Marc Sygalski Das »politische Lied« in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1964 und 1989 am Beispiel von Franz Josef Degenhardt, Hannes Wader und Reinhard Mey Göttinger Schriftenreihe für studentische Germanistik Marc Sygalski Das »politische Lied« in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1964 und 1989 am Beispiel von Franz Josef Degenhardt, Hannes Wader und Reinhard Mey This work is licensed under the Creative Commons License 3.0 “by-nd”, allowing you to download, distribute and print the document in a few copies for private or educational use, given that the document stays unchanged and the creator is mentioned. You are not allowed to sell copies of the free version. Marc Sygalski Das »politische Lied« in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1964 und 1989 am Beispiel von Franz Josef Degenhardt, Hannes Wader und Reinhard Mey eScripta Göttinger Schriftenreihe für studentische Germanistik Band 1 Seminar für Deutsche Philologie Georg-August-Universität Göttingen 2011 Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Erschienen in der Reihe eScripta. Göttinger Schriftenreihe für studentische Germanistik. In der elektronischen Schriftenreihe eScripta werden herausragende Arbeiten von Studierenden des Göttinger Seminars für Deutsche Philologie publiziert. ISSN: 2192-0559 http://www.escripta.de Herausgeber der Reihe Seminar für Deutsche Philologie der Georg-August-Universität Göttingen Hartmut Bleumer, Andrea Bogner, Albert Busch, Hiltraud Casper-Hehne, Heinrich Detering, Anke Detken, Ruth Florack, Udo Friedrich, Anke Holler, Gerhard Kaiser, Ina Karg, Gerhard Lauer, Markus Steinbach, Claudia Stockinger, Simone Winko Anschrift des Autors Marc Sygalski [email protected] Abstract Die vorliegende Arbeit widmet sich der Kunstform des »politischen Liedes«. Untersucht wird die Entwicklung des politischen Liedes von 1964-1989 am Beispiel seiner exponierten Vertreter Franz Josef Degenhardt, Hannes Wader und Reinhard Mey. In drei Themenkomplexen wird in dieser Arbeit unter anderem den Fragen nachgegangen, welche Ziele die Autoren politischer Lieder verfolgen, welche Umstände zum Bruch der deutschen Lied- und Singkultur in den 1950er Jahren führten und inwieweit sich Absichten und Funktionen des »politischen Liedes« zwischen 1964 und 1989 gewandelt haben. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung: der Traum vom Frieden im »politischen Lied« ........................ 1 2. Das »politische Lied«: eine eigenständige Kunstform .............................. 6 2.1. Funktionen und Absichten des »politischen Liedes«................................................11 2.2. Das »politische Lied« und sein Autor: der Liedermacher .........................................14 2.2.1. Für wen ich singe – die Motivation, »politische Lieder zu schreiben .........................................................................................................17 2.2.2. Wes Brot ich essʼ, des Lied ich singe – Traditionslinien von Degenhardt, Wader und Mey...........................................................................20 2.2.3. Ein Stück Musik von Hand gemacht – Abgrenzungs- und Inszenierungsstrategien der Liedermacher......................................................24 2.3. Das »politische Lied« und der Liedermacher im literarischen Feld ..........................29 3. Die Entwicklung des »politischen Liedes« in der Bundesrepublik Deutschland ...................................................................... 33 3.1. »Prä-Waldeck«: die deutschsprachige Musikkultur der 1950er Jahre .....................35 3.2. Die Burg Waldeck-Festivals (1964 bis 1969) ...........................................................39 3.2.1. Etablierung der Burg Waldeck-Festivals (1964 bis 1966).................................40 3.2.2. Politisierung der Burg Waldeck-Festivals (1967)..............................................43 3.2.3. »Implosion« der Burg Waldeck-Festivals (1968 und 1969) ..............................46 3.3. Das »politische Lied« in den 1970er Jahren ............................................................48 3.3.1. Über den Wolken – das »politische Lied« zwischen Popularisierung und Kommerzialisierung ........................................................53 3.3.2. Genug ist nicht genug – die zweite Liedermacher-Generation am Beispiel von Konstantin Wecker ......................................................................56 3.4. Das »politische Lied« in den 1980er Jahren ............................................................59 3.4.1. Uns bleibt keine Wahl – Renaissance des »politischen Liedes«......................62 3.4.2. Rondo Pastorale – der »Rückzug ins Private« .................................................65 4. Ausprägungen und Vertreter des »politischen Liedes« .......................... 