RESIDENZEN-KOMMISSION DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU GÖTTINGEN JAHRGANG 8 (1998) NR. 2 RESIDENZEN-KOMMISSION ARBEITSSTELLE KIEL ISSN 0941-0937 Herstellung: Vervielfältigungsstelle der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Titelvignette: Blick auf die Neue Burg mit Denkmal Prinz Eugens am Heldenplatz (© Österreich Werbung) INHALT Hartmut Boockmann 1934-1998 ...................................................................................5 Auswahlbibliographie Hartmut Boockmann........................................................9 Aus der Arbeit der Kommission ................................................................................ 15 Schriftenverzeichnis Karl-Heinz SPIESS ............................................................ 19 Die Arbeit der anderen .............................................................................................. 24 Jeroen DUINDAM, Utrecht: The court of the Austrian Habsburgs: locus of a com- posite heritage .................................................................................................. 24 Cordula NOLTE, Greifswald: Studien zum familialen und verwandtschaftlichen Beziehungsnetz der Markgrafen von Brandenburg (Projektskizze).................... 59 Kolloquiumsberichte................................................................................................. 65 6. Symposium der Residenzenkommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Institut Paris, dem Sonderforschungsbereich 537 der Technischen Universität Dresden und dem Landesamt für Archäologie des Freistaates Sachsen, von Jan HIRSCHBIEGEL und Jörg WETTLAUFER, Kiel............................................................................. 65 Texte, Rituale, Bilder. Wirklichkeitsbezug und Wirklichkeitskonstruktion poli- tisch-rechtlicher Kommunikationsmedien in Stadt- und Landgesellschaften des späten Mittelalters, von Gerrit J. SCHENK, Heidelberg...................................... 72 Kolloquien, Ausstellungen, Jubiläen ......................................................................... 75 Buchvorstellungen .................................................................................................... 92 Heinz-Dieter HEIMANN in Verbindung mit Ivan HLAVÁCEK (Hg.): Kommunika- tionspraxis und Korrespondenzwesen im Mittelalter und in der Renaissance. Pa- derborn/München/Wien/Zürich 1998, von Harm von SEGGERN, Kiel ............... 92 Neuerscheinungen..................................................................................................... 95 Verschiedenes......................................................................................................... 112 Die Arbeitsstelle Kiel.............................................................................................. 115 ***** Wenn Sie den Mitteilungen einen Text zusenden wollen (bitte, tun Sie es: nächster Redaktionsschluß ist der 1. April 1999), dann schicken Sie ihn bitte an mich über die Redaktion in Kiel oder direkt nach Paris. Die jeweiligen Adressen sind, wie stets, auf der letzten Seite angegeben. W.P. HARTMUT BOOCKMANN 1934-1998 Der Historiker sollte wissen, daß der Tod zuschlägt, wann und wo er will. Wenn es aber einen Menschen trifft, der ihm nahesteht, so ist er überrascht und wehrlos wie jeder andere Sterbliche. Nur zwei Monate nach der Entdeckung eines Gehirntumors ist Hartmut Boockmann am 15. Juni 1998 gestorben. Die Residenzen-Kommission verlor ein Mitglied der ersten Stunde.1 Zuletzt haben wir ihn auf dem Sigmaringer Symposium am 5. Oktober 1996 erlebt, wie er in der Portugiesischen Galerie des Schlosses den Festvortrag in Gegenwart von Fürst und Erbprinz hielt, zum Thema "Vom Fels zum Meer: Die süddeutschen und die norddeutschen Hohenzollern im 19. Jahrhundert" - eine delikate, glänzend bewältigte Aufgabe:2 Wie selten einer verfügte er über die Gabe der schwebenden Rede. Ich hoffte darauf, ihn Ende September 1998 in Dresden wiederzusehen und mit ihm die großen Aufgaben zu beraten, die auf unsere Kommission zukommen. Statt dessen fuhr ich am 22. Juni nach Göttingen und nahm mit beeindruckend vielen anderen an seiner Trauerfeier in der St. Albani-Kirche teil, wo Bernd Möller ihm einen bewegenden und bewegten Nachruf sprach. Nun er nicht mehr ist, wird plötzlich deutlich, wieviel er seinen Kollegen und der Öffentlichkeit bedeutet hat: Kaum gelingt es, die vielen Kommissionen und Gremien zu nennen, in denen er mitwirkte. In der methodischen Aufgeregtheit der Zunft stand er wie ein Fels, wies die Moden zurecht und forderte Stil und Qualität. Knapp und streng hat er das Zensorenamt im Literaturbericht zum Spätmittelalter in der weit verbreiteten Zeitschrift «Geschichte in Wissenschaft und