Deutscher Bundestag Drucksache 12/1139 12. Wahlperiode 12.09.91 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Manfred Opel, Robert Leidinger, Gerhard Neumann (Gotha), Hans Büchler (Hof), Dr. Andreas von Bülow, Hans Büttner (Ingolstadt), Gernot Erler, Katrin Fuchs (Verl), Konrad Gilges, Dr. Peter Glotz, Dieter Heistermann, Reinhold Hiller (Lübeck), Erwin Horn, Gabriele Iwersen, Horst Jungmann (Wittmoldt), Susanne Kastner, Walter Kolbow, Horst Kubatschka, Eckart Kuhlwein, Ulrike Mascher, Rudolf Müller (Schweinfurt), Horst Niggemeier, Dr. Martin Pfaff, Dr. Hermann Scheer, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Renate Schmidt (Nürnberg), Brigitte Schulte (Hameln), Erika Simm, Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, Dr. Hartmut Soell, Antje-Marie Steen, Heinz-Alfred Steiner, Uta Titze, Siegfried Vergin, Günter Verheugen, Rudi Walther (Zierenberg), Dr. Axel Wernitz, Verena Wohlleben, Hanna Wolf, Uta Zapf, Peter Zumkley — Drucksache 12/859 — Nutzung der Abrüstungschancen und Vermeidung negativer Abrüstungsfolgen Vorbemerkung troffenen Soldaten und zivilen Mitarbeiter der Bundes- wehr sowie der Stationierungsstreitkräfte zu rechnen. Die SPD begrüßt die Erfolge bei der Abrüstung, die zu Die Überwindung der Spaltung Europas und das Ende mehr Sicherheit für Deutschland und Europa bei des Kalten Krieges führen zu umfangreichen Truppen- gleichzeitig verringerter Rüstung geführt haben. reduzierungen in ganz Europa. Im geeinten Deutsch- land werden die Bundeswehr verringert, die Streitkräf- Es ist das Ziel der SPD, die möglichen positiven Chan- cen der Abrüstung voll zu nutzen und zugleich die mit te der Verbündeten drastisch reduziert und die sowjeti- der Überwindung der negativen Abrüstungsfolgen schen Streitkräfte bis spätestens Ende 1994 vollständig verbundenen Risiken soweit wie möglich zu begren- abgezogen. Diesem ersten Erfolg der konventionellen Abrüstung in Europa können noch in den 90er Jahren zen. Dies bedeutet insbesondere, bestehende Abhän- weitere Abrüstungsschritte folgen. gigkeiten von Regionen und Wirtschaftszweigen abzu- bauen und zukunftsichere Strukturen auf wirtschaft- Da die wesentlichen Teile der Abrüstungsvereinbarun- lichem und sozialem Gebiet zu schaffen. Dabei sind die gen bis Ende 1994 verwirklicht sein müssen, ist mit sozial-, arbeitsmarkt-, regional- und wirtschaftspoliti- erheblichen Auswirkungen auf eine Vielzahl der bis- schen Strukturprobleme vorrangig zu bewältigen. Eine herigen Stationierungsstandorte, die Industrie, die ge- enge Zusammenarbeit des Bundes bei der Problemlö- werbliche Wirtschaft, andere mittelbar betroffene Wi rt sung mit den Ländern, Kommunen, betroffenen Orga- -schaftszweige sowie insbesondere auf die direkt be- nisationen und Verbänden ist unverzichtbar. Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister für Wirtschaft, Klaus Beckmann, vom 10. September 1991 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich — in kleinerer Schrifttype — den Fragetext. Drucksache 12/1139 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode A. Zeitlicher Ablauf und Umfang der Abrüstung — Umwandlung des Dienstverhältnisses eines Berufs- Aufschlüsselung in Jahresschritten (für die Jahre soldaten in das eines Soldaten auf Zeit (SaZ) (maxi- 1991 bis 1995 sowie gegebenenfalls darüber hinaus) mal SaZ 20) in den Jahren 1992 bis 1994; I. Bundeswehr — Reduzierung von Verpflichtungszeiten von SaZ auf freiwilliger Basis in den Jahren 1992 bis 1994. — Welche zahlenmäßige Stärke haben die Streitkräfte (aufgeschlüsselt nach Teil- Die finanziellen Regelungen lehnen sich weitgehend streitkräften, Status und Laufbahnen) ge- an das „Gesetz zur Verbesserung der personellen mäß der derzeitigen Planung im Jahres- durchschnitt? Struktur in der Bundeszollverwaltung" vom 11. Dezember 1990 an. Im Ergebnis erhalten daher die ausscheidenden Solda- Eine nach den Laufbahnen aufgeschlüsselte Planung ten 75 Prozent Ruhegehalt. für die kommenden Jahre gibt es noch nicht. Diese wird wesentlich von der Ausgestaltung des geplanten Soldaten, die aufgrund der reduzierten Altersgrenze Gesetzes über die Verminderung der Streitkräfte (Per- ausscheiden, erhalten neben der Einmalzahlung sonalstärkegesetz) sowie von der Akzeptanz bei den gemäß § 38 SVG (8 000 DM) eine weitere Ausgleichs- betroffenen Soldaten abhängen. zahlung nach folgender Regelung: Vorzeitiges Ausscheiden 1 bis 3 Monate: 1 000 DM 4 bis 6 Monate: 2 000 DM — Wie viele Soldaten (aufgeschlüsselt nach '7 bis 11 Monate: 3 000 DM Teilstreitkräften, Status und Laufbahnen) 12 bis 17 Monate: 4 000 DM des Kernbestandes müssen über den na- türlichen Abgang hinaus durch besondere 4 000 DM stellen die Obergrenze dar. (z. B. gesetzliche) Maßnahmen abgebaut werden? Soldaten, die freiwillig vorzeitig ausscheiden, erhalten ebenfalls 8 000 DM gemäß § 38 Soldatenversorgungs- gesetz und zusätzlich 3 Monate Gehaltsfortzahlung (statt Ruhegehalt), allerdings mit einer Kappungs- grenze von 4 000 DM beim Differenzbetrag von Gehalt und Ruhegehalt. Nach bisherigen Berechnungen muß der Anteil der Berufssoldaten am Kernbestand in der Bundeswehr Im Ergebnis erhalten also auch diese Soldaten (ganz West — also in den alten Bundesländern — von derzeit überwiegend) insgesamt 12 000 DM. 70 600 um rund 10 000 auf 60 600 bis 1995 reduziert werden. Bei normalen Zurruhesetzungen und struktur- Nach den Vorstellungen der Bundesregierung soll das gerechten Ergänzungen wären am 1. Januar 1995 im Gesetz noch in diesem Jahr verabschiedet werden. Überhang: — 2 400 Offiziere des Truppendienstes; — Welche Kosten wird der zusätzliche perso- — 450 Offiziere des Sanitätsdienstes; nelle Abbau der Streitkräfte verursachen? — 4 400 Berufsunteroffiziere; — 450 Offiziere des Militärfachlichen Dienstes wür- Der personelle Abbau der Streitkräfte wird sowohl den fehlen. Mehrkosten verursachen als auch zu Kosteneinsparun- gen führen. Die Mehrkosten entstehen vor allem durch die zeitlich vorgezogene Zahlung von Ruhegehältern, die Kosteneinsparungen ergeben sich durch die Rück- gabe von nicht mehr benötigten Planstellen. — Welche Kriterien sind für die gesetzlichen Für den Zeitraum 1992 bis 1998 entstehen Mehrkosten Maßnahmen zur Verminderung der Streit- von insgesamt 1 117,1 Mio. DM. kräfte (z. B. im vorgesehenen Personal- stärkegesetz) vorgesehen? Die Einsparung beläuft sich auf 1209,9 Mio. DM. Die (Netto-)Einsparung des Gesetzes beträgt somit inner- halb von sieben Jahren 92,8 Mio. DM. Der