67 4.1. Ein »versoffner Chronist«: Franz Josef Degenhardt ................................................69 4.1.1. Schmuddelkinder – Degenhardts frühe »Kritik der leisen Töne« .....................71 4.1.2. Zwischentöne sind bloß Krampf – Degenhardts Hinwendung zum »Agitprop«................................................................................................76 4.1.3. Mit aufrechtem Gang – »Polit-Kitsch« im Dienst kommunistischer Überzeugungen ...................................................................80 4.1.4. Da müssen wir durch – Degenhardts politischer Taumel zwischen Entschlossenheit und Enttäuschung ................................................86 4.2. Ein »politischer Bauch«: Hannes Wader..................................................................91 4.2.1. Der Tankerkönig – Waders Sprach- und Figurenwelt.......................................96 4.2.2. Trotz alledem – Wader rehabilitiert Volks- und Arbeiterlieder ........................102 4.2.3. Es ist an der Zeit – Waders Lieder für Frieden und Solidarität .......................108 4.3. Wie Orpheus singen: Reinhard Mey.......................................................................113 4.3.1. Annabelle, ach Annabelle – das gesellschaftskritische Lied von Reinhard Mey.................................................................................................116 4.3.2. Nein, meine Söhne gebʼ ich nicht – das Private im Politischen und das Politische im Privaten.......................................................................120 5. Dass nichts bleibt wie es war – Schlussbemerkungen und offene Fragen............................................................................................ 122 6. Literatur- und Quellenverzeichnis ......................................................... 127 7. Anhang.................................................................................................. 132 Liedtexte von Franz Josef Degenhardt.....................................................................132 Liedtexte von Hannes Wader ...................................................................................143 Liedtexte von Reinhard Mey .....................................................................................155 1. Einleitung: der Traum vom Frieden im »politischen Lied« »Tot sind unsre Lieder, / unsre alten Lieder«1, beklagt Franz Josef De- genhardt 1968. Der Liedermacher beschreibt in seinem Lied Die alten Lieder den Zustand der deutschen Liedkultur in der Zeit nach dem Zweiten Welt- krieg. Degenhardt gilt als der Autor, Sänger und Interpret, der das »politi- sche Lied« in den 1960er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland wieder populär macht. Mittels skurriler Bilder, grotesker Geschichten und aus- drucksstarker Metaphern beschreibt Degenhardt in seinen frühen Liedern wie Rumpelstilzchen (1963)2 und Spiel nicht mit den Schmuddelkindern (1965) die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft. Noch im Vorfeld der sich ankündigenden Studentenbewegung, mit der sich der 1931 geborene Rechtswissenschaftler sympathisiert, übt Degenhardt harsche Sozialkritik, die kennzeichnend ist für seine späteren Lieder.3 Bereits 1964 nimmt De- genhardt am Musikfestival Chansons, Folklore, International – Junge Eu- ropäer singen auf der Ruine der Burg Waldeck im Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz teil, dem ersten großen und medienwirksamen Musikfesti- val in der Bundesrepublik Deutschland. Die große Resonanz, die seine kriti- schen Lieder dort finden, erklärt sich Degenhardt rückblickend so: »Weil allgemein im intellektuellen Spektrum vermisst wurde, dass keine deutschen Lieder mehr gesungen wurden. Deshalb hörte man genau zu.«4 Auf Burg Waldeck trifft Degenhardt erstmals auf politische und sozialkri- tische Sänger wie Hein und Oss Kröher, Peter Rohland, Dieter Süverkrüp, Hanns Dieter Hüsch, Hannes Wader und Reinhard Mey. »Hannes Wader singt und schreibt keine Lieder, von denen er glaubt, dass sie seinem Publi- 1 Siehe Franz Josef Degenhardt: Die Lieder. Berlin 2006. S. 71. Die Liedtexte von Franz Josef Degenhardt werden nach dieser Ausgabe zitiert. Der vollständige Text des Liedes Die alten Lieder (1968) ist im Anhang dieser Arbeit beigefügt. 2 In Klammern dargestellte Jahreszahlen geben das Jahr der Erstveröffentlichung des Albums oder des Liedes an. 3 Vgl. Michael Kleff (Hrsg.): Die Burg Waldeck Festivals 1964-1969. Chansons, Folklore, International. Hambergen 2008. S. 124. 4 Zitiert wird Degenhardt. Siehe ebd. S. 125. 1 kum gefallen würden«5, ist auf der Hülle der ersten Langspielplatte von Hannes Wader zu lesen, die 1969 unter
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