Unterricht» ausgeübt (deren Mitherausgeber er ab 1987 war) und als Redaktor der «Göttingischen Gelehrten Anzeigen», seit 1988 - vom selben Jahre an gehörte er ungewöhnlicher Weise auch zu den Herausgebern der Zeitschrift für Kunstgeschichte. Ohne je den Standpunkt des Fachhistorikers zu verlassen, schrieb er in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, im Göttinger Tageblatt, in ganz lokalen Publikationen, oder auch in «Damals», wie Anlaß und Pflicht es verlangten. Überhaupt die Pflicht: am 22. August 1934 zu Marienburg geboren, hat er seine Heimat nie vergessen und stets an die Gegenwart der ostdeutschen und der mitteldeutschen in der gesamtdeutschen Geschichte erinnert, darin Hans Patze ähnlich; aber gleichzeitig hat er die Verständigung zwischen deutschen und polnischen Historikern, Deutschland und Polen zu seiner Lebensaufgabe gemacht, was die polnischen Kollegen ihm in aufrichtiger 1 An Nachrufen sind mir bekannt geworden: Peter Moraw in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 17. Juni 1998 ("Mit Bildern reden"); [Eduard Mühle], in: Herder aktuell ... Informationen aus dem Herder-Instiut in Marburg, Nr. 6, Januar-Juni 1998, S. 11; Joachim Rohlfes, Michael Sauer, Winfried Schulze, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 49 (1998), S. 527f. - Frau Dr. Andrea Boockmann übergab mir Lebenslauf und Schriftenverzeichnis. Siehe auch seine autobiographische Skizze in der unten gegebenen Auswahlbibliogra- phie, Nr. 50. 2 Der Vortrag ist ungedruckt geblieben. 5 Anerkennung gedankt haben. Viel Zeit hat er der Deutschen Forschungsgemeinschaft gegeben, wo sein Urteil einiges galt. Um die Geschichtswissenschaft an der Humboldt- Universität aufzubauen, hat er sich drei Jahre lang zur Verfügung gestellt, von 1992 bis 1995. Als die Welle der großen und kleinen historischen Ausstellungen kam, hat er geraten, Stellung genommen, mitgeplant und mitgewirkt, voran beim Deutschen Historischen Museum in Berlin. In Göttingen, wo er ab 1982 Professor war, ist er zum Historiker seiner ehrwürdigen Universität geworden, und hat auch dort Ämter und Kommissionen übernommen, so wie er es schon 1975-1982 während seiner ersten Professur in Kiel getan hatte, in unvergeßlicher Weise. Schließlich war er stets, in Wort und Schrift, ein engagierter Lehrer seiner Studenten. Dabei hat er nach Ehren nicht geschielt, Internationalität (mit Ausnahme Polens) nicht angestrebt. Die weithin sichtbare Anerkennung, die ihm gebührt, wäre ihm sicher noch zuteil geworden. Einstweilen war er nicht überall und nirgends, sondern ganz dort, wo er wirkte. Der Westpreuße, der, geflüchtet, in Potsdam Abitur machte, wieder flüchten mußte, nach Stuttgart, in Tübingen das Studium begann, hat schließlich seit 1957 in Göttingen tiefe Wurzeln geschlagen. Dort wurde er i.J. 1988 in die Akademie gewählt und hat ihre Arbeit in vielfältiger Weise getragen, nicht nur in unserer Kommission, sondern auch und zumal in der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters.3 Es war bewunderungswürdig, wie er ein Dokument zum Leuchten bringen konnte, ein Testament,4 einen Reisebericht,5 einen Reformtraktat6 oder eine mittelalterliche Altartafel.7 Denn er hatte ein besonderes Verhältnis zu Gegenstand und Bild. Er wies viele neue Wege, besonders eindrücklich in seinem Aufsatz über das Wilsnacker Wunderblut8 und vor allem in demjenigen über Deutsche Stadttyrannen - ein geradzu genialer Blick auf das Funktionieren städtischer Oligarchien in spätmittelalterlichen Reich.9 Im Gedächtnis aber wird er den meisten bleiben als der Entdecker mittelalterlicher und gegenwärtiger Bilder als Trägern von Informationen und Vermittler von Erkenntnis. Sein Meisterwerk auf diesem Gebiet ist der große, bislang dreimal aufgelegte Band über «Die [deutsche] Stadt im späten Mittelalter», der eine völlig neue Weise der Spurensuche, des Kommentars, der Vergegenwärtigung im Bilde darstellt.10 Es ist derselbe Geist, der aus Arnold Eschs Werk «Römische Straßen in ihrer Landschaft» spricht.11 Hätten wir nur dergleichen über die 3 Siehe die Sammelbände Nr. 12 und 14-16. 4 Nr. 6, 33, 45. 5 Nr. 51. - Noch am 4. März hat Hartmut Boockmann anläßlich der Jahresversammlung der Monumenta Germaniae Historica und der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in der Münchener Residenz über "Kaiser Friedrich III. unterwegs" gesprochen; derselbe Titel in Nr. 19, S. 33-55 und 233. 6 Nr. 34. 7 Nr. 24, 39. 8 Nr. 28. 9 Nr. 35. Vgl. Nr. 11, S. 151-181 und 234f.: «Aufstieg und Fall eines ehrgeizigen Stadtbürgers» (Peter Egen/v. Argun). 10 Nr. 7. 11 A. Esch, Römische Straßen in ihrer Landschaft, Mainz 1998. 6 Bauern, die Kirche, die Gelehrten - und über Höfe und Residenzen.12

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