gt 08053 / p. 1 / 9.11.2010 gt 08053 / p. 2 / 9.11.2010 Jahrbuch Sozialer Protestantismus Band 4 Herausgegeben von Heinrich Bedford-Strohm, Traugott Jhnichen, Hans-Richard Reuter, Sigrid Reihs und Gerhard Wegner im Auftrag der Stiftung Sozialer Protestantismus, des Bundesvorstandes des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt und des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD gt 08053 / p. 3 / 9.11.2010 Zauberformel Soziale Marktwirtschaft? Gtersloher Verlagshaus gt 08053 / p. 4 / 9.11.2010 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 1. Auflage Copyright © 2010 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Init GmbH, Bielefeld Satz: SatzWeise, Föhren Druck und Einband: Hubert&Co., Göttingen Printed in Germany ISBN 978-3-579-08053-6 www.gtvh.de gt 08053 / p. 5 / 9.11.2010 Inhalt Vorwort................................. 9 Beiträge zum Schwerpunktthema Zauberformel Soziale Marktwirtschaft? Einleitung . 11 Traugott Jähnichen / Sigrid Reihs Das wirtschaftsethische Profil des sozialen Protestantismus: Zu den gesellschafts- und ordnungspolitischen Grundentscheidungen der Sozialen Marktwirtschaft . 18 Traugott Jähnichen Die Religion der Sozialen Marktwirtschaft Zur ordoliberalen Weltanschauung bei Walter Eucken und Alexander Rüstow . 46 Hans-Richard Reuter Der große Irrtum – Warum die Finanzmarktderegulierung scheitern musste . 77 Gustav Horn Die Erzeugung von Informationen am Finanzmarkt reformieren – die Fundamente Sozialer Marktwirtschaft unter Beachtung der globalen Perspektive erneuern . 103 Jörg Hübner Offene Märkte – Herausforderung für die Soziale Marktwirtschaft? 130 Monika Burmester Grundfragen der EU-Strategie für 2020 aus der Perspektive der evangelischen Ethik . 147 Peter Pavlovic 5 gt 08053 / p. 6 / 9.11.2010 Inhalt Kann die Soziale Marktwirtschaft Leitbild einer globalen Zukunftspolitik sein? . 166 Wolfram Stierle Eine sozialkontrollierte Ökonomie: Das Beispiel Indien . 187 John M. Itty Ökosoziale Marktwirtschaft als Schlüssel zu einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung? . 214 Hans G. Nutzinger Dokumentationen Dokumentation der Verleihung des Klaus-von-Bismarck-Preises der Stiftung Sozialer Protestantismus an Professor Dr. Torsten Meireis Laudatio . 225 Katrin Göring-Eckardt Was ist und worauf zielt sozialer Protestantismus? Response . 231 Torsten Meireis Nachhaltigkeit und Vertrauen – Über die Notwendigkeit von Werten für die Marktwirtschaft . 242 Wolfgang Huber Begründung und Ausgestaltung einer Finanztransaktionssteuer Stellungnahme des SI der EKD . 252 Andreas Mayert / Gerhard Wegner Die Soziale Marktwirtschaft ethisch weiterdenken Studien der Evangelischen Kirche von Westfalen für ein neues Kon- zept der Sozialen Marktwirtschaft im Kontext der Globalisierung . 279 Ulrich Möller »Wem gehört die Soziale Marktwirtschaft?« – Zum Streit über die konfessionellen Wurzeln der Sozialen Marktwirtschaft Bericht über eine Tagung der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Sozialethischer Institute im Januar 2010 in Münster . 294 Sigrid Reihs 6 gt 08053 / p. 7 / 9.11.2010 Inhalt Rezensionen Johannes Rehm zu Torsten Meireis, Tätigkeit und Erfüllung. Protestantische Ethik im Umbruch der Arbeitsgesellschaft . 305 Dieter Beese zu Nils Ole Oermann, Anständig Geld verdienen? Protestantische Wirtschaftsethik unter den Bedingungen globaler Märkte . 308 Clemens Wustmans zu Jörg Hübner, »Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon!« . 316 Jannika Haupt zu Johannes Rehm / Hans G. Ulrich (Hg.), Menschenrecht auf Arbeit? Sozialethische Perspektiven . 319 Die Autorinnen und Autoren . 323 7 gt 08053 / p. 8 / 9.11.2010 gt 08053 / p. 9 / 9.11.2010 Vorwort Die Soziale Marktwirtschaft ist wieder in aller Welt Munde. Galt sie vor wenigen Jahren noch als ein Auslaufmodell, wird sie gegenwärtig angesichts der durch die Finanzmarktkrise ausgelösten wirtschaftlichen Instabilitäten als ordnungspolitisches Leitbild neu entdeckt und propagiert. Insbesondere verschiedene Verlautbarungen der beiden Kirchen betonen die Bedeutung dieses Konzepts als Lösungsmodell der gegenwärtigen Krise, indem sie es als vorbildlich sogar für ein globales wirtschaftspolitisches Ordnungssystem darstellen. Im Sinn einer kritischen Prüfung dieses weitreichenden An- spruchs fragen die Hauptbeiträge des Jahrbuches zum einen nach den kon- zeptionellen Grundlagen, nicht zuletzt nach den konfessionellen Motiven der Sozialen Marktwirtschaft. Darüber hinaus werden die wichtigsten ge- genwärtigen Herausforderungen diskutiert, insbesondere die Probleme einer Regulierung