vom Bundeskabinett am 24. Juli 1991 verabschie- dete Entwurf des Personalstärkegesetzes enthält fol- Es muß darauf hingewiesen werden, daß alle gende Eckdaten: Kostenberechnungen nur dann zutreffen, wenn das Gesetz auch tatsächlich von dem betroffenen Perso- — freiwilliges Ausscheiden in den Jahren 1992 bis nenkreis in ausreichender Anzahl in Anspruch genom- 1994 für Offiziere des Truppendienstes, des Militär- men wird. musikdienstes, des militärgeographischen Dienstes und des Sanitätsdienstes ab 50 Jahren; für Offiziere des militärfachlichen Dienstes und Unteroffiziere ab 1. Bundeswehr-Verwaltung 48 Jahren; — In welchem Zeitraum ist die parallel vorzusehende Reduzierung des Zivil- — um ein Jahr reduzierte besondere Altersgrenzen personals der Bundeswehr vorge- von 1993 bis 1998 mit flexibler Anwendung; sehen? Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/1139 Die zeitlichen Planungen für die Reduzierung des Angaben zur durchschnittlichen Personalstärke bezo- Zivilpersonals der Bundeswehr gehen derzeit von gen auf die geplante Streckung des Anpassungszeit- einem Anpassungszeitraum bis zum Jahr 2000 aus. raumes bis zum Jahre 2000 sind daher z. Z. noch nicht Dieser, gegenüber dem militärischen Bereich (der ist möglich. nach außenpolitisch bedingten Vorgaben im wesentli- chen bis 1995 neu zu strukturieren) verlängerte Redu- zierungszeitraum ist erforderlich, da die Organisation — Wie viele zivile Mitarbeiter der Bun- der Wehrverwaltung und damit der zivile Personalum- deswehr (aufgeschlüsselt nach Status und Laufbahnen) müssen über den na- fang wegen der Unterstützungsfunktion für die Streit- türlichen Abgang hinaus durch beson- kräfte, der Abhängigkeit von deren Strukturen und der dere (z. B. gesetzliche) Maßnahmen Notwendigkeit entsprechender Abwicklungsarbeiten abgebaut werden? mit Schwerpunkt erst nach 1995 zurückgeführt werden kann. Um den Personenkreis, der über die natürliche Fluk- Die Streckung der Personalverringerung gewährleistet tuation hinaus durch (z. B. gesetzliche) Maßnahmen einen sozialverträglichen, die Interessen der betroffe- abgebaut werden muß, zahlenmäßig näher bestimmen nen Mitarbeiter weitgehend berücksichtigenden An- zu können, müssen alle endgültigen Standortentschei- passungsprozeß. dungen vorliegen. Danach ergeben sich in erster Linie die maßgebenden Faktoren, wie z. B. Darüber hinaus ist die Reduzierung des Zivilpersonals parallel zur Streitkräfteverringerung auch deshalb — welcher Standort ist betroffen; nicht möglich, da die Struktur des Zivilpersonals, im — ist eine Aufgabe oder Teilaufgabe beabsichtigt; Gegensatz zu den Streitkräften, durch Dienstverhält- — welches Personal (quantitativ und qualitativ) ist be- nisse auf Lebenszeit (Beamte) bzw. unkündbare troffen; Arbeitsverhältnisse (Arbeitnehmer) geprägt ist. — welche Einsatzalternativen (vor allem wohnort- nahe) stehen zur Verfügung; — welchem Personal kann aus sozialen Gründen — Welche zahlenmäßige Stärke haben keine wohnortferne Unterbringung zugemutet die zivilen Mitarbeiter der Bundes- wehr (aufgeschlüsselt nach Status und werden. Laufbahnen) gemäß der derzeitigen Planung im Jahresdurchschnitt? Als Anhaltsgröße
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