der internationalen Finanzmärkte, die Relevanz des Mo- dells für Länder mit anderen kulturellen Prägungen sowie für die Ebene transnationaler politischer Einheiten und schließlich die Integration des Kriteriums ökologischer Nachhaltigkeit. Auf diese Weise soll geprüft wer- den, inwieweit die mit dem Konzept der Sozialen Marktwirtschaft verbun- denen Ansprüche eingelöst werden können oder ob es sich lediglich um einen legitimatorischen, geradezu beschwörenden Verweis auf eine »Zau- berformel« handelt. Im Dokumentationsteil ist in besonderer Weise auf die erstmalige Verlei- hung des Klaus-von-Bismarck-Preises der Stiftung Sozialer Protestantismus im Frühjahr 2010 an Torsten Meireis hinzuweisen. Der Preis wird im zwei- jährigen Turnus für bahnbrechende sozial- und wirtschaftsethische Arbei- ten verliehen. Wir dokumentieren die Laudatio von Katrin Göring-Eckardt und die Response von Torsten Meireis. Die Herausgabe des Jahrbuchs wird durch das SI der EKD, die Stiftung Sozialer Protestantismus und den KDA unterstützt. Diesen Einrichtungen danken wir ebenso wie den Studierenden Frauke Erdmann und Michael Waschhof für die Mühen des Korrekturlesens und der formalen Anglei- chung der Texte. Die Redaktion dieses Bandes lag bei Sigrid Reihs und Trau- gott Jähnichen. Die Herausgeber/in August 2010 9 gt 08053 / p. 10 / 9.11.2010 gt 08053 / p. 11 / 9.11.2010 Beitrge zum Schwerpunktthema Zauberformel Soziale Marktwirtschaft? Einleitung Traugott Jähnichen / Sigrid Reihs Seit dem Ausbruch der gegenwärtig immer noch anhaltenden Finanzmarkt- krise im Jahr 2008 wird die Frage nach der Gestaltung der Wirtschaftsord- nung in neuer Weise thematisiert, nicht zuletzt weil sich das bis dahin domi- nante Modell einer neoliberalen Gestaltung marktwirtschaftlichen Handelns offensichtlich als in hohem Maße stör- und krisenanfällig erwiesen hat. An- gesichts dieser Situation ist die Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft als ordnungspolitisches Leitbild in neuer Weise wieder entdeckt worden. Insbesondere in den beiden großen Kirchen in Deutschland wird die So- ziale Marktwirtschaft mehrheitlich als Ausweg aus der Krise und sogar als Maßstab weltweiter wirtschaftlicher Entwicklung verstanden. So hat Wolf- gang Huber, damaliger Vorsitzender des Rates der EKD, im Sommer 2008 im Vorwort zur EKD-Denkschrift »Unternehmerisches Handeln in evan- gelischer Perspektive« das Modell der Sozialen Marktwirtschaft als offen für eine gemeinwohlorientierte Weiterentwicklung gewürdigt, so dass »es als Maßstab für die weltweite wirtschaftliche Entwicklung taugt.«1 Im Kern hat Huber die Soziale Marktwirtschaft als eine Wirtschaftsordnung inter- pretiert, in deren Rahmen die Gewinne der Unternehmen gemeinwohlver- träglich und nachhaltig zur Förderung sozialer Stabilität eingebunden wer- den können, um die gesellschaftliche Entwicklung an den »Entwicklungs- und Beteiligungschancen für alle«2 zu orientieren. In ähnlicher Weise hat nahezu zeitgleich der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, in seinem Buch »Das Kapital«3 die Soziale Marktwirtschaft als vor- zugswürdige Alternative gegenüber einem »grenzenlosen Kapitalismus«4 1. Wolfgang Huber, Vorwort, in: Unternehmerisches Handeln in evangelischer Per- spektive. Eine Denkschrift des Rates der EKD, Gütersloh 2008, S. 10. 2. Ebd. 3. Reinhard Marx, Das Kapital. Ein Plädoyer für den Menschen, München 2008. 4. Ebd., S. 31. 11 gt 08053 / p. 12 / 9.11.2010 Traugott Jähnichen / Sigrid Reihs interpretiert. Auch wenn die Mehrheit der katholischen Sozialethiker in den 1950er Jahren und wichtige Vertreter des heutigen Linkskatholizismus eine mehr oder minder große Distanz zur Sozialen Marktwirtschaft formulie- ren5, stellt Marx unter expliziter Bezugnahme auf die Begründer der Sozia- len Marktwirtschaft heraus, dass nur eine moralisch und sozial eingebun- dene Marktwirtschaft, wie es für die Soziale Marktwirtschaft zutrifft, als Alternative zum Marxismus und angesichts heutiger Formen von Ausgren- zung und Ausbeutung insbesondere in der Dritten Welt eine Zukunft haben könne. Die hier exemplarisch genannten Voten von Huber und Marx lassen sich durch eine Vielzahl ähnlicher Stimmen nahezu beliebig ergänzen, wo- bei nicht allein Vertreter der beiden großen Konfessionen, sondern auch Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien sich auf die Soziale Markt- wirtschaft als Leitbild wirtschaftlicher Entwicklung beziehen, nicht zuletzt die Bundeskanzlerin.6 Diese äußerst vielstimmige Bezugnahme auf die Soziale Marktwirtschaft
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